SONG-TALK: Driving Back Home

Whow, du hast extrem viel geschrieben, vielen Dank dafür. Echt interessant.

Mir gefällt es super! Gerne mehr davon. :)
 
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Sehr schön, gefällt mir im Großen und Ganzen. Paar Anmerkungen:


Ja, super: jetzt sind wir in einer echten "Crossover Songdiskussion" angekommen, in dem Du zu einem von mehreren Aspekten der Songentstehung jetzt eine maßgebliche "Tiefenbohrung" in den Bereichen "Songarrangement" und den "Harmonien" vorgenommen hast :great:


Das mit der passenden Örtlichkeit, wo man am sinnvollsten Hörproben-Beiträge in einem "crossover-Ansatz" (also eben nicht "nur" punktuell bzgl. Harmonien, Songarrangement, Solo-Instrumentierung, Recording/Mixing/Mastering) im MB-Forum einstellt und diskutiert, wurde in dem besagten Thread:


diskutiert. Das Endergebnis ist der hier vorliegende Beitrag, zu dem ich mich habe motivieren lassen. Es gibt insgesamt aktuell 24 Hörproben-Threads, in die man im MB-Forum Hörproben veröffentlichen kann. Das er im Gitarren-Hörproben Thread gelandet ist, ist der Tatsache geschuldet, dass es sich - wie Du zu recht sagst - um einen gitarrenlastigen Song handelt.

Meine Instrumentenfähigkeiten bei den Keys sind begrenzt. Sie haben bei meinen eigenen Songs (ich covere auch sehr gerne) eher eine "Begleitfunktion" als eine solistische Rolle. Das erklärt den Grund, dass ich dadurch in der Tendenz für manche Geschmäcker zu viel mit Gitarrenparts in Songs mache.

Von einem guten Keyboarder, dem diese Jazz Rock-Sachen liegen würden, hätte der vorliegende Song zweifelsohne noch weiter profitieren können. Ich kann mich an Songarrangements in meiner Dosierung gut adaptieren, sofern Alternativen dazu vorhanden sind. Aber eventuell ergeben sich ja, im Rahmen der Diskussion, nebenei, noch ein paar MB-User Kontakte, die Lust haben, mit mir an zukünftigen Songprojekten zu arbeiten :)


So wie es ist wirkt es auf mich wie eine Gitarren-Orgie im großen Scheinwerferlicht, aber nicht wie die Leistung eines Kollektivs

Nun: das Kolletiv bin ich. Ich bin die "One-Man-Show" beim Home Recording. Die Zeiten mit Live-Bands, die es in meinem "ersten Musikerleben" in den 70er und 80er Jahren und meinem "zweiten Musikerleben" als Live-/Proberaumband-Mucker von 2011 bis 2019 gegeben hat, sind aus mehreren Gründen für mich vorbei. Ich meinem nunmehr "dritten Musikerleben" mache ich nur noch Home Recording und - wenn es sich ergibt - auch mit ehemaligen Musikerkollegen und manchmal hier mit MB-User virtuelle Songprojekte.


ein echter Schlagzeuger würde im sphärischen Teil am Anfang dynamischer und variantenreicher spielen.

Einen echten Schlagzeuger mit einem Drum-Plugin nachzuahmen ist, wie ich erwähnt hatte, eine große Herausforderung. Derartige Plugins sind sicher kein 100% Ersatz für echte Musiker. Aber dieser Art des Musikmachens "Home Recording" habe ich mich nunmal im Weiteren verschrieben. Und über die Zeit "Live-Drums" abzunehmen bin ich ehrlich gesagt hinaus.
D.h. aber nicht, dass das für andere genau das Richtige sein kann.


wenn du eine universelle Diskussion auch der nicht-gitarristischen Sachen willst, poste doch mal in die entsprechenden Fachforen, insbesondere harmonische Fragen ins Harmonielehre/Analyse-Forum

Hmm ... wie gesagt: das Endergebnis der oben aufgeführten Diskussion war der hier nun erschienene Versuch. Ich glaube, dass es auch nicht am Ende darum geht, wo man einen derartigen "Crossover SONG-TALK" im MB-Forum ansiedelt. Es geht jetzt erst einmal darum nachzu vollziehen, ob derartige Diskussion bei den MB-Usern gefragt sind oder nicht.

Wenn es dafür in diesem versuch gute Gründe gibt, dann wird es auch einen zukünftigen Platz finden, wo man diese edle Kunst zelebrieren kann.

Auch wenn Du - wie Du sagst - hierher eher zufällig verirrt hast: dein Beitrag geht in diese, mehr offene, inhaltliche breitere und weniger schablonenhafte - nach Forenrubriken orientierte Diskussion - über Songs. Das finde ich klasse:great:


Ein paar Dinge zur Refrain-Melodie, ich höre das hier:

Die Refrain-Akkorde in der beigefügten PDF-Datei sollten schon diejenigen sein, die ich auf den Instrumenten gespielt habe. Ich gestehe aber ein, dass ich bei E-Piano und Gitarren mitunter andere Voicing (Inversionen) verwendet habe, die im Gesamtklang wohl einer etwas geänderten Notation bedürft hätten. Es sind aber die Akkorde, die ich bei den Gitarren eingespielt habe.

Bei der Entwicklung derartiger Refrain-Melodien lasse ich mich mehr von meinem Gehör leiten als von Kompositionsregeln, die ich nur begrenzt kenne. Ich muss einmal schauen, ob ich diese Thema noch etwas weiter für mich vertiefe.


Grüße - wolbai
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Mir gefällt es super! Gerne mehr davon. :)

Schön, dass Dich ein solches Hörprobenformat in epischer Breite, und in dieser differenzierten Form über über Songs zu sprechen, gefällt :)


"Gerne mehr davon":

Da steckt viel Arbeit dahinter ... Dazu sind, neben mir, auch noch eine ganze Reihe anderer MB-User vermutlich bereit bzw. sicher befähigt.

Diese (inklusive meiner Wenigkeit) müssen aber erst noch, so glaube ich, davon überzeugt werden, dass man sich durch eine derartige Vorleistung auch gegenseitig befruchtet und diese Form der Diskussion auch tatsächlich im MB-Forum gewünscht wird.
 
