Erfahrungen mit Ken Tamplin - How To Sing Better (Than Anyone Else)?

  • Ersteller Strato Incendus
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Was auch immer du machst, verfestige dich nicht zu sehr auf die Begriffe Modalstimme und Randstimme. Das ist im Wesentlichen nur ein Klangbild ohne wirklichen technischen Unterschied.
Naja.

Es ist eine Wahrnehmungs- bzw. Typfrage, wie ich immer wieder feststelle. Insofern würde ich deiner Aussage so nicht zustimmen wollen. Für manche sind Klangbilder besser fühl- und hörbar, für andere die Veränderung auf der Larynxebene. Ich gehöre zu letzteren. Voll- und Randstimme sind für mich daher ein absolut grundlegender Unterschied. Und ich höre in den meisten Fällen, ob jemand tatsächlich in der Vollstimme singt oder "nur" in der Randstimme "schummelt".

Wobei für mich auch nicht die Phasenlänge sondern eben der Unterschied Vocalisbeteiligung/Vocalisversteifung entscheident ist. Aber davon hatten wir es schonmal.
 
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Wobei für mich auch nicht die Phasenlänge sondern eben der Unterschied Vocalisbeteiligung/Vocalisversteigung entscheident ist. Aber davon hatten wir es schonmal.
Ja, der ist eben auch deutlich entscheidender, nur leider nicht so gut messbar. Und genau deshalb ist noch nicht so 100% klar, ob die Schließphasen tatsächlich Auskunft über die Masse geben. Allerdings ging es mir hier mehr um die Technik als um die Sensorik. Was machst du denn z.B. in der Randstimme anders als in der Vollstimme? Nach meiner Erfahrung ist es so, dass die meisten, die tatsächlich etwas grundsätzlich anders machen, die Randstimme im Falsett singen (also mit unvollständigem Stimmlippenschluss und/oder Vocalis-Erschlaffung statt -Versteifung). Ich kann mich aber natürlich auch täuschen. Bei mir selber hat gerade der Gedanke, man müsse die Randstimme irgendwie technisch anders singen, dazu geführt, dass ich den sauberen Übergang nicht hinbekommen habe.

Ich selber spüre den Übergang zwischen Rand- und Vollstimme auch (jedenfalls meine ich das). Allerdings macht es für mich technisch keinen Unterschied, ob ich bspw. von e' auf f' übergehe (beides in verschlankter Modalstimme) oder von g' auf a' (mit Wechsel in Randstimme). Ich schlanke einfach jeweils ein bisschen mehr ab und irgendwann passiert halt der Wechsel. Es ist mehr ein Unterschied vom "Singgefühl" (Sensorik) her als von der Technik.

Bei den Resonanzregistern ist es hingegen so, dass man den Vokaltrakt anpassen muss, auch wenn man die Resonanzen nicht spürt. Das geht aber ja glücklicherweise auch über Vokalmodifikation.
 
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Das ist bei mir auch meist der Fall. Wenn ich intuitiv wechsle, dann ist die Randstimme bei mir überlüftet. Alles andere kostet mich bewussten Technikeinsatz.

Wenn ich in der Vollstimme stark twange, komme ich akustisch bruchlos in eine - zumindest klanglich vollschließende - Randstimme. Ich kann den Umbruchpunkt aber exakt spüren, es ist, als ob ein stark gespanntes Gummiband plötzlich entlastet wird.
 
Wenn ich in der Vollstimme stark twange, komme ich akustisch bruchlos in eine - zumindest klanglich vollschließende - Randstimme. Ich kann den Umbruchpunkt aber exakt spüren, es ist, als ob ein stark gespanntes Gummiband plötzlich entlastet wird.

Das ist genau das Gefühl, das ich beim Wechsel ins Falsett habe. Dieses gespannte Gummiband, das entlastet wird, ist meinem Gefühl nach das Erschlaffen des Vocalismuskels. Wenn du genug twangst, ist das Falsett auch nicht überlüftet. Die Stimmlippenränder schließen dann vollständig. Aber der Vocalismuskel ist dann erschlafft und nicht versteift. Damit der Muskel versteift, muss ich in meiner Empfindung das Gummiband so lange wie möglich gespannt lassen.

Und das ist eben auch der Lernfortschritt den ich dadurch hatte. Ich konnte vorher nur nahtlos in die Randstimme wechseln, wenn ich schon in der Vollstimme sehr stark getwangt habe. Jetzt geht es auch mit dezentem Twang.
 
Das ist genau das Gefühl, das ich beim Wechsel ins Falsett habe.
Ich habe dieses Gefühl eben immer. Egal, ob Falsett oder getwangt. Für mich ist der Unterschied zwischen Voll- und Randstimme daher sensorisch immer voll da, auch wenn er klanglich überbrückt werden kann.

Und ich bilde mir auch ein, das bei anderen zu hören, ob es noch "echte" Vollstimme oder bereits getwangte Randstimme ist.

Aber der Vocalismuskel ist dann erschlafft und nicht versteift. Damit der Muskel versteift, muss ich in meiner Empfindung das Gummiband so lange wie möglich gespannt lassen.
OK? Das kannte ich so nicht. Ich hatte bisher gelernt, dass der Vocalis beimwechsel versteift und nur noch die Ränder schwingen. Wenn er komplett erschlafft, wieso sind die Ränder dann schwingfähig? Die brauchen ja eine gewisse "Lagerung".
 
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OK? Das kannte ich so nicht. Ich hatte bisher gelernt, dass der Vocalis beimwechsel versteift und nur noch die Ränder schwingen. Wenn er komplett erschlafft, wieso sind die Ränder dann schwingfähig? Die brauchen ja eine gewisse "Lagerung".

Da hab ich jetzt was verwechselt: Die Muskulatur, die ich meine ist nicht der Vocalismuskel, sondern die TA-Muskulatur (thyroarytenoid). Der Vocalismuskel versteift schon, aber nicht dadurch, dass er angespannt wird, sondern durch das Langziehen der Stimmlippen.

