Verstehe den physikalischen Ehrgeiz dabei null.
Hallo Schnabelrock et al.,
ja, das glaube ich Dir gerne.
Deshalb werden ja auch nicht alle Menschen Physiker.
Ich möchte aber immerhin zu bedenken geben (wieder 'ne "Formel"
), dass:
Gitarrenvirtuose ≠
Gitarrenbauer
Klaviervirtuose ≠
Klavierbauer
usw.
Beziehungsweise: ein Gitarrist muss keine Gitarre bauen können und ein Pianist muss kein Klavier bauen können. Einverstanden.
Was mich am Ausgangs-Filmchen etwas störte: dann sollen sie aber auch ihren Mund halten und spielen, statt den Gitarrenbauern indirekt vorzuhalten, sie seien ein wenig blöd.
Und: all die wunderbaren Instrumente, die wir heute haben, wäre ohne Grundlagenforschungen etwa eines
Pythagoras, der die Teilungsgesetze von Saiten systematisch erforschte, oder viel später eines
Marin Mersenne, nicht denkbar.
Das ist z. B. angesichts der unterschiedlichen Anpressdrücke doch hart egal. Und wie gesagt, wenn Frampton, Betts und Moore damit zurecht kommen, wirds für mich schon gut genug sein.
Diese vielen weiteren Einflussgrößen hatte ich ja auch erwähnt und gesagt (auch das ist eine physikalisch untermauerbare Tatsache), dass die "Fehler" der Theorie eigentlich lächerlich gering sind und von vielen anderen Einflussgrößen überlagert werden.
Und bedenke bitte ebenfalls:
Um eine Gitarre spielen zu können, muss man nicht wissen, wie sie funktioniert.
Um ein Auto fahren zu können, muss man nicht wissen, wie es funktioniert.
Um in einem Haus zu wohnen, muss man nicht wissen, warum es nicht in sich zusammenfällt.
Um mit einem Computer zu spielen, muss man nicht wissen, wie er funktoiniert.
Und so weiter, und so weiter.
Würde sich aber niemand für die naturwissenschaftlichen Hintergründe interessieren, hätten wir heute nichts von alledem und würden noch in Höhlen oder zumindest primitiven Hütten hausen.
Theorie und Praxis
Es ist tatsächlich so, dass die gezeigten theoretischen Berechnungen auf der Annahme von "idealen Saiten" beruhen.
Aber immerhin erlaubt es schon diese vereinfachende Annahme, die zu beobachtenden Effekte (unterhalb des 12. Bundes leicht zu tief, oberhalb des 12. Bundes immer deutlicher zu hoch) zu erklären, das ist doch schon mal was, nicht?
Zur Ehrenrettung der Gitarrenbauer: Die vereinfachte Formel funktioniert bei den traditionellen Darmsaiten besser als mit relativ steifen Stahlseiten.
Ich hatte aber das Thema "Inharmonizität" der Saiten (Materialsteifigkeit) bewusst ausgespart - dieser Effekt ist ja bei Gitarren aufgrund von Länge/Spannung/Durchmesser weitaus geringer als bei Klavieren.
Das alles wissen aber auch die Instrumentenbauer (und Physiker) und versuchen alles, durch teils empirische leichte Korrekturen auszugleichen. Aber all das hätte bei einer Plauderei im Biergarten wohl deutlich zu weit geführt.
Ich gönne es, Dir, dass Du "reich" bist
, aber viele Gitarristen unter uns müssen sich auf das billigere Produkt einer CNC-Fräse beschränken, und was die macht, ist eben doch wieder nur eine "Rechenübung", wie Du so schön sagst.
Zum Abschluss:
Newton hat mit seiner Mechanik zweifellos die Welt revolutioniert.
Nach Deiner Logik hätte er sagen können: "Ist mir doch Wurst, warum und wie der Apfel fällt - Hauptsache, er kommt irgendwann irgendwie runter und er schmeckt!".
Und gerade die Beschränkung auf das Wesentliche (erst mal (!) ohne Reibung, ohne Luftwiderstand usw.) ermöglicht das Erkennen von grundlegenden Zusammenhängen. Und der Vereinfachungen ist man sich natürlich bewusst.
Alles andere ist Alchimie.
Viele Grüße und Prost
Torsten