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@HaraldS Zu ein paar Deiner interessanten Refrain-Anmerkungen habe ich jetzt noch einmal genauer reingeschaut, was ich da auf den Instrumenten Bass, Gitarre(n), E-Piano gespielt habe:

(Es handelt sich um ein Eb-Standard Stimmung der Gitarre - also alle Noten real 1 Halbton tiefer als wie folgt notiert)

der G6 am Anfang klingt für mich sehr nach E-Moll, das e scheint sehr präsent. Ein richtiges G6-Gefühl (dass g also Grundton ist) hab ich dabei nicht, eher Em/G (dass also e Grundton ist)

Takt 1 (G6):
Der Bass spielt: über zwei Takte im wesentliche die Betonung der G-Note
der Gitarren-Akkord spielt: ein reinen G-Dur Akkord (7. Bund)
das E-Piano spielt: in G6 mit der Bassnote G

Daher kann ich Dein Hörempfinden nach einem Em-Akkord nicht ganz nachvollziehen ...


...in Takt 3 ist es dann eine maj7 (das cis im Dmaj7). Auch klar. Der nächste Ton dieser Sorte ist Schlag 1 in Takt 5, und das ist nur eine kleine Septime eines 13er-Akkords (das g). Das ist ein Spannungsabfall, die maj7 von eben gerade hatte bereits einen höheren Dissonanzgrad

Takt 5 (A13):
der Bass spielt: über 2 Takte im wesentlichen den Grundton des A13
die Gitarre spielt:Standard A13-Akkord im 5. Bund
das E-Piano spielt: ein aus meiner Sicht ein Standard-Voicing eines A13-Akkordes


Takt 8 würde ich eher als H7(b9) auffassen

Takt 8 (Ebdim):
Der Bass spielt: Eb im wesentlichen als Bassnote
das E-Piano spielt: ein Eb in der Bassnote

Meines Erachtens ist es ein Eb verminderter Akkord


Takt 9...bei solchen Situationen (Terz in Bass UND Melodie) frage ich mich immer, ob nicht vielmehr Hm(add G) gemeint ist (was auch ein komischer Akkord wäre). In meinen Ohren ist sowas eine unklare Harmonie. Kann ja deine Ästhetik sein, dann ist alles klar

Takt 9 (Gmaj7/H):
Der Bass spielt: H (B)
das E-Piano spielt: Gmaj7 mit einer H-Note (B) im Bass

Derartige Akkorde kann man, meine ich auch als "augmented chords" auffassen. Unklar ist die Harmonie meines Erachtens insofern als dass man den Akkord verschieden interpretieren kann. Mit der Bassnotenbetonung auf H habe ihn eben als Gmaj7/H interpretiert.


mehrere Stellen lassen erkennen, dass du eigentlich vier- und fünfstimmige Klänge haben möchtest, aber deine Melodie hält sich an entscheidenden Stellen oft auf den Basis-/Dreiklangstönen auf (Takt 11 Schlag 1, Takt 13 und 14 komplett, Takt 17/18). Wenn du harmonisch ambitioniert arbeiten willst, wäre ein Ausgleich gut, sodass die Melodie sich wesentlich auf Optionstönen aufhält

Da bin ich bei Dir. Ich bin in der Melodieführung schwerpunktmäßig an den Basis-Dreiklangtönen geblieben. Da hätte man bei diesen Akkorden ambitionierte Akkordnoten nehmen können.
 
naja, wenigstens haben wir nun das profi/virtuosen forum.....auch wenn es nicht so heißt.
 
Na und? Es spricht doch nichts dagegen, wer Interesse hat, kann dadurch nur lernen.
 
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wenigstens haben wir nun das profi/virtuosen forum
Jo, vielleicht wären da vorab ein paar Warnhinweise angebracht. Obwohl es ja in der Ankündigung ein paar gab. "epischer Beipackzettel".

Mir persönlich ist das alles zu langatmig und zu detailbesessen. Aber das ist nur meine Meinung. Zwingt ja niemand jemanden, auch mich nicht, hier mitzutun.

Und wer unbedingt "drivin home" möchte. Sind ja nur noch gut viereinhalb Monate bis wir wieder zu Weihnachten nach Hause fahren können.

Grüße
 
Jetzt zitiere ich mich einmal selbst :D

Takt 9 (Gmaj7/H):
Der Bass spielt: H (B)
das E-Piano spielt: Gmaj7 mit einer H-Note (B) im Bass

Derartige Akkorde kann man, meine ich auch als "augmented chords" auffassen. Unklar ist die Harmonie meines Erachtens insofern als dass man den Akkord verschieden interpretieren kann. Mit der Bassnotenbetonung auf H habe ihn eben als Gmaj7/H interpretiert.



Zu diesem Gmaj7/H-Akkord gibt es noch einen sehr flexiblen Fingersatz, den man bei Gitarren-Akkorden einsetzen kann. Er ist mir vor mehreren Jahren bei dem von mir sehr geschätzten Mark Knopfler (Sultans Of Swing) und Robbie Williams (Angels) über den Weg gelaufen. Ist also nix Exotisches, hat aber aus meiner Sicht echte Akkord-Power.

Eventuell ist das für den einen oder anderen Gitarristen interessant, der sein Akkordspiel etwas variieren möchte ...

Hier ein kurzes Video-Quickie (der Ton ist nicht besonders gut, aber man kann es hören - ich klinge auch noch etwas verschlafen :)) dazu, was hinter diesem (Barré)-Akkord Fingersatz alles an Möglichkeiten steckt:





Hmm ... Ich merke gerade, dass man ja sogar breite Hörprobenformate mit ganz einfachen Hörprobenformaten kombinieren kann :gruebel:


EDIT:

Es sind nicht nur 3 verschiedene Dur-Akkord-Varianten (wie im Video erwähnt), die man mit einfachen Veränderungen des Finger-Shapings spielen kann, sondern 4 :eek: Am Beispiel von G-Dur:

- G-Dur
- Gmaj7
- G/H
- Gmaj7/H
 
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r breite Hörprobenformate mit ganz einfachen Hörprobenformaten kombinieren kann :gruebel:
bei dem zweitem Video hört man nichts:rolleyes:, aber ich vertrete eh die Ansicht, das man vom Griffbrett auch "ablesen" kann, was gespielt wird:).
Zum Song selber, finde ich, das ist schon 70iger Jahre, ich sag mal, Psychedelic-progrock. Von daher kann auch niemand ernsthaft erwarten, das die Musik innovativ ist, nichts destotrotz, mir gefällt es, (hat was von Camel, nur du spielst hier die Gitarre virtuoser als es der Camelgitarrist tut oder kann?). Überladen ist das ganze schon, so würde ich z.B. die Harmonien auf der Gitarre gar nicht vermissen, im Grunde reichen die Keyboards da vollkommen aus, sprich, dem ganzem mehr Luft lassen.
Ehrlich gesagt, ist es mir zu anstrengend, mich damit auseinander zusetzen, welche Harmonien und Tonabfolgen du benutzt hast, aber d.h. ja nicht, daß das für andere interessant ist:redface:.
einen schönen Sonntag
Micky
 
Ja, der Ton ist leise. Wenn man aber voll aufdreht sollte man ihn doch hören - oder ?

