Cryo-Tuning bei meinen Teles: Ein kleiner Erfahrungsbericht

Ich habe mir jetzt nicht alle Beiträger zu diesem Thread hier durchgelesen.

Ich habe mir das session.de-Video angeschaut.

Den Unterschied zu hören ist die eine Möglichkeit.

Es müsste aber doch auch Audioaufnahmetechnik geben, wo man den Klangunterschied graphisch darstellen kann. Ich bin jetzt kein Experte, was Audioaufnahmetechnik angeht. Aus der Elektrotechnik kenne ich aber z.B. einen Spektrumanalyser. Vielleicht könnte man auf einem solchen Gerät dann die Unterschiede in den Höhen der Oberwellenpeaks sehen, wenn man einen Ton spielt. Vielleicht gibt es aber auch Softwareprodukte zur Klanganalyse, die die hier beschriebenen Unterschiede deutlich darstellen.

Ich finde es in dem session.de-Video ein wenig schwer mit dem Raushören, weil vorher/nachher in diesem Video zu weit auseinander liegen.
 
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Es müsste aber doch auch Audioaufnahmetechnik geben, wo man den Klangunterschied graphisch darstellen kann. Ich bin jetzt kein Experte, was Audioaufnahmetechnik angeht. Aus der Elektrotechnik kenne ich aber z.B. einen Spektrumanalyser. Vielleicht könnte man auf einem solchen Gerät dann die Unterschiede in den Höhen der Oberwellenpeaks sehen, wenn man einen Ton spielt. Vielleicht gibt es aber auch Softwareprodukte zur Klanganalyse, die die hier beschriebenen Unterschiede deutlich darstellen.

Vergiss es. Es gibt ja "professorale" Untersuchungen der E-Gitarre als solches, mit dem Ergebnis, dass eigentlich NIX den Klang beeinflusst und zumindest alle E-Gitarren mit gleicher Pickup-Konfiguration auch gleich klingen (müssten). Wenn das das Ergebnis einer "wissenschaftlichen" Untersuchung ist, dann muss ich feststellen, dass wohl die Messmittel, die Definition der Messreihen und Messaufbauten zu ungenau waren. Wenn jetzt mit höherem Aufwand und genaueren Messungen gearbeitet würde, bräuchte man wohl einen Militär-Etat, um das durchzuführen, und dazu ist das Gitarristenvolk nicht wichtig genug. Zahlt niemand. Abgesehen davon, dass dann erstmal das Gestreite losging, was denn von eventuell messtechnisch ermittelten Unterschieden auch für das durchschnittliche menschliche Ohr wahrnehmbar ist, woraufhin dann wieder die Zwei-Klassen-Gesellschaft "ich höre was, was du nicht hörst" vs. "ich hör da nix" in Grabenkriege verfällt… also nochmal, vergiss es. Hör's dir an, und wenn du nix hörst, brauchst du es nicht. Und wenn du etwas hörst, kann's trotzdem sein, dass du es nicht brauchst :D

Grüße,
Bernd
 
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@Be.eM: es gibt diese Untersuchungen aber bisher habe ich noch keine gesehen, in der ein Specki verwendet wurde. Das Problem am Specki dürfte eher sein, dass es für MF bis HF gedacht ist. Das was wir im Labor stehen haben ist neu und berücksichtigt den nicht normierten EMV Bereich bis 9kHZ runter. Der Standard beginnt erst ab 150kHz. Aber solche Teile liegen im Preisbereich einer gut ausgestatteten C-Klasse. Selbst gut betuchte Institute mit vielen Drittmittelprojekten aus der Industrie haben vielleicht 1-2 von den Dingern. Ich glaube nicht, der Fachbereich für Musik in Regensburg Geld für sowas hat ;)

Nach eigenen Tests kann ich dir versichern, dass ein Specki dir alles anzeigt ;) Selbst Wetterschwankungen und kleinste Änderungen im Setup schlagen aus. Das macht es eher schwierig das ganze zu bewerten.
 
