Wer von euch hat Erfahrungen mit Cryo-Tuning?

  • Ersteller Bowhunter
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Untersuchungsreihe
https://www.semanticscholar.org/pap...o-Lu/88e300c6022403d6aee106f38fbcecd24baec007 Man findet da wirklich wenig zu. Hier zumindest eine kleinere chinesische Studie, die Auswirkungen auf Birkenholz anhand der Elastizität untersucht und ein paar zaghafte Erklärungsversuche macht; und ein paar Verweise zu anderen Untersuchungen. Es scheint sich etwas zu verändern, ob das akustisch relevant sein kann oder überhaupt konstant reproduzierbar, sei dahingestellt.
Ich denke, solche Messergebnisse führen nicht dazu, dass irgendjemand Interesse daran hat, das Thema wissenschaftlich weiter zu verfolgen. Anders als bei Wärmebehandlungen von Holz, die ja sehr gut untersucht sind, weil sie strukturelle Veränderungen mit sich bringen, die signifikante (technische, ästhetische usw. als ökonomische) Vorteile mit sich bringen. Die Idee dazu und deren Umsetzung/Verfeinerung kommt ja meines Wissens nicht aus dem Instrumentenbau. Dort wäre das bekannteste Beispiel wahrscheinlich der geröstete Ahornhals, der (messbare) Vorteile in der Stabilität und Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeitsveränderungen mit sich bringt (und noch anders/gut aussieht). Da hat man dann auch einen plausiblen Wert und entsprechenden Preis.
 
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Dort wäre das bekannteste Beispiel wahrscheinlich der geröstete Ahornhals, der (messbare) Vorteile in der Stabilität und Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeitsveränderungen mit sich bringt (und noch anders/gut aussieht). Da hat man dann auch einen plausiblen Wert und entsprechenden Preis.

Ist das so?

Da hätte ich gerne mal nachvollziehbare Belege.

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Da musst du nur mal google anschmeißen, da finden sich unzählige Studien zu. Sogar wikipedia hat da einen Eintrag https://en.wikipedia.org/wiki/Thermally_modified_wood. Das ist auch ein gutes Stichwort um zB. bei researchgate.net entsprechende Publikationen ausfindig zu machen.
 
Ich hätte gerne einen wissenschaftlich nachvollziehbaren Hinweis gehabt.

Thermische Behandlung von Hölzern im Bereich von wenigen hundert Grad über null hat nach meiner Ansicht absolut nichts mit Cryo-Tuning, also dem Thema dieses threads zu tun.

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Naja, ich habe zuerst auf eine Studie verwiesen, die sich mit Cryo und Holz auseinandersetzt, und dann darauf aufbauend spekuliert, warum das Thema nicht interessant für Wissenschaft und Industrie sei und als Vergleich andere thermischen Verfahren angemerkt. Warum du dann nach wissenschaftlichen Belegen dazu fragst, obwohl es nichts mit dem Thread zu tun hat, um dann, wenn ich mir die Arbeit mache, sie dir zu verlinken, zu meckern, dass es nichts mit dem Thema zu tun habe, bleibt mir schleierhaft. Wenn es dich interessiert, lies dir es halt einfach durch, an der strukturellen Veränderung durch thermische Behandlung (Wärme) von Holz und den daraus resultierenden Vorteilen ist nichts mehr fragwürdig.
 
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Warum du dann nach wissenschaftlichen Belegen dazu fragst, obwohl es nichts mit dem Thread zu tun hat, um dann, wenn ich mir die Arbeit mache, sie dir zu verlinken, zu meckern, dass es nichts mit dem Thema zu tun habe, bleibt mir schleierhaft.

Hast Recht.

Sorry!

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Klar ist Wahrnehmung sehr subjektiv und bestimmt von der eigenen Erwartungshaltung mehr oder weniger stark beeinflußt; aber trotzdem. Die Aussage in Bezug auf Cryo-Tuning für Gitarren ist von jemandem, der cryo-getunte Gitarre/n besitzt wesentlich (!!!) glaubhafter, als von jemandem, der vom dem Thema nur "schon mal gehört" hat. Leider haben die Experten, die das Thema nur vom Hörensagen kennen, immer mehr Ahnung ;)
Vielleicht haben die Experten deswegen KEINE Erfahrung mit Cryo Klampfen, WEIL sie Ahnung haben... ;)
 
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an der strukturellen Veränderung durch thermische Behandlung (Wärme) von Holz und den daraus resultierenden Vorteilen ist nichts mehr fragwürdig.
Joa... da finden sich dann aber auch Nachweise darüber, dass die Wärmebehandlung nicht nur sehr schnell mal schief gehen kann und natürlich teuer ist, sondern auch zu größerer Fragilität führen kann.