EDIT: Ich habe das Video nachträglich noch etwas lauter gemacht. So sollte es gehen ...


... The Snow Goose (Instrumental) :) Ich war in meiner Jugend großer Fan von Camel ... Irgendwie scheint das alles auch seine Spuren bei mir hinterlassen zu haben ...


Mit der vollen Breitseite einer solchen Hörprobenvorstellung muss Du Dich ja auch gar nicht auseinander setzen. Das geht auch punktuell und kann auch einfach nur in Form von Lesen und Hören sein. Jeder, wie er mag (und kann) ...
 
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Wenn es schon ans Eingemachte geht, wurde IMO ein wichtiger Aspekt bei der Diskussion dieser Produktion noch nicht (sachlich) angesprochen, und das ist die generelle Herangehensweise/Motivation.
Wenn da so viel Mühe und Gedanken einfließen, ist ein „ich hatte halt Bock, das (so) zu machen...“ bestimmt nur ein Teil dessen, was da hinter steckt.
Ich bin der Meinung, dass die Motivation/Intention, mit der man sich an so ein Projekt macht, sehr viel Einfluss auf das Ergebnis haben wird.
Aufgrund der Einleitung/Beschreibung der Produktion, aber auch das Ergebnis selbst, stellt sich (auch) mir das nun als eher „konservativ“ und auch wenig „lebendig“ dar. Das ist IMO oft der Preis, wenn „Perfektionismus“/„etwas möglichst Perfektes abzuliefern“ ein wesentlich Antrieb ist und die Musik eher am „Reisbrett“, als im „Flow“ beim Spielen, Improvisieren, Jammen,... entsteht.
Das kann zwar auch durchaus gewolltes Stilmittel sein; zumindest mir geht es aber so, dass mich das, selbst bei unbestritten hervorragenden Bands , wie Toto oder Saga, schnell ermüdet.
Wahrscheinlich tragen aber alleine schon die dann immer exakt auf den Takt programmierten Drums dazu bei, dass da kein wirkliches „Live Feeling“ entsteht.

Rein Handwerklich ist die Aufnahme in mein Ohren sehr gut gemacht!! (Ein klein wenig hadere ich persönlich mit dem Fingervibrato, das mir an ein paar Stellen so „bewusst“ gesetzt erscheint, dass es Für mich zum „Klischee“ wird.)

Anders als @Stratomano es sieht, fehlt es mir bei der Komposition an Abwechslung/Überraschungen, um damit über 5 Minuten zu füllen. Jenseits der 2 Minuten ist IMO alles wesentliche schon einmal gesagt worden und man muss da schon ausgesprochener Gitarrenmusikfan sein, um da gefesselt zu bleiben.

Disclaimer:
Dies ist ein Feedback, dass nur meinen ganz persönlichen Wahrnehmungen und Eindrücken entsprungen ist und überhaupt keinen Anspruch erhebt, tatsächlich objektiv, richtig, wahr oder zutreffend zu sein.
Wenn der Leser in diesem Feedback verwertbare oder nützliche Gedanken findet, freue ich mich darüber.
Wenn nicht, ist das für mich auch völlig ok! Eine Begründung/Rechtfertigung von Letzterem ist IMO weder notwendig noch zielführend für eine fruchtbare Feedbackkultur. Fragen zum Verständnis von meinem Geschreibsel werden hingegen gerne beantwortet.
 
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Für die bisherigen Rückmeldungen und vielen Kekse möchte ich mich auch noch einmal öffentlich bedanken :)


Ich freue mich auf weitere, vielfältige Meinungen zum "Crossover-Song-Talk" und gerne auch Tipps / Erfahrungen, wie Ihr das Thema Songwriting und die damit verbundenen diversen Herausforderungen angeht:great:
 
Uiuiui, das ist aber heftig viel zu lesen und zu "bearbeiten". Ich will mal im Kontrast zu Dir versuchen, einige wenige Zeilen zu jedem Abschnitt Deines Postings zu schreiben...

- Entstehungsgeschichte
Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob diese rückblickenden Betrachtungen den Leser irgendwie weiterbringen. Was bei mir hängen geblieben ist, ist die Tatsache, dass man heute gefährlich in einer Möbius Endlosschleife Musik produziert, bzw. in den Medien findet, die sehr wenig innovativ sind. Das ist so ein stromlinienförmiges Musikeinerlei, was stets gleich klingt. Das Radio ist voll davon. Die spielen halt nur Sachen, die die Hörer gern hören, statistisch gesichert - und damit verbleibt der Hörer und die Sendeanstalt in einer Blase, in einer Welt, die nichts Anderes zulässt, immer gefälliger und immer langweiliger wird. Tatsächlich kann einem Angst und Bange werden, wohin eine solche uninspirierte Medien- und Musiklandschaft führt. Musikredakteure und Produzenten, die hier ausbrechen, wären von Nöten - und damit unterscheidet sich unsere Zeit der 2020er von der Musik vor 50 Jahren. Die Analyse der "Marktfähigkeit" und Kapitalisierung der Musik greift aber zu kurz, wenn man sich lediglich über mutlose Redakteure und statistikfixierte Sendeanstalten mockiert. Tatsächlich beginnt der Einheitsbrei mit der Allgegenwärtigkeit vorproduzierter Sounds und Samples. Kaum jemand programmiert seine Synthesizer selbst, sondern nutzt die beigefügten Presets. Das ist halt bequemer. "Früher" musste man das selbst an der Hardware erledigen. Sind Gitarristen frei davon? Nein, ich glaube nicht. Sie wollen stets "amtlich" klingen, nutzen dafür ein ausgefeiltes Set an Pedalen oder solche Dinge wie den Kemper oder anderes Amp-Modelling. Es geht nicht mehr in erster Linie um den Song, sondern um den Sound. Das ist m.E. ein Kardinalfehler.

