Recht hast Du schon.
Wir sehen das aber aus unserer Perspektive.
Wir sind schon alle über 40, haben unsere Jobs und können davon auch leben.
Also reines Hobby ohne kommerzielle Interessen. Dafür machen wir die Musik, welche uns gefällt. Das fordert natürlich seinen Preis.
Bei einer Bluesrockband sind erfahrugsgemäß nach 1 Stunde die Ohren der Leute zu.
Wer will auch Titel Richtung Johnny Winter & Co. 5 Stunden am Stück hören.
Wenn wir also 3x 1 Stunde am Abend spielen, dürfte die Schmerzgrenze von Publikum und Veranstalter erreicht sein. Hinzu kommt, das gerade jüngeres Publikum immer mit einer gewissen Disco-Erwartung zu Veranstaltungen kommt.
Die Veranstalter sehen nur ihren Umsatz und Gewinn.
Also sind wir im Gegensatz zu Tanzmusikern schon einmal im Nachteil, hinzu kommt, das wir auch nicht bei jedem Veranstalter einfach um des lieben Friedens willen das spielen wollen, was seinen Umsatz in die Höhe treibt. (Bumms, Schlager, Sweet home Al...)
Wir wollen ganz einfach keinen Kommerz mehr machen, nur um ein paar Euros oder Gigs mehr zu bekommen.
Die restlichen Angebote sind dann ja meist nur Veranstaltungen für Leute, die so etwas wie uns bzw. diese Stilrichtung auch hören wollen. Wenn wir dann im Vorfeld noch argumentieren, die Technik kostet schon allein mehr wie die gesamte Gage, das läuft einfach nicht.
Also sehen wir es wie die Angler. So eine gute Rute kann schon mal 600,00 Euro kosten.
Ob man dann auch soviel Fische fängt, um sein Geld wieder rauszukriegen ?
Vielleicht sollte man Preiskalkulationen unter dem Aspekt der jeweiligen Band, ihrer Motivation, Qualität und Musikrichtung sehen.
Profibands werden wohl generell nur Veranstaltungen annehmen, die Ihrem Stil entsprechen.
Die Semiprofessionellen, wir zählen uns mal dazu, haben meist ein von der Musik unabhängiges Einkommen, langjährige musikalische Praxis und ziehen entweder den Kommerz für vernünftige Gagen durch oder machen wie wir ihr eigenes Ding.
Die es wie wir machen, haben dann wahrscheinlich musikalisch im kommerziellen Bereich fast alles durch, die Technik hat sich amortisiert (klar, irgenwas wird immer mal dazu gekauft), aber irgendwann ist die Luft raus, man ist nicht mehr scharf darauf, jedes Wochenende irgendwo die fast immer gleichen und mit den Jahren eingeschliffenen Titel zu spielen. Eines Tages will man nur noch das machen, was einem auch musikalisch Freude macht. Weil es dann aber meist in Musikrichtungen abdrifted, die eben nicht die große Masse ansprechen, geht es dann nur noch um die Musik, nicht um das Geld. Die Forderung von Gagen ist dann wohl mehr als symbolischer Preis zu verstehen.
Was so noch rumspringt zwischen Schweineorgel, Raddampferkapelle, Harzbeatles und "kannste auch nen Powerchord, wir machen jetzt ne Band" erledigt sich sowieso von selbst. Die guten Leute steigen aus, werden abgeworben etc. , der Rest verschwindet über kurz oder lang von der musikalischen Bildfläche.
Leider macht diese Abteilung preislich alles kaputt. Während der musikalischen Schaffensphase dieser Leute gibt es allerdings ganz böse Sachen.
Die Kiddies spielen teilweise umsonst oder zahlen sinnloserweise auch noch Geld für ihre Auftritte, um mal berühmt zu werden.
Veranstalter und verantwortliche Leute in irgendwelchen Einrichtungen werden möglicherweise von "Halbprofessionellen" geschmiert, anders kann man sich das Booking einiger Veranstaltungen nicht erklären.
Irgendwelche Playback und Midifilebands und ähnliche Helden wird es immer geben, sie haben sogar nach meiner Auffassung im kommerziellen Bereich eine gewisse Existenzberechtigung. Es ist für mich das Bindeglied zwischen Disco und Livebands. Es gibt nun mal diese technischen Möglichkeiten und es wird dafür auch imer Trittbrettfahrer geben.
Die musikalische Anspruchslosigkeit der Veranstalter und Zuhörer ist gerade hier erschreckend, die wollen Klamauk und verars... werden, das ist eben so. Und genau dafür zahlen die Veranstalter sogar richtig Geld.
Dem stehen die Bands aus den "sauberen Reihen" teilweise hilflos gegenüber.
Live ist eine andere Sache, da sollte man wissen, was man treibt.
(Wenn es nicht gerade Powerchord und 1-2-3 los ist), will aber keinen beleidigen.
Mit guter Tanzmusik muß man Geld verdienen, der zeitliche Aufwand ist einfach zu groß.
Wer da noch mit Bläser arbeitet, muß zB. zeitaufwendige Arragements schreiben.
Rockmusik wird wohl immer den Idealisten vorbehalten bleiben, leider wird man aber von der Ideologie nicht satt.
Und jeder muß bei der Preisgestaltung seinen Weg finden, will nicht umsonst spielen, will auch mal auftreten und nicht nur im Proberaum sitzen.
Das ist für wohl auch so eine Gradwanderung zwischen musikalischem Ego und ökonomischen Denken.