Meistens kommt man da auf der Haben-Seite auf geringere Biodegradibilität, Empfindlichkeit gegen bestimmte Pilze, geringeres Dichte, größere Starrheit, ästhetische Veränderung. Manche messen dann sogar akustisch unterschiedliches (nicht reproduzierbares, frequenzinkonsistentes) Schwingverhalten bei Abnahme per Mikrofon. Bei elektrischer Signalwandlung spätestens bleiben die Belege für klangliche Änderung dann, wie du es schon schriebst, aus. Aber, da es um Wärmebehandlung geht, hat es hiermit auch wirklich nichts zu tun.

Da gilt dann wieder: Eine Veränderung an einem gegebenen Material durch drastisches Abkühlen oder Erhitzen in hinreichend großem Ausmaß würde wahrscheinlich keiner leugnen. Die notwendig wünschenswerte Auswirkung auf den sog. 'Klang' steht dann wieder auf einem ganz anderen Blatt.
 
Genau, durch die erhebliche strukturelle Veränderung durch thermische Behandlungen entstehen auch Nachteile, vor allem für die Verarbeitung. Aber der Markt zeigt ja, dass man inzwischen sehr gut damit umgehen kann. Ich finde den Vergleich in so einem Thread auch durchaus sinnvoll, weil er weiteres Licht auf den Wert einer Cryo-Behandlung wirft. Und dann vergleicht man aber auch etwas Äpfel mit Birnen. Bei thermischen Behandlungen erzielt man erheblich veränderte Materialeigenschaften, die insbesondere für die Halskonstruktion interessant sind (Bodys aus geröstetem Holz bauen bisher nur wenige). Das ist dann letztlich eine weitere Variante Tonholz, die für den Konsumenten zur Auswahl steht, die akustischen Eigenschaften liegen wieder im Bereich der Tonholzdiskussion. Bei Cryo-Holz passiert dagegen reichlich wenig, das legen die Untersuchungen nahe, und dadurch ergibt sich eine völlig andere Frage und ein anderer Wert. Salopp gesagt friert man was ein und hat danach ziemlich genau das Gleiche. Aber es passiert eben auch eine komplexe Wertschöpfung, die sich ja grundsätzlich vor allem im Kopf abspielt. Warum schmeckt ein teurer Wein besser usw.
 
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Vielleicht haben die Experten deswegen KEINE Erfahrung mit Cryo Klampfen, WEIL sie Ahnung haben...
Ich habe eher den Eindruck, daß eine Verbesserung durch Cryo-Tuning nicht in das Weltbild der selbsternannten Experten passt. Selbst wenn sie den Gegenbeweis bekämen, würden sie es leugnen; was es nicht geben darf, gibt es auch nicht!!! :mad:

Ich wünsche mir ein bisschen mehr Ergebnisoffenheit bei einer Diskussion; gerade von den selbsternanneten "Experten", die eine Cryo-getunte Gitarre noch nicht mal aus der Nähe gesehen, geschweige denn, gespielt oder besessen haben, aber am lautesten mitdiskutieren und jedem "übers Maul" fahren, der was anderes, als sie behauptet ;)

Okay, wir sind hier nicht bei "Wünsch dir was!"

Cryo-Tuning ist ein heikles, stark polarisierendes Thema; für viele mit Voodoo vergleichbar. Fakt ist aber, daß extreme Kälte (wir reden hier von ca. -180 Grad Celsius) irgendeine Auswirkung auf die Werkstoffe hat, aus denen eine E-Gitarre besteht. Bei Metallen verwendet man seit mindestens 25 Jahren das Verfahren, mit nachweisbarem Erfolg!
Auch auf Holz hat extreme Kälte Auswirkungen. Die Bandbreite der Auswirkungen ist groß; von gar nicht oder kaum wahrnehmbar bis zu starken Veränderungen im Schwingungsverhalten (besser oder schlechter, oder einfach nur anders, Verschiebung der Resonanzfrequenz, was auch immer...)

