wolbai
R.I.P.
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Mich würde mal Folgendes interessieren von den Kemper-Usern:
Wenn ich live von einem Marshall Plexi zu einem Fender Twin oder Mesa oder ENGL o.ä. wechsele: In wie weit muss der Sound den vom Tonmann wieder passend in den Mix gebettet werden?
Der Kemper bildet die Modelle ja nahezu perfekt ab, nur einen Fender oder einen Marshall platziere oder bearbeite ich ja vom Frequenzbild unterschiedlich im Mix der Band.
Das ist doch seit je her das Problem mit den Tausendsassern: Beim Soundcheck ein Marshallmodell gespielt, später am Abend wechselt die Amp-Simulation (oder das Profile) und schon klingts nicht mehr so ganz stimmig im Mix und der Tontec muss korrigieren. Selbst beim damaligen Platzhirsch H&K Zentera war dieses Problem vorhanden.
Meinen JVM lasse ich einmal einstellen und trotz der unterschiedlichen Sounds bleibt`s immer Marshall und der Amp bettet der sich immer ordentlich in den Mix. Es sind da halt keine Welten zwischen den unterschiedlichen Sounds.....
Meines Erachtens ist das obige Statement ziemlich genau auf den Problempunkt getroffen:
man kann sich leidenschaftlich darüber streiten, ob ein Kemper, AXE-FX, etc. genauso klingt wie das Orignal. Das ist meines Erachtens nicht der springende Punkt, da es heutzutage mit vielen Geräten gute Soundlösungen gibt.
Was leider beim Live-Betrieb (also nicht Recording oder Üben zu Hause) mit Modelling-/Profiling-Teilen vergessen/unterschätzt wird, ist die Komplexität bzw. Praktikabilität von Modelling / Profiling-Equipment im Vergleich zu "herkömmlichen" Lösungen.
Nach 5 Jahren intensiver Modelling-Equipment Erfahrung, bin ich, eben gerade wegen der Problematik, dass sich unterschiedliche Amps- und Boxensimulationen - insbesondere, wenn sie sehr originalgetreu abgebildet sind !!! - sehr unterschiedlich im Bandmix präsentieren/durchsetzen, wieder auf midi-controlled Röhrenamp-Technologie zurück gewechselt.
Bis man ein Fender Twin Reverb- oder ein ENGL- oder ein Soldano- Amp-Modell mit den jeweiligen zugehörigen Boxensims sowohl hinsichtlich EQ-Settings ALS auch deren höchst unterschiedlichen Lautstärkenverhältnissen in einem Live-Bandmix angepasst hat, braucht es ziemlich viel Zeit um die Presets anzupassen. Das habe ich sehr leidvoll erfahren müssen. Das muss man als Gitarrist vor einem Gig selbst auf Basis der Presets machen, weil man das dem Soundmann beim Auftritt nicht zumuten kann. Der würde wahnsinnig werden.
Im weiterem bezweifele ich auch, dass es tatsächlich so viele Gitarrissten gibt, die einen Fender Twin, einen Marshall Plexi, einen ENGL, einen Soldano wirklich hinsichtlich Klangverhalten so im Detail kennen, um diese so perfekt wie der jeweilige Original-Amps einzustellen (denn das ist die Voraussetzung, um gute Presets/Einstellungen hinzubekommen).
Schließlich man muss sich auch fragen, warum es auf Live-Bühnen (so gut wie) keine Gitarren-Setups mit mehr als zwei Amps/Boxen gibt: das liegt nicht nur an dem Aufwand für den Auf-/Abbau. Das liegt auch daran, dass es diesen Bedarf nicht gibt bzw. ein solches Setup zu kompliziert/komplex im praktischen Live-Betrieb wäre.
Leider ist es Live oft nicht damit getan, seine Proberaumeinstellungen bzgl. Lautstärke, Reverb-Mixanteil, EQ-Settings zu belassen. Dise müssen mit unter an die gegebene Lokation anpasst werden. Mit einem Amp/Box ist das (insbsondere unter Zeitdruck) i.d.R. schnell machbar. Mit 5 gemodellten Amp-/Boxen-Presets wird das aber schon eine Herausforderung bzw. nicht in der begrenzten Zeit optimal anpassbar sein.
Ich spiele heute ebenfalls einen 4-Kanal Marshall JVM410h mit einem digitalen Multi-FX Board (nur für Effekte und zur Midisteuerung) und vermisse aber auch gar nichts an klanglicher Flexibilität aus meiner Modelling-Zeit. Darüber hinaus, habe ich meine zeit für tweaken dramatisch runter fahren können.
Für Recordingzwecke und Heimgebrauch, wo es auf Einfachheit, unterschiedliches Klangverhalten von Amps/Boxensims nicht so ankommt, ist Digitaltechnlogie wie der Kemper sehr gut geeignet.
Grüße aus Franken - wolbai