Wie glaubhaft sind Instrumententests?

  • Ersteller Bowhunter
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Ich denke das die Erwartungshaltung "das was da getestet wurde trifft auch auf alle anderen Gitarren aus der Serie zu" und "durch den Test wird mir alles wichtige mitgeteilt was es zu wissen gibt" einfach unsinnig sind.
Zum einen, wie schon mehrfach angesprochen, sind die wichtigsten Eigenschaften nicht objektiv und noch nichtmal messbar. Klang und Bespielbarkeit, das sind doch die beiden Punkte die gerade den erfahren Gitarristen angeblich immer am wichtigsten sind.
Nur wird wohl kein Testbericht der Welt diese Punkte so gut abarbeiten können das der Leser dann GENAU weiß was zu erwarten ist. Völlig egal wie unabhängig der Test war.
Des weiteren weiß man ja auch nicht aus wie vielen Gitarren der Hersteller da eine herausgepickt hat die er dem Tester zur Verfügung stellt. Und ob es da nicht noch jemanden gab der alles nochmal geprüft hat, lockere Buchsen oder Schalter nochmal befestigt, Bundenden nochmal etwas abgerundet usw.
Da wurden am Ende nochmal 2-3 Stunden investiert die man sich bei der Massenware spart. Weil die 2-3h die Gitarre eben teurer machen würde oder man weniger Gewinn macht oder oder oder.
 
[...]Da vertritt der Pharma-/Rüstungs-/Finanz-was-weiß-ich-Lobbyist zwar aus Sicht des/der jungen, aufstrebenden Politikers/Politikerin vielleicht die "böse Seite" - aber er ist gleichzeitig auch eine charmante, charismatische Person mit einem ähnlichen Bildungshintergrund und "Kommunikationsniveau", wie der/die zu überzeugende Politiker/Politikerin. [...]

Lobbyisten braucht man nur, wenn das eigene Produkt/die eigene Dienstleistung schlecht ist. Gute Dinge verkaufen sich durch Mundpropaganda der Nutzer. Diese Art der Bewertung bewirbt nachhaltig und ist nicht volatil.

Und nicht immer pauschal Pharma- oder Rüstungsunternehmen in böse Schubladen stecken.

@Theo Sexton, warst Du bei der Apothekenumschau? Der Handelsname darf bei bestimmten Präparaten nicht öffentlich genannt werden, weil Laienwerbung verboten ist. Daher erfolgt dann Ansprache über den Wirkstoff.
Ein Momentum gibt es, was eine moralische Hemmnis darstellt, so subtil gegen Mitbewerber(-produkte) vorzugehen, wie Du schilderst: Die Angst vor dem Leak und der millionenschweren Skandalbewältigung.
Forschende Unternehmen haben sich einen Kodex auferlegt, der mittlerweile sogar die Musterabgabe reglementiert bzw. ausschließt.
In der Vergangenheit - um 2005-2007 - gab es da nämlich durch Vertriebler der Generikahersteller und Apotheker einen netten volkswirtschaftlichen Schaden, da die kostenlosen Muster von Apothekern an Patienten abgegeben wurden, den KV aber in Rechnung gestellt wurden. Auch die Muster hatten beim Arzt natürlich den Zweck, einen Patienten erstmal kostenlos (und für den Arzt ggf. budgetneutral, aber die Budgetlast ist u. a. abhängig davon, ob der Wirkstoff allgemein anerkannt Leitsubstanz ist - oder nicht) darauf einzustellen und diesen danach über Rezept kostenpflichtig mittels Rezepteinlösung bei der Apotheke zu therapieren.
Das ist aber auch nicht mehr der Fall, sondern Pharmaunternehmen müssen tatsächlich mit allgemein anerkannten Studiendaten überZEUGeN, selbst weiche Umschmeichlung durch Events müssen justiziabel sicher über Verträge geregelt werden. Ein wesentlicher Faktor ist damit die Sympathieebene gepaart mit Fachkompetenz geworden.

In der Rüstung kenne ich solche Vertreter, die die Entscheiderebene überREDEN wollen. Da hilft nur als Gegengift, sich selber bestmöglich mit Wissen über Chancen und Grenzen aufzustellen.

BTT...

Ich dachte, es ist mittlerweile schon alles dazu ausgetauscht zu Instrumententests.
Letzten Endes ist es doch wie hier im Board, wenn man - ohne eigene Entschlusskraft - sich durch die vermeintliche Schwarmintelligenz einen Lagevortrag zur Entscheidung vorbereiten lässt, ein paar Courses of Action mit jeweiligen Kernchancen und -risiken am Ende im Trichter stecken und im Ideal eine dieser CoA in Entschlussform die eigene Handlungsoption wird.
So und nicht anders sollte man einen Test in einem Instrumentenmagazin lesen.
Ist man leichtgläubig, erfahrungslos, manipulierbar übernimmt man die gemachte Testaussage kritiklos und handelt blind, ist man das Gegenteil, wird man erst handeln, wenn man sich selbst unmittelbar und persönlich ein Bild gemacht hat. Dazu kommt noch der Faktor der Authoritätsrückversicherung, wie wahrhaftig schätzt man die Kompetenz der Quelle ein.
 