Ich finde diese Cryogenic Behandlung schon ganz interessant, würde das aber auch bei keiner einzigen meiner Gitarren machen lassen. Aber ich könnte mir vorstellen das beim Anspielen im Gitarrenladen oder eines gebraucht Instruments falls so eine Cryo behandelte Gitarre angeboten wird, wenn sie mich klanglich überzeugt, ich sie auch kaufen würde.

Also ich vor 3 Jahren zum zweiten mal ein Werksbesuch bei Boucher Guitars in Quebec, Kanada gemacht habe, hat mir Robin Boucher auch eine neue Option erklärt, die man auf ihren neuen Gitarren zusätzlich bestellen kann, der sogenannte "Gold-Touch", welche gemeinsam mit Wissenschaftlern der hiesigen Universität entwickelt wurde (vielleicht ist das auch sowas wie die Cryogenic Behandlung, damals war mir zumindest Cyro überhaupt kein Begriff ), bei der quasi auch das Holz beschleunigt gealtert wird und sich so die Fasern und Zellen des Holzes verändern. diese Veränderung wirkt sich direkt auf den Klang des Instruments aus.
Dort konnte ich mich mit eigenen Augen und Ohren überzeugen das dies eine massive Auswirkung auf den Klang des Instruments hatte, aber auch auf die Farbe des Holzes hat sich verändert. besonders schön zusuehen bei den klar lackierten Adirondack Fichtendecken, die Farbe wurde dunkler und gediegener, daher auch der Name "Gold-Touch"

Ich hab dann einige solcher Gitarren im Showroom anspielen dürfen, und die klangen zweifelsohne sehr gut, aber für meinem subjektiven Geschmack, und meiner Klangpräferenz fand ich den dunkleren und etwas weniger brillianten Klang einer unbehandelten Gitarre besser, weshalb es auch dann eine Indian Goose Studio geworden ist, und keine Gitarre mit dieser Gold Touch Option. :)

Für mich wären auch Messergebnisse ziemlich uninteressant, das sich dabei was in der Struktur des Holz ändern und damit sich auch der Klang und das Ansprechverhalten der Gitarre ändert ist für mich nachvollziehbar, aber in welche Richtung das geht, kann aber muß nicht mit meiner eigenen Klanglichen Präfernz einhergehen.
Wenn ich mir ein Instrument kaufe, ist mir egal wie ein Messdatenblatt dazu aussieht, mir ist es wichtig wie die Gitarre klingt, welchen Eigenklang und Charakter sie hat und wie sie beim spielen reagiert und auf mich und mein Spiel anspricht.
Sowas kann ich mit keinen Kennzahlen oder Werten darstellen, das ist einfach eine Gefühlsache, und ich habe einen Heidenrespekt vor jedem der seinem Instruemt so einer Cyro-Behandlung unterzieht, sich traut den Schritt zu machen, und noch mehr freue ich mich wenn diese Kollegen dann mit dem Ergebniss noch so zufrieden sind.

Auch nochmal vielen Dank von mir das ihr eure Eindrücke hier uns mitteilt

lg
Chris
 
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@Be.eM: es gibt diese Untersuchungen aber bisher habe ich noch keine gesehen, in der ein Specki verwendet wurde. Das Problem am Specki dürfte eher sein, dass es für MF bis HF gedacht ist.

