Für mich persönlich spielt es schon eine Rolle bei der Frage, ob es sich lohnt, aus mehreren "baugleichen" Modellen einer Serie zu selektieren.
Da Gitarren Unikate sind, erübrigt sich das mit dem Selektieren doch ebenso völlig. Es geht mir darum, dass diese "Fachmagazintests" völlig überflüssig sind, außer sie zielen wirklich nur auf modellspezifische Details ab (verbaute Hardware, Schaltung, Optik). Dann gebe es natürlich nicht soviel zu schreiben
Sicherlich gibt es auch geringe Toleranzen in der Hardware (von den Potis mit bis zu 20% mal abgesehen), die Instrumente sind oft nicht gleich eingestellt, die Bund- und Sattelbearbeitung nicht immer optimal - aber davon abgesehen, ist hier "das Holz" nicht doch auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass zwei oder mehrere baugleiche E-Gitarren nicht gleich am Amp klingen? Weil es da eben doch Unterschiede gibt, die sie - wie du ja schreibst - zu Unikaten machen?
Die Toleranzen der HW gehen noch viel weiter und letztlich beeinflusst die Saitenwahl, die umwickelten Saiten sind bei keinem Hersteller gleich und selbst vom gleichen Hersteller, kann z.B. die E-Saitenwicklung in zwei Packungen minimal aber hörbar abweichen, extrem den Klang. Eine Stunde spielen nimmt einem neuen Saitensatz (und damit der Gitarre) enorm viel Brillianz...
Das Holz kommt, genau wie die Resonanz der Pickups (kann auch jeder selber testen: Einfach einmal auf die Pickups klopfen) so ziemlich an letzter Stelle (weil beides gar nicht hörbar sein soll, das stammt nicht von mir, sondern von Les Paul), einmal davon abgesehen, dass dessen Biegeeigenschaften/Reaktion auf Luftfeuchtigkeit wie auch die Verarbeitung durchaus den Klang (negativ) beeinflussen können.
Diese Erfahrung habe ich nämlich sehr oft gemacht, wie hier schon an dem Beispiel beschrieben - vier "gleiche" Gitarren, jede klang etwas anders, eine tanzte völlig aus der Reihe - zwei weitere mit gleicher Konstruktion, verschiedene Hölzer, völlig anders als die ersten vier :
https://www.musiker-board.de/thread...nt-teil-2-mb-feldversuch.645865/#post-8003297
Interessant, weil das Gewicht der Gitarren so ähnlich ist, bei Fender oder Gibsonmodellen hast du Ausreißer von 1-3kg Unterschied. Hier scheint das Holz recht ähnlich zu sein..
Hauptfaktor für die Klangunterschiede dürfte trotzdem konstruktionsbedingt auch diese Brücke sein (mir ist klar, dass die besser als die Rappeldinger von Gibson ist). Die hättest du zwischen den Modellen tauschen sollen, danach kommt der Sattel (kann man mit Capo überbrücken), dann die Elektrik.
Dass eine Strat unabhängig vom Holz (sofern es halbwegs geeignet für den E-Gitarrenbau ist) schon aufgrund der Konstruktion und der Hardware immer etwas nach Strat klingt - und eine Les Paul ebenso nach Les Paul - das ist klar. Und wem diese Unterscheidung reicht, der kann da auch pragmatisch ein Modell nach der Haptik auswählen, ohne weiter auf den Sound zu achten. Mir persönlich würde das schwer fallen.
Das dumme ist, auch ich nehme an, ich könnte die Unterschiede heraushören. Eine Strat oder Tele klingt eben nicht wie eine Les Paul (andere Mensur, andere Brücke, andere Pickups), blind kann ich sie trotzdem nicht sicher auseinanderhalten, wenn sie nicht spezifisch gespielt werden, bzw. wenn die Besonderheiten der Stratschaltung (Out of phase) nicht auch genutzt wird.
Nicht unbedingt - vielleicht hat er die Gitarre auch einfach aus nostalgischen Gründen. Weiß ich ja nicht.
Vielleicht gefällt ihm auch einfach nur Farbe/Modell und Geschichte und er will trotzdem keine Unsummen für eine Originale bezahlen?!
Ich habe bloß die Erfahrung gemacht, dass manche Anhänger seiner Theorien gerne über Leute lästern, die sich (über)teuer(t)e Gitarren kaufen - daher hat das schon für mich ein bisserl ein "Gschmäckle".
Lästern würde mir nicht in den Sinn kommen, soll jeder kaufen, was er sich leisten kann, wenn's Spaß macht. Trotzdem gibt's einen Knackpunkt und das ist der Klang.
Was ich damit sagen will: Ich kann es verstehen, wenn sich jemand Vintagegitarren zulegt, sie vielleicht sogar sammelt und toll findet. Das sind historische Instrumente mit entsprechendem Sammlerwert und Geschichte. Alles Schön, genauso wie anderen Antikzeug auch. Ebenso kann ich es nachvollziehen, wenn jemand sich hochpreisige Neuware kauft, wenn die gut gebaut ist (und nicht nur wegen dem Logo auf der Kopfplatte..!).
Was ich jedoch nicht verstehen kann, ist der Rattenschwanz mit den Klangmythen, das riesengroße Geschäftsmodell magischer "Vintagesound". Der derart heftig über der E-Gitarre schwebt, so imens viel Geld verschlingen kann (bei Neuware, nicht nur bei Vodoo-Sammlerware), dass viele Gitarristen dem eine Priorität einräumen, den es nicht verdient hat (gerade auch in Anbetracht der Physik dahinter), im Gegensatz zum Können und insbesondere den eigenen Fingern.