"12 Takte" zu 12 Blues-Irrtümern

  • Ersteller DerZauberer
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Es geht halt nix über paar gepflegte Vorurteile und Stereotypen ... :)
 
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Magst Du das ausführen? So lässt sich schwierig diskutieren...
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Ich wollte damit nur sagen, nur weil ich eine Definition für Blues habe und nach Kochrezept spiele, klingst halt noch nicht nach Blues. Auch bei hübschen jungen Mädels nicht, die in Melancholie ersaufen (um Dir noch ein paar andere Stereotypen zu liefern)... Letzteres habe ich auf einem Stadtfest aber noch nie erlebt, ersteres viel zu oft...

Gruß,
glombi
 
@glombi - die "Sub-Genres" beim Blues sind viel fließender als das, was in der modernen Metal-Welt abgeht. Es geht eher um soziokulturelle und musikalische Einordnung, weniger um Abgrenzung. Hier ist meine Übersicht: https://www.musiker-board.de/thread...-wie-fange-ich-an-oder-ein-weiter-weg.632370/

Und deine Beschreibung, was eben "nicht" Blues ist ... bedient halt alle möglichen Stereotypen. Und das ist ja auch OK, jeder ist anders. Mich treibt die zerknitterte Frontfrau der Coverband, die "Proud Mary" ebenso verhunzt rausballert wie danach ein "Atemlos durch die Nacht" viel eher in den Suff als ein paar nette Herren die ein bisschen Blues rumklimpern und Spass dabei haben. Jeder ist anders.
 
die "Sub-Genres" beim Blues sind viel fließender als das, was in der modernen Metal-Welt abgeht.
Okay, das glaube ich direkt. Ich war trotzdem überrascht, wie viele es da gibt...
Jeder ist anders.
Ja, und das ist gut so. Ich gönne auch jedem seine Spaß mit dem Blues. Anscheinend habe ich da aber doch eine halbwegs konkrete Vorstellung und Erwartung, auch wenn es nicht so mein Ding ist.
Und deine Beschreibung, was eben "nicht" Blues ist ... bedient halt alle möglichen Stereotypen.
Das mag ich nicht ausschließen, was allerdings hoffentlich nur meinen einschlägigen Erfahrungen dazu geschuldet ist, und nicht eine eventuell eingeschränkten Sichtweise... Ich entschuldige mich, wenn sich jemand von mir in eine Ecke gestellt gefühlt hat.

Manche sagen, alles sei Blues. Und ich sage halt, nicht alles, was strikt dem Blues-Schema und Rhythmus folgt und sich der üblichen Textbausteine und -phrasen bedient, hat für mich im Endergebnis deswegen auch immer was mit Blues zu tun... (Und ja, es gibt genug Beispiele, bei denen alles Zusammenpasst).

Gruß,
glombi
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Mich treibt die zerknitterte Frontfrau der Coverband, die "Proud Mary" ebenso verhunzt rausballert wie danach ein "Atemlos durch die Nacht" viel eher in den Suff
Das ist aber im Prinzip das Gleiche, nur an einem anderen Ende der sehr breiten Musikpalette...
 
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Ach wie schön, dass hier wieder munter diskutiert wird! Danke an den Zauberer, hier vor Jahren diese umfassende Einführungen geschrieben zu haben, die wirklich eine große Hilfe zu Orientierung darstellt. Und danke Palindrom, einfach mal den Faden wieder aufgenommen zu haben.
Und es sind gar nicht wenige, die sich für die Geschichte des Blues interessieren, und dabei die Geschichte nachforschen und nicht nur bis in die 60er vorstoßen sondern auch bis in die Vorkriegszeit vordringen und dann rauschend-knisternde Schellackaufnahmen für sich entdecken! Faszinierend finde ich, wieviel es doch zu entdecken gibt und dass manche Künstler ein Oeuvre hinterlassen haben, das um es sich anzuhören Monate in Anspruch nehmen kann (wenn man denn an Gesamtausgaben aller Stücke kommt) Ich kenne immer noch nicht die Hälfte aller Stücke, die allein Big Bill Broonzy in seiner Karriere aufgenommen hat.