- Song-Talk
Wir sind ja schon mitten drin. Deine Aufnahme habe ich mir angehört und finde sie geschmackvoll, aber gleichzeitig auch wenig "interessant", entschuldige, wenn ich das so skizziere. Interessant ist meiner Empfindung nach etwas, was ich zweimal oder gar mehrfach anhören möchte, und obschon Dein Song mich nicht ermüdet hat, was angesichts von beinahe fünfeinhalb Minuten Spieldauer leicht hätte passieren können, motiviert mich keine der darin enthaltenen Passagen,'Driving back home' erneut zu hören. Ich möchte an dieser Stelle mal im Kontrast dazu auf 'I want you - She`s so heavy' (Beatles/Abbey Road) verweisen. Das sind beinahe 8 Minuten Spielzeit und ich habe den Song bestimmt hunderte Male gehört. Aber ich will auch fair sein. Bestimmt willst Du nicht mit den Beatles konkurrieren und außerdem sind dort auch Vocals enthalten, selbst wenn sie sich inhaltlich immer wiederholen. Aber der Song lebt von Tempowechseln, Rhythmuswechseln, Themenwechseln, eingespielten Geräuschen und nutzt sogar die Monotonie als Stilmittel. Das ist für mich interessant. Und sicher war es damals immer noch ein Wagnis, mit einem solchen Konstrukt an die Öffentlichkeit zu gehen. Aber die Beatles waren seinerzeit eh eine extrem kreative und verspielte eigenständige Nummer - und wer konnte sie jemals erfolgreich kopieren? Jeff Lynne vielleicht? Aber ich will nicht weiter spekulieren.

Übrigens finde ich es im Gegensatz zum Kommentar von Kollege @adrachin durchaus legitim, auch Fade-Outs zu nutzen. Bei Dir passt das auch. Ich habe damit kein Problem. Mithin klingt 'Driving back home' für mich gut, jedoch fehlt für mich der "Aufhänger", weshalb ich mich auf längere Sicht an diesen Song erinnern soll. Aber ich denke, wir sind alle nicht frei davon, selbst bei technisch einwandfreien Produktionen diesen "Spark" nicht immer einpflanzen zu können. Mir geht es nicht anders und das ist aber auch der Antrieb, beim nächsten Song diesen "Spark" erneut einfangen zu wollen.

- Songentwicklung / -Arrangement / - Entwicklung
Manche Leute können ja tatsächlich Songs abschließen, wenn sie eine Woche daran gesessen haben, manch anderer schafft das bis zur eigenen Zufriedenheit sogar in wenigen Stunden. Du brauchst ca. 6 Wochen, aber ich wette, das ist kein fester Wert. Das kommt immer auf die Inspiration an, oder? Ich für meinen Teil beneide solche Leute, denn ich habe das Gefühl, meine Songs werden nie fertig. Manchmal bleiben sie monatelang liegen, dann habe ich eine neue Idee, die ich daran ausprobieren oder integrieren will oder auch ein (gefühlt) besseres Instrument einsetzen. Tatsächlich lerne ich immer noch an meinen Songs, obwohl ich beinahe seit Kindesbeinen an Songs schreibe - ich bin jetzt 64 Jahre alt. Leider wird die Entwicklungszeit mit zunehmender (persönlicher) Reife immer länger. :( Songideen entstehen bei mir immer spontan. Früher nutzte ich die Gitarre, um damit herum zu probieren, heute sind das Keyboards und die Gitarre ist weit in den Hintergrund getreten. Da ich Titel immer wieder überarbeite, versehe ich die zunächst mit einem "Arbeitstitel (xyz)", der stets eine Momentaufnahme ist und füge dann Versionsnummern an. Das Wort "Arbeitstitel (xyz_v-nr)" erscheint immer, so lange ich noch keinen Text geschrieben habe oder die Thematik noch nicht klar ist. Wie gesagt, meine Ideen basieren zum Großteil auf Spontaneinfällen. Anstatt mich auf Akkordprogressionen zu konzentrieren, mache ich mir einfach nur Gedanken, ob ich einen Spannungsbogen realisieren kann. Wie, das ist mir egal. Es muss sich gut anfühlen/anhören und darf nicht langweilig sein.

Ich arbeite nicht linear. Das bedeutet, dass es Segmente im (neuen) "Arbeitstitel" gibt, die sehr löchrig klingen und andere Parts sind schon mit Vocals oder Gitarren versehen. Das ist Intuition. Die Drumspur ist allerdings im Groben schon früh unterlegt und entstammt der riesigen MIDI-Groove Library meines Addictive Drummers von XLN-Audio, wovon ich die höchste Ausbaustufe (Complete Collection) nutze. Im Zuge des Arrangements werden die einzelnen MIDI-Sequenzen angepasst und lebensechte Übergänge und Variationen geschaffen. Von den verwendeten MIDI-Grooves für die Drums abgesehen loope ich sehr wenig bis nichts, weil ich glaube, dass dies der Dynamik und Entwicklung im Song schadet.

Eine Eigenheit findet sich bei mir jedoch seit geraumer Zeit immer wieder: In Songs mit Vocals nerve ich einen früheren Ex-Arbeitskollegen, der mir hinsichtlich authentischer Sprache (Native Speaker Amerikanisch) helfen kann.

- Akkordprogression / verwendete Skalen und modale Formen für das Solospiel
Oh je, das macht mir Angst. :eek: Ich gehe da komplett anders ran, aber bitte nicht lachen... Ich singe meine Gitarrenparts auf eine Pilotspur. :w00t: Das geht schnell, ist intuitiv und darf ruhig unsauber sein. Mir kommt es nur auf den groben Fahrplan an, den ich dann auf einer später hörbaren Spur in eine Version für Gitarre umsetze, auf der dann gewisse spezifische Feinheiten realisiert werden können, die eben nur auf der Gitarre gehen und nicht mit meiner in dieser Hinsicht begrenzten Krächzstimme. :dizzy: Hey, ich war vor Jahrzehnten auf dem Instrument nicht der Schlechteste, aber meine Ambitionen kreisen nicht immer um die Gitarre. Wieso auch? Soli kann man genauso gut für Orgel oder Keys konzipieren. Und das Schöne dabei: auch für Bläser kann ich mir vokal irgendwas ausdenken. Nur darf man solchermaßen entstandene Pilotspuren niemandem vorspielen, denn dann glauben diese Hörer, man hätte sie nicht mehr alle an der Latte. :keks: Aber das Konzept funktioniert. Sogar sehr gut.

