Ich habe mir jetzt diese ganze "Studie" einmal durchgelesen und kann auch keinen Fehler in der Argumentation finden. Besonders das Kapitel "Korpusholz" bringt ein paar interessante Punkte zusammen (Kapitel 7.9).
Es gibt jedoch einen grundsätzlichen Fehler in der Betrachtung/Vergleich verschiedener Instrumente. Um einen klaren Beweis zu erbringen müsste ein und die gleiche Gesamtsituation existieren. Heißt also... ein und die gleiche Gitarre mit unterschiedlichem Korpusholz. Das wurde hier (wenn ich das jetzt nicht überlesen habe) nicht gemacht, daher zweifle ich leider das ganze Experiment und jede der getroffenen Aussagen an
.
Es gibt auch einen zweiten grundsätzlichen Fehler (sofern ich das nicht falsch verstanden habe), dass die Gitarre selbst als statisches System bzw. nur mit Luftschwingungen, die auf die Saiten wirken betrachtet wird.
Meiner Meinung nach regt die Saitenschwingung den Korpus an, in ihm werden Frequenzgänge durch Wuchsart verändert und teilweise über Brücke und Sattel an die Saiten zurück gegeben. In der Saitenschwingung kommt es dann zu Verstärkung/Auslöschung und ist als Einfluss hörbar. Ob es dabei um verschiedene Holzarten oder nur verschiedene Wachstumsbedingungen geht, ist meiner Meinung nach auch wirklich irrelevant. Aus der Praxiserfahrung können jedoch Asteinschlüsse, Verwuchse oder Risse im Korpus zu Frequenzauslöschung und/oder Sustainverlust führen, was meine These unterstützen würde, dass der Korpus quasi als Frequenzfilter oder Frequenztreiber fungiert.
Den Ansatz, den Korpus mit Mikrophonen abzunehmen, ist in dieser Studie übrigens nur für den tatsächlichen akustischen Korpusklang von Bedeutung und erbringt keinen Beweis bzgl. der tatsächlichen Korpusfrequenzen.
Meiner Meinung müsste das Experiment mit einer einzigen Gitarre, aber 2 verschiedenen Korpusqualitäten wiederholt werden. Die Abnahme sollte dann ohne Amp direkt vom Kabel, sowie mit zusätzlichen Piezo-Elementen an klar definierten Positionen am Korpus erfolgen. 2 völlig unterschiedliche Instrumente sind nicht vergleichbar und schon garnicht kann man aus EINEM Vergleich eine generelle Aussage über alle E-Gitarren treffen. Ich würde mir doch mindestens EINE Vergleichsgruppe wünschen.
Ohne diesen für mich relevanten Nachweis, ist diese Studie ja ganz interessant, aber nicht wirklich wissenschaftlich korrekt umgesetzt - außerdem wird nach Messungen etwas pauschal ein Ergebnis fomuliert.
An meiner Uni hätte man gesagt: "Interessanter Beitrag, aber das beweist garnichts"
PS: Meiner Meinung nach hat der Verfasser dieses Kapitels von Anfang an nur versucht seine Einstellung "Holz ändert den Klang nicht" wissenschaftlich zu beweisen und so ist es auch formuliert. Sowas hat bei mir ehrlich gesagt keinen Bestand, denn eine solche Untersuchung sollte so objektiv wie nur möglich sein.
Dazu kommt auch noch, dass sich das ganze Dokument wiederspricht:
Die Übereinstimmung ist relativ gut, nur an einigen Stellen weichen die Messergebnisse signifikant ab
Für mich heißt das, dass eine solche "signifikante Abweichung" eigentlich den ganzen Vergleich unmöglich macht - aber hier wird dann einfach gesagt "Die Übereinstimmung ist relativ gut".... ne ist sie eben nicht, denn es gibt "an einigen Stellen" signifikante Abweichungen. Aber man kann natürlich alles so hinbiegen, wie man es braucht
Ein Fazit ist aus dieser Untersuchung nicht ableitbar, denn entscheidene Vergleiche fehlen. Man könnte höchstens sagen, dass man anhand der gemachten Untersuchungen keinen Unterschied erkennen konnte. Das würde ich auch so akzeptieren, denn die Untersuchungen die sie gemacht haben, können garkein anderes Ergebnis zur Folge haben