So ziemlich alle Fach-Printmedien sind bezahlt, ob es jetzt eine Ärztezeitschrift, ein Anglerblatt oder ein Instrumentenmagazin ist. Du liest einen Test, blätterst ein paar Seiten weiter, findest dort die Anzeige vom besprochenen Produkt.(...) Print liegt wie allgemein bekannt zahlen-/umsatzmäßig darnieder. Elektronische Medien haben das Wasser abgegraben. Den erwähnten Zeitschriften sind die Hersteller/Anzeigenbucher näher als die Leser, also wird ein Auge (oder zwei) im Review zugedrückt.
Ich bin froh, dass wir in Deutschland so eine vielfältige - und im internationalen Vergleich auch qualitativ hochwertige - Auswahl an "Fachmagazinen" haben. Die wird durch die niedrigeren Auflagen wohl mehr denn je durch Anzeigen finanziert. Wobei - je weniger Auflage/Reichweite, desto geringer die Anzeigenpreise, eine Art Teufelskreis ... Die Magazine müssen also in jedem Fall (Personal...) sparen und wenn ich eine aktuelle Ausgabe von bspw. G&B mit einer von vor 10 Jahren vergleiche, so habe ich teilweise ein Drittel weniger Inhalt.
In jedem Fall habe ich das Gefühl, dass die G&B - trotz sicher anderer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen als noch vor 10-12 Jahren - mit viel Herzblut gemacht wird, von Musikern für Musiker. Wobei ich die Zeitschrift vor allem wegen der Musikthemen kaufe, z.B. Interviews mit Gitarristen diverser Genres unterhaltsam und lehrreich finde. Sie ist für mich nicht Kaufberater, sondern "Appetizer", meine eigenen Entdeckungen zu machen.
Für mich ist der "Knackpunkt" einfach der, die Erwartungshaltung abzulegen, dass es bzgl. eines solch maximal subjektiven Aspektes wie Klangempfinden eine allgemeingültig, objektive Wahrheit geben kann! Die kann es nicht geben...
Du interpretierst ausbleibende Verrisse als Beleg für die Abhängigkeit von den Anzeigenkunden -
ich erkenne darin vor allem die angemessene Differenzierung, dass ein Produkt, das in den Ohren von A super klingt, B eben enttäuschen kann. Und umgekehrt. Einen "Total-Verriss" kann es doch vor dem Hintergrund gar nicht geben.
Ich habe z.B. neulich einen Boutique-Verzerrer für 259,- verkauft, weil er in meiner Kette nicht wie erhofft funktionierte. Parallel kaufte ich einen gebrauchtes Distortion-Pedal für 60,- (NP 99,-), das mich täglich auf's neue begeistert.
Trotzdem ist das erste Gerät für mich kein "Schrott" oder "überteuert", das war/ist ein toll gemachtes Teil, was für viele andere offensichtlich gut funktioniert. Für mich eben nicht.
Was ist denn jetzt Deine Erwartungshaltung an einen Redakteur, der so eine Erfahrung beim Test macht? Soll er das Gerät verreissen, nur, weil es ihm nicht gefällt? Wäre das das erhoffte objektive Urteil, was seine "Unabhängigkeit" beweisen würde?
Auch hilfreich: Sich davon lösen, Tests als objektive Kaufempfehlung zu verstehen, an die man sich gebunden zu fühlen hat ... Ich informiere mich gerne vorab mithilfe von G&B, bonedo, amazona, Pete Thorn, Björn Riis etc. - aber meine Meinung bilde ich mir immer noch selbst und dazu muss ich ein Gerät in meinem Biotop testen!
Wer es anders macht, macht es falsch. Dafür kann die G&B aber nix.
Manchmal kann man alibimäßig ein wenig Kritik lesen, (...)
Neulich gab's es in der G&B einen Vergleich von 7 oder 8 Noisegates für E-Gitarre und dort wurde ganz klar benannt, was ich (und viele andere hier aus dem Metal-Sektor) schon seit 1o Jahren wissen: Der ISP Decimator ist im Prinzip das einzige Gerät, das vernünftig arbeitet. Bin mal gespannt, ob die (objektiv!) "unterlegenen" Boss, TC etc. jetzt noch Anzeigen in der G&B schalten ...
Das hat mich in der Deutlichkeit auch überrascht, aber auch sonst entdeckt man in vielen Berichten genügend Hinweise, wie ein Gerät (zumindest grob) auf der eigenen Landkarte (aus einem selbst bekannten Geräten) einzuordnen ist.
Schiere, gar "unkritisch" erscheinende Begeisterung lese ich bei der G&B nie. Und als Ostwestfale bin ich durchaus sensibel für zu viel Begeisterung ...
"Connoisseur-Geschwafel, als würde ein alter Wein beschrieben" gibt es da höchstens von einem bestimmten Redakteur in seinen Kolumnen, das sind aber eben keine "Testberichte". Wenn man dessen Begeisterung für bestimmte Vintage-Themen nicht teilt, liest man die halt nicht ...
Die Reviews in diesem Board seien aber bitte von aller Kritik ausgenommen. Danke dafür! Sie sind aber auch der (Mindest-) Standard, den man von den professionellen Kritiken einfordern sollte. Stichworte: Authentizität, Objektivität, Unvoreingenommenheit.
Guck, das empfinden wir auch wieder anders ...
Ich habe hier durchaus schon öfter 200 Zeilen Begeisterung über z.B. einen Amp gelesen, um dann auf die Aussage zu stoßen "die Investition in
meinen ersten Röhren-Amp hat sich gelohnt" - was das zuvor Gelesene für mich klar relativiert.
Authentisch? Klar, da beschreibt jemand sein Empfinden.
Objektivität? Setzt meiner Meinung nach in dem Kontext zunächst mal voraus, dass man breite Erfahrungswerte mit einer Vielzahl vergleichbarer Geräte hat...
Unvoreingenommenheit? Naja, wie oft schreibt hier jemand voller Begeisterung von seinem neuen Schätzchen? 10 Seiten weiter liest man dann: "Habe ich übrigens verkauft".
"Professionell" ist für mich etwas anderes.
(Was nicht heißt, dass ich Laienmeinungen nicht schätze! Bin ja selbst einer. Man muss es halt einordnen können.)