Zwei Anmerkungen:
Und nach fast sechsmonatiger „Arbeit“ mit Büchern und die wahren Schätze aus YouTube komme ich zu dem Schluss: Der Blues ist für mich entmystifiziert!! Und das ist auch gut so und bin dankbar dafür.
Da kann ich nicht so ganz mitfühlen. Rational verstehe ich was du meinst, aber ich finde es hart ausgedrückt. Entmystifizieren im Sinne eines realistischen, faktenbasierten Blicks auf den Blues, da bin ich ganz bei dir. Blues war Unterhaltungsmusik, die Musiker hatten alle ein legitimes kommerzielles Interesse mit Ihrer Musik, die Künstler an sich sind auf nicht auf ein Genre festzulegen sondern konnten etwa nur Bluesaufnahmen machen etc., also alle Klischees mit denen in diesem Artikel aufgeräumt wurde.
Und dennoch hat der Blues für mich nichts von seinem Zauber verloren, im Gegenteil. Oftmals hat die Beschäftigung mit der Geschichte von Musikern, von widrigen Lebensumständen, Brüchen, Blindheit!- man denke an die ganzen Blind-Boys - meine Bewunderung nochmal immens gesteigert. Wir können uns heute millionen Youtubevideos reinziehen und via Amazon jede beliebige Gitarrenschule ordern, ein Mississippi John Hurt und andere haben sich anfangs vieles allein beigebracht. Blues, und ich meine gerade die besonderen Aufnahmen aus den 20er, 30er und auch dem Bluesrevival haben für mich eine bleibende Magie.
Ich habe mir alle Aufnahmen von Robert angehört (sind ja nicht so viele). Aus den Augen (Ohren) eines in den 1930ern lebenden Musikhörer betrachtet, ist er nichts besonderes. (Bevor der Aufschrei kommt, bitte den Satz noch mal lesen).

Ich habe mir Aufnahmen von Charley Patton, Lonnie Johnsson und Blind Lemon Jefferson angehört (u.v.m.), die ich um Längen besser finde. Im Plattenladen hätte ich auch eher zu ihren Scheiben gegriffen, als zu Roberts. (Was sich ja auch an den Verkaufszahlen ablesen lässt).
Hm, das kann ich auch nicht so teilen. Ich muss dazu sagen, dass ich die Lektüre von Elijah Walds "Escaping the Delta. Robert Johnson and the Invention of Blues" noch nicht beendet habe. Der Mythos, sein Gitarrenspiel wäre so extraordinär gewesen, dass der Teufel ihm es beigebracht haben muss gehört meiner Meinung nach ausgemustert. Johnson war ein begnadeter Gitarrist, der in kurzer Zeit große spielerische Fortschritte machen konnte. Letztlich war Ihm eine nur kurze Zeit beschieden, auch sind nur wenige seiner Aufnahmen damals auch veröffentlicht wurden, der Rest schlummerte jahrzehntelang in Archiven. Johnson hat eine großartige Adaptionsleistung erbracht. Für alle seine Lieder gab es musikalische Vorbilder, etwa Scrapper Blackwells "Kokomo Blues" für "Sweet Home Chicaco" oder Skip James "Devil got my Woman" für "Hellhound on my Trail". Dennoch hat m.M. nach jedes von Johnson stücken einen unverkennbaren Charakter. Und spielerisch ist es unglaublich herausfordernd, virtuos, schnell. Wir können nur mutmaßen wohin es sich entwickelt hätte, wenn Johnson mehr Zeit gehabt hätte.

Ich glaube genug vom Blues verstanden zu haben um sagen zu können dass ich sehr wenig verstehe. Ich blicke hier als mittelalter weißer Europäer auf eine vergangene Epoche auf einen anderen Kontinent und versuche zu verstehen, was diese Musik, die mich heute berührt damals in den Menschen ausgelöst und ihnen bedeutet hat. Der damalige Resonanzraum sozusagen, in dem diese Musik geschwungen ist und alles zum vibrieren gebracht hat. In dem Zusammenhang hier ein Link zu meiner letzten Entdeckung, ein Zeitdokument aus den 60ern, wo der der Blues im ländlichen Raum noch sehr lebendig war und zum Lebensgefühl gehört hat. (Achtung, es wird wild und schräg!)
https://www.folkstreams.net/films/m...EhPdtyu3vhPSlPAIgLRt01C_mPKoeNzu7WMjUqpAuJzT8
 
