Moll oder Dur entsteht erst im Kontext, also durch weitere Instrumente, Backgroundgesang oder die Tonabfolge. Natürlich kann man innerhalb einer Molltonart singen. Aber das ergibt nur Sinn, wenn das ganze Stück oder zumindest dieser Teil auch in Moll geschrieben wurde.
Deswegen würde die Angabe "Gesang in Moll" keinen Sinn ergeben: sie wäre entweder überflüssig, wenn das Stück sowieso schon in Moll ist, oder sie wäre widersinnig, wenn es nicht in Moll ist.
Naja nachdem die Auswirkung von Moll auf die Psyche des Menschen wissenschaftlich recht genau analysiert wurde, wäre es ja wohl Blödsinn ein Lied in Dur zu komponieren und gleichzeitig vom Sänger zu erwarten: Ey du sing mal traurig
Er soll fröhlich (=DUR) traurig (=MOLL) singen? Wie? Nehmt ihr mich hier grade auf den Arm oder ist das ein Mysterium?
Natürlich gibt es Molltonleitern, die man singen kann. Aber: Jede Molltonart hat eine parallele Durtonart, zu der exakt die gleichen Töne passen. Du kannst die Töne der A-Moll-Tonleiter also auch zu C-Dur singen. Ob also etwas in Moll oder Dur gesungen wird, kann der Sänger nicht entscheiden. Wenn in sinem Notenblatt steht "traurig", dann kann er nicht sagen: OK - dann singe ich das in Moll. Die Leadstimme / Gesang ist allein gesehen ohne Tongeschlecht. Ob daraus Moll oder Dur wird, bestimmt der Komponist, in dem er die Meoldie mit Moll der Durakkorden unterlegt.
Nun aus oben angeführter Überlegung schließe ich, dass wohl kein Komponist dieser Welt ein Lied in Moll schreiben würde und vom Sänger verlangen könnte: Sing das grad mal eben fröhlich.
Das passt irgendwie nicht, genauso wenig umgekehrt.
Wieso plagen, und wieso tote Vergangenheit ? Was ich erlebt und gelebt habe, macht doch meine Persönlichkeit aus und das spiegelt sich wiederum in meinem Gesang. Das individuelle Timbre eben. Die persönliche Note. Man kann einen Song so oder so interpretieren - gerade Songs über zerbrochene Lieben sind da äußerst dankbar. Ich habe z.B. für das Finale des Songcontests so einen Klassiker gewählt, es gibt unzählige Versionen davon, auch ganz sanfte und traurige Versionen. Es ist nirgends notiert, wie man den singen muss. Man ist interpretatorisch also auf sich gestellt. Ich empfinde den Song auch als ironisch und habe versucht, das rüberzubringen. Und warum ? Weil es eben meine Erfahrung ist, daß man manche unsterblich geglaubten Lieben eines Tages gar nicht mehr zurückhaben will. .
Weil die Vergangenheit meistens tot ist da nicht mehr erlebbar oder? Lebendig ist nur das Empfinden der Gegenwart -> wir leben in die Zukunft nicht in die Vergangenheit. Was ich erlebt habe, interessiert mich nicht beim Auftritt, wenn ich das jedem und allen erzählen müsste, käm ich gar nicht mehr großartig dazu zu singen
Nur weil ich mir irgendetwas vorstelle, muss die Außenwelt noch lange nicht erahnen können was grade in mir vorgeht. So weit sind wir glücklickerweise noch nicht. Also bleibt es für mich eine leere Phrase: Versetz dich in die Gefühle rein und dann passt das. Blödsinn -> nicht messbar, nicht umsetzbar
Also muss dein wie du sagst, sanftes Singen, über irgendetwas definiert werden. Das wäre dann wieder die Betonung: Wie stark betone ich einen Vokal/Konsonant/Eine Phrase, wie laut tue ich das und wie lange werden die Töne gehalten (lange angehaltene Töne vermitteln den Eindruck des bettelnden Flehens). Dass man die Arbeit eines Interpreten auf sich zu nehmen hat, habe ich nicht bestritten, allerdings sieht die anders aus als:
Jetzt stell ich mir mal vor ich wäre ganz schlimm doll traurig, dann weine ich n paar Tränchen auf der Bühne und singe dazu meinen Text und das Publikum wird mich lieben.
Es geht mehr um das Abschätzen von doch eher greifbaren, erfassbaren Werten: Lautstärke, Intensität (ich kann auch leise vor mich hinfluchen oder schimpfen, dabei ist der Tonfall aber trotzdem eher hart bzw. fest) als viel weniger darum irgendwelche Gefühle einzubringen.
@Bell
Ob es den perfekten Sänger/die perfekte Sängerin schlecht hin gibt, weiß ich nicht. Der Sänger von Arrowsmith jedoch beherrscht eine meiner Meinung nach wirklich hervorragende Technik und der von mir schon mehrfach erwähnte Roy Khan (von Kamelot) hatte eine klassische Ausbildung die man in seinem Gesang auf jeden Fall hört.
Oh. Ned gut. Ich guck mal in meinen Notenordner:
1. Lied Tempoangabe "Innig bewegt" (I Sing Holy)
2. Lied Tempoangabe "Munter" (Der Schmid von Robert Schumann, Romanzen und Balladen III)
ein paar "Maestoso", "Allegro", "Andante" etc.
Huch, die meisten geben sich gar nicht damit ab, ein Tempo anzugeben. Das muss man sich aus dem Text auch noch selber erschließen
Genauso Dynamikangaben, Verzierungen, Temposchwankungen etc - so ausführlich wie Schuhmann hat sich kaum wer die Mühe gemacht... Tscha, ist dann wohl Pech für die, die ein Lied nicht eigenständig interpretieren können
.
Ich glaube irgendwie willst du mich nicht ganz verstehen, du scheinst dir jedenfalls ne Menge Mühe zu geben mich falsch zu verstehen. Natürlich kann jeder Mensch interpretieren. Interpretieren bedeutet aber für mich wie bereits schon gefühlte 5 Millionen Mal geschrieben etwas anderes als:
So jetzt bin ich mal traurig ... (hm wie ging das nochmal?)
Man kann durch Lautstärke, Intonation (Härte des Tons) und natürlich auch das Tempo interpretieren. Dies sind die einzig greifbaren, nachvollziehbaren Mittel. Niemand kann Traurigkeit gesanglich interpretieren, wenn er nicht dazu in der Lage ist. Die Vorstellung gleicht für mich irgendwie Hokus Pokus. Ohne Werkzeuge kann ich nichts interpretieren. Ich kann vielleicht während des Liedes mich in traurige Stimmung versetzen, deshalb klingt aber das Gesungene noch lange nicht so wie es soll. Deshalb ist es völlig müßig sich mit Gefühlen herumzuschlagen während des Auftritts. Gefühle zu interpretieren, geschicht als Lernprozess. -> Beobachtung (Mensch ist traurig... wie spricht er? Tonfall... (=Tonlage + Betonung + Lautstärke + Tempo)
PS: Zum Thema Dur und Moll (woher ich das wohl habe... wie gesagt es ist nicht meine Erfindung sondern physikalisch erwiesen welche unterschiedlichen Einflüsse DUR und MOLL auf die Psyche vermitteln)
http://de.wikipedia.org/wiki/Moll#Wirkung