Synthesizer-Schule von Grund auf

  • Ersteller Jabberwack
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Ihr Vorteil ist die grafische Bedienoberfläche, die ohne viel Untermenüs auskommt. Ausserdem ist es einfacher mit der Maus einen Sound zu editieren als sich mit X versch. Tasten und Reglern sowie Menüs abzugeben. Nur beim Spielen selber ist der Hartwaresynthie im Vorteil.

Du beschäftigst dich noch nicht so lange mit Synthesizern, oder? Die vorstehende Aussage würde ich aus meiner Erfahrung doch sehr stark in Frage ziehen. Meiner Meinung nach geht nichts über ein gut durchdachtes Hardware-Bedienpanel mit echten Reglern. Selbst wenn man ab und zu in irgendwelche Menüs auf kleinen Displays muss.
 
Du beschäftigst dich noch nicht so lange mit Synthesizern, oder? Die vorstehende Aussage würde ich aus meiner Erfahrung doch sehr stark in Frage ziehen. Meiner Meinung nach geht nichts über ein gut durchdachtes Hardware-Bedienpanel mit echten Reglern. Selbst wenn man ab und zu in irgendwelche Menüs auf kleinen Displays muss.

Na ja, einige Jahre habe ich schon mit Synthies zu tun, davor schon mit Juno1.
Der Grund meiner Aussage besteht nicht zuletzt darin dass ich aufgrund meiner Geräteanordnung nicht allzu gut an das Gerät heran komme. Dazu kommt dass das Display extrem Sichtwinkel abhängig ist, was das Arbeiten aus einer weiteren Entfernung nicht gerade erleichtert. Da aber mein E-Key vorrangig ist, lässt sich aber damit leben.
Klar ist mir ein Gerät mit Regler im Grunde lieber, sonst hätte ich es ja nicht gekauft. Aber der Softwaresymthie hat auch Vorteile. Sonst würde er nicht so viel gekauft. Auch ist er im Preis weitaus niedriger als seine Hardwareversion. Ich habe sogar mehrere davon mit unterschiedlichen Konzepten. Das könnte ich mir weder von den Kosten noch vom Platz her sonst nicht leisten.
 
Da könntest du Recht haben. Ich habe nochmal einige YT Videos vom Jupiter 50 bzw. 80 damit verglichen. Die klangen schon nicht mehr so toll.
Da bist du Roland aber voll auf den Leim gegangen.

Jupiter-80 und Jupiter-50 sind durch und durch digitale ROM-Sample-Presetschleudern aus den 2010er Jahren und werden beide noch gebaut.

Der Jupiter-8 ist ein vollanaloger, durchgehend spannungsgesteuerter Polysynth von 1981. Komplett andere Baustelle.

Nachdem Softwaresynthies auf dem Vormarsch sind und teilweise ihren Hardwarebrüdern den Rang streitig machen, sollte man sich schon deshalb mit diesem Thema befassen. Ihr Vorteil ist die grafische Bedienoberfläche, die ohne viel Untermenüs auskommt. Ausserdem ist es einfacher mit der Maus einen Sound zu editieren als sich mit X versch. Tasten und Reglern sowie Menüs abzugeben. Nur beim Spielen selber ist der Hartwaresynthie im Vorteil.
Schliesslich gibt es auch zu jedem dieser Synthies eine Editiersoftware, die aber meist nicht so einfach zu handhaben ist wie der SW- Syntie.
Die meisten analogen und virtuell-analogen Hardware-Synthesizer – ich schließe daraus, daß du wirklich noch nie einen von der Sorte in natura gesehen hast und herzlich wenig auf Bildern – lassen sich noch einfacher bedienen. Die haben nämlich für fast alle oder tatsächlich alle Parameter richtige Hardware-Regler.

Sprich: Bei der MoXF kramst du in Untermenüs rum. Beim Softsynth findest du es entsprechend kompatibel, daß du da Knöpfe mit der Maus anfassen kannst. Bei einem Analogsynth oder einem virtuell-analogen (von Ausnahmen abgesehen) hast du die gleichen Knöpfe oder Fader wie beim Softsynth, alle davon – aber nicht auf einem Bildschirm, sondern in echt, tatsächlich physikalisch vorhanden und zum direkten Anfassen und Dranrumdrehen.

