Vintage, das unbekannte Wesen

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Auf den Punkt gebracht ist für mich das Zeug das ich nutze auch ein bewusstes Statement. Dabei wünsche ich mir nicht grundsätzlich die Vergangenheit zurück. Ich finde Fortschritt gut und notwendig. Aber es gibt eben auch Gegenstände die in positiver Weise mit meiner Psyche interagieren und die sind weder steril noch virtuell weil ich es auch nicht, bzw noch nicht bin.
Musik machen ist bei mir ein möglichst computerfreier, analoger Raum. Die digitale Technik ist in den letzten 2 Jahrzehnten so gut wie in jedem Lebensbereich vorgedrungen. Ich brauche meine Freiräume. Ob diese Denke nun schon Vintage ist, weiß ich nicht.
Die digitale, computergestützte Aufnahmetechnik, heutzutage für jedermann erschwinglich, ist allerdings schon eine tolle Sache.
Damals, Mitte der 80er gefragt was man einmal machen wolle, war die Antwort noch öfters mal "irgendwas ohne Computer"....:ugly:
Ich bin mehr als dankbar dafür ein Kid der Eighties zu sein.
Und dabei scheint es aus heutiger Sicht ja nahezu ein Wunder zu sein, daß wir sie überlebt haben! Wenn man nur mal darüber nachdenkt wie es damals überhaupt möglich war Kontakt zum anderen Geschlecht zu bekommen, so ganz ohne Smartphone, etc pp.:)
 
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Nun leben wir aber gerade in einer "disruptiven" Zeit, die geprägt ist von oft schnellem, oft tiefgreifendem technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel.
Ich meine, tiefgreifenden Wandel hat es immer schon gegeben. Die Aspekte, die in unseren aktiv lebenden Generationen am stärkste wahrgenommen werden sind für mich der Übergang in eine Echtzeit Ära, die bei vielen Menschen extremen Stress verursacht und die Entsolidarisierung, die den Menschen zu des Menschen Feind macht. Mir erschließt sich jetzt aber nicht, was das mit Vintage zu tun hat?
Die Hersteller sollten für den innovationsfreudigen Kreis potentieller Kunden auch mal etwas Innovatives bieten. Sonst kommen junge Kunden nie auf den Vintage-Geschmack
Das empfinde ich als Innovationswahn und würde ich als Aufsitzen auf einer völlig fehlgeleiteten Entwicklung werten. Unabhängig davon, wie man zu diesem Innovationsdoktrin steht, führt Innovation von Vintage weg und nicht hin. Auch eine Retrowelle ist keine Innovation, sondern alter Wein in neuen Schläuchen, oder?
Wenn alles immer komplexer, schneller, austauschbarer wird geht eine wichtige Verbindung verloren, heute gar sowas wie gesellschaftliche Solidarität.
Der Grundmechanismus ist, so sehe ich das, im Prinzip ganz einfach. Das Gegeneinander ersetzt das Miteinander. Diese Geisteshaltung ist mittlerweile so etabliert, dass es immer weniger Menschen gibt, die ein ausschließliches Miteinander überhaupt für möglich halten. Das zu glauben gilt heute als dumm. Aber auch hier erschließt sich mir nicht, was eine Entsolidarisierung mit Vintage zu tun hat?
dann müsste man fragen, was an einem echten Vintage-Instrument oder einem nach solchen Vorgaben gestalteten Nachbau objektiv besser ist als bei einem solchen, das nach modernen Gesichtspunkten gefertigt ist.
Diese Frage finde ich in dieser Vintage Diskussion gut. Ich würde sie nur etwas anders stellen, weil es für mich keine objektive sondern eine subjektive Geschmackssache ist: gibt es Aufnahmen aus den 50ern und 60ern, die besser klingen als modernere Aufnahmen?

Ich hab mal eine Zeit lang in einer Beatles Cover Band gespielt. Aufgrund der kurzen Songs brauchten wir für eine 2 Stunden Setlist rund 40 Beatles Nummern. Durch die Bank klangen die bei uns frischer als die alten 60er Originalaufnahmen. Auch mit Epiphone Casino, Höfner Violinbass, Ludwig Drums und Vox Amp. Die Leute und das Publikum waren begeistert, die alten Gassenhauer mit entstaubten Sounds zu hören.

