Hallo Algorithmus,
ist interessant, daß Du der Meinung bist, Deine Eisler-Beispiele wären in
strengster Zwölftontechnik komponiert worden.
Ich dachte immer, es würde folgendes gelten:
Die Oktave wird, wie in der traditionellen tonalen Musik auch, als derselbe Ton wie die
Prim aufgefasst, unterliegt daher dem "
Wiederholungsverbot".
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lftontechnik#Zw.C3.B6lftontechnik_nach_Arnold_Sch.C3.B6nberg
In Deinem Beispiel
Nonett Nr. 1 wird z.B. bei 00:19 ein Ton von der Flöte gleich vier Mal hintereinander gespielt und das Motiv sogleich vom Fagott, lediglich transponiert, beantwortet.
Da Du Dich mit diesem Thema wohl besser auskennst, kannst Du uns das vielleicht erklären.
Es sind ja gerade derartige leicht zu erkenennde Strukturen, durch die seine Musik der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit angepasster erscheint, als die von Schönberg, Berg und Webern.
Wie dem auch sei, er hat der Reihentechnik sogar noch etwas harmonisches (im weitesten Sinne) abgewinnen können.
Doch andererseits: War das wirklich nötig? M.E. hat er sich doch damit seine Arbeit unnötig schwer gemacht.
Habe etwas über Eisler recherchiert. Es hat ja gewaltig geknirscht zwischen Schönberg und ihm:
Demzufolge habe Eisler Schönbergs "12-Ton-Musik" kritisiert. Von der "modernen Musik" fühle er sich gelangweilt. "Ich will tatsächlich mit der ,Moderne' nichts zu tun haben", schreibt er an Schönberg. Schönbergs Abwehrreaktion war so stark, daß er noch 1928 schrieb:
"Soll ich hier mit ihm abrechnen? Es hält mich eines zurück: ich habe das Gefühl, daß er nicht alt wird."
Quelle: Martin Hufner in: Hanns Eisler(1898-1962)
Eisler hat m.E. aus der Not der Zwölftontechnik eine Tugend gemacht. D.h. wenn es mit dieser Technik schon so schwer ist, eine Struktur zu erstellen, die eine große Übersicht über das Stück erleichtert, dann wird sie eben für eine Aneinanderreihung von einzelnen Bildern genutzt. Titel wie "Reisesonate","Tagebuch", "Zeitungsausschnitte" passen gut in diese Sicht.
Ich lese gerade, daß Dein Beispiel, Nonett Nr. 1, sogar als Filmmusik gedacht war:
Nonet Nr. 1; Septet Nr. 2 (based on music for
Charlie Chaplin's film Circus, never completed because of Eisler's forced departure from the U.S.).
Quelle: Andy Lang in: http://eislermusic.com/cd2.htm
Eisler ging seinen ganz eigenen Weg und befand sich schließlich zwischen allen Stühlen:
Als Komponist der Nationalhymne der DDR war er im Westen politisch anrüchig, als eigensinniger Querkopf, der die "große bürgerliche Neue Musik" nicht in Bausch und Bogen ablehnen wollte, wurden seine Werke in der DDR immer seltener gespielt.
Quelle: Martin Hufner in: Hanns Eisler(1898-1962)
Sein Bestreben war es jedenfalls: "Immer Musik zu schreiben, die gebraucht würde."
Dieses praktische Denken merkt man seiner Musik deutlich an.
Zitat von klaus111 Beitrag anzeigen
Dieser
lithurgische Gesang müsste doch das Paradestück "einlullender Musik" der Kirche sein: In den 1630er Jahren komponiert und bis 1870 in der Karwoche in der Sixtinischen Kapelle aufgeführt.
Ich meinte jedoch die Orgelmusik aus ca. 600 bis 500 Jahren zuvor stammend, welche in den Kirchen erklingt und während des Gottesdienstes die Menschen einlullen soll. Die Kirche befolgt damit seither besondere Absichten, die sie bis heute noch nicht überwunden hat. Sie muss die Menschen irgendwie einschläfern, in Trance versetzen, um ihnen irgendwelche Botschaften einzutrichtern.
600 bis 500 Jahren zuvor, wäre dann ca. 1030 bis 1130. Da entwickelte sich die Orgel erst allmählich zum Hauptinstrument der christlichen Lithurgie. Einzelne Register konnte man noch nicht ab- und zuschalten. Es gab auch noch keine Tastaturen oder Manuale. Ein Ton wurde ausgelöst, indem man mit der ganzen Hand eine Holzlatte herauszog und so die Windzufuhr zu den Pfeifen für diesen Ton freigab.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Orgel#Geschichte
(Das änderte sich erst wesentlich in der Renaissance.)
Mir sind keine Orgelwerke aus dieser Zeit bekannt. Selbst wenn Du den Zeitraum 1400-1500 meinen solltest. Orgelkomponisten aus dieser Zeit kenne ich nicht. Erst ab dem 16. Jahrhundert geht es mit der Orgelliteratur richtig los (
Liste), wie auch mit der Instrumentalmusik und der Mehrstimmigkeit überhaupt.
Selbst wenn man das
erstbeste Beispiel des ersten Komponisten auf der Liste anhört: Einlullend klingt das nicht.