Was ich als TE aus diesem Thread für mich als Fazit gezogen habe: Die Auswirkungen von Cryo-Tuning sind nicht voraussehbar. Bei einer schlechten Gitarre lohnt es sich nicht die 300€ zu riskieren. Womöglich klingt die Gitarre danach genauso bescheiden (oder noch schlechter) als vorm Cryo-Tuning, und das Geld ist auch futsch.
Genauso wenig lohnt es sich zu riskieren, eine gute Gitarre durch Cryo-Tuning zu verhunzen. In dem Fall wäre das Geld auch weg, was aber das kleinere Problem wäre; die Gitarre wäre auch hinüber (das wäre tragisch!). Evtl. wäre die Veränderung durch die Behandlung so gering, daß sie nicht hörbar wäre -> in dem Fall wäre nur das Geld weg. Auch nicht so toll.

Es besteht aber auch die Wahrscheinlichkeit der Soundverbesserung... nur mir persönlich sind die Risiken zu groß; aber das kann zum Glück jeder für sich selbst entscheiden.

Amen.



Viele Grüße,
Bowhunter
 
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Ääähm...
Ich habe mir den ganzen Thread so mit halber Aufmerksamkeit durchgelesen und eigentlich kein "übers-Maul-fahren" festgestellt.

Auch ich selbst bin da gar nicht so kritisch, wie es klingt.
Gleichzeitig finde ich enorm wichtig anzuerkennen, dass es äußerst viele "motivationspsychologische" und hörpsychologische Aspekte gibt, die es fast unmöglich machen, ohne objektive Testverfahren (read: Messung) herauszufinden OB sich etwas getan hat.
FALLS dem dann so ist, bleibt die Frage, ob diese Veränderung wünschenswert ist.

Ich halte es nicht für plausibel, das Gesamtsystem Gitarre in die Kühlung zu legen und zu beten.

Cryo bei Bridge, Tailpiece, Reiter, ggf PUs erscheint mir Plausibel und ich habe zB großes Vertrauen in Sebastian @Dr. PAF - dessen Materialien für die VIP Pickups sicher nicht umsonst gefrostet werden.

Cryo Hardware und Thermo Holz würde ich ohne Zögern nutzen. Den Ansatz finde ich interessant.

Für Beides gibt es physikalisch plausible Begründungszusammenhänge.
Dafür eine komplette Gitarre in Toaster oder Froster zu legen, mE nicht.

Gehe hin in Frieden, @Bowhunter
 
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Ich habe eher den Eindruck, daß eine Verbesserung durch Cryo-Tuning nicht in das Weltbild der selbsternannten Experten passt. Selbst wenn sie den Gegenbeweis bekämen, würden sie es leugnen; was es nicht geben darf, gibt es auch nicht!!! :mad:

Was soll man da beweisen oder gegenbeweisen? Kann sein, dass thermische Behandlung irgendwas im Holz verändert. Ich vermute, das ist so, bei verschiedenen Arten thermischer Einwirkung vermutlich unterschiedlich. Das wird sich dann auch messen lassen. Fertig.

Alles danach ist Geschmacksache, also speziell die Frage, ob´s dann besser klingt. Kann man nicht messen. Das ist Geschmacksbereich.
Schon Jimi Hendrix hat auf der Bühne thermisch mit seinen Srats experimentiert und Blackmore mit den Cabs. Allerdings nicht mit extremer Kälte. :D
Davon gibt es Filme, Das lässt sich nachweisen und auch messen.
Gefallen hat es dann vielen sehr und andere fanden es egal oder schlecht.

Also: Gegenbeweis wofür?
 
Gleichzeitig finde ich enorm wichtig anzuerkennen, dass es äußerst viele "motivationspsychologische" und hörpsychologische Aspekte gibt, die es fast unmöglich machen, ohne objektive Testverfahren (read: Messung) herauszufinden OB sich etwas getan hat.
Free your mind! ;)

Klar sind Messungen durch menschliche Ohren (mit dem Gehirn dazwischen) nicht wissenschaftlich genug, schon weil die Erwartungshaltung das Ergebnis verfälschen kann (nicht muß!).
Es gibt aber Meßgeräte, die Physikalische Größen wie z.B. Sustain (Schwingungsdauer), Frequenzgang oder Resonanzfrequenz messen.

Ich neige aber dazu jemandem zu glauben, der mehrere Gitarren einfrieren ließ und mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Derjenige muß nicht nur sich selbst, sondern auch anderen gegenüber eingestehen, daß er mehrere hundert Euro aus dem Fenster geschmissen hat.

ich habe zB großes Vertrauen in Sebastian @Dr. PAF - dessen Materialien für die VIP Pickups sicher nicht umsonst gefrostet werden.
Auch in der Hinsicht gibt es konträre Meinungen.
Spanish Tony schrieb in diesem Thread, daß Kloppmann von Cryo-Tuning für Pickups abrät, weil das Ergebnis nicht vorhersehbar ist, d.h. man kann dadurch hochwertige und teure Pickups hinrichten.

