Förderschulen haben den Vorteil, das im Normalfall die Klassengröße recht gering ist, vielleicht 15 Kids pro Klasse und das oft auch zwei Lehrkräfte im Tandem unterrichten.
Dort ist eine ganz andere Förderung möglich (und auch nötig) als an der Durchschnittsschule mit 30 Kinder pro Klasse (mittlerweile auch oft mehr..).
Bei Inklusion unterscheide ich sehr streng nach zielgleicher Inklusion und nicht-zielgleicher Inklusion.
Zielgleich ist z.B. der Fall: Ich habe einen Autisten im Unterricht, der hat nunmal ein paar ungewöhnliche Verhaltensweisen, braucht z.B. immer eine klare Gliederung des Unterrichts, muss vorab wissen was passiert etc, aber er schreibt alle Arbeiten regulär mit, wird ganz normal benotet und bekommt auch den gleichen Abschluss. Das funktioniert tatsächlich problemlos und er ist auch zum Teil in die Klasse gut integriert.
Nicht-Zielgleich ist der Fall: Da sitzt ein lernbehindertes Kind (LE), das dem regulären Stoff nicht folgen kann, weil das Tempo zu schnell ist, also bekommt es andere Aufgaben, andere Klassenarbeiten, wird hinterher auch nicht regulär benotet, sondern bekommt ein schriftliches Zeugnis, zumeist über das Verhalten etc. Das funktioniert überhaupt gar nicht. Weil die Kinder natürlich in den meisten Fällen total ausgegrenzt sind, weil sie sich auch teilweise gar nicht auf dem Niveau der anderen unterhalten können. Zudem haben sie immer eine Sonderstellung (andere Klassenarbeiten etc) was das Gegenteil von Inklusion ist..! Und viele kriegen irgendwann mit, dass sie eh keine Noten am Ende bekommen und nutzen das dann auch aus.. nach dem Motto "ich bekomme eh keine 5, kann nicht sitzen bleiben... warum soll ich denn noch irgendwas tun? Mache ich doch lieber Unsinn"
Natürlich gibt es da auch Kids, die sich bemühen etc, keine Frage, aber ich würde das wirklich relativ 50:50 ansetzen und ich hatte schon Klassen mit sechs solcher LE Kinder
Rhythmicals im Unterricht um die Kinder aufzulockern sind für kleinere Kinder noch interessant und funktionieren auch manchmal.
Wenn ich das aber mit meinen 9. Klassen machen, lacht mich die Hälfte aus und die andere Hälfte hält mich für einen Idioten. Ist da aber auch gar nicht nötig, weil die meisten kapiert haben, dass sie gerade an ihrer Zukunft arbeiten.
Man muss aber bei solchen Geschichten immer abwägen, ob das nun zu mehr Ruhe führt oder zum Gegenteil. An der Gesamtschule wo ich unterrichte habe ich eine ganze Reihe Schüler, die bei sowas total ausrasten würden und hinterher noch mehr aufgedreht wären als vorher. Das allgemein gültige Heilkonzept gibt es da nicht.
Es ist auch immer eine Frage der Effektivität.
Beispielsweise:
In ihrer eigenen Klasse begann jede!!! Unterrichtsstunde (egal ob Deutsch, Mathe, "Religon") mit einer Rhythmuseinheit von max. 10 Minuten
Wenn man das mal hochrechnet: 10 Minuten sind fast 25% einer 45 Minuten Stunde.
Ich hab im Normalfall zwei Stunden Musik die Woche. 36 Wochen im Schuljahr. Also 72 Stunden.
Wenn ich jetzt also immer diese Rhythmicals am Anfang mache, dann ist das äquivalent dazu, dass ich statt den 72 Stunden nur noch 54 Stunden unterrichte. (-18 Stunden)
Das halte ich persönlich für einen signifikanten Unterschied und kann mir nicht vorstellen das an meinem Gymnasium zu machen. Dann würde ich auch überhaupt nicht ansatzweise mit dem Lehrplan durchkommen.