Seit jeher frage ich mich: Wer will wirklich nach dem alten Zeug von damals klingen?

Manche schon, aber so ein Hype?

Nicht mal die Beatles selbst wollten so klingen, wie sie geklungen haben, darum haben sie die Entwicklung vorangetrieben, indem sie nach dem verlangten, was dann später auf den Markt kam.
 
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Aber auch hier erschließt sich mir nicht, was eine Entsolidarisierung mit Vintage zu tun hat?
Fällt mir als begleitendes Zeitgeistphänomen auf, einen direkten Zusammenhang gibt es vermutlich nicht 😊
 
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... Ich hab mal eine Zeit lang in einer Beatles Cover Band gespielt. Aufgrund der kurzen Songs brauchten wir für eine 2 Stunden Setlist rund 40 Beatles Nummern. Durch die Bank klangen die bei uns frischer als die alten 60er Originalaufnahmen. Auch mit Epiphone Casino, Höfner Violinbass, Ludwig Drums und Vox Amp. Die Leute und das Publikum waren begeistert, die alten Gassenhauer mit entstaubten Sounds zu hören. ...
Du glaubst also, eure Vöxe, Casinos und 500/1e klangen "weniger verstaubt" oder besser als die Orignal-Instrumente?
Glaube ich nicht.

Du scheinst nicht viel über Aufnahme- und Tontechnik und deren Entwicklung seit 196x zu wissen (insbesondere im Bereich PA und Mastering).
Auch scheinst Du zu vergessen, unter welchem Zeitdruck Pop-Alben ((auch die Beatles bis 1967) aufgenommen wurden.

Seit jeher frage ich mich: Wer will wirklich nach dem alten Zeug von damals klingen?
Manche schon, aber so ein Hype?
Nicht mal die Beatles selbst wollten so klingen, wie sie geklungen haben, darum haben sie die Entwicklung vorangetrieben, indem sie nach dem verlangten, was dann später auf den Markt kam.
Warum werden Strats, Teles, P-Bässe usw. dann seit fast 70 Jahren fast unverändert angeboten, gelauft, geliebt und überall benutzt?
Wenn ich mich so umschaue, dann sind viele angesagte Audio-Plugins (Kompressoren, EQs, selbst Hallgeräte) und auch Amp/Boxen-Simulationen "Nachbildungen" von Geräten aus den 194x-197xer Jahren.
Originale mittlerweile extrem selten und sehr teuer - weil das olle Zeug niemand mehr hören mag?

Allein bei Schlagzeugen (minus einiger Ausnahmen bei Snaredrums) scheinen neuere Designs und Produkte beliebter zu sein.
Zurück zur "PA-Technik" von früher will wohl niemand, auch nach Bandmaschinen sehnt sich nur eine Minderheit.
 
Ich glaube, und das meine ich absolut ernst, dass moderne Saiten heute den Unterschied machen.
 
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Ich finde, dass die Beatles immer einen sehr guten Sound hatten. Selbst in der naiven Phase. Sehr klar und sehr satt. So ziemlich das Gegenteil von verstaubt. Bei den Beatles und auch den Stones macht es Sinn, die Mono Mixe zu hören. So war es ja gedacht. Und das klingt dann auch schlüssiger und noch druckvoller als diese nachträglichen Stereo Mixe
Sorry für OT! Aber das musste gesagt werden:)
 