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Gute Dinge verkaufen sich durch Mundpropaganda der Nutzer.
Aber nicht mit einem Massenprodukt in einem Massenmarkt. Da müssen sich Inverstitionen schnell wieder rentieren. Da kann man auf Mundpropaganda nicht warten.

Nebenbei ich habe seit Jahrzehnten ein Abo von G&B und werde es auch bis zu meinem Lebensende behalten. Da ich weiß, wie Blätter gemacht werden, wie Medien arbeiten, relativiere ich, was ich lese, höre und sehe.
 
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Du unterschätzt die gegenwärtige Einflusskraft und Reichweite in Echtzeit des viralen Marketings. Schnell ein YT Video zu einem Produkt gemacht, ne Katze mitreingenommen, 1.000.000 Clicks...

Du selbst siehst Dich als mündiger und umfänglich informierter Marktteilnehmer.
 
Du selbst siehst Dich als mündiger und umfänglich informierter Marktteilnehmer.
Zum überwiegenden Teil schon. Ich hatte und habe durch mein Berufsleben recht häufig mit den Geschäftsführungen weltweit bekannter Marken zu tun, die trotz ihres Bekanntheitsgrades Millionen in Marketing und Werbung stecken - und das nicht von ungefähr. Nicht jedes Produkt lässt sich über das Internet optimal oder auch nur ausreichend vermarkten.

Ich negiere nicht, dass das Internet bei Markteinführungen und "Saison"-Artikeln bezogen auf spezifische Zielgruppen sehr großen Einfluss hat und "klassische" Medien wie Print und TV verdrängt. Das erkennt man auch am Messegeschäft - und im Musikaliengeschäft z.B. auf der Frankfurter Musikmesse, die ja von einigen Weltmarken nicht mehr gebucht wird.
 
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Was macht nun der Hersteller mit seinem Produkt? Er beauftragt eine Pharmaagentur damit, Berichte über eine Studie in den Medien zu verbreiten, in denen nachgewiesen wurden, dass PCMC überdosiert zu Alpträumen und Halluzinationen führt. Von diesen Berichten gibt es mehrere unterschiedliche Versionen für ärztlichen Fachzeitschriften und Kundenzeitschriften in Apotheken, Yellow-Press und Boulevardblätter, elektronische Medien usw. (...)Im zweiten Schritt streut die Agentur nun Studien zur Wirksamkeit des neuen Produkts, das signifikant besser ist: weniger magenbelastend, schneller resorbierbar usw. durchaus ohne Nennung des Handelsnamens eben nur mit der Bezeichnung des chemischen Wirkstoffs. Im dritten Schritt erfolgt die Anzeigenschaltung des Herstellers entweder über eine eigene Marketing bzw- PR-Abteilung oder wieder über eine Agentur. So läuft das Geschäft häufig, natürlich nicht immer ab. Oft reichen auch redaktionelle Artikel z.B. über die verschiedenen Arten von Kopfschmerzen aus, denen dann auf der übernächsten Seite (ja, ich komme vom Print) eine ganzseitige Anzeige über ein Schmerzmittel folgt. Das ist zwar jetzt alls etwas offtopic, aber ich kenne mich halt im Gesundheitsbereich aus. Ähnlich läuft es aber auch in anderen Bereichen.

Wenn ein Patient aufgrund solcher Manipulationen über Jahre ein Medikament nimmt, das objektiv schlecht(er) ist als ein anderes oder Nebenwirkungen hat oder er nimmt gar keines, obwohl es eines gäbe, was ihm helfen würde, dann hat das schon Relevanz ... Insofern finde ich die von Dir beschriebenen Praktiken schlimm.

... wir dagegen bewegen uns hier auf einem total risikoarmen, jedenfalls nicht gesundheitsgefährdenden Sektor: Wenn jetzt jemand 5 Jahre (scheinbar?) glücklich und zufrieden auf einer Gitarre herumklimpert, die er sich aufgrund eines "euphorischen" Testberichts gekauft hat - und nun stellt sich heraus, dass der "Test" nur deshalb so positiv ausgefallen war, weil der Vertrieb in derselben Ausgabe eine ganzseitige Anzeige schaltete ... Schmälert das die Freude an/den subjektiven Wert seiner Gitarre?

Oder würde jemand im Umkehrschluss jahrelang an einem Stück Equipment festhalten, mit dem er eigentlich unzufrieden ist, nur weil es super "getestet" wurde?
 