Nein, daran liegt's nicht. Ich habe auch in den '90ern Studiokram mit sch### teuren Wandel & Goltermann-Spektrum/Audio-Analysatoren vermessen und weiß, dass die (und heute erst recht) eigentlich alles messen und anzeigen können. Das Problem liegt ja nicht in der Ungenauigkeit der Geräte, sondern in der Ungenauigkeit des Messablaufes. Wenn man eine Gitarre auf den Tisch legt und dann vergleichenderweise immer nur die leere E-Saite anschlägt oder einmal ohne gegriffenen Akkord über alle leeren 6 Saiten schrummelt, dann ist damit das tonale Spektrum der Gitarre nicht erfasst. Demzufolge können auch Änderungen, die in einem bestimmten Frequenzbereich stattfinden, nicht erfasst werden. Ein Gitarrist merkt eventuelle Änderungen WÄHREND des Spielens. Das Spielen eines Gitarristen ist aber kein wissenschaftlich reproduzierbarer Vorgang, da er's niemals zweimal exakt gleich hinkriegt, womit alleine das schon wieder als "unwissenschaftlich" ausscheidet. Ist eine Neverending Story. Kann man locker 30 Tage im Kreis diskutieren… mit dem Ergebnis: gib es auf, das WARUM zu ergründen. Klingt gut, oder halt nicht :)

Bernd
 
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@Be.eM: es gibt diese Untersuchungen aber bisher habe ich noch keine gesehen, in der ein Specki verwendet wurde. Das Problem am Specki dürfte eher sein, dass es für MF bis HF gedacht ist. Das was wir im Labor stehen haben ist neu und berücksichtigt den nicht normierten EMV Bereich bis 9kHZ runter. Der Standard beginnt erst ab 150kHz. Aber solche Teile liegen im Preisbereich einer gut ausgestatteten C-Klasse. Selbst gut betuchte Institute mit vielen Drittmittelprojekten aus der Industrie haben vielleicht 1-2 von den Dingern. Ich glaube nicht, der Fachbereich für Musik in Regensburg Geld für sowas hat ;)

Nach eigenen Tests kann ich dir versichern, dass ein Specki dir alles anzeigt ;) Selbst Wetterschwankungen und kleinste Änderungen im Setup schlagen aus. Das macht es eher schwierig das ganze zu bewerten.

...die Ergebnisse bzw. die Schlussfolgerungen von Regensburg decken sich halt nicht mit meiner (und der auch landläufigen) Erfahrungswelt. Man kann den Versuchsaufbau da bestimmt optimieren und die Binsenweißheit, dass baugleichen Paulas schon unterschiedlich klingen, auch "wissenschaftlich" untermauern. Doch leider sagt einem der Specki dann auch nicht, welche Gitarre nun besser klingt...

tja und zum Thema,
(...ernst gemeint!) Glückwunsch an jeden der seine Gitarre cryo-verbessern könnte... aus meiner Warte, weiß ich jedoch, dass ich das nicht machen lassen muss. Mein hörtechnisches Urteilsvermögen ist auf jeden Fall von größeren Schwankungen geprägt, als jeder Unterschied, der hier auch von den Befürwortern konstatiert wird. An einem Tag werde ich das sensationell finden und an einem anderen genervt lieber eine andere Gitarre nehmen, genauso, wie schon jetzt auch bei meinen Gitarren... hinzu kommt dann noch, dass ich Gitarren-Aging nicht so mag, als dass ich mir selbst kleine Mikro-Risse oder gar Schlimmeres einhandeln möchte. Bei einer Relic Tele oder Strat das zu machen, ok, aber bei einer PRS Top-10...?

Da hier viel über die bewährte Anwendung der Cryo-Behandlung von Metallen geschrieben wurde, (die IMO auch leichter nachvollziehbar ist...), wundert es mich ein wenig, dass bisher nur Strat Tremolos tiefgekühlt wurden. Bei Pick Ups sollte ein Flüssig-Stickstoffbad für jeden Chemie- oder Physik-Studenten ein Leichtes sein... gibt es dazu schon Erfahrungen?
 
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So, die Tokai ist zurück mit neuem Sattel. Was mir jetzt im intensiven Vergleich mit meiner Gibson Paula, der sie vorher sehr ähnlich klang und mit der sie auf einer Höhe war, noch aufgefallen ist, ist dass Ansprache und Dynamikumfang für mich deutlich wahrnehmbar (ca. 30%) zugenommen hat. Beim nächsten Angebot geht die Gibson auch zum Cryo.

