Und ich dachte früher mal, bei der G&B sei das genauso... weil man da auch nie richtig schlechte Kritiken las...
Ich kaufe seit Jahre (wieder) jeden Monat die G&B und ich könnte Dir aus jeder beliebigen Ausgabe kritische Anmerkungen zu der ein oder anderen Eigenschaft der getesteten Produkte zitieren. Die gibt es definitiv, wobei das - wie ich finde - sinnvoll in Relation zum Preis gesetzt wird.
Man sollte vielleicht auch mal hinterfragen, was man erwartet. Dazu wäre meiner Meinung nach zu berücksichtigen:
1. Allgemein hohe Produktqualität des Marktes
Die Magazine testen überwiegend nur Equipment, was in Deutschland einen leistungsfähigen Vertrieb hat, sprich, bei den großen Händlern auf Lager ist. Die wiederum nehmen keinen "Schrott" ins Sortiment. Die wollen einen preislichen Bandbreite anbieten,
2. ... und wie klingt denn überhaupt "schrottig"?
Sprechen wir doch mal konkret von etwas, was manch "anspruchsvoller" Gitarrist als Schrott abtun würde, meinetwegen einen Tubescreamer-Klon aus China zum Straßenpreis von 25-30 Euro. Klar, der wird kaum exakt wie das Vorbild klingen, aber ist das Teil deswegen Schrott? Einem Einsteiger/Musiker mit schlankem Etat bietet er doch immerhin eine zusätzliche Klangfarbe, mit der (irgendein) Musiker doch vielleicht auch wunschlos glücklich ist!?
Soll heißen: Da die Bewertung von Klang ohnehin subjektiv ist, lassen sich nur Aspekte "drumherum" objektiv bewerten, wie z.B. Verarbeitung, Ausstattung oder Rauschverhalten. Klar: Wenn ein Zerren als "Low Overdrive" vermarktet wird und dann aber so wenig dynamisch reagiert und/oder hart klippt wie ein "Distortion", wo das durchaus gewollt ist, dann dürfte man das bemängeln. Und genau so etwas lese ich auch durchaus regelmäßig in der G&B.
Trotzdem muss so ein Gerät dann kein "Schrott" sein und es gibt da draußen mit Sicherheit irgendeine Kette, in der das Teil für irgendjemanden mindestens zufriedenstellend klingt. Mich hat neulich mal ein Kumpel mit einem "NUX Metal Core" besucht, von dem er mir vorgeschwärmt hatte und meinte, das Teil sei losgelöst vom günstigen Preis sein neuer Referenz-Metalsound. Klang in meiner Kette allerdings Grütze, wie er auch selbst fand... Gegenbesuch und siehe da: Mit seiner Gitarren und (vor allem) Amp + Cab klang das Teil richtig gut und ich konnte seine Begeisterung absolut nachvollziehen! Also Vorsicht mit "objektiven" Urteilen bzgl. Sound, gerade bei Geräten, die von Interaktion mit anderen abhängig sind.
3. Neutralität/Objektivität des Journalisten
Ich denke, die unter 2. genannten Aspekte haben die Testredakteure durchaus auf dem Schirm und zudem eine gewisse Neutralität. Das ist eben Journalismus. Der Youtuber kann rauskotzen: "Tubescramer-artige nerven mit ihrer Mittennase grundsätzlich, so auch diese Teil hier", in einem professionellen Medium wird (will!?) man das so nicht lesen.
Bei der G&B gibt es zum Beispiel einen Autor, der hauptsächlich große Röhren-Topteile testet und in seinen Artikeln auch immer wieder eindeutige Botschaften platziert, dass/warum er solche Geräte den Top-Modellern soundmäßig überlegen hält. Die wiederum werden immer von einem Kollegen getestet/vorgestellt, der eine ausgesprochene Affinität zu Digitaltechnik besitzt.
Was wäre gewonnen, wenn man die Geräte umgekehrt zuteilen würde? Klar, dann würde vielleicht die der jeweiligen Technologie kritisch gegenüberstehende Fraktion bedient und man würde mehr (subjektiv empfundenes) "negatives" über das Produkt lesen - aber wem wäre damit gedient? Wenn ich einen Testbericht lese, dann doch aus grundsätzlichem Interesse/Offenheit gegenüber dem Gegenstand. Und dann ist es doch hilfreicher, wenn der Autor vor einem ähnlichen Hintergrund schreibt und nicht mit der Haltung, möglichst viel negatives zu entdecken.
Wenn ich "Hate"-Kommentare von Leute lesen will, die etwas per se ablehnen, gehe ich online ;-)
Letztlich scheint mir der Hauptfaktor aber zu sein, dass es im "Mainstream", also dem, was die großen Online-Händler und Musikläden vor Ort im Sortiment haben, einfach keine (in Relation zum Preis gesehen!) richtig schlechten Produkte mehr gibt.