OneStone
HCA Röhrenamps
Aha! Da triffst Du mit 2. genau so einen Punkt, der in diesen Auseinandersetzungen oft unter die Räder kommt, nämlich dass auch die Techniker letztlich subjektiv argumentieren. Denn nichts anderes ist es, nur ganz bestimmte Parameter - vorzugsweise die leicht zu messenden - heraus zu greifen, um an diesen alles fest zu machen. In sofern ist es gegenüber dem Hörvergleich mindestens genauso unwissenschaftlich, zu sagen, alle Unterschiede müssten halt auf Kapazitätstoleranzen zurückzuführen sein. Mir geht es übrigens ähnlich wie dem TE, auch mir erschienen die Unterschiede im Klangcharakter deutlicher, als ich es erwartet hatte. Und dabei ging es gar nicht mal so sehr um den geregelten Frequenzbereich, der wohl vom Kapazitätswert im Zusammenwirken mit den PUs und Potis bestimmt wird; es war etwas ganz anderes, das für mich entscheidend war.
Das ist richtig. Daher bestreite ich ja nicht, dass es relevante Parameter gibt (Nichtlinearitäten des Dielektrikums, Isolationswiderstand, Reiheninduktivität, damit einhergehende Resonanzen, ESR...) und natürlich bestreite ich auch NICHT (ausdrücklichst nicht) dass es am einfachsten ist, nur die Kapazität zu messen und mit dieser zu argumentieren.
Viele tun das, aber diese Praxis, alle Eigenschaften eines Bauteils an EINEM oder wenigen, einfach messbaren Parameter festzumachen, kann mehrere Sachen bedeuten:
1) Der Messende/Erklärende hat nicht verstanden, was die anderen Parameter bedeuten, d.h. sein Wissen reicht zur korrekten Interpretation dieser Daten nicht aus und daher ignoriert er sie.
2) Er kann diese Größen nicht messen und daher ignoriert er sie.
3) Die Parameter sind objektiv (!) gesehen nicht relevant.
Wenn wir hier über Kondensatoren reden, dann ist/sind:
- der ESR nicht relevant, weil der bei brauchbaren Kondensatoren bei einigen mOhm bis Ohm liegt (das ist einige 1/1000 bis einige 1/100000 unter den anderen Impedanzen in der Gitarre!)
- die Eigenresonanz(en) nicht relevant, weil diese fres bei einigen hundert kHz bis MHz liegt (das L eines guten Kondensators ist SEHR klein)
- die Nichtlinearität der Kapazität nicht relevant, da diese bei Folienkondensatoren (!) bei den hier auftretenden Spannungen von maximal einigen Volt (und das auch nur bei hartem Anschlag, also Attack, sonst deutlich unter 1V) nicht zum Tragen kommt. Bei Keramikkondensatoren oder Folien-Cs in Röhrenverstärkern mit hohen DC-Polarisationsspannungen (Auskoppelkondensatoren) und/oder AC-Spannungen ("arbeitende" Hochpässe, Tiefpässe) ist das was anderes, aber das steht ja hier teils auch schon drin. Hier ist die Begründung dafür...
- die Parasitärkapazität zum Gehäuse usw (falls das leitfähig ist...) nicht relevant, weil das nur ein paar pF sind, die man bei 22 - 100 nF vernachlässigen kann. Ein Gitarrenkabel, das 10cm kürzer ist, hätte eine ähnliche Wirkung.
So und was bleibt jetzt übrig? Kleinsignalbetrieb ohne nennenswerten Strom, ohne nennenswerte Signalspannung, ohne jegliche Polarisationsspannung, in einer Umgebung mit Impedanzen im zwei-bis dreistelligen kOhm-Bereich?
Die Kapazität des Kondensators.
Natürlich kann es sein, dass auch andere der genannten Parameter Einfluss auf den Klang der Schaltung haben, aber wenn irgendeiner der Parameter (ESR, fres, L, Nichtlinearitäten) in einer Gitarrenschaltung zum Tragen kommen sollten, dann ist der Kondensator schlicht Müll. Und ein so schlechter Kondensator ist mir einfach noch nicht untergekommen.
Ich kann die ganze Kritik durchaus verstehen. Mir ist klar, dass hier viele Leute Zeit damit verbringen Anderen zu helfen. Das machen viele ohne einen persönlichen Nutzen daraus zu ziehen. Solche Leute haben mir selbst bereits unzählbar oft geholfen und dafür bin ich auch sehr dankbar. Auch bin ich mir im klaren darüber, dass viel Ziet investiert wird um sozusagen wissenschaftlich haltbare Ergebnisse niederzuschreiben (z.B. Guitarletter).