Zu PUs gibt es hier im Board auch schon Infos im Thread von smartin.
 
@Be.em: nichts für Ungut, aber wenn das Messequipment erstmal steht ist es nur noch eine Frage des reproduzierbaren Prüfaufbaus, den eigentlich jeder Elektro-, bzw. Messtechnik-Ingenieur aufstellen kann. Ein einfacher Ansatz ist die Anregung der Saiten durch ein externes Magnetfeld mit einer Feedbackmessung um die Rückkopplung des Instruments auf das Stellglied zu eliminieren. Das damit erzeugt Signal wird direkt von den PU kompensiert abgegriffen. Diesen Versuchsaufbau habe ich schon durchgeführt um den klanglichen Unterschied zwischen neuen und 30 Stunden bespielten Saiten, bzw. zwischen Hex-Core und Round-Core Saiten zu analysieren. Letzteres hat sehr gut geklappt, da der Versuch unmittelbar danach erfolgte. Ersteres lieferte jedoch keine brauchbaren Ergebnisse, da zwischen den beiden Messungen 4 Wochen lagen und in der Zeit alles mögliche seinen Einfluss auf das Instrument ausgeübt hat.

Ob es nachher besser oder schlechter klingt kann damit nicht objektiv gemessen werden. Sehr wohl jedoch die Art und der Grad der Veränderung durch die Behandlung.
 
@Be.em: nichts für Ungut, aber wenn das Messequipment erstmal steht ist es nur noch eine Frage des reproduzierbaren Prüfaufbaus, den eigentlich jeder Elektro-, bzw. Messtechnik-Ingenieur aufstellen kann. Ein einfacher Ansatz ist die Anregung der Saiten durch ein externes Magnetfeld mit einer Feedbackmessung um die Rückkopplung des Instruments auf das Stellglied zu eliminieren. Das damit erzeugt Signal wird direkt von den PU kompensiert abgegriffen.

Ja, schon, und was hast du dann gemessen? Eine Gitarre im nicht anwendungsbezogenen Kontext. Da kann ich ein Auto toll im Windkanal optimieren, wenn's hinterher beim Elchtest umfällt, war es auch für den A####.

Wenn ich bei meinen Gitarren aufgrund irgendwelcher Maßnahmen Unterschiede feststelle, dann lauten die in unwissenschaftlicher Betrachtung "ui, die G, H und E-Saite klingen jetzt auch oberhalb des 12. Bundes relativ lauter als vorher, präziser als vorher, definierter als vorher". Ist ganz klar eine Änderung (oder auch der Unterschied zwischen zwei Gitarren), der aber nur feststellbar ist, wenn da wirklich jemand seine Griffel am Hals hat und mit der rechten und linken Hand die Saiten spielt, wie er das immer tut. Es KANN natürlich sein, dass sich das messtechnisch in verringerter Resonanz (und damit verringerten Verlusten) in hohen Frequenzbereichen wiederspiegelt, es kann aber auch sein, dass der Unterschied in aufgezeichneter Kurvenform in einer Größenordnung liegt, die der "Gelehrte" als irrelevant abtut. Genau das kannst du nämlich bei Herrn Professors Beweiskurven ablesen. Übereinandergelegt sind sie NICHT identisch, nur ähnlich. Womit wir wieder beim Gestreite um die Wahrnehmbarkeit wären… deshalb: Neverending Story, Lebensaufgabe für die Sucher, und immer jemand da, der das Gegenteil mit der gleichen Überzeugung vertritt. Irgendwann versteht man's, und wendet sich anderen Dingen zu :)

Bernd
 
Also beim Test Hex vs Roundcore konnte ich eine ganze Menge aus den Kurven ablesen. Was sofort auffiel, dass RC einige dbmV unter HC lag. Wenn man genauer hinguckt erkennt man eine stärkere Anhebung des unteren harmonischen Spektrum des jeweiligen Grundtons bei RC, währen bei HC die Hüllkurve flacher aber ausgedehnter war. In beiden Fällen gab es einen ungewöhnlich weit ausbrechenden Peak bei ~21kHz.

