...zur "Jimi-Diskussion": ich durfte vor einigen Jahren für meinen Arbeitgeber Aristide Gitarren testen...Gitarrenraumschiffe aus ner Legierung mit Alu und sonstwas drin...
Also: ran an den Amp...PUUUH!!!! Das erste was mir "entgegenflockte" war ein cleaner Halspickupsound der so ultra nach Jimi klang, dass ich schier den Mund nicht mehr zu bekam!
Ich war mir schlagartig sicher: dafür würde er seine alten Hölzer innen Ofen schmeissen!
Aber: keine Grabenkämpfe, es bringt uns nichts wenn wir uns hier in "Vintage-Voodoo" Anhänger und Gegner aufspalten-jeder wie`s ihm gefällt!
Die ursprüngliche Frage des Themas wird eigentlich nicht so recht hier berücksichtigt....:
Nein, der Vintage Sound ist nicht mehr reproduzierbar, da sich dafür einfach zu viel geändert hat und doch viele Faktoren dazu beigetragen haben, die schlicht Geschichte sind!
Außerdem spielen uns unsere Hörgewohnheiten da einen Streich: als diese Klänge entstanden, waren sie ja noch nicht "Standard". Die Musiker stellten die Sachen die sie hatten eben so ein dass es ihnen gefiel...oder auch nicht, weil´s ihnen sch....egal war. Viele (Gitarren-)Sounds die wir heute als schrill und schepprig empfinden sind auch einfach aus der Not heraus entstanden sich hörbar zu machen-ein Solo mit dem Stegpickup einer Strat oder Tele über nen cleanen crisp eingestellten Twin (zB.) ist jedenfalls gut hörbar...wenn auch klanglich nicht unbedingt angenehm
, die dabei entstandene Aggressivität des Sounds wurde wahrscheinlich weniger unter klanglichen Aspekten sondern eher von der "Rebel-Attitude"-her beurteilt (zB. Solo von "Sympathy for the Devil").
Wenn heute sowas gemacht wird (Kravitz...) dann fragt sich doch fast jeder, ob das denn nicht "schöner" geht-bei sonem alten Song denkt sich fast jeder: geiler Gitarrensound, das war halt noch Rock`n`Roll...da wird mit verschiedenem Maß gemessen.
Unsere Hörgewohnheiten bewegen uns dann dazu, die "Vintage"-Sachen unter Berücksichtigung von Aspekten einzusetzen, die wahrscheinlich früher komplett irrelevant waren...so sucht doch jeder wenn er zB. ne alte (oder im Vintage-Style gemachte) Strat/Tele/Paula kauft nach DEM fetten, warmen, crispen Über-Ton, oder DEM singenden Super-Vintage Blues-Amp mit Sahne-Sound Speaker.
Und so werden unsere heutigen Hörgewohnheiten diesem "Vintage"-Begriff aufdoktriniert, was zu derben Fehlinterpretationen führt!
Und deswegen klingen fast alle amtlichen "Supervintage-Soundfreaks" ala Bonnamassa und Co so zum Gähnen langweilig
und man fragt sich wieder: warum war früher alles besser?
Es war eben schon immer n Holzweg wenn sich solche Dinge verselbständigen.
Musik ist, wenn man aus diesem Hamsterrad ausbricht und trotzdem spielt--also genau das tut, was die von "früher" halt auch gemacht haben...!
Gruss,
Bernie