Die TA-Muskulatur wirkt dem "Abschlanker" (CT-Muskulatur) entgegen, sodass die Spannung der Stimmlippen noch größer wird. In der Modalstimme ist das der Normalzustand. Das ist in meinem Empfinden das gespannte Gummiband. TA zieht in die eine Richtung, CT in die andere. Beim Wechsel ins Falsett erschlafft die TA-Muskulatur, was eine vom Gefühl her geringere Spannung auf dem Gummiband verursacht.

Beim Wechsel in die "voll gestützte" Randstimme hingegen, erschlafft die TA-Muskulatur nicht. Die Stimmlippen sind aber trotzdem schlank genug, dass der Schwingungsmodus wechselt. Die Stimmlippen schwingen im Modus der Randstimme, die Kontaktfläche (und auch die Schließdauer) sind aber größer als im Falsett. Ein paar Autoren vermuten, dass in der "voll gestützten" Randstimme das Ligament noch mitschwingt, im Falsett jedoch nicht.

Aber wie gesagt ist noch nicht ganz genau geklärt, wann genau wie viel Stimmlippe noch schwingt. Teilweise wird die "voll gestützte" Randstimme auch noch mit zur Modalstimme gezählt. Dann würde allerdings meine Modalstimme bis fis'' hochgehen. :eek:

Bei CVT gibt es für diese ganzen Optionen (wie für eigentlich alles) auch noch eigene Namen:
- Die "luftige" Randstimme (das eindeutige Falsett) heißt "neutral with air"
- Die Randstimme mit dezentem Twang heißt "neutral without air". Das wäre der Modus, in dem weibliche Klassiker singen.
- Die Randstimme mit starkem Twang (twang-gestütztes Falsett) heißt "metal-like neutral"
- Die Randstimme mit starkem Twang UND aktiver TA-Muskulatur heißt "Edge"

Alle diese Modi können auch in der Modalstimme gesungen werden. Vereinfacht könnte man sagen, dass in der Höhe "neutral" eine Randstimme mit geringer Masse bezeichnet und "edge" eine Randstimme mit großer Masse. Bei TVS wird zunächst ein Übergang in den Modus "metal-like-neutral" gelehrt. Durch die im Video gezeigte Übung (welche die TA-Muskulatur aktiviert) kann dieser Modus aber in "edge" überführt werden.

BTW, interessanter Artikel zu dem Thema:
http://www.ncvs.org/ncvs/tutorials/voiceprod/tutorial/cover.html

Besonders interessiert mich ja der letzte Absatz, in dem quasi gesagt wird, dass es möglich sein könnte die Grenze seiner Modalstimme anhand des Tilts zu "ertasten".

EDIT: habs gerade ausprobiert und mein Tilt geht tatsächlich bis f''. Vielleicht geht die Modalstimme also tatsächlich so hoch :cool:
 
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Für manche sind Klangbilder besser fühl- und hörbar, für andere die Veränderung auf der Larynxebene. Ich gehöre zu letzteren. Voll- und Randstimme sind für mich daher ein absolut grundlegender Unterschied.

Mir geht's auch eher wie Foxx. ;)

Vielleicht sind wir deshalb auch beide tendenziell eher in der Lage, zu erkennen, ob jemand einen Fake Belt in der Randstimme macht oder nicht - wir wissen eben von uns selbst, wie krass der Unterschied leider immer noch sein kann. broeschies meinte ja auch schon ein paar mal, zwischen c' und fis' wäre der Unterschied zwischen Vollstimme und Randstimme mit Twang marginal (ich hoffe, ich habe ihn da jetzt richtig wiedergegeben, sonst tut's mir Leid ;) ). Das geht mir leider ganz anders; wenn ich bei einem Power Metal-Song dann auch schonmal bei e' oder fis' in die Randstimme mit Twang wechsele, hört sich das gleich leichter und heller an, geht natürlich auch viel einfacher, ist aber eben auch bei weitem nicht so dramatisch. Mein Vater meinte in letzter Zeit sowieso, Randstimme mit Twang klänge bei mir sch*ße, dabei hat er schon seit längerem einige Songs von mir regelmäßig gehört, wo ich genau das mache (wenn auch nur dosiert XD ).

Den Hinweis, dass viele Sänger auch in der Vollstimme schon mit Twang arbeiten, habe ich ihm dann erstmal erspart. ^^

Immherin, den Lautstärkeunterschied zwischen Randstimme und Vollstimme zu überbrücken ist mittlerweile nicht mehr das Problem (habe letztens bei einer meiner Aufnahmen festgestellt, dass ein Part von mir in der Randstimme mit Twang lauter war als der davor gesungene Vollstimmen-Teil :D, obwohl auch der schon ziemlich hoch ging - bis a' - und ich dafür auch in der Vollstimme schon entsprechend laut werden musste). Aber den Unterschied in der Klangfarbe merke ich halt trotzdem immer noch, denn wenn ich versuche, einen getwangten Randstimmen-Ton wie einen Vollstimmen-Belt klingen zu lassen, klingt das (wenn es gut läuft) allenfalls mal wie ein Tenor-Belt, hebt sich also immer noch deutlich ab von meiner Stimmfarbe in der Vollstimme (die wohl eher Richtung Bariton geht).

Die Wahrnehmung des klanglichen Unterschiedes bei mir selbst ist aber sicherlich auch einfach damit verknüpft, dass ich eben bei der eigenen Stimme im Moment des Singens erst recht merke, wann ich in der Randstimme bin und wann nicht (weil die nötige Anstrengung eben so viel geringer ist als in der Vollstimme).