Falls du ihn noch nicht kennen solltest, guck dir mal den Analogsynthesizer überhaupt an, den ersten nichtmodularen Kompaktsynth auf dem Markt, den Minimoog. Oder eben den Jupiter-8.

Es ist auch etwas völlig anderes, ob du mit der Maus an ReBirth herumschraubst – oder mit den eigenen Händen an einer x0xb0x oder gar an einer echten, leibhaftigen TB-303. Vom Sound ganz zu schweigen.

Na ja, einige Jahre habe ich schon mit Synthies zu tun, davor schon mit Juno1.
Wenn du den Roland Alpha Juno 1 von 1985 meinst: Der ist typisch für die "moderne", "trendige" Bedienung der Synthesizer in den 80er Jahren – mit Tastern, mit Untermenüs, aber nicht mehr mit dedizierten Reglern für alles. Regler waren damals 70er und somit veraltet, in den 80ern machte man alles mit einem Datenrad oder einem Datenslider und vielen Tastern. Am besten Folientaster wie am DX7, weil der DX7 damals mit Abstand der coolste Synthesizer überhaupt war.

Aber der Softwaresymthie hat auch Vorteile. Sonst würde er nicht so viel gekauft. Auch ist er im Preis weitaus niedriger als seine Hardwareversion.
Die Vorteile von Softsynths sind: Sie sind billiger, sie nehmen keinen Platz weg, sie sind praktisch wartungsfrei, und die meisten lassen sich komplett in DAWs einbinden inklusive zentral von der DAW aus gesteuertem Total Recall, du rufst also eine abgespeicherte Session oder dergleichen in der DAW auf, und Massen an Synthesizern werden nicht nur neu verkabelt, sondern auch komplett eingestellt, alles in einem Rutsch.

Wenn man jetzt Software-Emulationen eines Analogklassikers mit ebendiesem Analogklassiker gegenüberstellt, dann hat der Klassiker in Hardware seine eigenen Vorteile: Er ist ergonomisch überlegen (du drehst am Filter nicht herum mit der Maus, auch nicht mit einem entsprechend gerouteten Regler an einem USB-Controller, sondern mit einem dedizierten Regler am Synth selber, wo "Cutoff" dransteht, der dann auch nur diese eine Funktion hat und immer diese eine Funktion hat), er läuft rechner- und plattformunabhängig, er ist in den allermeisten Fällen absturzsicher, und Soft-Emulationen sind bis heute nie wirklich vollständig an den Klang der Originale herangekommen – selbst ein U-He Diva klingt immer noch nicht absolut wie ein Minimoog (selbst wenn man in Betracht zieht, daß zwei Minimoogs mit aufeinanderfolgenden Seriennummern nicht gleich klingen).


Martman
 
Muss das jetzt in eine Streiterei a la Software/Digitalsynths aus den 80gern vs. "richtige" analoge Synths ausufern??

Ich denke zum eigentlichen Thema mit der Synth-Schule ist noch nicht alles gesagt worden! Klar Martman, du kennst dich sehr aus, das merkt man, und das ist auch sicher sehr gut. Allerdings fehlt mir da ein Gegenpol, der mit gleichen Wissensstand gegenargumentieren könnte. Ich bin mir sicher, man könnte da schon ein bisschen was machen. Das sieht man ja auch an dem Tutorial von Synthmania. Das bringt mir mit meinem Microkorg erstmal überhaupt nix, aber lässt mich einfach grundlegende Dinge in der Materie besser verstehen.
 
Der Vergleich zwischen analogen und digitalen Synthies gehört m.E. schon hier her, weil er auch historisch bedingt ist. Wenn selbst die neuen Roland auf Samplebasis arbeiten, obwohl es eher eine Mischform von beiden ist, kann man die analogen wohl abschreiben.
Mir ist nur eines bei meinem MOXF aufgefallen. Bei manchen Voices reagieren bestimmte Editregler nur wenig oder überhaupt nicht. Besonders was die Hüllkurve anbelangt, die man nur mit der Editsoftware optisch erkennt, so scheint diese nicht bei allen Sounds gleich stark zu reagieren. Ob dies mit dem Sample zusammen hängt oder andere Ursachen hat, habe ich noch nicht heraus gefunden.
 