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extremen Stress verursacht und die Entsolidarisierung, die den Menschen zu des Menschen Feind macht. Mir erschließt sich jetzt aber nicht, was das mit Vintage zu tun hat?
Gesellschaftlicher Wandel führt bei manchen Menschen zur Verunsicherung. Bislang als sicher geglaubte Koordinaten des eigenen Lebens geraten ins Wanken, wenn sich verschiedene Dinge in kurzer Folge stark verändern. Im Begriff "Vintage" schwingen immer auch die Begriffe "früher" und "besser" mit - wo kann sich denn ein Vintage-Freund besser vergewissern, dass "er, jetzt, hier" trotz allem richtig ist, als im Kreise Gleichgesinnter? Das mag prinzipiell für jedes gemeinsame Interesse gelten; indem man aber (technisch, stilistisch, musikalisch) gemeinsam auf eine als schön erinnerte Zeit rekurriert, die nicht ganz zufällig oft mit der eigenen Jugendzeit zusammenfällt. erlebt man Freundschaft, Anerkennung, Solidarität und nicht-egoistische Nähe. Ich sehe da schon einen Zusammenhang.

OT: Jüngere Vintage-Fans sind für mich ähnlich wie die Leute, die schon mit 20 einen Mercedes fahren. Es sind eben Mercedes-Fahrer, nur jünger. Sie werden irgendwann zu älteren Mercedes-Fahrern. ;)
Unabhängig davon, wie man zu diesem Innovationsdoktrin steht, führt Innovation von Vintage weg und nicht hin.
Wenn ich in einer Kleinstadt ein 100 m² großes CD- und Schallplattengeschäft betreibe, das sich wegen geänderter Konsumgewohnheiten (MP3, Download, Streaming, Internetradio) nicht mehr rentiert, kann ich es entweder komplett aufgeben, oder ich biete auf 90 m² Dinge an, die die Leute heute haben wollen und verkleinere meinen Tonträgerladen auf 10 m², Wenn ich als Gewerbetreibender sage, 100 m² Plattenladen oder gar nicht, wird es zum "gar nicht" kommen. VW konnte den Käfer noch bis 2003 bauen, weil sie da schon lange gut von Gölfen und Passaten lebten. Ohne sie wäre VW bereits 1975 am Ende gewesen. Als ganzes, auch der Käfer wäre dann schon eingestellt worden.

Der seltene Fall wie im Gitarrenbusiness, dass Vintage die Kohle bringt und Innovation von der (derzeit oft älteren) Kundschaft abgelehnt wird, kann nicht auf ewig funktionieren. Wir haben gerade erst erlebt, dass ein komplettes Aus für Gibson zumindest im Raume stand. Da war zwar schon Innovation, aber zu sehr auf Kosten des Markenkerns.
gibt es Aufnahmen aus den 50ern und 60ern, die besser klingen als modernere Aufnahmen?
In meiner Jugend machte sich das damalige SWF3 Radio den Spaß, zu jedem Remake eines alten Titels den Zuhörern auch gleich das alte Original vorzuspielen. So lernte ich glücklicherweise Musik kennen, die weit vor meiner Zeit lag, und ja - meist war das Original besser! Was wäre aus meinem Musikgeschmack ohne Frank Laufenberg und Co geworden?
Wer will wirklich nach dem alten Zeug von damals klingen?
Es gibt regelrechte "Conventions" von Fans älterer Popmusik, bei denen die auflaufenden Coverbands sicher nicht das Publikum dadurch verschrecken wollen, "besser" oder gar anders :oops: als das verehrte Original zu klingen. Im Gegenteil, dort ist Originalnähe gefragt.

Aber gut, in der Oldtimerszene gibt es auch die Fraktion, die alte Autos in Neonfarben lackiert und sie aufbrezelt, und den Teil, der auf Originalität abfährt. Das ist in letzter Konsequenz eine Stil- und Geschmacksfrage, die sich Kategorien wie 'gut' oder 'schlecht' entzieht.
 
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Ich glaube, und das meine ich absolut ernst, dass moderne Saiten heute den Unterschied machen.
Die damals verwendeten Saiten sind ja nach wie vor erhältlich - kann also jede/r machen, wie's gefällt.