Grund: Tippfehler
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Ich glaube genug vom Blues verstanden zu haben um sagen zu können dass ich sehr wenig verstehe. Ich blicke hier als mittelalter weißer Europäer auf eine vergangene Epoche auf einen anderen Kontinent und versuche zu verstehen, was diese Musik, die mich heute berührt damals in den Menschen ausgelöst und ihnen bedeutet hat. Der damalige Resonanzraum sozusagen, in dem diese Musik geschwungen ist und alles zum vibrieren gebracht hat. In dem Zusammenhang hier ein Link zu meiner letzten Entdeckung, ein Zeitdokument aus den 60ern, wo der der Blues im ländlichen Raum noch sehr lebendig war und zum Lebensgefühl gehört hat. (Achtung, es wird wild und schräg!)
https://www.folkstreams.net/films/m...EhPdtyu3vhPSlPAIgLRt01C_mPKoeNzu7WMjUqpAuJzT8
Die Musik in deinem Link gefällt mir sehr gut.
Für mein Gefühl ist das "echter Blues".
Ich würde die Musik mit Opas :opa: Schwarzgebranntem Moonshine :stars:vergleichen.:evil:
Den tranken die Schwarzen vor 100 Jahren auch, aber lieber hatten sie wohl Schampus und Fabrikwhiskey.

Jeder hat halt seinen eigenen Geschmack.
Niemand kann sagen ob die Plattenkäufer vor 100 Jahren einen besseren hatten als wir.:good_evil:
Was der Zauberer und andere Experten rekonstruieren können sind die damaligen Verkaufszahlen.
Was der beste (richtige...) Blues ist bleibt subjektiv:evil:
 
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Die Verkaufszahlen z. B. bei Robert Johnson waren damals so viel ich weiß eher mäßig ;)
Und niemand weiß, was es da noch alles an toller (oder auch weniger toller) Musik gab, die eben nicht zufällig entdeckt wurde, weil die Leute eben nicht zufällig da waren wo zufällig die Aufnahmeteams auftauchten ...

Es ist überhaupt ganz großes Glück, dass es estmals die Möglichkeit gab Musik aufzuzeichnen, und wir so erstmals so alte Musik in Originalaufnahmen hören können ...
 
Ach hier noch was - habe ich bestimmt schon mal geteilt, aber dieser (ältere) Podcast ist immer noch eine tolle Einführung in den (Delta) Blues.

Allein die erste Folge hat so viel tolle Musik und tolles Wissen, dass es echt eine Freude ist.

http://www.thecountryblues.com/podcasts/
 
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Au weia ... das gibt wieder eine lange Nacht ... ;)
 
Ich habe jetzt nicht alle Beiträge hier gelesen, vielleicht wurde es schon erwähnt, dann entschuldigt bitte, aber ich selber habe mir die Collection von Bear-Family zugelegt "The roots of it all Acoustic Blues - The Definitive Collection" https://www.bear-family.de/bear-family/blues-r-b-serien/acoustic-blues/ . Diese Serie liefert einen großen Überblick über die Anfänge in den 20er Jahren bis in die Gegenwart hinein. Mit einem dicken ausführlichen Booklet welche über die Musiker informieren.
 
@Devinja - Bear Family machen gute Sachen, und die Collection sieht sehr solide aufgebaut aus! Wer tiefer einsteigen mag, für den kann das ein wahrer Schatz sein, denke ich.

Die meiner Meinung nach mit Abstand beste "Kurzeinführung" in alte Blues-Aufnahmen ist die "American Epic: Best of Blues" Zusammenstellung. Ich könnte keine bessere Track-Zusammenstellung finden, um einen breiten und doch recht tiefen Einblick in diese alten Schätze zu bieten. Da geht's halt aber nur um alte Sachen... aber die Sammlung gibt es auch digital auf diversen Streaming-Plattformen.
 