Deshalb behaupte ich auch ähnlich wie Foxx zu erkennen, wann jemand in die Randstimme wechselt, selbst beim Bridging-Meister Robert Lunte (allerdings bin ich natürlich auch von dem Wissen aus TVS vorbehaftet, da er da ja sagt, auf welcher Höhe er den Wechsel vorschlägt ^^). Mittlerweile kann er den Übergang aber noch etwas besser verstecken, da wird's jetzt langsam schwieriger. ;)

Bei mir ist es zwar mittlerweile so, dass ich, wenn ich in die Randstimme wechsele, tendenziell automatisch zu twangen anfange, weil ich mich halt daran gewöhnt habe (fürs Falsett muss ich den Twang dann absichtlich wieder "abschalten" oder zumindest "herunterfahren, dezimieren"). Dieses Gefühl des "Überlüftens" kenne ich aber auch, nämlich, wenn man von einem hohen Vollstimmenton in die Randstimme wechselt und noch den erhöhten Atemdruck aus der Vollstimme gewohnt ist. Dann muss man sich wirklich aktiv drauf konzentrieren, den Druck noch einmal deutlich zu reduzieren (falls es das ist, was Foxx mit "bewusstem Technikeinsatz" meint).
 
Mir geht's auch eher wie Foxx. ;)
Vielleicht sind wir deshalb auch beide tendenziell eher in der Lage, zu erkennen, ob jemand einen Fake Belt in der Randstimme macht oder nicht - wir wissen eben von uns selbst, wie krass der Unterschied leider immer noch sein kann. broeschies meinte ja auch schon ein paar mal, zwischen c' und fis' wäre der Unterschied zwischen Vollstimme und Randstimme mit Twang marginal (ich hoffe, ich habe ihn da jetzt richtig wiedergegeben, sonst tut's mir Leid ;) ). Das geht mir leider ganz anders; wenn ich bei einem Power Metal-Song dann auch schonmal bei e' oder fis' in die Randstimme mit Twang wechsele, hört sich das gleich leichter und heller an, geht natürlich auch viel einfacher, ist aber eben auch bei weitem nicht so dramatisch.
Das ist schon ein relativ eindeutiges Zeichen, dass du ins Falsett wechselst und zu wenig TA benutzt. Rob sagt in den Videos nicht umsonst, dass die niedrigen Kopfstimmentöne, also v.a. g', a', h' die schwierigsten sind. Wenn es an dieser Stelle für dich leichter wird anstatt schwerer, dann wechelst du vermutlich ins Falsett. Ich weiß jetzt nicht, welche Version von Pillars du hast. In den früheren Versionen ist die "Übung" zur Aktivierung der TA-Muskulatur das drücken der Zungenspitze gegen die unteren Schneidezähne. In Pillars 2.5 kommt das Appoggio (verstärkt aus dem Rücken singen mit weit vorne liegender Zunge) dazu. In Pillars 3.0 dann das Dampen & Release (die Übung aus obigem Video).

Alle diese Übungen sollen verhindern, dass deine TA-Muskulatur beim Übergang in die Randstimme erschlafft. Und genau durch dieses "nicht-erschlaffen" wird es dann erstmal schwieriger und nicht leichter. Leichter wird es etwa ab e'', weil dort ein Resonanzübergang ist, der die Randstimme besser stabilisiert. Etwa ab a'' (bei manchen Männern erst ab c''') beginnt die "reine Pfeifstimme". Ab da wird es extrem schwierig die TA-Muskulatur nicht aufzugeben. Bei mir klappt es meistens wie gesagt nur bis fis'', von Rob gibt es eine Aufnahme, bei der er in der Pfeifstimme auf a'' mit TA-Aktivität singt. Das ist dann allerdings so laut, dass sein Mikro trotz Kompression und Mikro-Technik übersteuert.

Immherin, den Lautstärkeunterschied zwischen Randstimme und Vollstimme zu überbrücken ist mittlerweile nicht mehr das Problem (habe letztens bei einer meiner Aufnahmen festgestellt, dass ein Part von mir in der Randstimme mit Twang lauter war als der davor gesungene Vollstimmen-Teil :D, obwohl auch der schon ziemlich hoch ging - bis a' - und ich dafür auch in der Vollstimme schon entsprechend laut werden musste). Aber den Unterschied in der Klangfarbe merke ich halt trotzdem immer noch, denn wenn ich versuche, einen getwangten Randstimmen-Ton wie einen Vollstimmen-Belt klingen zu lassen, klingt das (wenn es gut läuft) allenfalls mal wie ein Tenor-Belt, hebt sich also immer noch deutlich ab von meiner Stimmfarbe in der Vollstimme (die wohl eher Richtung Bariton geht).
Die Sache mit der Stimmfarbe ist etwas, das du nur bedingt ändern kannst, weil sie von der Form des Ansatzrohres abhängt. Es ist einfach so, dass bei tiefen Stimmen sich die Stimmfarbe um g' ändert. Wenn du ein Bariton bist, wirst du ab etwa a' heller klingen als ein Tenor. Das ist etwas, das du nicht vermeiden kannst. Bei den Klassikern geht es da durch den tiefen Kehlkopf ein wenig weiter, aber auch da klingt ein Bariton normalerweise allerspätestens auf dem hohen c'' heller als ein Tenor (er hat kein "vollstimmiges" hohes c'' im Sinne des Klangbilds).

Die Wahrnehmung des klanglichen Unterschiedes bei mir selbst ist aber sicherlich auch einfach damit verknüpft, dass ich eben bei der eigenen Stimme im Moment des Singens erst recht merke, wann ich in der Randstimme bin und wann nicht (weil die nötige Anstrengung eben so viel geringer ist als in der Vollstimme).
Wie gesagt: Das deutet darauf hin, dass du die Randstimme komplett auf dem Abschlanker singst und den Breitmacher (TA) sausen lässt.