Roland auf den Leim gegangen empfinde ich als ... übertrieben. Roland hat da aus meiner Sicht ne andere Philosophie als die Synthesisten. Sie richten sich an den Musiker und weniger an den Klangschrauber (sonst hätten sie sich das ganze Zeug mit SuperNatural schenken können). Auch wenn das Teil den Gaia mit enthält (womit allerdings die Bezeichnung "durch und durch ROM-Sample-Presetschleuder" genau betrachtet falsch ist).
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@Jabberwack: einige Sachen von Synthmania - wie Arpeggiator - müssten eigentlich auch auf Microkorg gehen. Wobei "Instant Limahl" hab ich auch noch nicht so richtig auf dem AN1x hinbekommen (ich muss mal schauen, der Arpeggiator vom Juno bei gleichem Arpeggiotyp die Töne anders durchläuft als der AN1x - oder ob man tatsächlich zusätzlich noch Talent braucht ;) ). Außerdem bin ich dabei zu überlegen, wie man die Tricks von TR707+Analogsynth auf EMX1+VA umrubeln kann (dass der Weg über Midi geht ist schon mal klar).
 
Der AN1x hat einen Stepsequenzer, da brauchst du den Trick mit dem Triggern des Arpeggiators über eine Drummachine nicht. Der Stepsequenzer ist etwas vergraben in den ganzen Funktionen, die sich über die Tasten auf der rechten Seite des Panels des AN1x bedienen lassen, aber es lohnt sich, sich damit näher zu beschäftigen.
 
Ja, den Stepsequencer kenn ich... kann man schöne Sachen mit machen (z. B. die Velocity- und Ctrl-Spur via Matrix für ganz andere Dinge als ursprünglich gedacht nutzen).

Aber beim Einsatz als Stotter-Arpeggiator ist mir das irgendwie zuviel "Kopfarbeit"... obwohl... je länger ich drüber nachdenke... andererseits... hilft nix, das muss ich ausprobieren: weniger Forum, mehr Synth ;)
 
Die Frage ob man jetzt einen echten oder virtuell Analogen in Hardwareform oder als Software nutzt oder doch "nur" an den Presets seiner Workstation rumschraubt finde ich passt hier schon rein. Letztere haben auch schon eine umfangreiche Auswahl von Presets, die man zudem durchaus editieren kann. Ich denke auch dass das die Presets wenn einem das Spielen wichtiger ist als das Schrauben durchaus von Vorteil sein können, da man dann Sounds hat die in einem Maße ausgearbeitet sind, wie man es selbst erst nach langer Zeit selbst schaffen würde, (Durch die hier verlinkte Liste an bekannten Songs habe ich übrigens erst herausgefunden was es mit dem Preset "Lucky" auf sich hat ;) ).

So langsam kristallisieren sich für mich zwei Kategorien an Sachen die interessant zu wissen wären heraus: Zum Einen eine Kategorisierung der Arten von Sounds (inklusive spieltechnischer Besonderheiten), Martman hatte da ja grob fünf Beispiele genannt, mit dem Kommentar dass diese Einteilung sehr grob ist. Wie viele wären das wohl, wenn man es schon detailierter macht ohne jeden kleinen Unterschied zu nennen? Zehn? Und dann wie man sonstige spieltechnische Besonderheiten von Synths gibt, mir fallen da vor allem Pitch und Modulation sowie das Nutzen der Potis bzw. Parameterveränderungen im Song ein.
Ansonsten habe bekomme ich bei vielen Lead-Presets nach ein paar Takten Spielen Veränderungen, dass der Sound dumpfer wird (Cutoff wird niedriger?) und irgendwann ist er dann wieder kristallklar. So wie ich es bisher getestet habe ist es nicht Velocityabhängig, Aftertouch habe ich eh nicht.

Zu meinem Equipment noch einmal eine kurze Frage: Aktuell ist wenn ich etwas analog experimentieren will der Prologue für mich das Mittel der Wahl, der ist beim MOX mitgeliefert. Eigentlich will ich mir da nicht unbedingt was dazu kaufen, aber wenn dann: Ab was für einem Modell lohnt sich das? Da der M-Audio Venom momentan so spottbillig ist wäre der interessant, ist der gut? Reichen vier Potis mit verschiedenen Belegungen zum durchsteppen für echt analoges Feeling aus? Ich hoffe ich sprenge damit jetzt nicht das Thema, will aber keine Kaufberatung aufmachen da ich mir zu 80% nichts kaufen werde.
 