Nachtrag zu den "verstaubten" Beatles-Aufnahmen:
In den EMI-Studios gab es in den 1960ern zudem sehr rigide Vorschriften, wie beispielsweise Mikrophone platziert werden durften.
Beispielsweise bloß nicht zu nah an Amps oder vor der Bassdrum - die teuren Mics könnten ja Schaden nehmen.
Da waren die kleinen Ami-Studios lässiger unterwegs, deshalb lauschten die Beatles beispielsweise neidisch den Motown-Platten mit dem fetten Bass.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ich finde, dass die Beatles immer einen sehr guten Sound hatten. Selbst in der naiven Phase. Sehr klar und sehr satt. So ziemlich das Gegenteil von verstaubt. Bei den Beatles und auch den Stones macht es Sinn, die Mono Mixe zu hören. So war es ja gedacht. Und das klingt dann auch schlüssiger und noch druckvoller als diese nachträglichen Stereo Mixe
Sorry für OT! Aber das musste gesagt werden:)
Unbedingt.

Anderes Beispiel:
Die Blue-Note-Jazzaufnahmen aus den 1950er und 1960er Jahren gelten auch heute noch als klangliche Benchmark.
 
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Stimmt! Unglaublich, wie gut die Sachen klingen
 
Ich finde Mono Aufnahmen voll Vintage ;), muss aber gestehen, dass ich denen bislang wenig Beachtung geschenkt habe. Hole ich nach!
 
Die Blue-Note-Jazzaufnahmen aus den 1950er und 1960er Jahren gelten auch heute noch als klangliche Benchmark.
Durch einen Flohmarkt-Vinyl-EP-Fund :cool: bin ich auf alte Klassik-Aufnahmen gestoßen, die mir so gut gefallen haben, dass ich mir jüngst die ganze CD-Box des Künstlers (Wofgang Schneiderhan) mit seinen alten Aufnahmen zugelegt habe. Aufnahmetechnisch vielleicht nichts für die HiFi/High End-Fraktion, aber mir gefällt's! :p
 
... Im Begriff "Vintage" schwingen immer auch die Begriffe "früher" und "besser" mit - wo kann sich denn ein Vintage-Freund besser vergewissern, dass "er, jetzt, hier" trotz allem richtig ist, als im Kreise Gleichgesinnter? Das mag prinzipiell für jedes gemeinsame Interesse gelten; indem man aber (technisch, stilistisch, musikalisch) gemeinsam auf eine als schön erinnerte Zeit rekurriert, die nicht ganz zufällig oft mit der eigenen Jugendzeit zusammenfällt. erlebt man Freundschaft, Anerkennung, Solidarität und nicht-egoistische Nähe. Ich sehe da schon einen Zusammenhang.
Das wäre dann die psychosoziale Komponente von Vintage.
Müsste und wird aber genauso funktionieren, wenn die Leute mit Peavey-Bassanlagen, Superstrats, Juno-Synths und Simmons-E-Drums hantieren, wenn das eben Teil ihrer musikalischen Jugend war.
Nur werden derlei Instrumene in der Regel nicht als "Vintage" bezeichnet.

Wenn ich in einer Kleinstadt ein 100 m² großes CD- und Schallplattengeschäft betreibe, das sich wegen geänderter Konsumgewohnheiten (MP3, Download, Streaming, Internetradio) nicht mehr rentiert, kann ich es entweder komplett aufgeben, oder ich biete auf 90 m² Dinge an, die die Leute heute haben wollen und verkleinere meinen Tonträgerladen auf 10 m², Wenn ich als Gewerbetreibender sage, 100 m² Plattenladen oder gar nicht, wird es zum "gar nicht" kommen.
Genau, weil die Nachfrage nicht mehr da ist.
Ganz ausgestorben sind Plattenläden dennch nicht.

VW konnte den Käfer noch bis 2003 bauen, weil sie da schon lange gut von Gölfen und Passaten lebten. Ohne sie wäre VW bereits 1975 am Ende gewesen. Als ganzes, auch der Käfer wäre dann schon eingestellt worden.
Der Käfer war ein Design aus dem 1930er Jahren, und spötestens in den 1980er in Sachen Sicherheitsstandards, Platzangebot und Energieverbrauch schlicht nicht mehr zeitgemäß (allerdings wunderschön).
Eine solche technische Rückständigkeit kann ich bei Tele, Strat oder P-Bass so nicht erkennen.