Bei mir ist es zwar mittlerweile so, dass ich, wenn ich in die Randstimme wechsele, tendenziell automatisch zu twangen anfange, weil ich mich halt daran gewöhnt habe (fürs Falsett muss ich den Twang dann absichtlich wieder "abschalten" oder zumindest "herunterfahren, dezimieren"). Dieses Gefühl des "Überlüftens" kenne ich aber auch, nämlich, wenn man von einem hohen Vollstimmenton in die Randstimme wechselt und noch den erhöhten Atemdruck aus der Vollstimme gewohnt ist. Dann muss man sich wirklich aktiv drauf konzentrieren, den Druck noch einmal deutlich zu reduzieren (falls es das ist, was Foxx mit "bewusstem Technikeinsatz" meint).

Das Überlüften passiert meistens, wenn nicht "early" gebridgt wird, d.h. die oberen Modalstimmentöne mit zu viel Masse gesungen werden. Du kannst dir das ganze so vorstellen: Die Tonhöhe kann, ähnlich wie bei einer Gitarre auf zwei verschiedene Arten gebildet werden.

1. Die Spannung wird für höhere Töne erhöht (das entspricht dem Drehen am Stimmwirbel einer Gitarre, höhere Spannung = höherer Ton)
2. Die Masse wird verringert (das entspricht dem Wechsel von einer der dicken Saiten auf eine der dünnen, die dünnen Saiten erklingen höher als die dicken)

Das ganze wird geregelt durch die CT-Muskulatur, die die Stimmlippen "langzieht" und die TA-Muskulatur, die die Stimmlippen "breit zieht". Wenn TA und CT in gleichem Maße wirken, ändert sich die Masse nicht, aber die Spannung wird erhöht. Wenn ein Ungleichgewicht besteht, ändert sich die Masse. Dabei ist natürlich klar, dass es bei beiden Muskeln eine Grenze gibt, wie stark sie angespannt werden können. Die Strategie beim Singen sieht dann so aus.

1. In der Tiefe wird immer CT = TA gehalten und beide werden gleichmäßig erhöht, dadurch erhöht sich die Spannung und somit die Tonhöhe
2. Das "Bridging" ist dadurch gekennzeichnet, dass nur noch CT erhöht wird und TA festgehalten wird, dadurch verringert sich die Masse und die Tonhöhe steigt
3. Irgendwann ist CT aber maximal angespannt, sodass die Tonhöhe nur noch durch Loslassen des TA erhöht werden kann (= Wechsel ins Falsett)

Der Wechsel zwischen Modal- und Randstimme passiert in jedem Fall irgendwo zwischen 2 und 3. Wo genau er passiert hängt von der genauen Höhe von CT und TA ab. Bei 1 schwingen die Stimmlippen im Ganzen, bei 3 nur noch das Epithel.

Was ist jetzt early und late bridging?
early bridging heißt einfach, dass früh in Modus 2 gewecheslt wird (was nicht zwangsläufig heißt früh in die Randstimme), d.h. in einen Zustand CT > TA, late bridging heißt, dass so lange wie möglich im Zustand 1 geblieben wird.

Der Vorgang sieht dann etwa so aus:
early bridging:
- zunächst werden beide erhöht, das geht z.B. bis 75% CT/75% TA (bei TVS wird das bis e' betrieben)
- dann wird erstmal nur noch CT erhöht, wodurch die Spannung weiter steigt, die Masse aber geringer wird (dieser Modus wird etwa bis h' betrieben)
- das geht dann bis 100% CT/75% TA, ab da wird dann TA langsam abgespannt, um die Masse weiter zu verringern, es wird dann zunehmend einfacher, aber nicht schlagartig
- irgendwann ist man dann bei 100% CT/0% TA angekommen, also im Falsett

late bridging:
- hierbei werden die beiden Muskelgruppen voll ausgenutzt, man singt bis 100% CT/100% TA in diesem Modus, das geht dann meist so bis h' und ist das echte "chesty belting"
- Dann wird TA langsam abgespannt
- irgendwann ist man dann auch bei 100% CT/0% TA (= Falsett)

Beim late bridging passiert es sehr leicht, dass die Phonation überlüftet wird, denn es ist extrem schwer das TA kontrolliert und langsam "loszulassen", wenn beide Muskeln unter Vollspannung stehen. Dann passiert es oft, dass TA schlagartig komplett abspannt. Dadurch wird es dann auch wirklich plötzlich und bruchartig leichter.

Diese beiden sind natürlich Extrema. Denn dazwischen gibt es z.B. noch das "heady belting". Dabei wird ebenfalls "early bridging" gemacht, aber eher so:
- Erhöhung von CT/TA auf 75/75 (bridging bei e')
- Erhöhung von CT bis 90/75
- Erhöhung von CT und TA bis 100/85
- Abspannen von TA bis 100/0

Dieses heady belting ist die absolute Königsdisziplin. Allein die Anzahl der Schritte zeigt schon, dass es komplizierter ist als die anderen beiden. Besonders Schritt 3 ist sehr schwierig. Dieser
Schritt 3 ist der typische Modus, in dem männliche Opernsänger den Bereich zwischen g' und c'' singen.

Die Zahlen sind natürlich ausgedacht, aber es soll das Prinzip veranschaulichen. Man kann sich jetzt auch recht leicht ausrechnen, wie die Masse ist und wie die Spannung sich verhält. Der anstrengendste Modus überhaupt ist das late briding (bei Estill = "Belting"). Dort sind sowohl die Stimmlippenspannung als auch die Masse maximal. Sogar Opernsänger singen mit weniger Masse und weniger Spannung als Belter, weshalb das Belting aus klassischer Sicht auch hin und wieder als schädlich angesehen wird. Klassische Sänger singen sogar schon in Konfiguration 1 mit Tilt (CT > TA), d.h. sie beginnen in der Tiefe z.B. mit 20/10, erhöhen dann gleichmäßig bis 85/75, dann bis 100/90. Dieser Tilt ist auch ein charakteristisches klangliches Merkmal des klassischen Gesangs. Auch klassische Sänger gehen danach meist ins Falsett, was aber mit dem tieferen Kehlkopf und geringeren Twang zu tun hat und nicht mit der TA/CT-Balance.