Zu meinem Equipment noch einmal eine kurze Frage: Aktuell ist wenn ich etwas analog experimentieren will der Prologue für mich das Mittel der Wahl, der ist beim MOX mitgeliefert.

Gibt es den Prologue auch für den MOXF? Ist dies ein Softwaresynthie?
 
Genau, das ist ein Softwaresynth für den mindestens beim MOX eine Lizenz dabei war, kann also auch gut sein dass es beim MOXF genauso ist.
 
Genau, das ist ein Softwaresynth für den mindestens beim MOX eine Lizenz dabei war, kann also auch gut sein dass es beim MOXF genauso ist.

Die Installation setzt Cubase 5 vorraus, also wird es nicht funktionieren.
 
Hmm, also also bei mir war auch Cubase LE 6 dabei und damit läuft er. Mich würde es eigentlich wundern wenn der Softwaresynth beim MOXF ersatzlos gestrichen würde. Schau mal ob bei dir ein gelber Zettel mit Lizenskeys dabei war, dort müsste das stehen.
 
Auf dem gelben Lizensblatt war er nicht aufgeführt und bei der Software für MOXF ist er auch nicht dabei.

Dafür kann ich mit dem MOXF dank Sampletechnik Instrumentsamples laden die DX7 und Hammmondorgel B3 und v.a. emulieren.
Das ist m.E der grösste Vorteil dieses Synthies. War auch der Grund warum ich mir gekauft habe.
Ausserdem kann man alle Peformancedaten von MOX und MOTIF laden und hat dadurch über 1000 versch. Perf. zur Auswahl.
Da lohnt sich Selbermachen eigentlich nicht mehr.
 
Mal zu den Spielweisen... Beim Sync-Lead verwende ich die Bluestonleiter(*) und nutze anstelle des PitchBend auch gerne mal den Vibrato (geht bei Roland dank dem zurückfedern ähnlich gut). Beim PitchBend bin ich aber noch am Grübeln - lieber nach oben benden oder nach unten? Nach unten klingt's latent "jämmerlich", nur weiß ich nicht, ob ich den Kniff noch nicht raus habe.

(*) gibt es andere Skalen, die sich eher anbieten?
 
Muss das jetzt in eine Streiterei a la Software/Digitalsynths aus den 80gern vs. "richtige" analoge Synths ausufern??
Ist das schon Streiterei, wenn ich dich darauf hinweise, daß Jupiter-8 und Jupiter-80 zwei vollkommen unterschiedliche Synths sind, du dir letzteren angehört hast, ich aber ersteren meinte?

Die Frage ob man jetzt einen echten oder virtuell Analogen in Hardwareform oder als Software nutzt oder doch "nur" an den Presets seiner Workstation rumschraubt finde ich passt hier schon rein. Letztere haben auch schon eine umfangreiche Auswahl von Presets, die man zudem durchaus editieren kann. Ich denke auch dass das die Presets wenn einem das Spielen wichtiger ist als das Schrauben durchaus von Vorteil sein können, da man dann Sounds hat die in einem Maße ausgearbeitet sind, wie man es selbst erst nach langer Zeit selbst schaffen würde, (Durch die hier verlinkte Liste an bekannten Songs habe ich übrigens erst herausgefunden was es mit dem Preset "Lucky" auf sich hat ;) ).
Das ist dann aber höchstens "Keyboard".

Das hatte ich schon mehrmals gesagt: "Synthesizer" ist nicht nur Rumdaddeln mit Presets. "Synthesizer" ist Soundschrauben. Sonst kann man auch 'ne Tischhupe nehmen, die ist dann auch geeignet. Man kann auch mal ein Preset nehmen, wenn man den Sound von irgendwem nachahmen will, derjenige hat eben genau dieses Preset verwendet und den gleichen oder einen ähnlichen Synth wie man selber. Zum Beispiel DX7-E-Piano, wenn man eh einen DX7 hat. Da muß man nicht an einem nicht intuitiv editierbaren Synth das Rad neu erfinden. Aber nur Presets ist nicht Synthesizerspielen.