Dieses Ergebnis muss man richtig interpretieren. Klar liegt die RC Kurve tiefer. Schließlich handelte es sich bei diesen Saiten um Pure Nickel, während die HC Nickel Plated waren. Die unterschiedliche Steigung der Hüllkurven lässt sich anhand zweier Punkte erklären. Der Sustain ist bei den RC länger, dadurch können sich die Harmonischen länger ausprägen. Da der HC als Nickel Plated ist hat er mehr Höhen, wodurch sich das Spektrum weiter ausbreitet.
Interessanter und von den Saiten völlig unabhängig ist der 21kHz Peak. Der Grund dafür war eine nicht plan aufliegende Tremolo Schraube! Wir nehmen 21kHz zwar als Ton nicht war, diese Resonanz hatte jedoch eine dämpfende Auswirkung im subharmonischen Bereich und damit auch auf das Hörbare Frequenzspektrum. Nachdem ich die Madenschrauben mit feuchtem Schmirgelpapier rundgelutscht habe, war der Peak weg und die höchsten Lagen klangen länger nach. Etwas was wir als "gut klingen" war nehmen, da der Ton nicht so schnell abbricht und bei der bewerteten Mittelwertanzeige als höherer Pegel zu sehen ist.

Was mich an der Messung stört, sie fängt mit dem Specki bei 9kHz an. Den Kammerton A sehe ich bestenfalls als 21. Oberschwingung. Mit einem entsprechenden Messgerät der den LF Bereich abdeckt und der Fähigkeit zur Interpretation der Ergebnisse könnte und einem Labor in dem die klimatischen Bedingungen konstant gehalten werden können, wäre es Möglich das Ergebnis eines Cryo-Tunings zu bewerten.

Zu deinem letzten Satz: ich würde es nicht als verstehen bezeichnen, sondern sich damit abfinden. Das Gleiche haben vor galileo galilei die Himmelsgucker gemacht, als sie Gott nicht finden konnten. Erwähnten Astronom verbot man dies, da es Blasphemie Gott hinterher zu spionieren. Ich sehe da gewisse Parallelen, wenn man sich als Ingenieur und Mathematiker hinstellt und es wagt ein Instrument zu vermessen ;)
 
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Zu deinem letzten Satz: ich würde es nicht als verstehen bezeichnen, sondern sich damit abfinden. Das Gleiche haben vor galileo galilei die Himmelsgucker gemacht, als sie Gott nicht finden konnten. Erwähnten Astronom verbot man dies, da es Blasphemie Gott hinterher zu spionieren. Ich sehe da gewisse Parallelen, wenn man sich als Ingenieur und Mathematiker hinstellt und es wagt ein Instrument zu vermessen ;)