Der seltene Fall wie im Gitarrenbusiness, dass Vintage die Kohle bringt und Innovation von der (derzeit oft älteren) Kundschaft abgelehnt wird, kann nicht auf ewig funktionieren. Wir haben gerade erst erlebt, dass ein komplettes Aus für Gibson zumindest im Raume stand. Da war zwar schon Innovation, aber zu sehr auf Kosten des Markenkerns.
Lag das daran, dass die Instrumente ansich nicht mehr zeitgemäß waren?
Oder daran, dass die Preise gemessen an der Qualität einfach zu hoch waren bzw. die fernöstliche Konkurrenz zu gut und wesentlich presiwerter angeboten hat?
Und welche wirklichen Innovationen gibt es denn bei den Instrumentendesigns (ich meine technisch-funktional, nicht allein optisch)?

Aktivelektroniken - aber die sind eben nicht besser, sondern anders.
Modernere Vibrato-Einheiten - wer's braucht, benutzt es.
Mit Carbonfasern und anderen Werkstoffen wird gearbeitet, und wo das Sinn ergibt, wird es auch angenommen.
Fanned Frets - wer's braucht ...
Bei Amps gibt's Modeling und Profiling, und das wurde beides sehr wohl vom Markt angenommen.

Meint: es gibt nicht so wahnsinnig viele Innovationen bei Gitarren und Bässen, die für alle Spieler*innen und immer besser sind als die alten Designs.
Und darum werden die alten Designs auch ohne Nostalgie o.ä. nach wie vor angeboten und verkaufen sich.

... Es gibt regelrechte "Conventions" von Fans älterer Popmusik, bei denen die auflaufenden Coverbands sicher nicht das Publikum dadurch verschrecken wollen, "besser" oder gar anders :oops: als das verehrte Original zu klingen. Im Gegenteil, dort ist Originalnähe gefragt. ...
Nichts finde ich langweiliger, als wenn Leute heute bis aufs I-Tüpfelchen kopieren, was vor xy Jahren mal von irgendwem irgendwo im Studio eingespielt wurde.
 
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was vor xy Jahren mal von irgendwem irgendwo im Studion eingespielt wurde.
genau, es wird in der Regel immer kopiert, was irgendwann, irgendwo in einem Studio aufgenommen wurde. Wie sich das live anhörte, ist eine ganz andere Geschichte. Da wir ja von E-Gitarre und entsprechenden Bands in diesem Zusammenhang reden, sei noch angemerkt, das die anderen Musiker auch einen gehörigen Anteil an der Musik haben, speziell die Rhythmussektion, die machen den Groove. Für den Zuhörer resultiert der Wiedererkennungswert, und entsprechendes Wohlgefühl, der alten Geschichten aber in der Hauptsache durch die Melodie, sprich, durch den/die Sänger****innen. Wir Gitarristen sollten uns da dann auch nicht so wichtig nehmen, und was wir benutzen interessiert ausser uns sonst niemanden, höchstens aus Höflichkeit. Da können wir mit abgeranzten Sachen auftauchen oder hochmodernem Zeug, wofür wir uns auch immer entscheiden, es dient nur unserem eigenem Wohlgefühl.
 
Ich finde Mono Aufnahmen voll Vintage ;), muss aber gestehen, dass ich denen bislang wenig Beachtung geschenkt habe. Hole ich nach!
Kann mensch machen, musste aber nicht.
Bis in die Mitte der 1960er wurden Pop- und Rockaufnahmen eben primär für die Monowiedergabe gemischt.
So "waren die gedacht", und da unterscheiden sich Mono- und Stereo(re)mix manchmal deutlich.
Für echte Fans ist es also ein Muss, das Zeug in Mono zu hören.
Ein Hifi-Amp mit Mono-Schalter bringt einen da aber oft schon den halben Weg.

