... was bisher vielleicht noch nicht ausreichend thematisiert wurde, ist das Thema Psychoakustik.
Das, was man hört (oder zu hören meint), hängt ja zum nicht geringen Teil davon ab, was sich gerade im Kopf so abspielt.
Wenn ich erwarte, dass etwas "irgendwie" unharmonisch klingt, dann werde ich das auch irgendwann hören.
Umgekehrt ist es genauso, da spielt es auch keine Rolle, wenn der Tuner einen Wert anzeigt, der ein oder zwei Cent daneben liegt.
Ich kann mich zum Beispiel noch gut daran erinnern, wie ich als Keyboarder, der in der Regel perfekt gestimmte digitale Instrumente spielte, mit der Gitarre angefangen habe.
Irgendwie passten manche Töne und Harmonien scheinbar nicht so richtig.
Und da ich wusste, wie es sich mit der Stimmung von Saiteninstrumenten und Saitenschwingungen verhält, habe ich dann versucht, meine erste Gitarre so lange einzustellen, bis sie zumindest in manchen Lagen ziemlich exakt funktionierte.
Leider habe ich schnell gemerkt, dass es dann in anderen Lagen nicht mehr so ganz genau stimmte.
Und noch später habe ich bemerkt, dass das eigentlich gar keine große Rolle spielt, und dass ich mich mit dem ganzen Feintuning nur selbst verrückt mache.
Heute stelle ich eine Gitarre einmal ein, wenn ich neue oder andere Saiten aufgezogen habe und fertig.
Statt zu messen, spiele ich lieber und wundere mich im Nachhinein manchmal darüber, worüber ich mir am Anfang den Kopf zerbrochen habe.
Ich glaube, das ist so wie es Paul Watzlawik in Bezug auf Tinnitus bei gesunden Menschen beschreibt:
Wenn man lang genug hinhört, dann hört man auch was. Der eine dies und der der andere das - je nach Erwartungshaltung.
Die Frage ist, ob es sinnvoll und hilfreich ist, so lange Zeit hinzuhören, bis man die eigenen (Vor-)Urteile bestätig bekommt und dann das hört, wonach man gesucht hat.
Weil: "Irgendwas is immer!" Wenn man dem jedes Mal nachgehen wollte, kommt man zu nix mehr