Da haben wir mehr gemeinsames Gedankengut, als du möglicherweise vermutest :)
Um dieses mögliche Missverständnis auszuräumen: ich bin sehr wohl der Überzeugung, dass ALLE Effekte des Phänomens "Gitarre" wissenschaftlich erforschbar und auch nachweisbar wären. Ich selber komme aus einem sehr technisch/wissenschaftliche geprägten Kreis, und ich mag die Denkweise. Was ich hier in diesen Diskussionen feststelle, ist aber oft ein Verhalten, das die Wissenschaft über Jahrunderte immer wieder geliefert hat: man untersucht mit unzureichenden Mitteln einen Teilaspekt, und benimmt sich dann, als hätte man das Phänomen in seiner Ganzheit begriffen. Wir Diskutanten sind dann hier in der Regel sowieso nur die "Hörensager", und es wird viel halb- und viertel-verstandener Kram immer wieder im Kreis diskutiert. Derzeit ist mein Eindruck, dass trotz der theoretisch existierenden (technischen) Möglichkeiten die Gitarre (wie andere Instrumente auch) noch nicht mal ansatzweise so erforscht ist, dass sichere Aussagen zu den ganzen hier relevanten Weichware-Bereichen ("Sound") getroffen werden können. Wäre es so, würde sich die Industrie über das sicher reproduzierbare Rezept "ich koche eine '59er Les Paul" oder '63er Strat oder was auch immer freuen. Das klappt aber noch nicht. Und möglicherweise dauert das noch hundert oder zweihundert Jahre, bis es mal wirklich jemand getan hat. Und weil das derzeit einfach nicht gesicherte Erkenntnis ist, sondern nur Teilaspekte, deshalb ist das ganze Geschwalle über "ich glaub' das nur nach Doppelblindtest mit nanohygromurpseligem Testverfahren" einfach überflüssig. Ich halte da die durchaus komplexe Wahrnehmungsmaschine "Mensch" für - momentan - aussagekräftiger. Fehler, Täuschungen und Selbsthypnose sind dabei natürlich möglich. Ist aber in einem so emotional basierten Thema wie "Musik machen" durchaus tolerabel. Finde ich :)

Bernd
 
Mit den heute zur Verfügung stehenden technischen Mitteln ist es auch mit vertretbaren wirtschaftlichen Aufwand möglich ein Instrument zu analysieren und sein Verhalten zu kategorisieren. Ich sage das mit der Bestimmtheit, da ich in einem technisch ähnlichem Bereich als Kybernetiker unterwegs bin.

Es handelt sich jedoch um zwei völlig unterschiedliche Industrien. Musiker haben kein Interesse daran ihr gutes Stück als Übertragungsglied mit einem Frequenzspektrum zu betrachten. Das hat nunmal nichts Künstlerisches. Dad kann der Musiker in mir sehr gut nachvollziehen. Natürlich gibt es kein nach DIN EN standardisiertes Verfahren zur Klangbestimmung eines Instrumentes. Aber wie in allen Bereichen müssen Pioniere Erstarbeit leisten, den Markt durchdringen und anerkannte Standards schaffen. Das ist in der Musikbranche, in der viel Geld mit Vintage und Voodoo verdient wird verdammt schwierig.

So wird das kompetente Vermessen und Interpretieren stets eine Nische sein. Mein Termin für das Cryo-Tuning steht am 16. Oktober. Nicht bei Session oder George Forester, sondern im Klima Labor in dem Unternehmen in dem ich Arbeite. 48 Stunden für runter auf -220 Grad und wieder rauf. Davor und danach werde ich soviele objektiv zu bewertende Informationen wie möglich sammeln und anschließend gegenüberstellen.
 
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Zur Beruhigung der Gitarristen, die ihr Geld lieber für Instrumente ausgeben wollen und/oder müssen - verunsicherte Beginner? - sei kurz auf den Mann hingewiesen, den manche Gitarristen (und Gitarrenverkäufer) so lieben wie der Papst früher Galileo Galilei: Professor Dr. Manfred Zollner. In seinem Buch, das gerade in Druck gegangen ist, hat er auch erste Recherchen zum Cryo-Tuning angekündigt.
Seine Erkenntnis ist eigentlich nichts Neues, kann aber wahrscheinlich nicht oft genug wiederholt werden:

"Bei Musik spielen eben Emotionen eine große Rolle. Es gibt Gitarristen, die ihr Leben lang nach der richtigen Gitarre suchen", weiß Prof. Dr. Zollner. "Es gibt auch Musiker, die darauf schwören, dass ihre Gitarre einen viel besseren Sound hergibt, wenn sie zuvor auf minus 180 Grad eingefroren war; Cryo-Tuning nennt man das. Aber das ist rein psychologisch, technisch gibt es keinen messbaren Unterschied", sagt Prof. Dr. Zollner.