Ich halte es nicht für plausibel, das Gesamtsystem Gitarre in die Kühlung zu legen und zu beten.
Ich auch nicht. Von Beten halte ich eh nicht viel.
Das heißt aber noch lange nicht, daß es nicht funktionieren kann.


Gehe hin in Frieden, @Bowhunter
Ich glaube, ich bleibe doch noch ein bißchen



Okay, wir sind hier nicht bei "Wünsch dir was!"
na, ja, das gilt halt nur in beide Richtungen:nix:
Das war ja auf mich selbst bezogen; damit meine ich, daß ich viel zu viel in Hinsicht auf Weitblick und Ergebnisoffenheit erwartet habe.


Viele Grüße.
Bowhunter
 
Ich habe eher den Eindruck, daß eine Verbesserung durch Cryo-Tuning nicht in das Weltbild der selbsternannten Experten passt. Selbst wenn sie den Gegenbeweis bekämen, würden sie es leugnen; was es nicht geben darf, gibt es auch nicht!!! :mad:

... für viele mit Voodoo vergleichbar. ...
Das ist ein bisschen der casus knaxus in der Diskussion über Cryo-Tuning.

Ich schreibe im Nachfolgenden mal meine Gedanken dazu auf, warum die Expertenfrage schnell ein bisschen problematisch wird und was vielleicht der Grund dafür ist, dass manche sich manchmal über den Mund gefahren oder sich in der Diskussion vielleicht sogar angegriffen fühlen. Das erkenne ich natürlich auch an - das soll natürlich nicht so sein, schließlich geht's hier ja eigentlich um nichts außer dem Vortragen, Vergleichen und vielleicht Umstimmen von Überzeugungen. Es hat ja niemand etwas davon, wenn argumentativ aufgerüstet wird.
Mir geht es da jetzt weniger um eine Lösung der Grundsatzfrage, ob Cryo-Tuning wie behauptet funktioniert, oder wie das im Einzelnen nachweisbar oder widerlegbar sein kann, oder wie man die Emotionalität und Polarisierung der Diskussion vielleicht mindern könnte. Das soll jetzt vielmehr eine ausführlichere Erörterung davon sein, was ich als das Hauptproblem bei der Diskussion darüber ansehe.

In der Diskussion sind drei Seiten denkbar und scheinen sich auch immer zu zeigen: 1. Diejenigen, die eine notwendig wünschenswerte Auswirkung von Cryo-Tuning behaupten. 2. Diejenigen, die die Unmöglichkeit einer überhaupt erfolgenden Auswirkung von Cryo-Tuning behaupten. Und 3. diejenigen, die auf Grundlage der methodologischen und epistemischen Unwägbarkeiten im Nachweis jeglicher Wirksamkeitsbehauptung von einer mangelhaften Beweislage für jegliche Behauptung ausgehen und dementsprechend auch einer wünschenswerten Auswirkung von Cryo-Tuning weder widersprechen noch zustimmen, deren Notwendigkeit aber infolgedessen ausschließen müssen.

Jetzt stellt sich immer die Frage, wer denn nun Recht hat und, da immer schnell von "selbsternannten Experten" über "selbsternannte Experten" das Urteil gefällt wird, dass sie sich für "selbsternannte Experten" halten, wer denn überhaupt in der Lage ist, Recht haben zu können.

Denn die Aussagen der unterschiedlichen Diskussionsseiten erfolgen in ähnlicher Form, führen aber bei Gleichbehandlung und -bewertung zu einem Kategorienfehler. Die ersten beiden Gruppen, die eine notwendig wünschenswerte Wirksamkeit behaupten oder ausschließen, nehmen zwei grundsätzliche Dinge an:
1. Es gibt ein Verfahren oder zumindest ist ein Verfahren denkbar, mit dem der Nachweis oder die Widerlegung erfolgen kann.
2. Der Nachweis wurde durch dieses Verfahren erbracht bzw. die Widerlegung ist durch dieses Verfahren erfolgt.

Die Pro-Seite sagt: Das Verfahren ist die Anwendung; der Nachweis ist der Erfahrungsbericht.
Die Contra-Seite sagt: Das Verfahren ist die Messung; die Widerlegung ist das Ausbleiben von signifikanten Abweichungen.