Weiterhin gibt es noch eine andere Arbeitsweise, wie ich an die Takes komme, wie ich sie mir vorstelle: Vor geraumer Zeit habe ich mir mal Gitarristen gemietet, die mir Tracks nach meinen Vorstellungen eingespielt und auf Stems zugestellt haben. Doch leider wurde daraus nichts, denn ich empfand solche Gitarrenarbeit unbefriedigend und uninspiriert. So etwas wie es fast jeder spielen kann, der tägliche Übung hat. Nee, das war nichts. Ich habe alle Spuren in den Müll geworfen. Ist vielleicht auch besser so. Funktioniert hat das mal mit einer Sängerin aus London, die ich für ein Duett brauchte. Aber das war eben auch keine Gitarre, sondern ein Vocal Track. Der konnte ich alles in allen Stimmen auf einem Set an Pilotspuren vorsingen und gab ihr auch die Freiheit, eigene Varianten auszuprobieren. Ich bekam eine Menge Spuren/Stems zurück und fast alles war nutzbar. Was nicht "perfekt" ausgeführt war, habe ich durch kreative Schnitte "perfekt gemacht". Aber ich denke, wir sind hier schon beim nächsten Thema, nämlich

- Recording-Gitarren / Signalkette und Amp-Settings
Ich möchte das Kapitel mit den Gitarren beginnen, wie Du es getan hast, obwohl man diesen Ansatz natürlich breiter aufstellen müsste.

Vor 40 Jahren habe ich mal live gespielt (Gitarre), dann während des Studiums habe ich mangels Bandkollegen angefangen, aufzunehmen.
Seinerzeit auf Tonband natürlich. Daraus entwickelte sich meine Vorliebe für Recording. Live oder Band reizt mich nicht mehr. Entsprechend stehen mir für ein ordentliches Recording einige Gitarren zur Verfügung, nein, besser Saiteninstrumente, denn gelegentlich kann man auch mal eine Mandoline oder eine Ukulele gebrauchen. Aber Gitarren habe ich mir immer im Hinblick auf den unterschiedlichen "Kernklang" angeschafft.

Eine Steel-String Akustik:
Epiphone 1964 Texan Ltd. Ed.

Eine recht seltene Solidbody mit noch selteneren PickUps:
modifizierte/gepimpte Cimar Les Paul

Einmal Strat-Sound:
Fender Classic Player 60s

Eine hölzern klingende Semiresonanz mit 60er/70er Flair:
Epiphone Casino & Bigsby

Damit bin ich für "typische" Gitarren bedient, verfüge aber noch über zwei

12-Strings:
- Solidbody Weller 12-String
- Semiresonanz Düsenberg Double Cat 12

Zwei Bässe kommen noch hinzu:
Akustik Höfner Jumbo 5-String
Ibanez ATK300 Solidbody 4-String

Wesentlich umfangreicher ist das Arsenal an Keyboards und Hardware, was der Interessierte/die Interessierte aber über die Informationen in meinem Profil einsehen kann. Ich frage mich aber an dieser Stelle auch, ob es Sinn macht, darüber zu dozieren, warum ich sowohl halbgewichtete Tasten als auch Hammermechaniken als Eingabemedium nutze. Das hat einfach mit dem Spielgefühl zu tun, ob ich Klaviersounds/E-Pianos nutzen will oder Synthesizersounds. Für erstere brauche ich die Hammermechaniken (Roland A-88), für den Rest reicht mein Novation 61 SL MkII - Controller.

Aber zurück zu den Gitarren. Die werden, von den akustischen Instrumenten mal abgesehen, alle über DI, bzw. einen PreAmp (ART Digital MPA II) eingespielt und nachträglich mit den AmpSims oder Effekten verändert, die mir gefallen. Letztlich hängt das aber auch damit zusammen, dass ich es mir in meiner Dachwohnung nicht leisten kann, die halbe Stadt oder zumindest die Hausbewohner durch hohe Lautstärke am Verstärker zu verärgern. Dass es dennoch gut klingt, realisiere ich mittels der Software von Positive Grid (sowohl Bias FX2 als auch Bias Amp2) oder wahlweise auch anderen AmpSims, aber Bias FX2 nutze ich von den wenigen Malen am Häufigsten. Allerdings verwende ich zwei unterschiedliche Signalketten: einmal, um das Gitarrensignal trocken einzuspielen (und später mit besagten Tools zu verändern) und eine analoge Signalkette, die mir per Kopfhörer vorspiegelt, ich hätte bereits passende Gitarreneffekte aktiviert. So verwende ich auch einen Hardware AmpSim sowie Hardware Kompressor/Limiter (Symetrix 525) und Hardware FX (ART Multiverb), die in meinen 19" Rollwagen eingebaut sind.

Falls nötig, verfüge ich noch über zwei (nur 2? kann man`s glauben?) kleine Hardware Effektpedalchen von Mooer (Yellow Comp und Hustle Drive) für mehr Sustain und "dedicated" Verzerrung. ;)

- Recording /Mixing /Mastering
Vorneweg: Ich mastere nicht, das macht dieses Kapitel vielleicht ein bißchen kürzer. Ich mixe bislang nur. Ich nenne das Rough Mixes. Aber in der Regel klingt das schon ganz brauchbar. Und ich träume immer davon, mal "fertig zu werden", so dass ich meinen Kram an ein qualifiziertes Mastering Studio abgeben kann.

Von meinen Tonbandgeräten habe ich mich vor etwa 10 Jahren verabschiedet, die stehen jetzt in einer beleuchteten Schauvitrine. Ich nenne sie liebevoll "mein Museum". Aber für`s aktuelle Recording verwende ich Reaper. Ich habe zuvor mit Samplitude, mit Cubase und mit dem Notator SL (woraus im Laufe der Zeit Logic wurde) gearbeitet. Notator SL noch in den Anfangstagen des Harddisc-Recording am Atari. :) Sodann ging`s mit Samplitude weiter, und Cubase habe ich nach kurzer Zeit verworfen, bzw. wieder verkauft, weil man damit nicht intuitiv arbeiten konnte. Viel zu sperrig. Daher bin ich großer Fan von Reaper geworden. Aber jeder hat seine Vorlieben, ich will hier keinen Glaubenskrieg vom Zaune brechen.

Zum Recording gibt es unglaublich viel zu erzählen, bzw zu schreiben. Ich denke aber, keiner wird meinen jetzt schon ausgeuferten Sermon lesen wollen, wenn ich jetzt auch noch episch mit dem Thema Recording das Musiker-Board flute. :whistle: Ich halte mich also an die Kürze des Kollegen @wolbai .

