Was ist aus der Gitarristen-Szene geworden, wie hat sie sich entwickelt?

  • Ersteller guitar-slinger
  • Erstellt am
Werden da Dinge verlernt, oder blind nachgeplappert (Stichwort: "urban myths")?

Sogar diejenigen, die Millionen Dollars mit ihrem Gitarrenspiel verdient haben plappern blind nach und damit meine ich noch nicht einmal das Gerede über den neuesten heissen Scheiß, den sie aus Werbevertragsgründen an andere Gitarristen bringen wollen.

Fakt ist, in jedem Bereich (egal welches Hobby oder welcher Beruf wo es um Produkte geht) existieren dank Fachmagazinen, Internetforen, Vereinen und Interessengemeinschaften Echo-Kammern, in denen jenseits von Wissenschaft im Dauerreplay Weisheiten wiedergekaut werden, die nicht selten auch im Interesse der Händler und Hersteller liegen, weil sie sich oftmals strikt an deren Preiskalkulationen klammern.

Warum hat sich eurer Meinung nach alles so geändert, wie es sich geändert hat?

Früher war einmal weniger Business in der Sache. Man ging sich zwar aus Gründen der Alternativlosigkeit teure Gitarren und Amps kaufen, für nicht wenige Karrieren reichte eine einzige E-Gitarre und ein Amp aus, konzentrierte sich aber anschließend auf das Wesentliche: Musik machen. Soundveränderungen waren Spielerei, so entstand die heutige E-Gitarrenmucke, weil viel experimentiert wurde.
All das was heute die Produktvielfalt der Hersteller ausmacht, in der sich gerne schon Anfänger lieber verlieren als an besserer Spieltechnik zu feilen, ist zum Teil über Jahrzehnte der Rockmusikentwicklung mitgewachsen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Bei meinem Sound geh ich ehrlich gesagt nicht von irgendwelchen Vorbildern aus, sondern von den Songs, da müssen die passen. Dass ich da wahrscheinlich eher musikalisch konservativ bin, liegt wohl an meiner Sozialisation mit der entsprechenden Musik.

Jupp. An Hendrix oder Fripp komme ich eh nicht ran, und auf meinen angestammten Gebieten, Akustikgitarre und Bass, habe ich die Instrumente, die zu meinen Vorstellungen der Musik und zu meiner Spielweise gut passen. Dass ich da wahrscheinlich eher musikalisch NICHT konservativ bin, liegt wohl an meiner Sozialisation mit der entsprechenden Musik;-) (Eine Kindheit und Jugend in den 1960er und 70er Jahren mit Jazz, Ethno etc.)
 
Es gibt eine Gitarristen-Szene? Naja, die kommen ganz bestimmt auch ohne mich sehr gut zurecht. Und umgekehrt. Einmal bin ich ja ein halber Bassist, andererseits auch ein völliger Ignorant gegenüber irgendwelchen klanglichen Modeerscheinungen, daher wäre ich einfach kein gutes Mitglied einer solchen Szene. Ich mag bzw. zu meiner Spielweise passen am besten altmodische Sounds wie Fender Clean, Vox Clean, den Crunch von Fenders, Plexis und Vöxen sowie der Boogie Mk IIc Lead. Bis auf den Plexi-Crunch gibt der Boogie Mk V mir all dies, und den Amp mit diesem Crunch werde ich mir von jemandem bauen lassen, dessen Name nicht wirklich als obercool gilt. Die jeweils gespielte Soundpalette wird sowieso immer auf das musikalische Projekt abgestimmt und ist - das muss man leider zugeben - für das Projekt gar nicht mal sooo wichtig. Nur für den eigenen Spass und evtl. die bestmögliche Inspiration des Spielers.

Und bei den Gitarren? Ich habe da ein paar gute Namen auf div. Kopfplatten stehen, aber eigentlich betrachte ich das momentan alles nur als Testobjekte und Vorbereitung für das, was ich mir bauen lassen will. Ich denke, ich habe endlich begriffen (oder habe es zumindest auf eine sehr überschaubare Palette einengen können), was für Arten von Gitarren ich spielen will, und die muss ich mir leider tlw. bauen lassen. Oder vorhandene Instrumente (ganz ohne coolen Namen auf dem Headstock) so modifizieren lassen, wie ich das haben will.