Die dritte Seite aber sagt: Selbst wenn wir Falsifizierbarkeit (also die Möglichkeit des Gegenbeweises als methodische Grundvoraussetzung für eine Überprüfung) und Scientabilität (also eine grundsätzliche Übereinstimmung der postulierten Wirkmechanismen mit belegten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen) des Verfahrens annehmen, bleiben Wahrnehmungsverzerrungen, mögliche Manipulationsabsichten, Zufall oder sonstige Korrelationen weiterhin bestehen und müssen ersteinmal ausgeschlossen werden, bevor man sich an einem Nachweis der Wirksamkeit versucht.
Und mit der Scientabilität hapert es sogar noch, weil die Behauptung der Wirksamkeit von Cryo-Tuning nicht das Problem ist, sondern die Behauptung der notwendig wünschenswerten Auswirkung von Cryo-Tuning auf den Klang als einer subjektiven Erlebniskategorie. Da wirkt es fast so, als ob im Postulat nichteinmal ein zugrundeliegender Prozess bekannt ist, der einen Zusammenhang zwischen physischer Einwirkung und "besserem" Klang auf die Füße gesicherter Erkenntnisse stellt.
Der Widerspruch liegt also noch vor der Annahme der Möglichkeit eines experimentellen Beweises oder Gegenbeweises einer Auswirkung und muss auch dort argumentativ angegriffen werden. Es wird sogar eigentlich nicht der Wirksamkeit widersprochen, sondern der möglichen Validität der Beweisführung, solange nur die Wirksamkeit berücksichtigt wird.

Die Pro-Seite stellt eine Behauptung auf, die sie auf Basis ihrer eigenen Anforderungen als begründet ansieht - damit haben sie ihre Darlegungslast für sich erfüllt. Die Contra-Seite widerspricht, ebenso auf Basis ihrer eigenen Anforderungen - schließlich sehen sie die Darlegungslast der Pro-Seite eben nicht erfüllt oder die Belege gar als widerlegt an. Da könnte der "eigentümlich zwanglose Zwang des besseren Arguments" greifen und eine der beiden Seiten überzeugen, aber solange beide Seiten sich nicht auf eine Methode einigen, mit der sie zu einem zwingend überzeugenden Argument kommen, kann sich da nicht viel bewegen.

Jetzt kann allerdings die Pro- und die Contra-Seite unsere dritte Seite, die epistemisch Kritischen, nicht mit Argumenten überzeugen, die nur innerhalb des kritisierten Systems funktionieren. Das liegt allerdings nicht an einer Weigerungshaltung, sondern der Argumentation auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichen Betonungen bzw. Kategorien.

Klar, das kann in der Diskussion eigentlich nur zu Aporie führen. Meine persönliche Haltung dazu, da schließe ich mich Bowhunter dann voll und ganz an, ist dass ich so oder so nicht bereit wäre, 300-500€ auf meine Aporie zu schmeißen. :D
 
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Warum denken so viele Leute, dass deren Vermutungen und Glauben von großem Interesse sind???
 
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Klar sind Messungen durch menschliche Ohren (mit dem Gehirn dazwischen) nicht wissenschaftlich genug, schon weil die Erwartungshaltung das Ergebnis verfälschen kann (nicht muß!).
Es gibt aber Meßgeräte, die Physikalische Größen wie z.B. Sustain (Schwingungsdauer), Frequenzgang oder Resonanzfrequenz messen.

Ja, es gibt auch Thermometer, dann sind es 19°C. Ich finde das erfreulich mild, Frau Schnabel findet es unangenehm kühl.
Für meinen Sohn sind 50 Euro viel Geld, für mich nicht so viel. Was nützen uns denn die reinen Daten?
 
Cryo bei Bridge, Tailpiece, Reiter, ggf PUs erscheint mir Plausibel und ich habe zB großes Vertrauen in Sebastian @Dr. PAF - dessen Materialien für die VIP Pickups sicher nicht umsonst gefrostet werden.