Früher oder später kommt man sowieso nicht mehr ums Schrauben drumrum. Irgendwann kann man bestimmt ganz prima auf den Tasten spielen und mit dem Pitchbender und dem Modwheel und vielleicht noch mit dem Holdpedal und dem Expressionpedal, aber man hat sich nie die Finger an der Klangsynthese schmutzig gemacht, hat nie an Sounds gebastelt, nicht mal Presets editiert, und weiß gar nicht, was das ist. Bisher ist man auch immer ganz gut damit gefahren, neue Sounds, wenn man mal welche brauchte, fix und fertig spielbar irgendwo runterzuladen.

Aber dann kommt man an einen Sound in einem Song, den nicht unbedingt so die breite Masse spielt, wo also die Massenprogrammierer bisher noch keine Veranlassung sahen, das nachzubauen und anzubieten. Tja, was nu? Presets durchgehen, nix Passendes dabei. Runtergeladene Sounds durchgehen, nix Passendes dabei. Dann layert man sich mit den vorhandenen Sounds einen Wolf und kriegt doch nichts Passendes zusammen.

Entweder man nimmt irgendwas Vorhandenes, was das Gesuchte nicht wirklich trifft, aber einigermaßen nah dran ist. Das ist "Keyboard".

Oder man baut sich den Sound, den man braucht, selber. Egal, wie tief man in die Synthese einsteigen muß. DAS ist "Synthesizer".

Synthesizer ist, wenn man den Init-Sound von einem VA nimmt, wo nur ein Sägezahn bratzt oder ein Sinus tutet, mit offenem Filter und Orgelhüllkurve (Attack und Release auf 0, Sustain auf voll; Ton fängt schlagartig an, verändert sich nicht und hört schlagartig auf) und daraus alles Mögliche und Unmögliche an subtraktiven Sounds baut.

Synthesizer ist, wenn man einen Arturia Minibrute spielen kann. Oder einen Minimoog (den alten, den Model D, nicht den Voyager). Die haben nämlich keinen Speicher, die haben nicht mal Presets, die haben nur Regler.

So langsam kristallisieren sich für mich zwei Kategorien an Sachen die interessant zu wissen wären heraus: Zum Einen eine Kategorisierung der Arten von Sounds (inklusive spieltechnischer Besonderheiten), Martman hatte da ja grob fünf Beispiele genannt, mit dem Kommentar dass diese Einteilung sehr grob ist.
Nicht fünf von fünf. Fünf von dutzenden. Und das ist grob.

Du willst 'ne Zahl, weil du dir das nicht vorstellen kannst? 60. 70. 80. 120.

Wie viele wären das wohl, wenn man es schon detailierter macht ohne jeden kleinen Unterschied zu nennen? Zehn?
Hunderte. Mit kleinen Unterschieden tausende.

700. 800. 1000. 1500. 2000. Was weiß ich. Jedenfalls verdammt viele.

Die könntest du nie alle in einer allumfassenden Synthesizer-Schule niederschreiben.

Du mußt bedenken – es gibt Spielweisen, die nicht unter "kleinen Unterschied" fallen und im Grunde nur in einem einzigen Kontext vorkamen, einer Figure mit einem Sound in einem Song. Oder vielleicht zwei. Die aber trotzdem so markant sind, daß sie erwähnt gehören.

"Lucky Man" von ELP ist einzigartig.

"Rosanna" von Toto ist einzigartig.

"Africa" von Toto ist einzigartig.

"Don't Kill It Carol" von Manfred Mann's Earth Band ist einzigartig.

"Opening Titles" von Vangelis aus Blade Runner ist einzigartig.

Alles Sachen, die nicht abgedeckt werden können mit irgendwelchen Standardspielweisen, wo es dann noch kleine Unterschiede gäbe, die man unter den Tisch fallen lassen könnte.

Und das sind nur die bekannteren Sachen. Wenn ich auch noch mit so Geräten ankomme wie z. B. einem größeren Buchla 200e von dem hier aufwärts, wie darauf Sounds gemacht werden, und wie der gespielt wird (Hint: Weder die Klangerzeugung eines Buchla noch die Spielweise auf einem Buchla Tactile Sensor sind auf einem Rompler nachstellbar!), dann wird's noch bunter. Das würde aber genau genommen trotzdem alles dazugehören.