Falsetto is not your head voice!
Der Wechsel ins Falsett kann mit genügend Trainin nahezu beliebig weit hinausgezögert werden. Trainiert werden muss dabei, die TA-Muskulatur sehr differenziert und genau an- und abspannen zu können. Dann kann man z.B. in einem Modus 100% CT/0,0001% TA singen (übertrieben natürlich), was einen sehr hohen Ton ergibt. Ich habe schon Männerstimmen gehört, die ein c'''' (C7) in Pfeifresonanz in diesem Modus singen. Das ist aber meist eher aus versehen, denn so gut kontrollieren kann kaum ein Mann die TA-Muskulatur.

Hier mal zum Vergleich:
- "Falsetto" (ohne TA) in Pfeifresonanz: http://www.youtube.com/watch?v=CetS3jJkLZI&feature=plcp
- "head voice" (mit TA) in Pfeifresonanz: https://www.box.com/s/fowog67bhlt6518xq78u (geht zu 2:54, ein paar Töne später kommt ein c'''' (C7))

Und dann auch noch die Resonanzregister!
Schließlich ist auch noch wichtig, dass die Resonanzregister mit den Virbrationsregistern wechselwirken. Die immer viel zitierte "head resonance" hat bspw. nichts mit dem Tilt (durch CT) zu tun, sondern entsteht aus der Formung des Ansatzrohres. Es ist z.B. möglich mit Abschlanken zu singen, aber gleichzeitig ohne Kopfresonanz. Genauso kann man auch ohne Abschlanken aber mit Kopfresonanz singen.

Es ist aber so, dass die Resonanzregister bestimmte Schwingungsmuster begünstigen. In der Bruststimme (etwa bis c') ist es z.B. nahezu unmöglich eine Schwingung mit CT > TA zu stabilisieren. Man kann darunter zwar randstimmig singen, aber nicht stabil und kraftvoll. In der unteren Kopfstimme (etwa c' bis fis') können sowohl CT = TA (durch starken "Bite") als auch CT > TA (durch "Covering") stabilisert werden. Ab etwa fis' (bei tiefem Kehlkopf etwas höher), kann eine vollstimmige Schwingung nicht mehr stabilisiert werden. Es kann zwar noch höher mit CT = TA gesungen werden, aber die Stimme klingt dann "gepresst" und schwingt nicht frei (kein natürliches Vibrato).
 
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BTW, die Verwendung der Kopfstimme im Gegensatz zum Falsett hat nicht nur klangliche Bewandtnis (genaugenommen sind in großer Höhe die klanglichen Differenzen minimal), sondern eine Schutzfunktion. Das Stimmlippenepithel ist nämlich sehr empfindlich und hält keinem sehr großen Druck stand. Das Hinzunehmen des deutlich robusteren Ligaments macht v.a. das laute, druckvolle Singen in großer Höhe weniger belastend für die Stimmlippen.
 
Schön erklärt, broeschies, aber das wird mittlerweile auch mir ein wenig zu technisch. ;) Wenn du deine einzelnen Muskelgruppen so gut im Griff hast und genau weißt, wie du eindeutig mehr CT- oder mehr TA-Muskeln einsetzen kannst (wofür standen die Abkürzungen nochmal? ^^), dann gut.

Mir scheint aber, du legst eine andere Definition von "Falsett" zugrunde. Nach meinem Verständnis ist Falsett doch einfach die hauchige Randstimme, und sobald man eben mehr und mehr Twang dazugibt, wird es weniger und weniger "falsetty" (wenn man's übertreibt, landet man eben irgendwann beim "quack mode").

Und nach den Rückmeldungen meiner Familienmitglieder twange ich eher zu viel als zu wenig. ^^ Mit reinem Falsett nach meinem Verständnis bekäme ich nämlich garantiert keine hohe Lautstärke zustande, aber wie gesagt, ich habe Passagen auf Aufnahmen hingelegt, wo die Randstimmenparts lauter sind als die Vollstimmen-Parts. XD

Im Moment versuche ich halt eher, das Ganze wieder weniger "quacky" zu machen durch Kehlkopf absenken, wie Rob das vorschlägt. Der Trick mit der Zunge scheint für mich aber nur bedingt zu helfen; das ist mWn eher, damit die Zunge nicht "zurück in den Hals rutscht", wenn man den Kehlkopf absenkt. Ich find's aber schwierig, nicht im Hals zu verkrampfen, wenn man versucht, den Kehlkopf einfach so bewusst runter zu drücken (und nicht etwa durch simplen Kieferfall o.ä.).

Und wenn ich eben beim Twangen verschiedene Umformungen des Mundes versuche, um den "quack" weg zu bekommen, dann wird es natürlich auch in der Randstimme wieder anstrengender. ;) Es ist also nicht in jeder Hinsicht leichter als das Vollstimmige singen, aber eben deutlich ANDERS. Und da scheint es mir halt eher so zu gehen wie Foxx.
 
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Sorry, broeschies, aber was soll dein Post jetzt eigentlich bringen? So kann man doch unmöglich den Registerwechel bzw. Nicht-Wechsel lernen oder habe ich bei Menschen den CT und TA Stimmwirbel übersehen? Ich finde das alles viel zu mechanisch und technisch. Irgendwie wird hier völlig vergessen, dass Sänger immer noch Menschen sind und kein Blasinstrument.
 
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Man sollte auch immer wieder im Kopf behalten, dass es hier lediglich um Theoriegebäude geht, die keiner von uns verifizieren kann, da wir uns auf die Aussagen irgendwelcher Fachbücher, Lernprogramme oder Paper verlassen müssen. Wenn ich mal eben von meinem eigenen berufseigenen Fachgebiet Rückschlüsse ziehen darf, dann ist längst nicht alles, was veröffentlicht wird, auch wirklich brauch- oder belastbar. ;) Die einzige "Validierung", die wir jeweils vornehmen können, ist die empfundene Plausibilität aufgrund unserer Erfahrung.
 