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@DerZauberer Wie du schreibst, gibt die Collection einen guten Überblick und unterstützt eigentlich all das, was du in deinem original Post geschrieben hast. Sie sind bei weitem nicht alle 12 Taktik, auch die Wiederholung ist nicht bei allen gegeben, in den ersten Songs, ging es tatsächlich weniger um Soloparts, sondern um das Singen, etc. pp. und das Booklet erzählt vom Leben der Künstler und wie es zu diesen Aufnahmen gekommen ist. Für mich ist diese Collection sein Geld wert.

Danke für den Link, ich werde da mal rein schauen.
 
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Die meiner Meinung nach mit Abstand beste "Kurzeinführung" in alte Blues-Aufnahmen ist die "American Epic: Best of Blues" Zusammenstellung. Ich könnte keine bessere Track-Zusammenstellung finden, um einen breiten und doch recht tiefen Einblick in diese alten Schätze zu bieten. Da geht's halt aber nur um alte Sachen... aber die Sammlung gibt es auch digital auf diversen Streaming-Plattformen.
Danke!
 
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Vielen Dank an den Zauberer für den guten Überblick, den ich fast komplett so unterschreiben würde. Bis auf dien Punkt, daß ich durchaus die Hoffnung habe, das es noch Entwicklung gibt - immerhin ist der Blues nicht in den 30ern stehen geblieben.
Schade ist das ganze Gezänke was danach im Thread folgt - mühsam und größtenteils sinnlos. Dabei habe ich noch am Anfang über "Bluespolizei" gekichert.
Bei durchlesen viel mir immer mal wieder (mehr oder weniger versteckt) eine Frage auf, die man unter "kulturelle Aneignung" heftig diskutieren könnte. Will ich gar nicht, aber selbst das 2. Post fragt ja schon scherzhaft danach, ob man das überhaupt darf.
Ich frage mich selbst: wie(so) bin ich eigentlich beim Blues gelandet? Eigentlich kam ich mal eher aus der Elektrischen und Maschinen Musik Ecke, dann habe ich Captain Beefheart entdeckt, war "on Fire" und nahm wieder Gitarrenunterricht. Zum Glück hatte ich einen Lehrer der mir die wichtigen Leute gezeigt hat: Son House, Bukka White, Skip James, J.B. Lenoir, Howlin Wolf usw. Um es klar zu sagen, ich habe sogar eine heftige Abneigung gegen diesen 08/15 12 Bar Blues. Was die oben genannten ausmacht ist ihre unglaubliche Art zu singen und das mit der Gitarre perfekt zu unterstreichen. Selten komme ich Persönlichkeiten näher, diese ganze Rhythmik, die ich nicht mitzählen kann und trotzdem perfekt sitzt. Das ist pur, das ist echt.

View: https://youtu.be/b2_pVVFvK9Q?si=eRdqRZW-zzKIRvLp
(Ich gebe mir wirklich Mühe nicht zu viele Links hier einzubauen)
Nehmen wir mal Robert Pete Williams : er hat für Jahre unschuldig im Knast gesessen, bis in eine Bürgerrechtsbewegung rausholen konnte. Dort hat er sich selbst eine Gitarre gebastelt und sich selbst das Spielen beigebracht. Weniges kann von meinem Leben als weißer Boomer weiter entfernt sein.
Trotzdem liebe ich diesen Blues. Sind es meine krassen Depressionen, die mich immer wieder einholen die dazu passen? Oder wurde ich, ohne es zu merken als Kind und Beatles Fan der ich war damit infiltriert? Ich weiß es nicht.
Ich möchte nicht als Skip James Kopie enden, ich kann Blues lieben und hoffen daraus meine eigene Form zu (er)finden.

Noch ein Nachtrag zu Blues der keiner sein will (Reverend):

View: https://youtu.be/6W9PuLcoZMM?si=8XqL6rooWO0FL6s4
Auch aus der religiösen Ecke, Footie Covington:

View: https://youtu.be/XgZlQv9AX1Q?si=AXSX5KpKlmzz88jQ
Nur der Vollständigkeit halber, falls den jemand wirklich nicht kennt:

View: https://youtu.be/uNyOr4h2ZLw?si=DzR2vEazC6ir0iOG
... ich stoppe jetzt mal das Name dropping....
 
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