Die 18 Stunden, die dadurch wegfallen entsprechen einer kompletten Unterrichtsreihe.
Man müsste also quasi gewährleisten, dass diese 10 Minuten, die man da "opfert" dazu führen, dass ich dann 10 Minuten pro Stunde schneller arbeite. Das ist recht optimistisch gedacht. Bei etwa 20 Minuten Arbeitsphase bedeutet das, dass die SuS quasi doppelt so schnell arbeiten müssten..
Für Förderschulen etc mag das aber durchaus ein sinniges Konzept sein, weil (wie William ja erwähnt) auch andere positive Effekte, Richtung Sozialkompetenz, entstehen und die Kids noch ganz anders motiviert werden.
Am Gymnasium erwarte ich von meinen Schülern, dass sie sich so lange konzentrieren können. (Bei uns sogar 67,5 Minuten pro Unterrichtsstunde, funktioniert eigentlich problemlos)
Manchmal glaube ich, es ist eh alles umsonst.
Kürzungen und Zusammenlegungen Klick
Ich lese das tatsächlich so:
"Wir haben ohnehin nicht genug Kunst und Musik Lehrer.. lass uns zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wir reduzieren den künstlerischen Unterricht, indem wir die Fächer zusammenlegen, sparen dabei die Kollegen ein, die wir eh kaum zusammenkriegen und öffnen dafür die Tür noch mehr Leute für Deutsch einzustellen, die es zu Hauf gibt und eventuell hat das sogar positive Nebeneffekte, schlimmer machen wird es das nicht"
Ansonsten ist meiner Meinung nach das Problem, das Kinder einfach mittlerweile zu wenig schreiben. Überall nur noch Lückentexte, Aufgaben zum Ankreuzen, Stichwörter etc. Diktate in der Grundschule wurden quasi abgeschafft. Die Kids brauchen unendlich lange um drei Sätze von der Tafel abzuschreiben, weil ihnen einfach die Übung fehlt.
Mein Lieblingsbeispiel ist das hier: Ich hatte einen Schüler, der hatte Probleme sauber zu schreiben. Also zum Teil auch motorisch bedingt, aber halt auch, weil er selten überhaupt irgendwas aufgeschrieben hat. Die Schrift war riesig, weil er Linien ignoriert hat etc. Die "Lösung" der Schule war, dass er einen Laptop bekommen hat, wo er dann tippen statt schreiben konnte. Wir Lehrer sollten dann alle Aufgaben für ihn immer digital auf nem USB-Stick dabei haben. Da frag ich mich dann: Wie soll er denn dann sauber schreiben lernen, wenn ihm jeglicher Sinn und Druck genommen wird sich damit auseinanderzusetzen? In welchem Beruf soll er denn später arbeiten, in dem man nie ein Formular ausfüllen muss oder sonst was? Statt das zu tun was sinnvoll gewesen wäre - das Schreiben fördern, die Eltern einbinden, dass sie mit ihm täglich nochmal ne Stunde zu Hause schreiben, Ziele setzen (Liniengröße etc), eine klare Erwartungshaltung formulieren, dass er das lernen muss, wenn er später mal irgendwie klarkommen möchte - tut die Schule das Gegenteil, sucht eine einfach Lösung für ihn und entbindet ihn von jeder Verantwortung das jemals zu lernen.
Aber ich bin ja nur ein kleines Rädchen im Getriebe mit der offenbar abwegigen Meinung, dass man Dinge die man nicht kann, dann einfach MEHR üben sollte, statt weniger. Also dieses wirre Konzept von "mein Kind kann nicht flüssig lesen.. also lese ich mit ihm gemeinsam jeden Tag eine Stunde" oder schreibe.. oder rechne.. oder kontrolliere die Hausaufgaben..