Und nun zu meiner persönlichen Achillesferse, das sind solche Ausdrücke wie True Bypass, Transparenz, etc. Lange Zeit wollte ich das einfach "richtig" machen (als Ingenieur stehe ich auf saubere Konzepte und Lösungen). Aber "richtig" klingt gar nicht immer am besten oder ist nicht immer am zweckmäßigsten. Nehmen wir als Beispiel mal ein Fossil wie den Phase 90: Der erzeugt bei Aktivierung neben dem Phasing einen leichten Mittenboost und eine leichte Verzerrung. Ist das gut im Sinne von "rein" oder "richtig"? Hell, no! Aber ist das zweckmäßig und hilft Dir, Dich in dem Chaos auf der Bühne durchzusetzen? Ja, und das gradezu perfekt! Anderes Beipiel: Der Mittenboost des TubeScreamer ist mir in der Theorie ein Graus, praktisch finde ich das im Zusammenspiel mit einem Röhrenamp super (bei den Transistoramps, an denen ich ihn bislang probiert habe, klingt der TS mMn langweilig). Da hat bei mir also endlich ein Umdenken, ein Lernprozess angefangen, und da habe ich auch noch einen weiten Weg vor mir.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Naja, ich denke heute auf Grund von Internet usw kann man immer und überall alles lesen, suchen, sehen, hören etc.pp. Der Haptische Weg, einfach mal in den einen Musikladen fahren und gucken was es neues gibt, den gibts nicht mehr. Man wird überflutet mit allem möglichen an Kram, mit Halben oder noch weniger Wahrheiten verwirrt um noch mehr zu konsumieren. Irgendwann wird man reduzierter, hat das was man braucht und spielt einfach. Kopf aus-kabel rein. Da ich mich noch nie wirklich für Technik etcpp interessiert habe (vermutlich auch mangels Können) muss bei mir einfach alles funktionieren. Wie, ist mir egal. Ich entscheide ganz einfach nach dem Klang, schraube keine Geräte auf und gucke was drin ist oder lasse was verändern. Entweder gefällts, oder nicht. Bei Gitarren bin ich auch eher "Klassisch" unterwegs. Vermutlich 7ender Opfer, aber mehr als ne Tele brauche ich nicht wirklich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Der Haptische Weg, einfach mal in den einen Musikladen fahren und gucken was es neues gibt, den gibts nicht mehr.
Natürlich gibt es den. Ich machs auch wenn ich die Zeit dazu finde.
Es ist aber heute deutlich einfacher, sich auch über Produkte zu informieren, die nicht in meinem Laden geführt werden - und auch das mache ich gerne, aber eher gezielt zu "meinen" Firmen und Produkten.
Im Laden nehme ich eher mal ne Ibanez in die Hand, als dass ich mir News zu der Firma gebe z.B.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
1. Bin ich Lefthand und 2. Gibts hier in der Nähe keinen Laden :)
Also, für mich isset schwieriger aber auch einfacher geworden. Zugegeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Bin ich Lefthand
Das war nie besonders geil was die Modellauswahl angeht :)
2. Gibts hier in der Nähe keinen Laden
Zugegeben, es sind weniger geworden. Aber die kleinen haben oft eh nie viel vom letzten Shit gehabt, sondern immer nur ne kleine Auswahl, die je nach Laden auch öfters mal länger liegen blieb...

Überleg mal, früher gabs kaum Läden die Importware gehabt haben, da warste glücklich über die eine gebrauchte überteuerte Fender Strat die irgendwo hing :)
 
Die Welt drumrum hat sich geändert.