Obschon ich über mehrere Outboard-Racks mit Hardware verfüge, arbeite ich bislang nur Inboard. Aber ich habe durch meine - zugegebenermaßen - veraltete 10-Kanal Interface-Karte die Option diverse externe Hardware einzubinden, Vintage Instrumente, Keys und Expander, sowie Effekte im 19" Format. Da es aber überaus leicht ist, "in-the-box" zu produzieren, ist dies meine bevorzugte Arbeitsweise. Im Gegensatz zum Kollegen @wolbai gibt es bei mir keine Bevorzugung von Tools. Die sind einfach ihrer Funktion nach sortiert und "katalogisiert", so dass ich immer das finde, was ich suche. Manch einer hat unheimlich viele Freebies an Bord oder billige Software. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Masse mir nicht hilft, sondern nur Qualität. Daher habe ich im Laufe der Zeit ein Vermögen für die verschiedensten Tools und VSTi ausgegeben, aber mich stets bemüht, die Zeiten von Sonderangeboten oder Deals abzuwarten, wo man dann oft mit 80% Rabatt zuschlagen darf. Nicht immer, aber manchmal.

Zu meinen Lieblings-VSTi zählen alle Produkte von Pianoteq, die großartigen Models von AAS und der unumgängliche KONTAKT Sampler von Native Instruments, weil man nur hierüber Zutritt zur Arche Noah an Instrumenten von Drittanbietern eröffnet bekommt.

Lassen wir`s hiermit genug sein. Ist ja schon viel länger geworden als ich dachte. Viiieel länger!
 
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@rbschu - schöner Beitrag:great:

Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob diese rückblickenden Betrachtungen den Leser irgendwie weiterbringen.

Nun ja, nicht alles bringt einen weiter und ist mitunter daher auch ein Stück weit "unnütz" - wie ich ja auch in dem Abschnitt "Entstehungsgeschichte" geschrieben habe.

Gleichwohl finde ich es legitim, beim Einstieg in ein derartiges Hörprobenformat, seinen eigenen Song und dessen "Machart" ein Stück weit mit dem Heutigen zu vergleichen und wo man seine Inspiration (Genre + Zeit) für diese "Horprobe" hergenommen hat. Und dass das nicht jedem und in allen Facetten gefällt, geht für mich in Ordnung bzw. ist zwangsläufig halt so.


- Songentwicklung / -Arrangement / - Entwicklung
Manche Leute können ja tatsächlich Songs abschließen, wenn sie eine Woche daran gesessen haben, manch anderer schafft das bis zur eigenen Zufriedenheit sogar in wenigen Stunden. Du brauchst ca. 6 Wochen, aber ich wette, das ist kein fester Wert. Das kommt immer auf die Inspiration an, oder?

Die Vorgehens- und Arbeitsweisen sind da unterschiedlich - Du bestätigst dies mit Deiner Beschreibung.

6 Wochen sind bei mir nicht in Stein gemeiselt, aber dennoch ein grober Richtwert. Zumal es ja auch noch offen ist, wie lange man da täglich dran sitzen kann (darf). Ein komplett eigener (ob jetzt mit Vocals oder ohne ist erst einmal egal) dauert bei mir aber schon - ich nenne jetzt einmal eine Zeitspanne - 4 bis 6 Wochen. Das beinhaltet dann alles. Bei dieser Hörprobe ist wegen des umfangreichen Textteiles noch einiges mehr an Zeit dazu gekommen. Und dann kommt es natürlich auch darauf an, ob man nur eine Audioaufnahme macht oder auch ein Video ...

Und jeder hat da auch sicher sein eigenes Tempo. Was ich allerdings auch festgestellt habe, ist, dass mein persönlicher Spannungsbogen, den ich brauche, um in einem Song tief drinnen bleiben zu können, nur eine begrenzte Zeitdauer zulässt. Bei mehr als 4-6 Wochen geht bei mir dann die Fokusierung, die ich persönlich für einen eigenen Song brauche, mehr und mehr verloren.

Einen "fertigen" Song (mit STichwort "radiotaugliches Endprodukt"), im oben beschriebenen Sinne, macht man aber auch nicht in wenigen Stunden. Das setzt allerdings voraus, dass man sich der vielen Feinheiten, die ein gutes Endprodukt ausmachen kann, auch (schon) bewusst ist. Dass es viele gibt, die einen Song in wenigen Stunden fertig haben und ihn für sich als gut befinden ist ganz sicher der Fall. Wenn man die, aus meiner Sicht erforderliche, Detailarbeit bei der Songentwicklung nun als Detailversessenheit, die zur Sterilität führt, deklariert, dann kann es natürlich schneller gehen :D

Am Ende gibt es bei der Art, wie man bei der Songentwicklung vorgeht, weder zeitlich noch inhaltlich ein allgemein gültiges Kochrezept. Allerdings gibt es schon punktuelle Anregungen durch Gleichgesinnte, die man in seine eigene Vorgehensweise einbauen kann. Und um diesen Austausch derselbigen wie ein Song entsteht, bis er dann einmal "fertig" ist, soll es hier ja auch gehen.

Für Musiker, die da erst noch am Anfang stehen, sollte aber meines Erachtens schon als Orientierungsgebung vermittelt werden: dass ein kompletter Song (neben musikalischer Inspiration) auch einiges an Zeit abverlangt - und das sind, jenseits der Arbeitsgeschwindigkeit, eher Wochen als Stunden.


Grüße Franken - wolbai:great:
 
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Für Musiker, die da erst noch am Anfang stehen, sollte aber meines Erachtens schon als Orientierungsgebung vermittelt werden: dass ein kompletter Song (neben musikalischer Inspiration) auch einiges an Zeit abverlangt - und das sind, jenseits der Arbeitsgeschwindigkeit, eher Wochen als Stunden.
Da gebe ich Dir zu 100% Recht. Ich gehöre auch eher zu der "detailbesessenen Sorte" :D. Manchmal muss ich mir schon den Spott meiner ehemaligen Band-Kollegen anhören, die sich diese Feinheiten aus unterschiedlichen Versionen wenigstens antun/anhören und ein mehr oder weniger brauchbares Feedback geben. Die wünschen sich dann immer, dass etwas mal "fertig" wird oder fertig wäre, aber damit diene ich selten. :D Ich schlage dann immer vor, sie mögen doch selbst mal etwas vorstellen, fairnesshalber, aber ich weiß, dass ich da lange warten kann. :evil: Theoretisch kann man viel wollen, aber praktisch ist einem die "Unwägbarkeit der Materie" im Weg. Ich leide ja auch oft genug darunter - ansonsten fahre ich jetzt erst mal mit der Vervollständigung meines obigen Beitrags fort...
 