Aber um "es" richtig richtig zu hören, müsste auch eine "Anlage" mit den Klangeigenschaften der 1960er her.
Ich hatte mal so alte Boxen mit Ovalspeakern, und auf nichts klangen CCR und The Who so bretthart-geil wie mit denen.
Lautsprecher sterben jedoch irgendwann, wenn sie viel und hart "geliebt" werden.

Und dann gibt es noch das Minenfeld Album- vs. Single-Mix, dawurde auch nicht immer bloß ausgefadet ...
 
Darf ich kurz daran erinnern, dass wir hier im Biergarten des E-Git-Sub und nicht in der Plauderecke des Recording-Sub sind ;)?
Kurze Ausflüge -> no problem. Aber nicht umsonst haben wir im Header des Biergartens geschrieben :opa::
...wobei wir aber schon darum bitten, dass die Thematik auf Gitarren bezogen bleibt.
Sollte jedoch vom TS sogar eine globale, fachübergreifende Vintage-Plauderei beabsichtigt gewesen sein, so wäre ein Verschieben in das Sub "Musikalisches OT" angesagt :gruebel:.

LG Lenny (für die Moderation)
 
Warum werden Strats, Teles, P-Bässe usw. dann seit fast 70 Jahren fast unverändert angeboten, gelauft, geliebt und überall benutzt?
Sie werden zwar angeboten, aber es gibt ja nicht DIE Strat, LP,, ... => andere Korpushölzer, andere Pickups, andere Hälse und Halsbefestigungen, andere Elektronik. Dann mal wieder retro. Was geblieben ist, ist so halbwegs die Form. Den Rest würde ich nicht als "fast unverändert" betrachten.
Wenn ich mich so umschaue, dann sind viele angesagte Audio-Plugins (Kompressoren, EQs, selbst Hallgeräte) und auch Amp/Boxen-Simulationen "Nachbildungen" von Geräten aus den 194x-197xer Jahren.
In diesem Bereich ja.
Ich glaube, und das meine ich absolut ernst, dass moderne Saiten heute den Unterschied machen.
Beim Bass auf jeden Fall (ungeschliffen), bei Gitarren sicherlich auch, wenngleich vielleicht nicht soo stark.
 
genau, es wird in der Regel immer kopiert, was irgendwann, irgendwo in einem Studio aufgenommen wurde. ...
Wir sollten bremsen, sonst landen wir bei "Coverband und wenn ja, wie?" - da schreibe ich mich dann aber in Rage.

... Wie sich das live anhörte, ist eine ganz andere Geschichte. ...
Niemand bei klarem Verstand will live so klingen wie die Beatles in der Hollywood Bowl oder gar im Shea Stadium.

Da wir ja von E-Gitarre und entsprechenden Bands in diesem Zusammenhang reden, sei noch angemerkt, das die anderen Musiker auch einen gehörigen Anteil an der Musik haben, speziell die Rhythmussektion, die machen den Groove. Für den Zuhörer resultiert der Wiedererkennungswert, und entsprechendes Wohlgefühl, der alten Geschichten aber in der Hauptsache durch die Melodie, sprich, durch den/die Sänger****innen. Wir Gitarristen sollten uns da dann auch nicht so wichtig nehmen, und was wir benutzen interessiert ausser uns sonst niemanden, höchstens aus Höflichkeit. Da können wir mit abgeranzten Sachen auftauchen oder hochmodernem Zeug, wofür wir uns auch immer entscheiden, es dient nur unserem eigenem Wohlgefühl.
Ich denke auch, dass die 1:1-Original-Klangereignisse unerheblich sind (und sowieso meist nicht erreicht werden, wer singt schon wie McCartney oder spielt wirklich so wie Hendrix?).
Melodie, Harmonien und Text sind ja gegeben, damit sollten man nur granular herumbasteln.
Ansonsten sollte, wer covert, die "Seele des Songs" spielen, was auch immer das jeweils sein mag (ein bestimmtes Riff, ein bestimmter Groove, whatever).
Aber das ist ja das "was spielen".

