Dass es richtig gute Gitarristen gibt, die a) noch nie oder b) schon lange keinen guten Song mehr geschrieben haben, steht völlig ausser Frage.
Allerdings ist's natürlich auch immer Definitionssache, wann ein Song ein guter Song ist. Wenn die Musikerpolizei ihn absegnet oder gar begeistert ist, wenn der Song kommerziell erfolgreich ist oder wenn beides zutrifft?
An dieser Stelle 3 Beispiele:
Led Zeps "Stairway to Heaven" dürfte wohl niemand ernsthaft in Frage stellen - sowohl hinsichtlich des musikalischen, lyrischen wie auch des kommerziellen Aspektes;
"Du hast" von Rammstein ist m.E. nach musikalisch wie textseitig einfach Grütze, den kommerziellen Erfolg kann ich dem Song jedoch nicht absprechen;
"Cold" von Psycroptic ist m.E. nach - v.a. bezüglich der Gitarren - ein Hammersong, kennt aber keine Sau.
Die Frage ist nur, ob "Stairway" schlechter wäre, wenn's ein Underground-Geheimtipp geblieben wäre? Ist - nur weil's sich verkauft hat wie geschnitten Brot - "In the Shadows" ein guter Song?
Langer Rede kurzer Sinn:
Gut oder schlecht ist immer Ansichtssache; offensichtlich befand eine sehr große Zahl von Menschen die seichten PopRock-G'schichten von Clapton als "gut", genauso wie alle Welt immer noch den Stones hinterherrennt - egal ob die Musikerpolizei "Exile on Main St." als letztes gutes Album salbt oder nicht.
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich find's schade bis schlimm, wenn offensichtlich begnadete Musiker der Verkaufszahlen wegen unter ihren Möglichkeiten bleiben, aber selbst Legenden müssen essen
Aus persönlichem Missfallen angesichts evtl. Kommerzialisierung oder im Falle Knopflers aus einer musikalischen Kehrtwende dann dezent generalisierend abzuleiten, gute Gitarristen seien letztlich eben einfach keine guten Songschreiber halte ich für eine gewagte These...