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... und nicht zu vergessen: wie es klingt. Ob es Musik ist. Ob da jemand zuhören mag.
 
Jau. Hört sich alles sehr theoretisch an. Aber gerade dieses ct und ta zeugs lässt sich sehr gut und einfach auf die praxis übertragen lässt. Man kann die ct muskulatur recht gut isoliert ansprechen durch primal sounds wie "eulenrufe" (falsett) oder "hundewinseln" (twanged falsetto). Die ta muskulatur kann man recht direkt mit der "ba" übung aus dem video ansprechen.

Dann kann man die beiden kombinieren. Ich kann wie oben beschrieben z.b. töne bis etwa fis'' alleine durch tilt erreichen. Durch hinzufügen von ta (mehr gummibanspannung) komme ich dann noch etwas höher.

Genauso kann man dann für verschiedene töne in der range sehr gut ausprobieren wie man sie am unangestrengtesten singt. Wenn ich z.b. ein g' singen will, kann ich mit tilt bis c' gehen und dann die spannung erhöhen bis ich beim g' bin. Ist das zu schwer, gehe ich mit tilt bis e' und füge dann spannung hinzu usw. Dadurch kann man seine stimme schön individuell "kalibrieren" ohne auf pauschalaussagen wie "bis e' mit spannung, bis a' mit tilt, dann wieder mit spannung" angewiesen zu sein.
 
Und wenn ich eben beim Twangen verschiedene Umformungen des Mundes versuche, um den "quack" weg zu bekommen, dann wird es natürlich auch in der Randstimme wieder anstrengender. ;) Es ist also nicht in jeder Hinsicht leichter als das Vollstimmige singen, aber eben deutlich ANDERS. Und da scheint es mir halt eher so zu gehen wie Foxx.

Das hört sich doch schon ganz gut an. Wenn du wirklich nur den Mund umformst (und nichts am Twanger veränderst) reduzierst du übrigens nicht den Twang, sondern änderst nur die Resonanzeinstellung. Und eine geänderte Resonanzeinstellung erfordert widerum teilweise mehr Masse, wodurch es natürlich anstrengender wird. Sehr oft wird ein "breitgezogender, grinseder" Mund mit Twang verwechselt. Der ist aber eigentlich generell mit einem erhöhten Kehlkopf verbunden, also einer bestimmten Resonanzeinstellung. Klassiker twangen oberhalb von g' z.B. sehr stark und haben trotzdem meist einen gleichmäßig nach unten und zur Seite geweiteten Mund.

Zum Thema, "anderes Singgefühl": Das Singen oberhalb von g' (diese Grenze kann leicht variieren) fühlt sich IMMER sehr anders an, egal ob Modal- oder Randstimme. Das liegt an den akustischen Veränderungen, die dort passieren. Eine Tatsache, die ich persönlich sehr lange mit dem Wechsel von Modal- in die Randstimme verwechselt habe. Um g' verändert sich zwangsweise das "Tuning" des Vokaltraktes. Durch die Formantenlage wird die zweite Harmonie der Grundschwingung im Vokaltrakt nicht mehr verstärkt. Durch diese fehlende Verstärkung fühlt sich die Schwingung der Stimmlippen wesentlich "schwächer" und "dünner" an, unabhängig davon, ob es noch Modalstimme ist oder schon Randstimme.

Der Trick mit der Zunge ist vor allem auch dazu da, dass du nicht nur den Kiefer zum Senken des Kehlkopfes verwendest. Dadurch geht nämlich deine Resonanzeinstellung zum Teufel. Der Kehlkopf wird eben nicht durch ein echtes Gähnen (mit starkem Kieferfall), sondern nur durch ein "angesetztes Gähnen" (mit leichtem Kieferfall) gesenkt.

Ziel des Ganzen ist, dass die Hauptaufgabe von Mund/Kiefer etc. am Ende die Resonanzeinstellung ist und keine Manipulation des Kehlkopfes. Gut üben lässt sich das z.B. auch über klassische "Cuperto"-Übungen, also Singen mit kleiner Mundöffnung, aber gesenktem Kehlkopf. (Vokale v.a. "u" und "ü").

Wenn du den Mund zu weit aufmachst (Kiefer zu weit runter) geht der 1. Formant nach oben. Dadurch kriegst du ungefähr im Bereich zwischen c' und g' kein vernünftiges Tuning hin. Die Randstimme klingt in diesem Bereich dann sehr schwach und die Versuchung ist groß, das durch ein Breitziehen des Mundes (erhöhten Kehlkopf) zu kompensieren (oder im ungünstigsten Fall sogar mit "mehr Druck" von unten, also starkem Belting). Dadurch erreichst du dann sogar den gegenteiligen Effekt von dem, was du eigentlich wolltest (nämlich den Kehlkopf senken).

Die Faustregel ist, dass der Bereich von c' bis g'/a' "gedeckt" (Cuperto) gesungen wird, d.h. mit tendenziell kleiner Mundöffnung und großer hinterer Weite (tiefer Kehlkopf). Dadurch entsteht das von Robert viel zitierte "Tuning" des 1. Formanten auf die 2. Harmonische. Das ist ein Prinzip, das seinen Ursprung schon in der Klassik hat. Um g'/a' ändert sich bei den meisten Männern die Akustik und dieses Tuning ist nicht mehr möglich.

Um g' wird das Tuning geswitcht, und zwar wird dann der 2. Formant auf die 2. Harmonische getunt. Dafür muss der Mund weiter geöffnet werden, aber ohne den Kehlkopf aus der Balance zu bringen. Das heißt er sollte weder steigen noch gesenkt werden. Diese Koordination ist nicht ganz leicht.