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Seinerzeit auf Tonband natürlich. Daraus entwickelte sich meine Vorliebe für Recording.

Alle Achtung - da bist Du schon ziemlich lange mit dem Home Recording unterwegs - Respekt:great:

Das Bild aus Deinem "WG-Zimmer" von 1983 (also mein WG-Zimmer sah damals irgendwie anders aus:confused:) mit den Tonbandmaschinen lässt bei mir weitere alte Erinnerungen an die 70er Jahre wach werden: damals habe ich u.a. mit meinem Tonband (in reduzierter Geschwindigkeit) das Live-Bass-Solo von Nam Nam (Doppel-LP Kraan Live) abgehört.

Ich spielte damals in einer Jazz Rock-Combo (ohne Sänger). Da hatten wir - neben ein paar eigenen Sachen - schon ein paar recht abgefahrenes Stücke im Programm ;) ...


Live oder Band reizt mich nicht mehr.

Ja, da gibt es auch Parallelen zu mir. Alles hat seine Zeit, die ich aber auch definitiv nicht missen möchte.
Home Recording kann durchaus auch eine gute und für einen selbst passende Form des Musik Machens darstellen.

Insbesondere, wenn man auch die Live-Mucker Erfahrungen aus vergangenen Zeiten da mit einbringen kann.

Ich war Anfang der 80er Jahre 1-2 Jahre auch als Profi-Musiker (Basser) mit New Wave Bands "on the road" und mitunter auch in guten Studios (Edo & Vilko Zanki - bei Bruchsal).

Ich hatte aber damals schon gemerkt, dass das Profi-Musiker Dasein eine riskante und ein Stück weit naive Vorstellung ist. Dann habe ich Musik wieder mehr als Hobby betrieben (und Studium mit finanziert), um was Gescheites zu werden :D

Jetzt wird's aber echt nostalgisch ...
 
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Lieber @wolbai, Respekt und Dank für den umfangreichen Beitrag!

Das allerwichtigste vorweg: Der Refrain hat bei mir tatsächlich eine Gänsehaut verursacht, dass passiert mir in meinem Alter (Jg. 72) leider nur noch selten beim Hören neuer Musik ... Irgendwie kennt man doch alles schon, hat alles schon mal gehört ...

... genau da packt mich aber wiederum diese Melodie: Mein Vater hat(te) eine riesige LP-Sammlung und ich bin mit dem Sound der späten 60er/frühen 70er sozialisiert, darunter auch der ganze damalige Prog-Kram, Krautrock, Steely Dan usw. Ich bin bis heute riesiger Focus-Fan und entdecke immer noch neue Sachen aus der Zeit für mich.

Tja, und Deine Meldie fügt sich da irgendwie natlos in die typischen 70er-Instrumentals, die ich kenne. Sehr, sehr stimmig. So authentisch bekommt man das wohl auch nur hin, wenn man diese Musik verinnerlicht hat, bzw. dieselben Einflüsse hatte wie die Musiker aus der Zeit.

Ich habe den Song bestimmt 5x gehört und werde ihn definiv bookmarken!


Aber Du willst ja auch Kritik hören:

- selbst als Gitarrist ist es mir insgesamt zu gitarrenlastig, fängt schon damit an, dass mir die Lead-Gitarre immer einen Tick zu laut vorkommt
- Deine Lead-Melodien und Phraisierung, Bendings, gefallen mir richtig gut, etwas hakeln tut es für mein Empfinden, wenn Du versuchst, "schneller" und "moderner" zu spielen: Der abgedämpfte Lauf bei 1:24 (Timing?), der schnelle Lauf bei 2:22 (erneut Timing?) und das Tapping (2:46) gefallen mir nicht so gut.
- den mit dem stehenden Powerchord beginnenden Gitarrenteil ab 4:08 finde ich überflüssig, der bringt so einen "Classic Metal"-Touch darein, den ich stilistisch als deplatziert empfinde.
- nach 4:00 fehlt ohnehin ein bisschen der rote Faden, das ganze gipfelt in dem hektischen Fade-out - hier hätte ich mir stattdessen noch einmal den Refrain gewünscht, anstatt einem weiteren, andersartigem Solo-Teil und noch einem ...

Dann noch:

Ich teile ja Deine Empfindungen bzgl. der moderenen Mainstream-Musik und deren Entstehung - ironischerweise würde aber auch Deine Projekt für meinen Geschmack davon profitieren, wenn Du einen echten Drummer einbezogen hättest. Das ist sicher sehr ordentlich programmiert, aber es ersetzt eben nicht einen echten Trommler, so anstrengend diese Typen auch per se sind ;-)

Also, gerade bei der musikalischen Ausrichtung und Referenzierung finde ich ist die Umsetzung als "One-Man-Computer-Show" schon als Makel. Ja, ich weiß, der Zeitgeist geht (ganz unabhängig von Covid 19) seit Jahren dahin, dass Musiker nicht mehr physisch miteinander musizieren, stattdessen schleißen sich alle ein und heraus kommen Unmengen an Homerecording-Projekten und Youtube-Clips.

Ich habe natürlich Dein Statement dazu gelesen und respektiere das auch, verstehen das aufgrund Deines musikalischen Werdegangs; aber trotzdem empfinde ich das als Makel, gerade vor dem Hintergrund der stilistischen Positionierung Deines Projektes.

Um das aber klar zustellen: ich wäre bzgl. dieser Dinge nicht so nickelig, wenn mich Deine Musik kalt lassen würde! Gerade weil ich den Refrain - aber auch die ersten zwei Drittel des Songs insgesamt - so gut finde, bin ich da halt etwas hellhöriger.
 
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@Kasper666 - Danke für Dein umfangreiches und detailliertes Feedback. Und dass Du auch so gut reingehört hast :great:

Die Refrainmelodie ist für mich auch das Herzstück des Songs, um den ich die anderen Teile herum gebaut habe.

Ich bin diese Woche unterwegs und habe nur ein kleines Mäuseklavier für Texteingabe. Deshalb muss ich mich etwas kürzer fassen.