Ich lasse mich auch lieber von guter Musik verzaubern und - Zollner deutet da nur etwas an - das andere Zeug kann offenbar auch eine nicht so angenehme olfaktorische Wirkung haben. ;)
 
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Bei Zollner spielt aber auch das Holz keine Rolle.
Ich versuch mal einen anderen Vergleich zu ziehen.
Mein Blutdruck und Puls und auch die Blutwerte ist 1A. Ich möchte damit sagen, dass ich absolut nach messtechnischen Gründen gesund bin, dennoch bin ich jeden Tag wie erschlagen.

Fazit: Messtechnisch ist nicht alles zu erfassen ;-)

VG Roman
 
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@roha: Dann würde ich mal die Messreihe erweitern und ein Blutbild machen lassen... das solltest du wirklich.
 
Ich würd eher mal zum Zahnarzt gehen :p Häufigste Ursache ist Zähneknirschen/pressen, so by the way..

Und zum Thema bedeutet das: Dann hat man irgendeine Kleinigkeit vergessen, die dir in die Messung reinpfuscht und die Ergebnisse "verfälscht"
 
Ich kann euch beruhigen, ich bin kern gesund. Alles gecheckt. Ich möchte nur damit ausdrücken, dass nicht alles immer messbar oder erklärbar ist.
 
Fazit: Messtechnisch ist nicht alles zu erfassen ;-)

Vor allem wenn man nur ungenügend misst. Da gibts dutzende mögliche Fehlerquellen und ich hab schon oft "Fachleute" gesehen, die es nicht schaffen ordentlich zu messen. Es gibt sogar Fachzeitschriften die ziehen wider besseren Wissens einen Fehler durch weil sie sonst zugeben müssten, dass alles was sie bisher dem Leser als toll verkauft haben u. U. doch nicht so toll war. Die Entdeckung des Fehlers kam übrigens von einem ihrer ehemaligen Redakteure.

Beliebt ist auch total am gewünschten Ergebnis vorbei zu messen. Also z. B. die Härte eines Materials zu messen und dann zu behaupten die Steifigkeit sei gut oder schlecht. Zwei total unterschiedliche Kennwerte und nur über unterschiedliche Messverfahren zu ermitteln.

Fazit für mich: Ich kann den Unterschied oft auch bei großen Veränderungen nicht hören. Die Logik sagt mir aber, solange eine Gitarre fühlbar schwingt, schwingen einerseits die PUs relativ zu den Saiten und andererseits muss es Einfluss auf die Saitenschwingung selbst haben. Da schon was am Verstärker hörbar ist wenn die Saiten kaum sichtbar schwingen, muss jeder Änderung der Eigenschaften des Materials sich auf den Klang auswirken. Unterschiedliche Hölzer haben unterschiedliche technische Kennwerte. Cryo verändert das Holz und damit seine Eigenschaften auch noch mal. Das muss Auswirkungen haben. Ob gut oder schlecht oder in meinem Fall ob hörbar oder nicht sei dahingestellt. Ich mach nur nicht den Fehler mein Gehör als das Maß der Dinge anzunehmen.
 
Mit den heute zur Verfügung stehenden technischen Mitteln ist es auch mit vertretbaren wirtschaftlichen Aufwand möglich ein Instrument zu analysieren und sein Verhalten zu kategorisieren. Ich sage das mit der Bestimmtheit, da ich in einem technisch ähnlichem Bereich als Kybernetiker unterwegs bin...
dann beantworte mir bitte die Frage, warum mit durchaus ambitioniertem Einsatz 'Modelling-Gitarren' gebaut und verkauft werden, die selbst bei Abnahme der Original Saitenschwingung incl bracing zwar den Resonanzraum passabel simulieren, aber bei der Resonanz der Decke geradezu kläglich scheitern... :gruebel:

cheers, Tom
 
Das ist ein guter Vorschlag, allerdings braucht Ihr dazu einen separaten Thread. Hier geht es bitte nur um Erfahrungen mit Cryo Tuning. Danke :hat:
 

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