Dieser Wechsel des Tunings bewirkt, dass sich das Singgefühl sehr "anders" anfühlt, denn er bedeutet den vollständigen Verlust der "Brustresonanz". Im phänomenologischen Sinne ist es der Wechsel in die "reine Kopfresonanz". Hier noch eine schöne Beschreibung aus klassischer Sicht von Karyn O'Connor:
The muscular shift, (associated with the passaggio), occurs at different places, depending on the singer's voice type. It happens a little earlier (slightly lower in pitch) in dramatic voices and a little later (higher in pitch) in lighter or leggiero voices. Second formant tuning is more appropriate from F4# on, however, a lighter tenor will feel less stress singing a first formant dominant F4# than a heavier voice will. Regardless, the larynx will rise for an F4# sung in first formant dominance. The leggiero who keeps f1 (first formant) dominance up until A4b, like some do, will experience a more difficult shift when he finally does go to f2 tuning.
Der Shift wird hier bei fis' angesetzt, wobei höhere Tenöre diesen Shift noch etwas leichter hinauszögern können, danach aber einen schwierigeren Wechsel haben.

Was ich letztendlich damit sagen will: Die Wechsel des Tunings (bei den meisten Männern um c' und dann um g') werden wirklich sehr sehr oft verwechselt mit dem Wechsel von Modalstimme zu Randstimme. Natürlich kann ich nicht beurteilen wie genau dein Singgefühl ist. Es ist einfach nur eine Empfehlung, darüber nachzudenken, ob deine Schwierigkeit nicht vielmehr ein "Tuning-Problem" ist, und keins von Vollstimme vs. Randstimme.

Schließlich noch zum "Falsett": Falsett im Allgemeinen ist für mich ein Singmodus ohne vorteilhaftes Tuning. Diesen Singmodus gibt es in zwei Geschmacksrichtungen: einmal "hauchig/luftig" und einmal mit Twang. Der Twang bewirkt eine gewisse Stabilisierung und einen starken Lautstärkegewinn, kann aber das Tuning nicht ersetzen. Ein gutes Tuning erfordert in der Regel ein gewisses Mehr an Masse und eine entsprechend stärkere Stütze, gibt aber auch mehr Stabilität.

Meine Vermutung ist halt, dass du (wie für Anfänger typisch), nicht um d' in den gedeckten Modus wechselst, sondern mit erhöhtem Kehlkopf singst (beltest). Dann aus dieser Position keine Chance mehr hast den Resonanz-Switch um g' zu bewältigen und dadurch darüber in einer Randstimme mit erhöhtem Kehlkopf landest.

In diesem Sinne wäre es sicherlich ganz nützlich, wenn du mal eine Hörprobe posten würdest. Dann könnte ich dir auch sagen, wo zumindest aus TVS-Sicht deine Baustellen sein könnten.


EDIT:
Oh mann, ist das wieder lang geworden. Falls das mit der Hörprobe zu kompliziert ist, versuche doch einfach mal folgendes:

Summe eine Skala auf einem nasalen Konsonanten deiner Wahl (also "m", "n" oder "ng", je nachdem was dir am besten liegt). Da du den Übergang in die Randstimme ja wahrnimmst, achte darauf, auf welchem Ton deine Stimme in die Randstimme geht.

Der große Wert, den diese reinen Übungen auf nasalen Konsonanten (bzw. halb-verdeckten Phonationen im Allgemeinen) haben ist, dass die Vokale außen vor bleiben und man sich nahezu rein auf die muskulären Vorgänge konzentriert. Die Übergangspunkte beim Summen sind deshalb ein sehr guter Anhaltspunkt dafür, auf welchen Tönen du im echten Gesang die Vibrationsregister wechseln solltest (bzw. auf welchen du es tust). Wenn du mit Brüchen Probleme hast, die an anderen Stellen liegen als die Übergänge beim Summen, dann heißt das entweder, dass du das Vibrationsregister "hochdrückst" oder, dass es wirklich Probleme mit einem Resonanzübergang sind.

EDIT2:

Hier mal zwei Beispielaufnahmen (Handy-Aufnahme, Qualität ist entsprechend mies, aber ich denke man hört was man hören soll)

1. Übergang Modalstimme -> Randstimme (sollte etwa c' - f' sein)
https://dl.dropboxusercontent.com/u/69231116/Sprachnotiz+0042.aac

2. Übergang Mischresonanz -> Kopfresonanz (sollte etwa fis' - ais' sein)
https://dl.dropboxusercontent.com/u/69231116/Sprachnotiz+0041.aac

Man beachte den klanglichen Unterschied. Beim Übergang Modal -> Randstimme wird v.a. der "Kern" der Stimme dünner, das Timbre ändert sich nicht so stark. Beim Resonanzübergang bleibt der Kern ähnlich breit, aber das Timbre wird heller.

Würde ich in dem ersten Beispiel schon in die Kopfresonanz gehen, würde ich im Falsett landen, weil die reine Kopfresonanz den Bereich c' - f' nicht stabilisiert. Ich müsste dann eklig viel twangen und den Kehlkopf heben, um überhaupt einen Stimmlippenschluss zu erzeugen.

Würde ich bei Beispiel 2 in der Mischresonanz bleiben, würde die Stimme zunehmend "gepresster" klingen.

Würde ich in Beispiel 1 noch nicht in die Randstimme wechseln, würde ich etwa bei a' keine Chance mehr haben, überhaupt noch sauber und bruchlos höher zu kommen. Das ais' erreiche ich in der Modalstimme nicht mehr.

Der Timbre-Unterschie in Beispiel 2 ist der Grund, warum tiefe männliche Stimmen in der Klassik meistens nicht in der reinen Kopfresonanz singen (d.h. höher als fis'). Timbre-Konsistenz wird dort schließlich groß geschrieben. Bei Tenören ist dieser Unterschied wesentlich geringer ausgeprägt, weil ihre Mischresonanz bereits heller klingt. Aus diesem Grund gehen Tenöre auch gerne schonmal etwas früher in die Kopfresonanz (ab etwa e' kann das funktionieren). Dieser Unterschied kommt manchmal nicht so gut raus, weil in der Klassik die Mischresonanz und die Kopfresonanz gerne als "männliche Kopfstimme" zusammengefasst werden.
 