Auch in der Hinsicht gibt es konträre Meinungen.
Spanish Tony schrieb in diesem Thread, daß Kloppmann von Cryo-Tuning für Pickups abrät, weil das Ergebnis nicht vorhersehbar ist, d.h. man kann dadurch hochwertige und teure Pickups hinrichten.
Ich werde mich hier nicht gross mit einbringen. Nur soviel, da ich erwaehnt wurde: Cryo-tuning von unterschiedlichen Teilen, aus denen ein Pickup besteht, hat unterschiedliche Effekte. Und diese Ergebnisse sind IMMER vorhersehbar - es handelt sich hier ja um Physik. Ich stimme Kloppmann zu, dass Cryo-Tuning eines ganzen Pickups keine gute Idee ist - nicht, weil das Ergebnis nicht vorhersehbar ist, sondern weil a) das Spulenmaterial (Plastik oder Butyrate) diese niedrigen Temperaturen nicht abkoennen und zerbrechen koennen, und b) weil das gleiche auch fuer die Isolierung des Spulendrahtes gilt, der auch bruechig wird, was zu Kurzschluessen im Pickup fuehren kann (es ist sozusagen ein Speed-Aging des Drahts, da dies auch in unbehandelten Pickups nach Jahrzehnten (beeinflusst von Umgebungsparametern) auftreten kann.
 
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Was nützen uns denn die reinen Daten?
Jar nüscht. Das ist genau der Punkt. Daten haben wir auf der Welt genug. Woran es allzu oft (so auch im falle des Cryo Tuning) fehlt, ist die intelligente Interpretation.

Da es aber noch nicht einmal möglich ist, allein zwei identisch klingende Instrumente gleicher Bauart aufzutreiben, von denen wir eines Cryo-tunen und das andere nicht, werden wir aber auch bei smartester Interpretation des Daten keine gescheite Antwort bekommen.
 
Schöne logische Analyse der Argumentationsstruktur @Absint , chapeau. Ich würde noch auf einer eher inhaltlichen Ebene etwas anfügen. Zunächst scheint mir entgegen mancher Aussagen das Thema wenig polarisierend, erhitzte Diskussionen muss ich überlesen haben, weil es dafür einfach zu wenig hergibt. Alle sind sich recht einig, etwas passiert, aber halt recht wenig. Wäre natürlich interessant gewesen, wenn jemand noch bezüglich der physikalischen Veränderungen etwas aufgetan hätte, aber da gibts vielleicht auch einfach nichts. Die Frage ist dann eher, was damit anzufangen ist.
Für mich bleibt vor allem, dass Cryo im Kontext Musikinstrumente schlicht wahnsinnig schlecht vermarktet ist. Nicht dass das aufgrund der Sache einfach wäre, aber es gibt ja durchaus Beispiele, in denen Dinge, die auf den ersten Blick "substanziell" wirkungslos erscheinen, durchaus zur Wertschöpfung geeignet sind. Ein strukturell sehr ähnliches Beispiel wäre die Homöopathie bzw. deren Globuli, in dem mit einer haarsträubenden Geschichte und okkulten pseudowissenschaftlichen Herstellungsprozessen mit wertlosen Zuckerkügelchen sehr viel Geld verdient wird. Wissenschaftlich bleibt die Substanz uninteressant, da ist einfach nichts messbar. Aber dafür eröffnet es den Raum eines irgendwie psychosozialen Effekts (was der Placebobegriff auffängt), der durchaus in der Lage ist, ganz reale physische, somatische usw. Konsequenzen mit sich zu bringen.
Auch wenn ich Cryo, um darauf zurückzukommen, in jeglicher Hinsicht für eine ganz dumme Idee halte, heißt das nicht, dass ich ihm sein Potenzial zur Wertschöpfung abspreche oder die Legitimität für einen anderen, diesen Wert für sich in Anspruch zu nehmen oder abzuschöpfen. Im Gegenteil. Wenn wir Werte konsumieren, spielt der substanzielle physiologische Untergrund nur eine Nebenrolle. Der feine Geschmack ist wesentlich komplexer und Moral ist da eine ganz schwierige Angelegenheit. Um auf das Weinbeispiel zurückzukommen, der teure Wein schmeckt besser, auch wenn es ohne unser Wissen billiger Fusel in den falschen Flaschen ist (Verkürzt gesagt, denn die Distinktionsmomente erlauben auch andere Konsequenzen). Wenn ich dem Cryo-Anbieter meine Gitarre gebe mit dem Wissen um die magische Verwandlung (im Sinne des jeweiligen Narrativs des technischen Vorgangs), dann werde ich danach meist eine Veränderung feststellen (der Placebo funktioniert auch nicht immer und nicht immer zum Guten), auch wenn er sie ohne mein Wissen nicht in den Gefrierschrank gepackt hat, sondern ein paar Tage ins Regal gelegt. Und das ist völlig ok, weil es eine wirkliche Veränderung bedeutet.
 
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