Überhaupt darf man nicht vergessen, daß es nicht nur "Samples" und "analog" (also subtraktiv, Oszillatoren → Mixer → Filter → Verstärker) gibt. Es gibt etliche Synthesearten und -verfahren, die teilweise ineinander übergehen oder voneinander abhängen oder miteinander in Verbindung eingesetzt werden, um wieder was Neues zu ergeben. Additiv/Fourier, diverse Physical-Modeling-Vorgehensweisen, Digitalwellen, Wavetable, Wavesequencing, Transwave, Granularsynthese, Vektorsynthese, Frequenzmodulation, Phasenmodulation, Phase Distortion, Buchla, Serge, Neuronalsynthese... Und schon bei der subtraktiven Synthese gibt's nicht einfach nur "Sägezahnoszillatoren verstimmen, mischen, tiefpaßfiltern mit ein bißchen Resonanz, fertig", nur weil sich 90% von dem, was mit Minimoog und TB-303 (außer dem Teil mit verstimmen und mischen) gemacht wird, darin erschöpft.

Und dann wie man sonstige spieltechnische Besonderheiten von Synths gibt, mir fallen da vor allem Pitch und Modulation sowie das Nutzen der Potis bzw. Parameterveränderungen im Song ein.
Die fallen da mit rein. Das fällt da alles mit rein. Das ist alles eins, das hängt alles miteinander zusammen.

Da kann man nicht hart zwischen "Klaviatur" (wie man das als Pianist kennt) und "anderen Bedienelementen" (die das Piano nicht hat) eine Grenze ziehen und das getrennt behandeln.

Das ist alles eine Einheit – die gespielten Noten, Velocity, Aftertouch, Pitchbender, Modwheel, alle anderen programmierbaren Controller und die Syntheseengine unter der Haube. Alles eine Einheit, und als solche sollte es auch betrachtet werden.

Ansonsten habe bekomme ich bei vielen Lead-Presets nach ein paar Takten Spielen Veränderungen, dass der Sound dumpfer wird (Cutoff wird niedriger?) und irgendwann ist er dann wieder kristallklar. So wie ich es bisher getestet habe ist es nicht Velocityabhängig, Aftertouch habe ich eh nicht.
Kann durchaus vorkommen.

Wenn du der Sache nachgehst und rausfindest, warum das so ist – und wenn es dich stört und du das abstellst –, das ist schon mal ein Schritt Richtung Synthesizer.

Zu meinem Equipment noch einmal eine kurze Frage: Aktuell ist wenn ich etwas analog experimentieren will der Prologue für mich das Mittel der Wahl, der ist beim MOX mitgeliefert. Eigentlich will ich mir da nicht unbedingt was dazu kaufen, aber wenn dann: Ab was für einem Modell lohnt sich das? Da der M-Audio Venom momentan so spottbillig ist wäre der interessant, ist der gut? Reichen vier Potis mit verschiedenen Belegungen zum durchsteppen für echt analoges Feeling aus? Ich hoffe ich sprenge damit jetzt nicht das Thema, will aber keine Kaufberatung aufmachen da ich mir zu 80% nichts kaufen werde.
Vergiß den Venom. Den Venom kann man nicht komplett am Gerät schrauben. Der ist dafür also unbrauchbar.

Wer wirklich in die Klangschrauberei einsteigen will, braucht einen Synth, bei dem man am Gerät jeden, aber auch wirklich jeden Parameter, der irgendwie veränderbar ist, verändern kann. Ob das jetzt mit Menüs ist oder mit einer Matrix à la MicroKorg oder One-Knob-One-Feature à la Nord Lead, ist unerheblich. Es darf aber nicht sein, daß man gewisse Dinge nur über einen externen Editor bearbeiten kann.

Dafür kann ich mit dem MOXF dank Sampletechnik Instrumentsamples laden die DX7 und Hammmondorgel B3 und v.a. emulieren.
Das ist m.E der grösste Vorteil dieses Synthies. War auch der Grund warum ich mir gekauft habe.
Ausserdem kann man alle Peformancedaten von MOX und MOTIF laden und hat dadurch über 1000 versch. Perf. zur Auswahl.
Da lohnt sich Selbermachen eigentlich nicht mehr.
Wie ich schon sagte: Wenn man einfach nur mit Fertigsounds rumdaddelt, dann ist das nicht "Synthesizer", sondern "Keyboard". Und hier wurde ganz explizit nach "Synthesizer" gefragt, also gibt's hier das, was "Synthesizer" wirklich ist.

Selbermachen lohnt sich immer. Allein schon, um zu wissen, wie das geht, wenn man's mal braucht.