Ich verstehe auch, dass diese Leute sich auf die Füße getreten fühlen, wenn sie so etwas lesen. Da werden sich viele die Frage gestellt haben, warum man sich die Arbeit macht und Dinge "RICHTIG" erklärt, wenn so ein "Dantler" mit seinen Halbweisheiten daherkommt und in blumiger Sprache seine Halbweisheiten (wenn überhaupt Halbweisheiten) verbreitet.
Ah mei... diese "Dantler" sind für mich ja kein Problem, nur kann ich diese "ich habe was probiert, habe keine Ahnung, warum es so ist und will es aber auch nicht wirklich wissen" Threads einfach nicht mehr lesen, aus den im letzten Beitrag genannten Gründen. Und das ist NICHT persönlich gemeint, sondern generell!
Dummerweise klang dein Thread hier genau so...
Ich wollte lediglich aufzeigen, dass man durch rumprobieren im Cent Bereich durchaus was an seinem Sound verändern kann. Woher das kommt, wieso das so ist, ob es an den Toleranzen, am Material oder an irgendwas Anderem liegt war für mich völlig nebensächlich.
(...)
Ich wollte also damit lediglich sagen, dass wenn sich jemand ein paar Kondensatoren bestellt und etwas rumprobiert, KANN er eventuell den Sound damit beeinflussen. Wieso das so ist, wollte ich damit nicht erklären, WEIL ICH ES NICHT ERKLÄREN KANN. Nur manchen von uns reicht das Wissen, das man was verändern könnte. Einfach aus Spaß an der Sache. Versteht ihr?
Ich habe mir mal erlaubt, einen kleinen Teil da oben hervorzuheben .
Es geht bei dem Kondensatorzeug NICHT darum, dass das irgendwelche Spezialteile sein müssen und daher besonders teuer, besonders highendig, paper in oil, Glimmer oder sonstwas.
Es geht schlicht darum, dass der Kondensator das tut, was man will. Und da wirken sich Kapazitätstoleranzen je nach Gitarre SEHR krass aus, besonders wenn man das Tonpoti recht weit zudreht. Daher ist es am besten, wenn man sich einfach eine Ladung Kondensatoren kauft und ausprobiert, und diese Kondensatoren müssen eben NICHT irgendwelche speziellen Teile sein.
Die ach so tollen "vintage" Teile haben teils Kapazitätstoleranzen von über 20%, normale moderne Kondensatoren 10% oder 5%. Wenn man sich ein sauteures Ding kauft und dieses Ding dann irgendeine Kapazität hat, die von der aufgedruckten um 20% abweicht, dann ist es kein Wunder, dass die ganze Geschichte anders klingt. Und die 20% können auch noch untertrieben sein, wenn es sich um Vintage-Teile handelt, da diese DAMALS 20% hatten, was sie HEUTE haben, das weiß keiner, wenn er es nicht gemessen hat.
Wenn ihr also basteln wollt, dann kauft euch sowas hier: http://www.pollin.de/shop/dt/MTE3OT..._Bauteile/Sortiment_Folien_Kondensatoren.html
In einem VIERTEL KILO Kondensatoren wird wohl IRGENDEINER drin sein, der euch gefällt.
Und glaubt BLOSS nicht, dass ich das in irgendeiner Art und Weise anders mache, wenn ich Kondensatoren in meine Gitarre einbaue. Ich denke ein bisschen nach, was ich brauchen könnte und dann klemme ich ein paar verschiedene Cs an und probiere das aus. Und der, der mir gefällt (oder die 2 oder 3 oder 4...) bleibt/bleiben dann drin.
Und trotzdem muss ich sagen, dass bereits einige Beträge zuvor gefragt habe, wie man denn solche Kondensatoren misst und ob dies überhaupt ohne besonderes Werkzeug möglich ist. Dann hätte ich gerne die Ergebnisse nachgetragen und mich sozusagen selbst bloßgestellt. Wäre kein Problem gewesen.
Um alle Parameter, die ich oben gelistet habe, ordentlich (frequenz/pegelabhängig usw) zu messen, brauchst du einen Messplatz. Und sowas kostet einige zigtausend Euro, wenn man WIRKLICH sehen will, was man da vor sich hat.
Du kannst mit einem brauchbaren (!!!!!!!!!) Kapazitätsmessgerät die Kapazität messen, ja, das ist noch machbar, aber mehr wirst du nicht machen können, weil die Geräte dazu verdammt teuer und nicht weit verbreitet sind.
MfG Stephan