Die Realität besteht jedoch nicht nur aus Diatonik, da gibt es ganz viel anderes. Gerade auch wenn Du von der "Welt" sprichst, denn die Diatonik stammt ja vornehmlich aus unserem Kulturkreis (nur eine Insel gegenüber der Welt). Und das [andere] sollte man doch nicht einfach totschweigen, gerade im Unterricht.
1. IMHO interpretierst du zu weitgehend: Daß die Realität nur aus Diatonik bestehen würde, hat niemand behauptet, von daher ist "da gibt es ganz viel anderes" unbestritten richtig. Das ist aber eine Polarisierung und daher nicht sonderlich aussagekräftig, denn wir sind uns doch sicher einig, daß die Realität aus Grautönen statt nur aus Schwarz und Weiß besteht. Wie diese Zwischenstufen aussehen und wie man gewichtet:
das ist doch die entscheidende Frage. Aber nicht, daß einseitige Extreme schlecht wären.
2. Die Diatonik entstammt unserem Kulturkreis, d'accord. Aber die westliche Kunst- und vor allem Popularmusik dominiert über ganz viele andere Musikkulturen: überall in Asien und Afrika werden Charttitel mit europäischer Harmonik produziert und gehört. Natürlich gibt es die traditionellen Musiken nach wie vor, aber aus sicher nicht zuletzt kommerziellen Gründen dominiert die Harmonik der westlichen Popmusik durch die Medien
weltweit die Hörgewohnheiten. Das ist nicht unbedingt gut, aber daher halte ich den Begriff der Insel für unpassend. Er spiegelt nicht die faktische Gewichtung der Diatonik wieder, sondern evtl. nur deine gewünschte.
Meiner Meinung nach sollte elementarer Bestandteil jeden Musikunterrichts das kennen lernen (und Verständnis-entwickeln für) möglichst vieler Musikrichtungen sein, inkl. der Musik anderer Kulturen. Man muss ja nicht gegenüber dieser so genannten "Realität" aufgeben, man kann es auch etwas besser machen
Das Kennenlernen anderer Musikkulturen ist ein wichtiger Bestandteil der schulischen Musiklehrpläne seit Jahrzehnten. Und niemand hat davon gesprochen, angesichts der weiten Verbreitung der Diatonik andere Tonordnungssysteme aufzugeben. Auch hier gilt doch: es geht doch nicht um Extrempositionen ("etwas aufgeben"), sondern um den
konstruktiven Mittelweg. Da würde ich von dir gerne eine Idee hören, wie Schüler dazu gebracht werden können, vielleicht nicht unbedingt sofort diatonisch zu denken.
Harald