Übrigens hast du zwei prima Beispiele genannt, wo Samples nur eine Krücke sind: DX7 und Hammond. Ein echter, leibhaftiger DX7 punktet gegenüber jedem DX7-Sample mit einem deutlich expressiveren Klang, weil sich gerade bei den E-Piano-Sounds je nach Anschlagstärke der Klang verändert. Und zwar nicht schlagartig, sondern allmählich. Das kann man nicht so sample, daß es genauso klingt wie ein echter DX7.

Und Hammond ohne funktionierende Zugriegel ist lächerlich. Noch erheblich lächerlicher, geradezu komplett hirnrissig, sind Hammondsounds, wo das drehende Leslie mitgesamplet ist. Hab ich alles schon erlebt.

Mal zu den Spielweisen... Beim Sync-Lead verwende ich die Bluestonleiter(*) und nutze anstelle des PitchBend auch gerne mal den Vibrato (geht bei Roland dank dem zurückfedern ähnlich gut). Beim PitchBend bin ich aber noch am Grübeln - lieber nach oben benden oder nach unten? Nach unten klingt's latent "jämmerlich", nur weiß ich nicht, ob ich den Kniff noch nicht raus habe.

(*) gibt es andere Skalen, die sich eher anbieten?
Vergiß Skalen, du spielst kein Klavier. Vor allem vergiß Blues. Synthesizer und Blues haben nichts miteinander zu tun.

Okay, hier mal ein bißchen das, was ich mir unter "Synthesizer-Schule" vorstelle, wenn auch etwas salopp ausgedrückt.

Wenn du unbedingt 'ne Skala haben mußt, sag ich einfach mal lydisch.

Einen Sync-Lead würde ich nicht stufenlos in der Tonhöhe variieren. Ich würde ihn nicht benden, ich würde ihn nicht mit Vibrato spielen. Das paßt zu einem Minimoog-Lead à la Manfred Mann, aber nicht zu Sync (interessante Tatsache: Der Minimoog kann keinen Sync). Das ist das erste zum Sync.

Das zweite: Ist der Sound monophon? Ein Sync-Sound wird NIE mehr als einstimmig gespielt, das erzeugt nur unerträglichen Krach, den man in keinem Mix unterbringt. Sollte er polyphon sein, stell ihn auf monophon um. Wie du die Priorität setzt, sofern dein Synth das überhaupt wählbar macht, bleibt letztlich deinem Geschmack überlassen; wenn du jetzt unbedingt eine Vorgabe erwartest, stell es so ein, daß die letzte gespielte und noch gehaltene Note Priorität hat (anstelle der höchsten oder niedrigsten).

Das dritte: Controller. Hand weg vom Pitchbender, sofern du damit nichts Sinnvolles machen kannst. Pitchbenden ist, wie ich schon sagte, bei Sync nicht unbedingt sinnvoll. Wenn du's nicht lassen kannst, stell die Bend Range auf maximal einen Halbton nach oben und unten.

Für Modulation gibt es eine bessere Anwendung: Frequenz des Slave-Oszillators verstimmen. Nur des Slave-Oszillators, der Master-Oszillator wird damit nicht verändert. Und auch nicht nur ein bißchen, sondern schön viel. Am besten zwei Oktaven nach oben (grundsätzlich nur nach oben). Wenn du die Modulationsintensität in der Modulationsverknüpfung schon auf voll hast und du die Frequenz noch zu wenig verdrehen kannst, dann bau eine zweite identische Modulationsverknüpfung, das sollte dann reichen.


Der letzte Absatz ist übrigens ein prima Beispiel dafür, daß die Sachen, wie sie in einer guten Synthesizer-Schule vorkommen würden, nicht auf allen Synthesizern umsetzbar sind und auch nicht mit den meisten Synthesizern. Das setzt nämlich eine tatsächlich vorhandene Sync-Funktion heraus. Der Minimoog hat keinen Sync, weil daran 1970 noch keiner dachte. Analogsynthesizer mit nur einem Oszillator pro Stimme haben prinzipbedingt im allgemeinen keinen Sync, weil man dafür zwei Oszillatoren braucht. Und Rompler haben keinen Sync, weil bei Sampleplayern gewisse Arten der Einflußnahme auf die Wiedergabe der Samples entweder nicht funktionieren können oder nicht implementiert werden, worunter auch Sync fällt.