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B
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Nur eine kurze Frage: Kann man die Schwingungen der Stimmlippen überhaupt fühlen? Also ich spüre da, egal in welcher Lage, gar nichts.
 
Da sind wir schon zwei. Ich spüre da auch nichts. Und ich spüre auch den Kehlkopf nicht, weiß nicht, wo der sich befindet und müsste wohl einen Spiegel zur Hand nehmen, wenn ich das wissen wollte - aber den Krampf tu ich mir sicher nicht an.
 
Da sind wir schon zwei. Ich spüre da auch nichts. Und ich spüre auch den Kehlkopf nicht, weiß nicht, wo der sich befindet und müsste wohl einen Spiegel zur Hand nehmen, wenn ich das wissen wollte - aber den Krampf tu ich mir sicher nicht an.
Genau darum geht's mir ja. Ich meine ja auch, dass man die Schwingungsmodi wesentlich weniger wahrnimmt als die Resonanzübergänge. Deshalb hatte ich auch gefragt, wie Foxx und Strato diesen Übergang warhnehmen. Bei mir ist es nur ein etwas "dünner" werden des Grundtons. Was den Kehlkopf angeht habe ich als Mann, noch dazu mit tiefer Stimme, den Vorteil, dass ich ihn von außen sehr gut fühlen kann, d.h. ich weiß, wann er hoch-/runtergeht und auch den Tilt kann ich sehr gut ertasten. Für die Praxis ist halt für mich die Konsequenz, dass es sinnvoller ist sich an den Resonanzregistern zu orientieren (man schlankt halt immer weiter ab in der Höhe und irgendwann wird dann halt Randstimme draus), und das ist es, was ich Strato raten wollte. Gerade weil ich zumindest (und ihr, Bell und Don, ja offensichtlich auch) den Übergang in die Randstimme so wenig wahrnehme, habe ich halt Zweifel, ob Strato nicht den Randstimmenübergang mit einem Resonanzübergang verwechselt. Aber das kann natürlich auch individuell unterschiedlich sein. Ich zitiere hier mal Karyn O'Connor, wie man ihrer Meinung nach den Übergang in die Randkantenverschiebung und in die Randstimme erkennt.
To locate your primo (lower) passaggio, where the voice switches from the chest register into the zona di passaggio (in men) or middle register (in women), sing an eight-note ascending scale beginning in comfortable lower range, below the average location for the first passaggio. For a male singer, begin around F3 (the F below middle C) or E3. For a female singer, begin around A3 or B3. The first passaggio marks the end of the chest register and the beginning of the zona di passaggio (in men) or middle register (in women). At the first passaggio, you may notice a lightening of timbre or a physical sensation that the voice is becoming lighter or "lifting"; up out of the chest. This lightening may be more noticeable in heavier voices. You may also notice a register break, in which the voice abruptly shifts into the next (higher) register with a "clunk";, change of volume, a weakening of tone, etc..
To locate your secondo (upper) passaggio, where your voice switches from the middle register or zona di passagio into the head register, you'll want to sing an eight-note scale beginning several notes below the place where most voices within your gender switch. For a man, begin around A3 or B3 and sing a full eight-note ascending scale. For a woman, begin singing an eight-note ascending scale around G4 or A4. Both of these starting points should place the voice several notes below the average passaggio pitch, and the scale should extend to a few notes above these (passaggio) pitches. Regardless of your voice type, starting at or around this point should work for you.
Dabei muss man beachten, dass für O'Connor chest voice = Modalstimme, passaggio/middle voice = Randkantenverschiebung und head voice = Randstimme gilt. Die Resonanzregister behandelt sie nur als "Vokalformen".
 
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Die Faustregel ist, dass der Bereich von c' bis g'/a' "gedeckt" (Cuperto) gesungen wird, d.h. mit tendenziell kleiner Mundöffnung und großer hinterer Weite (tiefer Kehlkopf).

Aha. Das habe ich in der Form so noch nicht probiert. ;) Mal etwas mehr in die Breite (von wegen Lächel-Stellung und so), mal mehr nach unten öffnen (eben in der Absicht, den Kehlkopf zu senken) - aber grundsätzlich immer weit aufmachen, dachte ich mir (und bekommt man ja auch oft gepredigt ^^).

Meine Vermutung ist halt, dass du (wie für Anfänger typisch), nicht um d' in den gedeckten Modus wechselst, sondern mit erhöhtem Kehlkopf singst (beltest).

Ich kann meinen Kehlkopf zwar nicht so gut beim Singen beobachten wie du wahrscheinlich (bei mir ist der nicht so prominent ;D ), aber es fühlt sich genauso an, wie du's beschreibst. ;) Zumindest meistens. Wie gesagt, es gibt dann manchmal so Tage, wo's fluppt und gewisse hohe Töne dann leicht gehen, aber das kann ich leider noch nicht willentlich beeinflussen.
 
Ich versteh ehrlich gesagt die Diskussion nicht. So kompliziert ist das doch alles nun wirklich nicht. Entweder man singt in der Höhe brustdominiert mit Kopfanteil oder man singt kopfdominiert mit Brustanteil.

Das sind die beiden grundlegenden Unterschiede in der Herangehensweise. Der Rest sind zu- und abschaltbare Klangoptionen, die wiederum ein ganzes Geflecht an Prozessen in Gang setzen die sich teilweise durch den ganzen Körper ziehen.

Je weiter man das auseinander schnibbelt, desto mehr verwandeln sich Gewissheiten in Tendenzen und unscharfe Übergänge, so wie überall im Leben. Schaut mal wie oft ihr einen Kuchen in der Mitte durschschneiden könnt, bis nix mehr übrigbleibt. Es ist unmöglich. ^^
 

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