In der heutigen Pop-Musik - und machen wir uns nix vor, (E-)Gitarren waren immer ein Phänomen der populären Musik - spielen Gitarren und Gitarristen eben kaum noch eine Rolle. NA KLAR (bevor jetzt alle schreien) gibt es Ausnahmen, und es gibt gute Gitarristen unter den aktuell beliebten Künstlern, aber sie werden eben nicht mehr als solche wahrgenommen. Verzerrte Gitarren, Soli, der Grundstock ohne den lange nix ging, sind jetzt eben Nische oder Oldie oder gezielt platziertes Beiwerk. Songs schreiben und aufnehmen und live spielen geht auch ohne. Die Mega-Stars von heute holen sich keinen Flitzefinger-Gitarristen für das kurze Solo im nächsten Hit, sondern den vermeintlich richtigen Producer für Sound oder Inspiration oder den richtigen Partner für das Feature.

Hat die Welt gemerkt. Die Gitarristen-Szene offenbar nicht. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Überleg mal, früher gabs kaum Läden die Importware gehabt haben, da warste glücklich über die eine gebrauchte überteuerte Fender Strat die irgendwo hing :)
Ja, aber da hing wenigstens noch eine :) Heute, in den kleinen Läden bzw dem Laden den es mal gab, gab es die Marke nicht mehr. Auch die andere Grosse mit dem G nicht, weil die Mindestmengen/Summen aufrufen. Von daher. Aber meien erste Gitarre war uch ne umgespannte RH. Sogar ne Ibanez, Artist, 1982er Baujahr oder so :) Hängt immer noch zu hause. Ich vergesse nie, es war um 1996, Frankfurter Musikmesse. Dort gabs KEINE Lefthandgitarre zum testen-soweit ich mich erinnere. Verrückt. Dafür hab ich Slash die Hand geschüttelt-war mir damals sogar wichtiger :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich vergesse nie, es war um 1996, Frankfurter Musikmesse. Dort gabs KEINE Lefthandgitarre zum testen-soweit ich mich erinnere. Verrückt.
Siehste, war auch nicht besser damals ;)
 
afür hab ich Slash die Hand geschüttelt-war mir damals sogar wichtiger
Und dann die Hand wohl lange nicht mehr gewaschen. :evil:
Ist so wenigstens etwas von seinem Können auf dich übergegangen? :gruebel:

Hat die Welt gemerkt. Die Gitarristen-Szene offenbar nicht. ;)
Und noch mal - welche Szene? Nicht mal die hier versammelten Gitarristen sind eine solche und schon gar nicht immer einer Meinung. Und ich glaube die meisten von uns wissen über den Stellenwert der E-Gitarre in der Mainstream Musik Bescheid. Aber das irritiert mich doch nicht, ich wollte immer schon anders sein als die Mehrheit. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hier in Frankfurt/M besteht die Gitarristen Szene aus den gleichen Verdächtigen wie schon die letzten 20 oder 30 Jahre, so nehme ich es jedenfalls war. Einige findest du quasi auf jeder Session die stattfindet, andere spielen seit Jahren in den gleichen Bands, zu letzteren zähle ich mich.

Was Gitarren anbelangt besitze ich von Fender und Gibson im Moment nur Klampfen der Jahrgänge 1955 - 1973. Alles was neueren Datums war, ob Signature, Custom Shop oder gar Masterbuild, habe ich wieder verkauft. Daneben sind in meinem Besitz eine Reihe von Instrumenten lokaler und kleinerer Gitarrenbauer wie Mathias Schindehütte, Lars Riemer, Nik Huber, Gerhard Schwartz, Nikolai Tomas, Rock'n Roll Relics oder Erik van de Haar. Alles super Instrumente die den modernen Anforderungen wie Stimmstabilität etc. natürlich bestens Rechnung tragen.

Akustisch setze ich auf Martin, Taylor und Larsson, was Amps anbelangt bin ich auch traditionell mit Röhre unterwegs.

Natürlich ist die Szene hier in Frankfurt mittlerweile sehr ausgedünnt. Kontakte untereinander bestehen recht wenig, so meine persönliche Wahrnehmung, was aber auch an den mittlerweile sehr stark eingeschränkten Auftrittsmöglichkeiten liegt.

Tja, wo wird die Reise hingehen ? schwer zu sagen, so lange es im Rhein-Main Gebiet kaum Proberäume gibt und noch weniger Möglichkeiten sein Können auch mal zu präsentieren.
 