Ich gehe mal davon aus, daß du das auf einem Rompler gespielt hast mit einem "Sync-Lead", der im Grunde ein fix und fertiges Sync-Sample ist, das von nur einem Wave Generator (Oszillator) gespielt wird. Dann kannst du natürlich das Rumschrauben am Sync in Echtzeit vergessen. Das geht nur, wenn du wirklich Sync hast.

(Das wird mir jetzt bestimmt wieder ausgelegt als Haßgeflame gegen Rompler.)


Martman
 
Vergiß Skalen, du spielst kein Klavier. Vor allem vergiß Blues. Synthesizer und Blues haben nichts miteinander zu tun...

.. Ich würde ihn nicht benden, ich würde ihn nicht mit Vibrato spielen. Das paßt zu einem Minimoog-Lead à la Manfred Mann, aber nicht zu Sync
Martman

Wenn keine Skalen: Was spiel man dann - Cluster? Und wer stellt solche Regeln hinsichtlich Blues & Synthesizer sowie Spielweise von Sounds auf?
Ich denke, das sollte jedem seine Kreativität überlassen bleiben - da kommt manchmal sogar was tolles dabei raus.

Wie ich überhaupt eh der Meinung bin, dass man durchs aktive Spielen und Probieren am Instrument wesentlich mehr lernen kann als in einem Schulhandbuch...
 
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[...] Vergiß Skalen, du spielst kein Klavier. Vor allem vergiß Blues. Synthesizer und Blues haben nichts miteinander zu tun...

.. Ich würde ihn nicht benden, ich würde ihn nicht mit Vibrato spielen. Das paßt zu einem Minimoog-Lead à la Manfred Mann, aber nicht zu Sync [...]

Ein Sync-Sound wird NIE mehr als einstimmig gespielt, das erzeugt nur unerträglichen Krach [...]

Mit anderen Worten: Lass Dich in Deiner eigenen musikalischen Kreativität beschneiden; es ist NICHT alles erlaubt was gefällt, sondern nur das was Martman gefällt... ;) :rolleyes:

Aber mal im Ernst: Ich _würde_ ihn benden und mit Vibrato und mehrstimmig spielen. Das Ausprobieren ist doch dabei das Wichtigste! Wenns dann doch nicht gefällt, hast Du es wenigstens _selbst_ herausgefunden. Wenn alle Soundpioniere immer nur das getan hätten, was andere vorher auch schon gemacht haben oder für gut befunden haben, hätten wir nicht nur nicht die Vielfalt die wir jetzt haben, dann hätten wir gar nix!

Viele Grüße, ;)

Jo
 
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Also ich fand die Hinweise von Martman schon gut, er beleuchtet ja auch den Hintergrund des Sounds und die paar Grundregeln. Experimentieren kann man ja immer noch, ist ja nicht verboten - ne gute Ausgangsbasis ist jedoch hilfreich als Orientierung ;)

@Martman: nein, den SyncLead hab' ich standesgemäß auf dem AN1x gespielt (auf'm VA5 klingt der nicht :p ); Einstellung legato (alternativ wäre auch mono möglich). Alle von Dir genannten Optionen (Pitchbend von Slave z. B.) sind möglich... Allerdings bin ich eh dafür, immer die Maximalanforderung für den Sound beim spielen zu nennen; wer es bei sich umsetzen will wird schon sehen, was sein Synth kann bzw. nicht und sich dann eine individuelle Lösung ausknobeln.

Ach ja, Annahmen sind was gefährliches ;)

PS: mit Bending/Vibrato klingt Sync wie ne E-Gitarre...
 
Hmm, ich glaub ich geh dann wieder Keyboard spielen und stell da meine Synthpresets ein. So ein paar Grundlagen vom Soundbasteln hab ich mir ja schon angeeignet, nur damit das ganze einen Sinn hat muss ich mir erstmal die Stücke/Patterns suchen wo ich das alles sinnvoll anwenden kann. Der Sinn des ganzen ist für mich doch Musiker zu sein. Ich werd die Presets mal etwas detaillierter erkunden, da wo es nötig ist dran rumschrauben. Und vielleicht komme ich, wie du sagst, an den Punkt wo mir die Presets nicht mehr ausreichen und ich was ganz neues bauen muss. Aber bevor ich da nicht auch wirkliche Ideen von was neuem habe brauch ich das nicht zu machen.
 

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