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ich die von Dir beschriebenen Praktiken schlimm.
Schlimm ist gar kein Ausdruck. Das heißt aber nicht, dass das neue Medikament schlechter sein muss.
Schmälert das die Freude an/den subjektiven Wert seiner Gitarre?
M.E. auf gar keinen Fall. Es gibt sicherlich schlecht verarbeitete Instrumente (das kann man verifizieren), aber keine schlecht klingenden, sondern nur andsers klingende. Und was die Bespielbarkeit betrifft. Da hat jeder seine eigenen Vorlieben. Von daher: Nicht der Name macht die Musik, erst recht nicht ein Review. Wenn ich die Tests in G&B lese, lasse ich alles aus, was mit Klangbeschreibung und Wertung zu tun hat.
 
Mal kurz nachgerechnet (ca. 58 - 15 = 43): Welche (vielen) Gitarrenzeitschriften gab es denn ca. 1974? Ich kann mich an die "Musiker" (Vorläufer von Gitarre&Bass) und das "Fachblatt Musikmagazin" erinnern, da habe ich als (ebenfalls 15-jähriger) so um 1987 die ersten Exemplare gekauft - und da gab es pro Ausgabe vielleicht 2-3 Tests von Gitarren, es gab ja im Vergleich deutlich weniger Auswahl.
Genau, es gab hauptsächlich das Fachblatt und es gab natürlich auch noch englischsprachige Magazine - meistens am internationalen Kiosk im Bahnhof; beispielsweise den Guitar Player. So ab Anfang der 1980er kamen ziemlich viele Magazine hinzu. Vorher war es in der Tat eher mau.
 
Und der erste Vorläufer, den ich kenne, war Riebes Fachblatt. Ein paar aneinander geheftete Blätter, die in Musikgeschäften auslagen. Ich holte es mir immer bei Musik City in Köln. Das Laden hat leider längst zumachen müssen.
 
Ganz so negativ wie manche hier die Zeitschriften und den damit verbundenen Journalismus hinstellen ist es nicht ganz.

Unsere Firma hatte bis vor ca. 1 Jahr, Anteile an einem bekannten Videospiele Portal in Deutschland.

Meine Aufgabe war es hier, auch die Werbekampagnen zu organisieren.

Journalismus
Die jungen Journalisten möchten EHRLICH berichten. Das war über 12 Jahre lang bei 100% der Journalisten die bei uns tätig waren, ob fest angestellt oder auf freiberuflicher Basis, Standard!

Tests
Wenn ein Test eines Journalisten extrem schlecht war und der Kunde jedoch eine fette Kampagne bei uns gebucht hatte, dann hatte ich einen knallharten Kampf mit den Testern, aus einem schlechten Test, einen "angenehmeren" zu machen.
Auch wenn ich mich hier einmischen musste, wurde aus einem Spiel mit Note 5, keine 2 oder 3, aber man hat sich dann beim Produkt mehr auf die guten Sachen konzentriert und die schlechten einfach weggelassen.
So lässt sich ein Test ein wenig optimieren.

Kleines Feintuning gibt es somit, aber aus Scheiße wird nun mal kein Gold.

Also im großen Ganzen kann man mit den Tests schon klarkommen.

In der aktuellen guitar 12/2019 wird zum Beispiel die Fender American Ultra Strat getestet. Textlich wird sie über den grünen Klee gelobt, aber zum Schluss gibt es 4 von 5 Sterne, passt doch ;)

Ich finde die Tests immer interessant und kann mir aus den Infos durchaus ein Bild machen.
 
Ganz so negativ wie manche hier die Zeitschriften und den damit verbundenen Journalismus hinstellen ist es nicht ganz.
Ich fühle mich angesprochen. Ich drücke mich gewöhnlich pointiert bis drastisch aus. Und mein Beispiel war (s.o.) nicht an den Haaren herbeigezogen. Selbstverständlich gibt es auch seriösen Journalismus. Aber neben harten Fakten bei einer Beurteilung gibt es auch weiche Skills - z.B. der Klang einer E-Gitarre -, der eben subjektiv wahrgenommen und interpretiert wird. Bei Instrumenten- und Verstärkertests bietet G&B auf der Website oft Hörproben an. Die geben mir mehr Information über den Klang als "seidige Höhen, durchsetzungfähige Mitten und straffe Bässe". Mit solchem Wortgeklingel kann ich nichts anfangen, lese es aber immer wieder.
 
@Theo Sexton

Mein Post war nicht direkt auf einen bezogen ;)

Aber was Du ansprichst stimmt: Klang! Schwer zu beurteilen!

Ich meine jeder kennt das sicherlich von sich selbst: Ihr übt zu hause und seid mit dem Sound zufrieden.

Am nächsten Tag, OHNE etwas zu ändern, klingt es anders. gerade heute mir passiert mit der Tele: Gestern Mega Twang. heute kommt es mir weniger vor. Aufnahme gemacht: EXAKT gleich wie gestern :D

Aber Verarbeitung einer Gitarre und Material kann man schon bewerten und da machen die das doch auch wirklich gut, finde ich. Und wenn es mal ein Teil ist das nicht richtig gut ist, kommt der Standardtext: Für den preis gut ;)
 

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