Beim "worauf/womit spielen" denke ich:
Spielen sollte mensch das, was ihn oder sie sowie die restliche Band erfreut, anmacht, kickt, um genau die Mucke zu spielen, die gespielt werden soll.
Ich bin ein Glückspilz und brauche dazu keine sündhaft teure Vintage- oder Edelware.

Offtopic:
Für mich ist es so, dass verschiedene Instrumente mich verschieden spielen lassen.
Bis hin zu dem Effekt, dass es Sachen gibt, die ich auf bestimmten Instrumenten kaum hinkriege, obwohl sie "technisch gesehen viel besser" sind als das Instrument, auf dem ich Fragliches am besten spielen kann.

Ich hatte vorgestern mal wieder meine erste E-Gitarre in der Hand - technisch ein wirklich übles Teil (Egmond Princess II, 60er Jahre Billig-Klampfe aus Holland).
Aber bestimmte Rockabilly/RocknRoll-Rythmussachen kann ich darauf besser spielen als auf jeder anderen Gitarre.
Vermutlich, weil ich den Scheiss genau darauf gelernt habe.
Dito kontrolliertes((!!) Feedback - mit der Egmond (Hollowbody-Gitarre) kriege ich das am besten hin.
Wohl auch, weil ich mir damit halbe Nachmittage vertrieben habe.
/Offtopic
 
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Was mich am "alten" Klang und den damit einhergehenden Eigenschaften am meisten anpingt ist vorzugsweise die Ballance zwischen PU's und die Abstimmung auf die dazugehörigen Röhrenamps der Fünfziger und Sechziger. Ob dies so beabsichtigt, oder eine glückliche Fügung war kann ich nicht beurteilen. Für mich ist wiegesagt nicht Vintage ansich positiv konnotiert, sondern wie beschrieben - fast pauschal - diese zwei Dekaden.

Als Leo Fender seinen Silverfaces mehr Leistung verpasste mag es geringfügig lauter geworden sein, ich mochte die BF's lieber. Die haben ein Fundament in den tieferen Frequenzen das mit Worten nur unzulänglich beschrieben werden kann. Und es ist auch gut möglich, dass man es nur wahrnimmt wenn man unmittelbar davor steht oder sitzt. Insofern gebe ich natürlich Jedem Recht der konstatiert, dass das Publikum es ggf. nicht hört und es vermutlich auch nur für eine sehr kleine Personengruppe relevant ist. Für mich und meine spielerische Entwicklung ist es wichtig, hätte ich den Unterschied nie gehört könnte ich vermutlich mein eigenes Geschwätz hier nicht nachvollziehen.

Bei Gitarren fällt es marginaler aus. Die Desings und Materialauswahl lehnen sich an die historischen Vorbilder an, das passt schon. Womit ich weniger anfangen kann sind zu heiss gewickelte PU's, das wird mir zu mittig und auch zu knallig. Lieber helfe ich meinen moderater gewickelten Kameraden im Zerrmodus mit dem Mittenregler des Amps nach. Und es geht mir mit Gitarren wie Nick, ich kann nicht auf Jeder Alles spielen. Das kann von mir aus ein Defizit oder auch eine Klatsche sein, aber ich bin derjenige, der sich damit arrangieren muss. Insofern sind meine Vorlieben selbstverständlich komplett irrational, das steht völlig außer Frage. Es geht nicht um besser oder schlechter, sondern um Kompatibilität.

Edit OT:
Hab gerade noch das hier zur Erklärung dieses Subs gelesen:

Der Biergarten des E-Gitarren Forums ist ein offener Bereich für E-Gitarristen, die untereinander, wie bei einem Bier, miteinander sprechen und sich über unterschiedlichste Themen austauschen können.