Die Gitarrenlastigkeit kann ich ein Stück weit verstehen. Das ist einerseits Geschmacksache.Andererseits ist es der Tatsache geschuldet, dass meine Keyfähigkeiten für Begleitinstrumente ok ist, aber nicht für mehr reicht.
Das habe ich bei dem Song eben mit Gitarren zu kompensieren versucht und für manchen Geschmack dann übertrieben.

Gerade diesen Song mit etwas Jazz Rock Vibe könnte ich mir im Songarrangement auch sehr gut mit einem versierten E-Piano Spieler, der einen Doldinger artigen Jazz Rock drauf hat (Iguacu - Praia Leme), vorstellen.
Sowohl beim Rhythmus als auch die 3. Strophe könnte man mit Epiano spielen und die beiden Introparts mehr Pinaosound reinbringen.

Für konkrete Anfragen aus dem MB-Forum wäre ich sehr offen. Der Songs würde noch stimmiger werden und der Gitarrenanteil besser ausbalanciert. Ich würde gerne eine erweiterte Version machen.

Aber ich habe den Song nun einmal mit meinen Boardmitteln alleine eingespielt. Und vor diesem Hintergrund war die vorliegende Version für mich das, was ich damit erreichen konnte.

Das gleiche gilt für Drums: Wenn sich ein MB-Drummer fände, der clickfest spielen kann und seine Drumspur eigenständig aufnehmen kann, wäre ich dafür sehr offen.


Allerdings habe ich bis jetzt auf meine Anfragen im MB-Florum nur wenig Ressonanz erhalten. Mit ehemaligen Musikern ist es häufiger das Timing, dass nicht passt.

Im Zweifelsfalle nehme ich da beim Home Recording ein paar Einschränkungen in Kauf und bin dafür aber auch handlungsfähig. Und es ist nun einmal Tatsache, dass kein Home Recorder alle Facetten der Songentwicklung gleich gut drauf hat. Da hat jeder so seine, Stärken und Schwächen.


Zu den erwähnten Gitarrenparts:

Die sogenannten modernen Parts sind nicht alle ganz sauber gespielt. Ich finde es aber tolerabel. Ob man sie mit den anderen Parts so mischen sollte, ist Geschmacksache. Jedenfalls repräsentiert diese Gemengelage ein Stück weit meine Stilvorlieben. So habe ich früher halt auch mal Jump von van Halen und die eine oder andere Toto-Nummer auch Live gespielt.

Das Outrosolo finde ich persönlich von der Machart ok. eventuell hätte ich es noch etwas stimmiger mit dem vorherigen Teilen verbinden müssen.


Und es ist doch wieder viel Text geworden :redface:

Grüße aus dem Allgäu - wolbai:great:
 
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Ich habe es erst heute gelesen...

@wolbai, das ist eine schöne Arbeit und ich habe mich auch in die 70er zurückversetzt gefühlt. Die ganze Diskussion um die Stilistik und Chordprogressions finde ich nicht angemessen, denn der Künstler bestimmt. Was er gut findet und was nicht, obliegt seinem Ermessen. Ob der Sound jetzt "radio ready" ist oder nicht, ist mir ziemlich egal bei einem solchen Songprojekt. Unsere musikalischen Vorfahren hätte wahrscheinlich durchgedreht, wenn sie so etwas auf die Kette bekommen hätten...

Abgesehen davon sind auch viele berühmte Songs nicht wirklich perfekt in jedem Detail und wurden im Radio rauf und runter gespielt. Dabei hat oft die "Unperfektheit" das Besondere ausgemacht. Der heutige Anspruch ist ja auch kein Anspruch an Perfektion, sondern an die, wie schon öfter erwähnt, antrainierten Hörgewohnheiten. Alle Vocals sind heute so auf dem Punkt, dass es für mich eher "mechanisch" klingt (Autotune und Melodyn sei Dank). Lebhaftigkeit und Dynamik kehren erst ganz langsam wieder zurück, weil es selbst den Normalhörer stört, dass von Anfang bis Ende alles bei einer konstanten Lautheit bleibt. Um den Song dann interessant zu machen, werden dann Geräusche, reversed Reverbs u.a. genutzt, damit man das Arrangement dann doch noch akzentuieren kann. Ich höre lieber auf.

Ich habe vor Kurzem an einem internationalen Mix Contest teilgenommen. Dabei hatte ich definitiv keine Erwartung an irgendeine Platzierung (Ich schwöre!), es war eher eine Übung, um zu sehen wo man steht und Vergleiche zum eigenen Tun zu haben. Gewonnen hat dabei ein Mix, den ich so niemals hören möchte, für mich viel zu Hell und breit gemixt. Das ist anscheinend modern und in den Staaten so erwünscht, mich jedoch erreicht das überhaupt nicht...

Für die Drums kann ich ggf. eine Empfehlung geben. EZ Drummer bietet schon hervorragende, auf Samples basierende Sounds. Dennoch klingt das Ergebnis oft nicht ganz so organisch, wie ein echtes Drums Set. Ich verwende deshalb dafür sogenannte Faltungs-Halls/Convolution Reverbs anstatt normaler Reverbs. Diese basieren auf IRs von echten Räumen und lassen die Drums dann authentischer klingen, schmelzen sie etwas besser zusammen. Das Beste was z.Zt. zu bekommen ist, bietet UAD mit dem Ocean Way Studio Plugin, aber es gibt auch weniger aufwändigere von Waves oder anderen Anbietern. Man muss jedoch beachten, dass diese Plugins sehr leistungshungrig sind und viele Homerecording Systeme an ihre Grenzen bringen können. Deshalb sollte man das vorher ausgiebig testen.
 
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@RayBeeger - Danke für Dein Feedback :)

... und Deine Statements zu Perfektion von Songs und dem „künstlerischen Hoheitsgebiet“ des Songwriters :great: Ich sehe das im Kern genauso.

Da ich im Home Recording viel mit Midi (Drums, Keys, Bass) arbeite und derartige Instrumentenspuren die Gefahr zum Überperfekten haben (man natürlich mit Erfahrung entschärfen), versuche ich dem durch die Audiospuren (Vocals und Gitarre) etwas mit analoger Unzulänglichkeit (natürlich in akzeptablen Grenzen) entgegen zu wirken.

Das ist auch ein Grund, warum ich mir jetzt doch wieder einen E-Bass zulege :D

Midi-Drums sind für meine Rahmenbedingungen alternativlos. Ich werde einmal Deinen Tipp mit den UAD-Produkten mir näher ansehen.

Grüße aus dem Allgäu - wolbai:great:
 

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