Falls Du Gregorianische Gesänge meinst: Die wurden seinerzeit in Parallelen auf der Orgel begleitet. Die Gregorianischen Themen sind bis in die heutige Zeit übrigens Inspirationsquelle für Komponisten, wie z.B. an diesem Beispiel sehen kann:
Jeanne Demessieux -
Zwei gregorianische Präludien
Vielleicht meinst Du das mit "einlullender" Musik? Ich finde sie interessant.
Olivier Messiaen war ein rückhaltloser Bewunderer von Jeanne Demessieux.
Also belege das, was Du meinst! Deine Äußerungen klingen sehr ideologisch und nicht musikalisch fundiert.
Die Musik ist in der Tat sehr einfach gestaltet. Im Gesang, mit seinen inherenten Abweichungen, mit Wiederhall und Überlagerungen im Raum der Kirche, klingt sie auch relativ gut.
Freut mich, daß Du dieser sehr harmonischen Musik etwas positives abgewinnen kannst. Offenbar bist Du noch nicht so weit wie Pärt in seiner Krise.
Versuche einmal ein paar Takte Musik in diesem Stil zu schreiben. Dabei wirst Du viel lernen und auch beurteilen können, wie einfach sie wirklich ist.
Zitat von klaus111
So einfache Musik kann Dich natürlich nicht befriedigen, eher diese mit viel Bedacht gewählte Harmonisierung eines Kinderliedes.
Was bezweckst du mit diesem Link und der vorangehenden Unterstellung? Falls du mich diskreditieren willst, so wünsche ich dir viel Spaß dabei. Das kann ich leider nur als unpassende Reaktion deinerseits betrachten. Vielleicht hast du den Thread nicht aufmerksam gelesen. Die Harmonisierung des Kinderliedes war ein Experiment. Du wirst in dem Thread feststellen können, dass mir auch sehr simple Musik gefallen kann.
Warum die Aufregung? Deine Schöpfung war doch gar nicht einfach verständlich. Deshalb hast Du ja eine
ausführliche Erklärung Deiner Gedanken dazu abgegeben.
Wenn ein Zitat Deines Schaffens als Diskreditierung verstanden werden kann, dann stimmt doch irgend etwas nicht. Ich denke einmal positiv und nehme an, daß Du Dich weiterentwickelt hast.
Dieses Video ist insgesamt der größte Schwachsinn den ich je über Musik gehört habe. Unseriös, verallgemeinernd, mit Absolutheitsanspruch und alles schön im Stile des Freisprechers, der einfach redet und nichts belegt.
Beispiel, die These bezüglich des Geigenspiels. Weiss der gute Mann denn nicht, dass es nicht umsonst soetwas wie Linkshänderviolinen, Linkshändergitarren etc. gibt?
http://www.violinsonly.info/images/l...inandcello.jpg
Edit: Nachdem ich den ernstzunehmenden Blog-Beitrag "Manfred Spitzer - The Moralapostel strikes back"
http://vicarocha.wordpress.com/2006/...l-strikes-back gelesen habe, bin ich nicht mehr so sehr verwundert über die Existenz dieses Videos.
Alternative Quelle:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/hoersa...y/sose2008.htm
Du bist sehr leichtfertig mit Deinen Diffamierungen von Prof. Manfred Spitzer. Du behauptest, er würde nichts belegen. Selbstverständlich belegt er seine Aussagen so, wie es einer populärwissenschaftlichen Sendung angemessen ist. Wenn Du an weiteren Belegen interessiert bist, so findest Du sie in seinem Buch, das 21 Seiten eng bedruckt und zweispaltig Literaturbelege (über 600!) aufführt:
"
Musik im Kopf: Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk (Broschiert) von Manfred Spitzer (468 S.)
Wie oberflächlich Du Deine falschen Aussagen dahinschluderst, zeigt sich beim Thema "Linkshänder".
Manfred Spitzer spricht dieses Thema explizit an:
Am Beispiel Einhandflöte sagt er z.B.: "Es gibt ein paar, da ist alles anders herum." "Die Häufigkeit ist etwa so groß, wie die Häufigkeit der Linkshänder."
Dein "ernstzunehmenden Blog-Beitrag" ist nun wirklich das Letzte! Eine völlig unbedeutende Seite. Jeder kann heute einen wordpress-Blog aufmachen und seine verbalen Fäkaleimer der Öffentlichkeit zumuten. Natürlich anonym, Impressum ist keines zu finden.
Damit wäre die Seite nach deutschem Recht sogar illegal. In deinem "alternativen" Link findet sich nichts zu dem Thema.
Es ist traurig, wie man sich so verirren kann, einem "motzenden" Anonymen mehr zu vertrauen, als einem ausgezeichneten Wissenschaftler, der nicht nur Studienabschlüsse in Medizin, Philosophie und Psychologie vorzuweisen hat, Promotion in Medizin und Philosophie sowie jüngster Professor einer Psychiatrie in Deutschland war.
Wenn Du jetzt sagen solltest, aus Musikersicht wäre das alles anders, so lassen wir
Wolfgang Dauner zu Wort kommen. Er kommentiert das o.g. Buch so:
"Ein fantastisches Buch, ich werde es an meine Kollgen weitergeben..."
Dein Betrag unterstreicht, daß man Deine Ausführungen nicht wirklich ernst nehmen kann. Ich neige dazu, sie künftig weniger zu beachten und wünsche Dir, daß Du künftig qualifiziertere Beiträge schreibst. Das wird besser gelingen, wenn Du Dich an Material hältst, das von Leuten geschrieben wurde, die etwas von der Materie verstehen.
Viele Grüße
Klaus