Sound von Vintage Equipment - trotz technischer Evolution heute nicht reproduzierbar?

Ich denke, dass hier mehrere Faktoren eine Rolle spielen:

1) Das Thema Materialien. Weiter vorne wurde schon eingeworfen, dass heute Holz teuer ist, Arbeitszeit teuer ist und man alles, was handwerklich gemacht wird, nicht mehr zu dem Preis bekommt. Wenn dann jemand hergeht und denkt, dass heute alles billiger sein müsse, weil ja die Elektronik bei Fernsehern auch billiger ist, der verkennt den geringen Anteil der Elektronik und kauft dann zu billig. Dann fängt das wundern an. E-Gitarren sind solche Kandidaten. Die Elektronik darin und daran ist und war ein Witz im Vergleich zur Handarbeit des Holzes. Und wie man inzwischen weiss, ist das Holz extrem wichtig.

2) Das Thema Preisdruck: Es gibt immer mehr Hersteller und immer weniger Kunden. Damit muss enger kalkuliert werden und die Preise fallen. Das hat aber leider zur Folge, dass der Kunde sich daran gewöhnt und Preisverfall fordert. Die grosse Masse kauft dann eben billig ein und wir wissen ja, dass die Stückzahl entscheidend ist. Wenn der Scherpunkt auf billig liegt, dann sind die billigen Dinge eben billiger und die teuren um so teurer. Es ist bei den Instrumenten und auch der Recordingausstattung zu beobachten, dass die Preise starkt runtergehen und die VK-Zahlen sinken. Liegt halt daran dass sich heute keiner mehr teuere Ausstattung im Studio leisten kann, da es keine Kunden mehr gibt.

3) Die andere Frage ist, warum man mit heutigem Equipment den Klang von früher nicht reproduzieren kann:

a) Was Tonaufnahme angeht, liegt es daran, dass zu Viele zu früh auf zu schlechte Digitaltechnik gesetzt haben. Heutige Technik ist zwar grundsätzlich besser, aber sie wird nur im Spitzensegment auch eingesetzt. Es liessen sich heute durchaus und sehr leicht bessere Aufnahmen machen, nur eben nicht mit dem 100,- Wandler , dem PC und dem !00,- China-Mikro! :) Die grosse breite Masse arbeitet aber mit "Volksdigitaltechnik" wie EBS das mal formulierte und damit ist die breite Masse der Aufnahmen schlecht!

b) Es gibt heute kaum noch gut ausgebildete Tonmänner! Die Hochschulen bilden immer weniger Tonmeister aus, weil aufgrund der Masse von Sendern, Produzenten, Radiostationen immer mehr Preisdruck herrscht und die Arbeit dort von Autodidakten und Praktikanten gemacht wird. Also sinkt dort die Qualtiät. Trotz besserer Technik, sind daher manche Produktionen heute schlechter! Dabei spielt auch das Internet eine Rolle und die vielen Halbwahrheiten, die in Foren wie diesen gestreut werden. Z.B. erfreuen sich SM58 und NS10 nach wie vor grosser Beliebtheit, obwohl sie Möhren hinten und vorne nichts taugen. Sie werden aber immer wieder empfohlen, genau wie bestimmte Mischtechniken und Aufnahmeverfahren. Viele haben keine Ahnung, was man da alles falsch machen kann.

c) Wenn es um das Reproduzieren voin Technik geht, dann spielt hier ebenfalls die Verbilligung eine Rolle. Heute baut keiner mehr Elektronik fpr die Ewigkeit und implementiert gute Komponenten. Es muss einfach zu produzieren sein. Also Plastik statt Metall, Software statt Hardware, Elektronik statt Mechanik und digitale Korrektur, statt gute Analogqualität. Da lassen sich aber Viele die Augen von der Werbung zukleistern und glauben an die tolle Technik. Dank Influenzern und Werbung wird verkauft, was gut aussieht und von anderen empfohlen wird und nicht das, was technisch gut ist. Da spielen dann inzwischen auch die gefälschten Produktbewertungen rein.
 
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Also ich bin da eher bei Pleasure Seeker:
Das ist mir einfach zu viel Zufall, wenn die Änderungen in den Fertigungsprozessen gegenüber damals den Klang immer nur zum schlechteren ändern. Und das auch noch obwohl damals nicht selektiert wurde bzw. der Fertigungsprozess nicht auf das Ergebnis hin optimiert wurde sondern oft nur einfach das genommen wurde, was da war.

Heute hat doch ein Gitarrenbauer ein viel größeres Angebot an Brücken, Tailpieces, Mechanken etc. aus den verschiedenen Materialien. Und da soll nix dabei sein, was ausnahmsweise mal besser oder gleichwertig ist?

Es spricht doch keiner von besser oder gleichwertig.
Es ging mir mit meiner Aussage um die Behauptung der Reproduzierbarkeit die ich in Frage stelle...


@ Pleasure Seeker: Die Schlussfolgerung, bezog sich aber doch auf die Passage mit den aktuellen Gitarrenheros. Noch einmal du zitierst mich unvollständig....
 
Dann musst Du halt auch "tonmäßig anders" anstatt ""tonmäßig" überlegen" schreiben.
 
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@ Pleasure Seeker: Die Schlussfolgerung, bezog sich aber doch auf die Passage mit den aktuellen Gitarrenheros. Noch einmal du zitierst mich unvollständig....

Fleischi, ich zitiere dich nicht unvollständig, sondern nur in passenden Ausschnitten, und weiß inzwischen auch, dass du dich auf die Heroes und deren Amps beziehen willst, auch wenn es dein Text nicht wirklich hergibt. Aber egal, wir kommen da auf keine Einigung, du meinst das und ich lese aus deinem Text etwas anderes..

Bei den Amps bist du übrigens auf einem noch größeren Minenfeld, schließlich ist deren Betrieb ohne Austausch vieler Bauteile mehr als fragwürdig, weil weder Kohlepresswiderstände noch Kondensatoren nach sovielen Jahrzehnten überhaupt noch ihre Spezifikationen erfüllen und deren 1:1 Nachbauten, selbst mit billigsten Chinabauteilen, passenden Speaker und Röhren vorausgesetzt, erstaunlich gut klingen können. ;)
 
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Bei dem Thema AMPs halte mich inzwischen komplett heraus. Ich habe vor gut 15 Jahren mal begonnen, mich damit zu befassen, die z.T. sehr abartigen Techniken zu verstehen, mit denen die Hersteller ihre Verstärker dahingehend modifizieren, damit sich nicht "steril" klingen, bzw die abenteurlichen Argumentationen, mit denen man konfrontiert wird nachvollvollziehen, warum auf in der Elektronik gängige Techniken verzichtet wird, um stabilen und einstreuungsfreien Klang zu bekommen.

Da gibt es so viele Theorien, die sich z.t: widersprechen. AMPs sind eine Philosophie für sich und Gitarren-AMPs mal noch gleich mehr :)

Meine Ansätze bezogen sich im Übrigen auch darauf, die teilweise alte und nicht reproduzierbare, weil schnell alternde Technik - besonders die Röhren - nachzubilden.
Wen es interessiert, hier ist das Ergebnis in Hardware:

https://www.mikrocontroller.net/topic/40054#298767

Zu der Gesamtfrage, warum man heute nicht den Klang von damals nachbilden kann, liesse sich im Hinblick auf moderne Regularien auch noch addieren, dass man gewisse "üble" Bautechniken heute nicht mehr durch die CE-Prüfung bekommen würde :) Das betrifft die Art der Netzteilgestaltung, der Abschirmung wegen EMV und auch die Signalführung auf Leiterplatten, wobei da auch produktionstechnische Dinge noch eine Rolle spielen: Heute kann man nur noch effektiv und preiswert bauen, was sich auf den modernen Produktionsanlagen RoHS-konform löten lässt. Und das ist SMD. Die klassische Technik muss man löten lassen und das machen nur noch ein paar Chinesen im Auftrag.

Zu der Frage, warum Chinatechnik "gar nicht so schlecht ist": Das Allermeiste kommt heute aus China. Mit Produktionsanlagen, die z.T. hier bei uns um die Ecke gebaut werden. China heisst schon lange nicht mehr "billig und schlecht". Oft ist es "billig und gut". Viele Chinesen können heute Qualität.
 
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Hab jetzt zwar nicht alles gelesen, überlege nur hin und wieder, ob man mit billigem Gebrauchtkram nicht mehr Vintage - meine organisch - , als mit Gear, das 'neu und sauber' klingt :gruebel:
 
“Neu“ heißt ja nicht gleich “sauber“, teilweise wird viel Geld für dreckigen Klang verlangt. EUnd billiger Gebrauchtkram kann dünn, klirrig und unorganisch klingen, oder aber auch richtig gut.
Es hängt immer davon ab, ob man weiß was man will und ob man in der Lage ist zu erkennen, ob das was man sucht auch drinsteckt. Bei Billigware ist es schwieriger, das zu finden was die Mehrheit unter guten Vintageklängen versteht. Da wird oft einfach billiges Material verwendet und wenig auf Klang geachtet. Fender hat auch auf gute Rohstoffpreise geachtet, wollte aber immerhin professionelle Musiker bedienen und hatte daher einen gewissen Qualitätsanspruch. Darauf kann man sich bei Fernost-Einsteigergitarren nicht verlassen (heute schon deutlich mehr als in den 70ern, 80ern und 90ern) - Nähe zum Vintageklang stand da eher selten im Fokus.

Es gibt natürlich auch Geheimtipps mit höherer Trefferquote.
 
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Und billiger Gebrauchtkram kann dünn, klirrig und unorganisch klingen, oder aber auch richtig gut.
kann mir aber vorstellen, dass primitive Elektronik den Originalen näher kommt, also bei Effekten und so
 
kann mir aber vorstellen, dass primitive Elektronik den Originalen näher kommt, also bei Effekten und so

..ich halte das für einen völligen Irrweg. Was derzeit unter "Vintage Sound" vermarktet wird ist zu 80% Fingerarbeit und zu 20% die zu den Hörgewohnheiten passende Einstellung des Equipments. Knapp formuliert: Es geht um eine bestimmte Spielweise und einen bestimmten Zerrgrad. Das "wie man dahin kommt", bleibt davon praktisch unberührt- das geht billig schrottig, aber auch richtig teuer und wahrscheinlich auch digital.
 
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Portnoy, Morse und Gilbert machen das ja so in dieser Art...
 
das geht billig schrottig, aber auch richtig teuer und wahrscheinlich auch digital.
Genau so ist es.
Ich hab zB. knapp 5 Minuten gebraucht um den berühmten Hank Marvin Sound mit meiner Squier und Amplitube 4 hinzubiegen.
Ob das jetzt mehr Spaß macht als mit dem Original Equipment sei mal dahingestellt.Wohl eher nicht. :gruebel:
 
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...äh, sind Gitarrenamps nicht etwa die Dinger aus denen der ganze Lärm den wir erzeugen im Endeffekt raus kommt?
Hmm, selbst schuld wenn jemand daraus ne Philosophie macht...die grauen Haare würd ich mir sparen (wenn ich noch welche hätte:D)

Noch was: müsste der Thread nicht heissen: Sound von Vintage Equipment wegen technischer Evolution heute nicht reproduzierbar...!?...

....die Version von "while my Guitar..." ist schön gespielt, (wenn gleich auch etwas "Vibes" fehlen!), doch dieser "Steve Vai" Gitarrensound geht gar nicht:bad::igitt:...vollkommen daneben!
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist "Vintage Sound"? :confused:
Aha!

nee, is‘ latürnich kein Vintagesound... klaro. ich hab nur ein paar mal zu viel um die Ecke gedacht und den Bezug zum Vorpost etwas verfehlt, war schon spät und so, das ist ja eine bunte Mischung aus alt (Bass) / neu (Superstrat) und soundmäßig schlicht weg ein (gutes) aktuell klingendes Cover.
 
das geht billig schrottig, aber auch richtig teuer und wahrscheinlich auch digital.
Was du bei den teuren Sachen vielleicht nicht hast: Signalverschlechterung (also Rauschen, Dämpfung und so). Glaube nicht, dass die großen Vorbilder auf sowas geachtet haben
 
Nö..Rauschen und Nebengeräusche geht auch digital. Wird ja extra heute digital nachgemacht...:ugly:
 
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Was du bei den teuren Sachen vielleicht nicht hast: Signalverschlechterung (also Rauschen, Dämpfung und so).

Das kannst du auch bei teurem "Vintage" Kram haben. Aber mal ehrlich, nicht selten findet man auf Tonträgern (trotz aller Studiotechnik) sogar charakteristische Rausch- und Brutzelgeräusche bestimmter Effektgeräte- weil's den "Großen", wie du richtig sagst, einfach egal war. Will man einen bestimmten Klang reproduzieren hilft es durchaus, nicht nur die Effektgeräte, sondern auch die verwendete Pleks und Saiten (Marke und Stärke) zu kennen, weil man die auch auf Tonträgern noch an bestimmten Stellen "hören" kann.
 
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Ich hab meine eigene Theorie:

Man baut ja mittlerweile ganze Gitarren, Tonabnehmer etc. nach Vintage Spezifikationen, trotzdem klingt es anders.

Es gibt Faktoren die wir nicht mit in die Rechnung mit einbeziehen.

Früher wurden z.B. Teer oder Papierwickel Kondensatoren benutzt welche bereits nach einigen Monaten einen Großteil Ihrer Kapazität eingebüßt haben, ich denke das der Vintagesound ungewolltermaßen durch Fehlerhafte Kondensatoren in den Amp´s zustande gekommen sein könnte.

Außerdem müssen wir bedenken das der Vintagesound aus Amerika kommt, wo 110V 60Hz Spannung benutzt wird, wir benutzen 220V 50Hz , das kann schon einen Unterschied machen und in Verbindung mit den fehlerhaften Kondensatoren könnte es genau diesen Sound erzeugt haben.

Der Lautsprecher dürfte auch einen nicht ganz unerheblichen Teil am Sound haben, da wurden früher sicher auch andere Materialien, Techniken zur Tonwiedergabe benutzt, wie weit das dort aber Früher anders war als heute weiß ich nicht.
 

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