Für mich seit zwei Monaten nur Biergarten Light mit Alkoholfreiem, Ihr glaubt gar nicht wie langweilig das ist :eek2:
 
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Sie werden zwar angeboten, aber es gibt ja nicht DIE Strat, LP,, ...
Ich denke schon, dass es das gibt:
Bei Fender z.B.
648 mm Mensur,
der spezielle Headstock mit einseitig bedienbaren Mechaniken (=gerade Saitenführung auf dem Headstock).
Hals angeschraubt und aus Ahorn, wahlweise mit aufgeleimtem Palisander-Griffbrett.
Body Esche oder Erle
Strat 3 Pickups, Tele 2.
Strat mit Messerkanten-Trem (6 Schrauben, zwei Bolzen, who cares?) und der seit 1954 unveränderten "Federkammer" (Hardtail-Strats gab es als Option, hat aber kaum wer gekauft).
Naja, kennen wir doch alle.

Und von den Standardtypen gab und gibt es dann Modellvarianten, die es zum Teil auch schon sehr lange gibt.
Da kommen dann beispielsweise Pickups ins Spiel (z.B. Custom Tele mit dem Humbucker am Hals).

Aber die Standard-Singlecoils bei Fender, den Split-coil beim P-Bass die Doppel-Polepiece-Singlecoils auf dem Jazzbass, die Humbucker bei der Les Paul gab es eigentlich immer (seit es sie eben gab).

=> andere Korpushölzer, andere Pickups, andere Hälse und Halsbefestigungen, andere Elektronik. Dann mal wieder retro. Was geblieben ist, ist so halbwegs die Form. Den Rest würde ich nicht als "fast unverändert" betrachten.
Wie gesagt, das sind für mich maximal Modellvarianten optischer und seltener technischer Art.
Manches davon (insbesondere die Drei-Schrauben-Halsbefestigung oder andere, billigere Hölzer) ist auch nur eingeführt worden, um die Instrumente billiger zu machen.
Manchmal war auch das Gegenteil das Motiv, wie bei der Palisander-Tele.

Aber die Basis, das, was ich eigentlich Design würde, ist m.E. ziemlich unverändert geblieben.
Daher meine ich eben: die Dinger sind offenbar "technisch und klanglich" immer noch "up to date", und daher nicht per se "fortschrittsfeindlich".

In diesem Bereich ja.
Beim Bass auf jeden Fall (ungeschliffen), bei Gitarren sicherlich auch, wenngleich vielleicht nicht soo stark.
Auch bei Gitarren machen die Saiten eine Menge aus, wie ich in Experimenten (mitunter leidvoll) erfahren habe.
 
... Als Leo Fender seinen Silverfaces mehr Leistung verpasste mag es geringfügig lauter geworden sein, ich mochte die BF's lieber. Die haben ein Fundament in den tieferen Frequenzen das mit Worten nur unzulänglich beschrieben werden kann. ...
Das hat aber weniger mit dem Alter des jeweiligen Amps, sondern primär mit einer veränderten Schaltung und späterhin anderen, nämlich Keramikmagnet-Speakern zu tun.
Und bei den späten Ultralinear-SFes kam dann noch ein anderer Ausgangstrafo dazu.

Mensch kann einen BF auch heute noch so bauen, dass er eben wie ein alter Blackface tönt.
Das bräuchte es also kein Vintage-Gerät, sondern nur das Vintage-Design.

(Ich weiss, dass Manche meinen, es müssten auch speziellste Kleinteile wie Widerstände und Kondensatoren genau die sein, wie in den 1950ern oder 1960ern, und weil es die vielleicht nciht mehr gibt oder die eben so speziell gealtert wären, seien die real alten eben Vintage-Amps immer besser als Replica ... - es ist ok, denn siehe unten)

... Und es ist auch gut möglich, dass man es nur wahrnimmt wenn man unmittelbar davor steht oder sitzt. Insofern gebe ich natürlich Jedem Recht der konstatiert, dass das Publikum es ggf. nicht hört und es vermutlich auch nur für eine sehr kleine Personengruppe relevant ist. Für mich und meine spielerische Entwicklung ist es wichtig, hätte ich den Unterschied nie gehört könnte ich vermutlich mein eigenes Geschwätz hier nicht nachvollziehen. ...
Aber Dich als Spieler kickt dieser besondere, subtil andere Sound eben so, dass Du vielleicht anders spielst.
Und das hört dann vielleicht/hoffentlich auch Dein Publikum.
 
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