Alter Schwede, ohne das Internet würde niemand auf die Idee kommen so einen Quark zu diskutieren
Echt? Du warst noch nie in einer Kneipe?
OK, da geht es dann eher um wichtigere Dinge wie beispielsweise darum, ob 1983 das Tor im im Spiel A gegen B in der 53. oder der 54. Minute gefallen ist...
Ich reg mich doch auch nicht auf, wenn da steht "Ingolstadt 93 km" und dabei sind es 93.762Meter23. Bei 5°C gemessen, weil das vielleicht auch noch einen Unterschied macht. Who cares?
Danke für dieses wunderschöne Beispiel!
Das lässt sich ja geradezu perfekt auf unser Bundierungsproblem abbilden.
Ich bin völlig einer Meinung mit Dir, dass es bei einem Weg von 93 km nicht mehr auf die letzten 700 Meter ankommt, das wäre ja auch albern.
Übertragen auf die Gitarre an sich: So kleine Abweichungen hört - für sich gesehen - eigentlich kein Schwein.
Intonationsprobleme (die prinzipiell
alle akustischen Instrumente haben) fallen isoliert betrachtet meist kaum auf.
Rein musikalisch gesehen aber - ohne böse/unnötige Berechnungsversuche - wird Dir jeder Musiker bestätigen, dass die Schwierigkeiten eher im
Zusammenspiel mit anderen Instrumenten bestehen.
Dein Ingolstadt-Beispiel aus anderem Blickwinkel
Nehmen wir nun an, Du willst dich in Ingolstadt mit Deiner Frau treffen.
Die wartet aber leider 700 m weiter (die ja bei der langen Anreise von 93 km bekanntlich nicht ins Gewicht fallen) vergeblich auf Dich und der Ehekrach ist vorprogrammiert.
Mathematisch gesehen: Die nur 700 m Differenz der langen Strecke führen trotzdem dazu, dass Ihr Euch verpasst.
Übertragen auf die Gitarre
Ob bei einer schwingenden Saitenlänge von zig Zentimetern ein Millimeterbruchteil fehlt oder nicht, fällt auch kaum auf, klar.
Vergleichen wir aber nun eine Vintage Gibson mit den "falsch" angeordneten Bünden und ein bis auf korrekte Bundanordnung gleiche zweite Gitarre.
Wenn beide gemeinsam das im Film genannte h im 19. Bund der hohen e-Saite spielen, dann überlagern sich die beiden Töne und es kommt zu einer Schwebung (diesen Effekt nutzt man ja auch zum Stimmen nach Gehör).
Jetzt kommt der Zusammenhang: Die Schwebungsfrequenz entspricht der
Differenz der beiden klingenden Frequenzen. Das passt wie gesagt perfekt zum Ingolstadt-Beispiel, wo es auf die Differenz der beiden Strecken ankam.
Zur Quantifizierung (das kannst Du überlesen, wenn Du es pauschal ablehnen möchtest):
Bei der neu bundierten Gitarre klingt das genannte h mit ca. 990 Hz.
Die originale Vintage-Version ist im 19. Bund lächerliche 5 ct zu hoch, deshalb klingt das h auf dieser Gitarre mit ca. 993 Hz.
Ergebnis: Eine sehr deutlich hörbare und evtl. störende Schwebung von 3 Hz!
Im Zusammenspiel können solche leichten Intonationsprobleme also
deutlich auffallen.
Das können auch Physik-Verweigerer nicht überhören.
Und es ging eigentlich auch nur um den Unterschied zwischen traditioneller und moderner Bundierung.
Hierzu spielen auch, bei sonst gleicher Gitarre, die genannten Einflussgrößen wie Saitengeometrie (erhöhte Spannung beim Niederdrücken), Inharmonizität durch Steifigkeit, Dicke usw. keine Rolle, den das ist ja bei beiden Gitarren alles gleich.
Zumindest sollte man bei solchen Experimenten immer nur einen Parameter variieren, sonst kann man ja nicht sicher sein, was sonst noch so alles mit reinspielt.
Deshalb gibt man in Naturwissenschaften bei Vergleichen auch immer die Rahmendaten mit an. Sonst besteht halt keine echte Vergleichbarkeit. Das mag pedantisch klingen, hat aber seine Berechtigung.
Der eigentlich vakuumverschweißte Käse kullert auf dem Watzmann in der Folie herum. Da spielt eben der Luftdruck eine Rolle, auch, wenn Dir das als Laie unwichtig erscheint.
Beispiel Blasinstrumente
Die haben ja auch prinzipiell immer Intonationsprobleme - aber versierte Spieler können das durch den Ansatz ausgleichen.
Somit klingt eine Laienblaskapelle unter Umständen unprofessionell und schräg, während Könner
auf den selben (theoretisch unvollkommenen) Instrumenten einen perfekten Sound abliefern.
Fazit: ein Frampton oder Bukovac klingen auf einer billigen 79-Euro-Les-Paul-Kopie besser als ich auf einer 20.000-Euro High-End-Gibson.
Und da sich beim Niederdrücken der Saite notgedrungen die Saitenspannung und somit die Frequenz erhöht, finde ich es gar nicht schlecht, wenn die Bünde theoretisch ein wenig zu tief angeordnet sind, um das wieder auszugleichen.
Das geht bis zum 12. Bund ja sehr gut und weiter oben ist sowieso Solo-Bereich mit viel Bending, Vibrato usw.
Wenn dann noch alles recht schön angezerrt ist - hast Du recht: who cares.
Was die Lebensrealität angeht, halte ich übrigens eine gnadenlose Strafe bei Fristüberschreitung um eine Sekunde beim Einwurf der Steuererklärung um 0:01 Uhr des Folgetages für unbeschreiblich viel alberner, schikanöser und, mit Verlaub, idiotischer als (auch von "Nicht-Physikern") hörbare Intonationsprobleme. Aber das ist ja für Verwaltungsfachangestellte und Juristen wiederum völlig normaler Alltag.
So ist das Leben eben...
Viele Grüße
Torsten