Siehste, war auch nicht besser damals ;)
Heute ists ja viel besser, zumindest online :)
Und dann die Hand wohl lange nicht mehr gewaschen. :evil:
Ist so wenigstens etwas von seinem Können auf dich übergegangen? :gruebel:
Nein, so schlimm war es nicht. Leider ist auch sein Können nicht übergegangen. Aber er ist anscheinend immer noch so ein "Gitarrenheld". Nicht für mich, aber diese typischen Gitarristen, die warum auch immer so aus der Masse stechen - also so extrem wie Slash, Page, Hendrix, etc - gibts ja kaum noch. (Das soll kein Vergleich sein, nur eine wahllose Aufzählung)
 
<...> aber diese typischen Gitarristen, die warum auch immer so aus der Masse stechen - also so extrem wie Slash, Page, Hendrix, etc - gibts ja kaum noch.

Woher auch? Gitarrenmusik ist im Moment nicht besonders angesagt, und generell tut sich in der "gitarrennutzenden Populärmusik" wenig Neues. Das heißt nicht, dass es heute keine guten Gitarristen gibt, aber es passiert eben wenig, das sich nicht direkt auf leuchtende Vorbilder bezieht und insofern wirklich (wertfrei) innovativ ist. Bei den Akustikern sind seit einigen Jahren percussive Techniken gefragt, aber die gibt es ja nun auch schon seit 35+ Jahren.
 
dass es heute keine guten Gitarristen gibt
Hab ich auch nicht behauptet. Sogar mehr als man denkt. Vor allem sind es eben nicht mehr diese Marken-Zugpferde wie damals. Slash spielte Marshall+Gibson. Das wusste jeder, auch ohne Internet :)
 
Das heißt nicht, dass es heute keine guten Gitarristen gibt, aber es passiert eben wenig, das sich nicht direkt auf leuchtende Vorbilder bezieht und insofern wirklich (wertfrei) innovativ ist.
Egal welche Generation man sich anguckt, alle Gitarristen, auch die großen Helden, hatten ihre Vorbilder die man auch raushört.
Viel relevanter ist halt, dass keine neuen großen Vorbilder geschaffen werden, weil die tollen Gitarristen (ob technisch oder musikalisch) eben nicht mehr in den Medien an jeder Stelle gepusht werden, sondern sich nur in ihrem kleinen Bereich bewegen.
So ein Tosin Abasin z.B., der ja auch durch viele Endorsments und Zeitschriften publik gemacht wurde, bleibt mit seiner Musik im Randgebiet.
 
Von dem ich bis jetzt nur in diesem Forum gehört habe.
Ich noch nie. Vermutlich dem Genre, in dem man sich bewegt, geschuldet. Aber heute ist auch eben viel mehr "Los" durchs Internet, Soziale Medien usw. Man bekommt ja so viel input, das kann man sich gar nicht alles merken oder eben Musiker so platzieren wie vielleicht noch vor 20-30 Jahren. Da gabs ne Zeitschrift die man sich vielleicht kaufte, weil jemand vorne drauf war. Oder Poster hingen im Musikladen, wo man sich seine Cds kaufte. Oder auf MTV oder so lief was von der Band etc.pp. Schwierig.
 
Ist eben technisch versiert, aber nicht massentauglich.
That's my point.
Es gab die 50er Jahre Rock'n'Roll-Era, die 60er Folk-Revival und Hippie-Era, die 70er Classic Rock und Singer-Songwriter-Era, die 80er Hardrock und Hairband-Era, die 90er Grunge-Era, aber ab den Nuller-Jahren (circa) kommen die grossen "Eras" der Pop-Musik eben (im Gegensatz zu vorher) ganz prima ohne den klassischen E-Gitarristen als Fundament des Band-Sounds aus.

(Bevor wieder alle auf die Palmen gehen: Klar, es gibt noch Gitarrenmusik. Es gibt auch Country/Folk/Americana/etc, es gibt eine riesige Metal-und-Subgenre-Subkultur, ein neues Album von Metallica oder Rammstein ist auch mal wieder oben in den Charts, aber ... naja, schaut euch die 2018er Top 100 der großen Pop-Länder USA/UK und meinetwegen DE an und es wird klar, was ich meine).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben