Warum denken wir eher in Dur?

Kinderchen, zu der Aufforderung, man hätte hier gefälligst als ausübender Musiker die Hosen herunterzulassen: Erstens wüßte ich nicht, wieso dazu ein Pflicht besteht, und zweitens seid unbesorgt, ich spiele öffentlich und gar nicht so selten, und ich habe eine ganze Menge davon selber komponiert. WEIL das so ist, werde ich hier nicht die Hosen herunterlassen, denn dann wäre ich hier sofort nicht mehr anonym. Das Recht, in einem Forum anonym, bzw. pseudonym zu bleiben, nehmt ihr euch genauso heraus wie ich, vielleicht respektiert man das einfach mal und unterstellt nicht einfach etwas, ohne Anlaß dazu zu haben. Unter gesitteten Menschen nennt man so etwas "üble Nachrede".

Gbonsai, habe ich das Rezept richtig verstanden? Man fügt dem simplen "Hey Jude" ein paar Tonika-Septimen hinzu, und schwupps! lösen sich "ungünstige Fixierungen in der Psyche", und der so Geheilte ruft aus: "Donnerwetter, mein Gehirn ist ja wirklich zwischen den Beinen!"
Funktioniert das auch mit ähnlich einfachen Liedchen wie "Alle meine Entchen"? Muß ich mir dafür ein paar Natur-Septimen besorgen, oder kann ich auch gleichstufige nehmen? Falls ich auch die nicht zur Hand habe: dürfen es dann auch übermäßige Sexten sein? Oder rutscht mir dann statt des Hirns das Herz in die Hose? Oder wirkt das sowieso nur, wenn man wenigstens sieben Tage lang keine Mettwurst gegessen hat?
 
Kinderchen, zu der Aufforderung, man hätte hier gefälligst als ausübender Musiker die Hosen herunterzulassen: Erstens wüßte ich nicht, wieso dazu ein Pflicht besteht, und zweitens seid unbesorgt, ich spiele öffentlich und gar nicht so selten, und ich habe eine ganze Menge davon selber komponiert.
Die Forderung kommt nicht ohne Grund, wie du sicher auch in nächster Zeit feststellen wirst...

WEIL das so ist, werde ich hier nicht die Hosen herunterlassen, denn dann wäre ich hier sofort nicht mehr anonym. Das Recht, in einem Forum anonym, bzw. pseudonym zu bleiben, nehmt ihr euch genauso heraus wie ich, vielleicht respektiert man das einfach mal und unterstellt nicht einfach etwas, ohne Anlaß dazu zu haben. Unter gesitteten Menschen nennt man so etwas "üble Nachrede".
Und was du machst, ist eine ganz üble Art der Sprachtechnik. Den väterlichen Arm auf die Schulter legen und die Anwesenden damit als Blöde hinstellen, weil man ja schon 34569134 Jahre Erfahrung hat.

Meinst du wirklich, daß du der Einzige bist, der schreibt und spielt? Hmmm?

Oder ist es dir lieber, daß ich dich frage, ob du ob des Alters noch klar denken kannst und verstehst, was du da machst?!?

Ich kann keine Weisheit und Erfahrenheit in deinen Worten finden. Auch nicht wirklich was, was mich darauf schließen läßt, daß du was kannst, tut mir leid. Vor allem was das Wesen der Musik angeht.

Und was die Anonymität angeht. Ich bin auch anonym, und das soll auch so bleiben...

Gbonsai, habe ich das Rezept richtig verstanden? Man fügt dem simplen "Hey Jude" ein paar Tonika-Septimen hinzu, und schwupps! lösen sich "ungünstige Fixierungen in der Psyche", und der so Geheilte ruft aus: "Donnerwetter, mein Gehirn ist ja wirklich zwischen den Beinen!"
Funktioniert das auch mit ähnlich einfachen Liedchen wie "Alle meine Entchen"? Muß ich mir dafür ein paar Natur-Septimen besorgen, oder kann ich auch gleichstufige nehmen? Falls ich auch die nicht zur Hand habe: dürfen es dann auch übermäßige Sexten sein? Oder rutscht mir dann statt des Hirns das Herz in die Hose? Oder wirkt das sowieso nur, wenn man wenigstens sieben Tage lang keine Mettwurst gegessen hat?
Ja, du kannst wunderbar Dinge aus dem Zusammenhang reißen und damit den anderen so hinstellen, als ob er total verblödet sei...

Komm mir bitte nicht mit "Übler Nachrede", allein das ist schon eine absolute Falschaussage, zumindest was das Rechtliche angeht.

Wenn die Argumente ausgehen, suchst du dir Bruchstücke und baust sie nach deinen Vorstellungen zusammen, eine ganz, ganz nette Art ist das.:evil::evil::evil::evil::evil:

Oder spricht hier der einsame Mensch, der auf diese Art Kontakt aufnehmen möchte...?:gruebel:
 
Nichtsdestotrotz finde ich es einerseits interessant, andererseits auch amüsant, wie man versucht, das harmonische Konzept, das im Kopf des Menschen vorgegeben ist, mit den Tatsachen der Naturtonreihe in Einklang zu bringen.
Nur amüsant, sehr amüsant finde ich das. Interessant fand ich das, als ich mich selber mit beschäftigte habe. Wie war das noch mit der Scheibenwelt? :D Also rund ist die Erde in Sachen Musik noch lange nicht...
 
Ja, du kannst wunderbar Dinge aus dem Zusammenhang reißen und damit den anderen so hinstellen, als ob er total verblödet sei...

Komm mir bitte nicht mit "Übler Nachrede", allein das ist schon eine absolute Falschaussage, zumindest was das Rechtliche angeht.

Wenn die Argumente ausgehen, suchst du dir Bruchstücke und baust sie nach deinen Vorstellungen zusammen, eine ganz, ganz nette Art ist das.:evil::evil::evil::evil::evil:

Oder spricht hier der einsame Mensch, der auf diese Art Kontakt aufnehmen möchte...?:gruebel:
TOpic und das Postulat von gBonsch***... ähm ..gbonsei, genau beachten/verstehen. Dann erkennst du die Abartigkeit seines ... Und das hat Maler ganz genau erfasst und auf den Punkt gebracht.
Übrigens eines der wenigen Dinge wo ich Maler hier im Thread recht geben muss. Nicht alles was er von sich gibt ist Blödsinn, aber man muss auch mal kurz ins ich gehen und "den ersten Eindruck" noch mal überdenken ;) ... hatten wird doch auch ;)

edit: btw, wegen Forderungen @all: Fordert doch mal zur Abwechslung was von mir? Vielleicht rede auch ich nur misst und kann rein gar nichts vorweisen?! :rolleyes: :D ;) Kinder, bleibt mal ein wenig locker :)
 
Meinst du wirklich, daß du der Einzige bist, der schreibt und spielt?
Warum fragst du, ob ich etwas meine, das ich nie behauptet habe?

Oder ist es dir lieber, daß ich dich frage, ob du ob des Alters noch klar denken kannst ...
"Lieber" - weiß nicht. Aber ich kann die Frage natürlich schlecht beantworten. Denn falls ich nicht mehr klar denken kann, bilde ich mir ja nur ein, daß ich noch klar denken kann. Muß ich mit meinem Tanztherapeuten besprechen.

Oder spricht hier der einsame Mensch, der auf diese Art Kontakt aufnehmen möchte...?
Werde ich auch mit meinem Tanztherapeuten klären. Hab aber erst Montag wieder Tanztherapie. Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit ein wenig Musik, vielleicht mit dieser hier, obwohl ich kein Opern-Liebhaber bin:
http://www.youtube.com/watch?v=3bl4J6As-2M
 
Musik ist eben nicht Physik, sondern läuft auf ganz anderer Ebene ab. Weshalb da durchaus andere Regeln Berücksichtigung finden können und dürfen, nein - sogar müssen, will man eine gewisse Art der Vollkommenheit in der Musik erreichen.

Richtig, Musik ist keine Physik, aber auch keine Astronomie, Geometrie, Religion, Anthroposophie, Esoterik, Politik, Neurobiologie, Psychologie, Physiologie, Philosphie, Farbenlehre usw.

Manche dieser Gebiete liefern mehr oder auch weniger wichtige Teilaspekte. Die natürlichen Grundlagen sind jedenfalls immer dabei. Lassen wir doch jeden seinen Aspekt vortragen, wenn es nicht zu individualistisch oder dogmatisch wird.

Mit den Regeln, die Berücksichtigung finden müssen, zumindest als Bezugspunkt, gebe ich Dir auch Recht. Fast reine Aleatorik oder gar Stille stellen für mich keinen schöpferischen Prozeß dar. Die Regeln können mannigfache Formen annehmen, wie die Geschichte oder auch die verschiedenen Kulturen zeigen. Eine gewisse Art der Vollkommenheit kann in der Musik erreicht werden, wenn die Regeln (auch intuitiv) erfaßt werden können und wenn man nachvollziehen oder zumindest erahnen kann, welche Höhe der Komponist oder Interpret erklommen hat.

Kaum jemand, der hier über diese Dinge diskutiert, hat Beispiele gebracht. Meine habe ich sowohl in Notenform als auch als Einspielung vorgestellt, so daß man sich mit den Ohren ein Bild machen kann, was ich meine und wie das klingt.

Hier in diesem Thread hat keiner eigene Beispiele gebracht. Ich bin sehr dafür, wenn Beispiele gebracht werden, Zitate, Musik-Zitate und eigene Kompositionen. Mit den ersten beiden habe ich oft schon meine Aussagen veranschaulicht, bei letzteren sind leider mehr technische Voraussetzungen erforderlich. Immerhin habe ich es inzwischen geschafft, Noten darstellen zu können :), Eigene Musik dauert noch etwas.
(Deine Noten (oder MIDI-file) von "Alle meine Entchen" :great: würden mich interessieren. Läßt sich da was machen oder gibt es Hindernisse?)

Es mußte vielleicht auch mal in so einen Thread hier herein, wenn wir schon sowieso am Philosophieren sind...

Deshalb habe ich im Verlauf mein möglichstes getan, um ihm Leben einzuhauchen und freue mich, daß so ein relativ offener Thread nicht abgewürgt wird, mit dem Hinweis "off topic".

Das Thema bezeichnet jedenfalls einen Kernpunkt unserer Musik und kann auch mal allgemeiner behandelt werden.

Viele Grüße
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
TOpic und das Postulat von gBonsch***... ähm ..gbonsei, genau beachten/verstehen. Dann erkennst du die Abartigkeit seines ... Und das hat Maler ganz genau erfasst und auf den Punkt gebracht.
Jau, wenn er als Mönch leben will, jeder, wie er will. Ich kann aber auch gewisse Dinge erkennen, bei denen ich ihm zustimmen muß. Pauschalisierungen mag ich nicht...

Übrigens eines der wenigen Dinge wo ich Maler hier im Thread recht geben muss. Nicht alles was er von sich gibt ist Blödsinn, aber man muss auch mal kurz ins ich gehen und "den ersten Eindruck" noch mal überdenken ;) ... hatten wird doch auch ;)
Klar hat er auch recht. Auch, wenn er da einen Ton fährt, der mir nicht gefällt.

Werde ich auch mit meinem Tanztherapeuten klären. Hab aber erst Montag wieder Tanztherapie. Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit ein wenig Musik, vielleicht mit dieser hier, obwohl ich kein Opern-Liebhaber bin:
http://www.youtube.com/watch?v=3bl4J6As-2M
Wenn du das als Maß der Dinge ansiehst...

Ist der Geist frei, dann empfehle ich das als Therapie:
http://www.youtube.com/watch?v=na_3r_bf5gA
Fast jeder Ton ist anders intoniert, ich hoffe, das fällt auf.

Und wenn man sich wieder beruhigt hat:
http://www.youtube.com/watch?v=vxB-LbcZITU

Das mein Beitrag dazu, was Virtuosität mit Musik zu tun hat.

Hier die neue Form der Kurzoper - ein Jahrhundert später geboren, weniger närrisch aber umso menschlicher mit einem lieben Gruß an Miles:
http://www.youtube.com/watch?v=A85oOAm9Q7E

Kunst endet eben nicht im vorletzen Jahrhundert. Ebensowenig die Erkenntnisse, die man beim Schöpfen von neuer Musik bekommt. Man höre auch auf die Kleinigkeiten, da sind wir nämlich wieder voll beim Thema.

Na, wer weiß denn, woher dieser Chorsound kommt? Wer hat's erfunden?!? :D:D:D

Manche dieser Gebiete liefern mehr oder auch weniger wichtige Teilaspekte. Die natürlichen Grundlagen sind jedenfalls immer dabei. Lassen wir doch jeden seinen Aspekt vortragen, wenn es nicht zu individualistisch oder dogmatisch wird.
Amen! :)

(Deine Noten (oder MIDI-file) von "Alle meine Entchen" :great: würden mich interessieren. Läßt sich da was machen oder gibt es Hindernisse?)
Ich hoffe, du hast gemerkt, daß das Instrument ein akkustisches war. Auch, daß da nichts geschnitten ist, außer am Anfang, da lief ich zum Instrument, und am Ende, da mußte ich die Stopp-Taste drücken. Sonst gab es da nichts, kein EQ, kein Hall, und die Mics sind auch nur irgendwie reingehängt.
Noten gibt's nur handgeschrieben, und zwar nur für den ersten Teil als Grundlage. Müßte ich abfotografieren, kann man aber leicht raushören, denke ich.

Deshalb habe ich im Verlauf mein möglichstes getan, um ihm Leben einzuhauchen und freue mich, daß so ein relativ offener Thread nicht abgewürgt wird, mit dem Hinweis "off topic".
Hier gibt es ein "stillschweigendes" Abkommen: Solange ein Thread nicht völlig entgleist, insbesondere sprachlich, greift hier kein Mod ein. Weshalb wir als User hier die Aufgabe und die Verantwortung haben, mit dieser Freiheit umzugehen.
Deshalb: Ich bitte euch, laßt uns den Thread hier nicht kaputtmachen!

Das Thema bezeichnet jedenfalls einen Kernpunkt unserer Musik und kann auch mal allgemeiner behandelt werden.
Ja, das ist einer der zentralen Punkte, wenn nicht gar der zentrale...
 
Ich bin ja durchaus für eine Streitkultur, doch wirklich kultiviert ist sie m.E. erst, wenn auch ein gewisser Respekt vor Meinungen anderer zu spüren ist. Ich denke, hier gibt es einige User, deren Sicht werthaltig ist und somit Respekt verdient. Das wollte ich zum Ausdruck bringen und "Amen!" ist da wohl nicht ganz der passende Kommentar.

Ich hoffe, du hast gemerkt, daß das Instrument ein akkustisches war. Auch, daß da nichts geschnitten ist, außer am Anfang, da lief ich zum Instrument, und am Ende, da mußte ich die Stopp-Taste drücken. Sonst gab es da nichts, kein EQ, kein Hall, und die Mics sind auch nur irgendwie reingehängt.
Das brauchst Du nicht zu erklären. Ich dachte, daß Du auch ein MIDI-Keyboard hast und Deine Software wieder funktioniert, um MIDI einzuspielen. Ist aber nicht so wichtig.

Gruß
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin ja durchaus für eine Streitkultur, doch wirklich kultiviert ist sie m.E. erst, wenn auch ein gewisser Respekt vor Meinungen anderer zu spüren ist

Und unkultiviert wird es wieder, wenn man seine Meinung (und vor allem seinen Musikgeschmack!) so kundtut, als seien es allgemeingültige Tatsachen, und dabei kein Mittel (sprich rhetorischen Trick) scheut.
 
Hallo Günter, ich wollte das nochmal aufgreifen:

Günter Sch.;4550171 schrieb:
Kein mensch hört, wie 12-ton-reihen ablaufen, nicht einmal der komponist, der oft überrascht ist, wenn er sein werk zum ersten mal hört, es ist schon mühsam, sie im notenbild zu verfolgen.

Nämlich, wie Du auf diese abenteuerliche These kommst, Komponisten wären im Falle der Zwölftontechnik vom klanglichen Resultat überrascht ;) Ob Du vielleicht die serielle Musik gemeint hast, die im englischen ja mit dem selben Terminus bezeichnet wird?

Es gibt unterschiedlich begabte Komponisten, manche brauchen nur Papier und Bleistift, andere nehmen ein Klavier zur Hilfe. Schönberg, Eisler und Boulez gehören zur ersteren Gruppe. Doch würde auch ein Hörer, dessen Blick bei Atonalität und/oder eher Dissonantem generell verstellt ist, zumindest bei der Reisesonate (eine Zwölftonkomposition von Hanns Eisler) kaum sagen, Eisler sei vom klanglichen Ergebnis überrascht gewesen. Die Reisesonate heisst nämlich so, weil er sie auf einer Zugreise komponiert hat, mit nichts weiterem als Notenpapier und Stift.
Hier nochmal die Links zu youtube: Satz 1 Satz 2 Satz 3

Ob man Reihen überhaupt hören oder verfolgen soll, dazu habe ich mich zwar schon ausführlich geäussert (wenn auch nicht direkt an Dich gerichtet), möchte aber noch hinzufügen: Es ist es ja auch vom Komponisten gar nicht gewollt, das man "Reihen ablaufen" hört - das wäre ja langweilig. Bei dem Kontrapunktbuch von Diether de la Motte ist sogar zu lesen:

Diether de la Motte schrieb:
Eine Hauptforderung aller Reihenkomposition ist [...] Die ständige Wiederkehr desselben Töneablaufs muß vor dem Hörer versteckt werden.

Man denke nun an das schon erwähnte op. 133 von Beethoven, bei dessen Anfang quasi eine Achttonreihe vorgestellt wird, unisono und in breiten Notenwerten. Und anschliessend als zwei Gegensätzliche Charaktäre aus identischen Intervallen. Zusammenhang soll gestiftet werden, aber nicht so, das alles gleich klingt und es sofort erkennbar ist. Siehe auch hier zu Liszts 2. Klavierkonzert: youtube-link
 
So, bin von der Tanztherapie zurück. Da PVaults sich über meinen Tonfall beklagte, meinte mein Tanztherapeut, ich solle PVaults fragen, wo ich ihn beschimpft habe. Und falls ich nur vergessen habe sollte, daß ich ihn eine Laberbacke genannt, einen dementen Alten, einen Einsamen mit Kontaktproblemen, solle ich umgehend um Entschuldigung dafür bitten.

ob ich dich überhaupt ernst nehmen kann. Laberbacken hatten wir hier schon einige ...

ob du ob des Alters noch klar denken kannst ...

Oder spricht hier der einsame Mensch, der auf diese Art Kontakt aufnehmen möchte ...

Da werde ich dir die Hosen so ausziehen, daß du nicht mehr weißt, wo vorne und hinten ist ...

So viel zum Tonfall, angehörs dessen mein Tanztherapeut meinte, ich solle es mit folgendem Rezept versuchen - allerdings sei es im Leistungskatalog der Kassen nicht enthalten und müsse privat abgerechnet werden:
Karl Valentin schrieb:
Laßt die Kopflosen wieder behaupten.
 
So, bin von der Tanztherapie zurück. Da PVaults sich über meinen Tonfall beklagte, meinte mein Tanztherapeut, ich solle PVaults fragen, wo ich ihn beschimpft habe. Und falls ich nur vergessen habe sollte, daß ich ihn eine Laberbacke genannt, einen dementen Alten, einen Einsamen mit Kontaktproblemen, solle ich umgehend um Entschuldigung dafür bitten.
Diese Woche wollte ich nichts mehr hier schreiben, doch diese Uminterpretationen meiner Aussagen kann ich nicht so stehen lassen.

Laberbacke: Ein Ausdruck, der sicherlich nicht nett ist, sich aber nicht auf dich bezog, sondern ganz allgemein gemeint war und für jeden nachvollziehbar, der die letzte Zeit hier unterwegs war. Als guter Musiker und Experte brauchst du dich da gar nicht angesprochen fühlen.

Der "demente Alte" war die Antwort, die man in der Literatur auf die Sprachtechnik entgegnet, wenn jemand den väterlichen Freund raushängt, um den anderen als jugendlichen Dummschwätzer darstellen zu lassen. Lies dir bitte nochmal den gesamten text durch und ziehe nicht einfach die Aussagen ohne Kontext in die Richtung, die du gerne hättest.

Der Einsame ist eine Aussage, damit klar wird, was ich wenige Sätze darüber geschrieben habe, und als Hinweis für dich, daß mir sehr wohl bewußt ist, wie du hier diese Diskussion geführt hast, gerade was Sprachmittel wie Kinderchen usw. angeht.

Es ist keine gute Art zu diskutieren, wenn man nicht auf Fragen eingeht, sondern sich die ganze Zeit auf eine allgemein bekannte "Wahrheit"beruft. So kann man nicht diskutieren.

Den Tanztherapeuten lege ich mal ganz frei als eine Form der Verarsche meinerseits aus, und da denke ich, daß das keine bösartige Unterstellung oder Uminterpretation von meiner Seite ist.

"Da werde ich dir die Hosen so ausziehen, daß du nicht mehr weißt, wo vorne und hinten ist ..."
Jawohl, ich habe mich aufgeregt. Was ob dieser Subtilitäten deinerseits wohl mehr als Verständlich ist. Allein dein letzter Musikhinweis ist eine oberfreche Art der Beleidigung, die ich hoffentlich gut und angemessen abgewiesen habe, nicht ohne beim Thema zu bleiben - natürlich genauso subtil, und das hast du auch genau verstanden, wie mir die jetzige Reaktion zeigt.

So viel zum Tonfall, angehörs dessen mein Tanztherapeut meinte, ich solle es mit folgendem Rezept versuchen - allerdings sei es im Leistungskatalog der Kassen nicht enthalten und müsse privat abgerechnet werden:
Jaja, das darauf folgende Zitat ist weniger subtil und um so verständlicher und folgt konsequent deinem bisherigen Rhetorikkonzept.

Wir haben wohl beide dasselbe Buch gelesen und kennen die Tricks...
 
Gbonsai, habe ich das Rezept richtig verstanden? Man fügt dem simplen "Hey Jude" ein paar Tonika-Septimen hinzu, und schwupps! lösen sich "ungünstige Fixierungen in der Psyche", und der so Geheilte ruft aus: "Donnerwetter, mein Gehirn ist ja wirklich zwischen den Beinen!"
Funktioniert das auch mit ähnlich einfachen Liedchen wie "Alle meine Entchen"? Muß ich mir dafür ein paar Natur-Septimen besorgen, oder kann ich auch gleichstufige nehmen? Falls ich auch die nicht zur Hand habe: dürfen es dann auch übermäßige Sexten sein? Oder rutscht mir dann statt des Hirns das Herz in die Hose? Oder wirkt das sowieso nur, wenn man wenigstens sieben Tage lang keine Mettwurst gegessen hat?

Maler, Du hast das schon ungefähr richtig verstanden. Es geht ja bei diesem Beispiel um freie Willensbetätigung die wenn der Kopf zwischen den Beinen ist, eingeschränkt ist. Mir ist das bei "Hey Jude" halt zufällig aufgefallen, deshalb kann man das nicht als Rezept formulieren. Interessant ist jedenfalls daß es im Zusammenhang mit den Beatels 1968 eine sexuelle Revolution gab, insofern könnte man durch gezielte Dekonstruktivierung der Beatels-Musik das Phänomen untersuchen. Man muß hierbei auch betrachten daß zwischen sexueller Reife und moralischer Reife eine beträchtliche Diskrepanz besteht. Wer sowas musikalisch noch fördert ist ein sozial untragbarer Quotenschieler, aber dieses egozentrische Denken genießt ja heute erhebliche Vorteile und Anerkennung.

Ich hab insgesamt den Eindruck, daß musikalische Strukturen die man auch nur einmal gehört hat als Art "stehende Wellen" mit ihrer spezifischen Architektur in einem weiterwirken und von diesem Ort des Wirkens aus, struktrierend in das Denken und Fühlen eingreifen. Ändere ich dann so etwas kann ich förmlich "sehen" wie die neue Architektur auf die alte einwirkt und diese ändert. Gleichzeitig komme ich auf völlig neue Gedanken und Einsichten, oder alte Gedanken und Einsichten relativieren sich, erscheinen in neuem Licht.

So kann ich auch ziemlich genau erkennen, daß dort wo in der Psyche Molläquivalente vorhanden sind und man versucht diese mit Dur-Strukturen anzusprechen, diese eher ich-fern abisoliert werden, also sowas wie Desintegration der Psyche stattfindet. Und genau diese Spaltungspsychen haben wir heute eher als Normalfall.

Wir rennen halt immer dem Hellen Lustvollen hinterher und wollen das schmerzhaft Dunkle meiden. Dadurch wird dieses aber nur umso wilder und treibt uns lettzlich doch vor uns her. Integrieren wir also diese dunklen unangenehmen Bereiche freiwillig in unser Leben, dann werden wir vollständige Menschen, voll Ernst und Tiefe,
und die Musikkunst hat doch die große Fähigkeit aus allem Schmerzhaften noch irgendwie was Schönes zu machen.

Letztlich haben die Musiker es so in der Hand die Therapeuten überflüssig zu machen, anstatt denen Arbeit zu machen
mit Musik die die Leute neurotisch macht. Und die Potenz der Musik ist weitaus höher als die der Psychotherapeuten.
 
So kann ich auch ziemlich genau erkennen, daß dort wo in der Psyche Molläquivalente vorhanden sind und man versucht diese mit Dur-Strukturen anzusprechen, diese eher ich-fern abisoliert werden, also sowas wie Desintegration der Psyche stattfindet. Und genau diese Spaltungspsychen haben wir heute eher als Normalfall.

Wir rennen halt immer dem Hellen Lustvollen hinterher und wollen das schmerzhaft Dunkle meiden. Dadurch wird dieses aber nur umso wilder und treibt uns lettzlich doch vor uns her. Integrieren wir also diese dunklen unangenehmen Bereiche freiwillig in unser Leben, dann werden wir vollständige Menschen, voll Ernst und Tiefe,
und die Musikkunst hat doch die große Fähigkeit aus allem Schmerzhaften noch irgendwie was Schönes zu machen.
Ich denke das ist allerdings nicht bloß ein Problem von Dur, sondern allgemein wenn Musik zu aufdringlich wird. Hip Hop hat auf mich z.B. oft die Wirkung, dass ich völlig unkonzentriert werde, und sich daraus resultierend ein Gefühl der Hilflosigkeit in mir breit macht, und ich mich wie ferngesteuert fühle.
(womit ich Hip Hop nicht schlecht reden will)

Des weiteren ist Dur an sich sicherlich nicht so manipulativ, es ist viel mehr die Konditionierung: Musik wird in Filmen, Werbung, Kaufhäusern / Supermärkten usw. eingesetzt, und je nach Situation wird Dur oder Moll verwendet. So etwas bleibt nicht ohne Folgen für die Wirkung, die die Tonalitäten auf uns haben. Auch die Vorgehensweise bei der Komposition spielt eine Rolle: Wenn der Komponist mit Dur Pracht, Stolz oder Fröhlichkeit ausdrücken will, dann macht sich das auch durch andere Aspekte eines Stückes bemerkbar.
 
Letztlich haben die Musiker es so in der Hand die Therapeuten überflüssig zu machen, anstatt denen Arbeit zu machen mit Musik die die Leute neurotisch macht. Und die Potenz der Musik ist weitaus höher als die der Psychotherapeuten.

Ich frage mich, was Du für Musik gehört hast, die Dich derart neurotisch gemacht hast, das Du u.a. hier in so ekelhafter, moralisch verwerflicher Weise über z.B. die atonale Musik herziehst.
 
Nachdem nun etwas Ruhe eingekehrt ist, möchte ich mich mal wieder zu Wort melden.
Tatsache ist, dass meine Einstiegsfrage gut (schon zu Beginn des Themas) beantwortet worden ist. Der Chor löst immer noch nach Dur auf und die Russen, die ich mit der mündlichen, assoziativen Auflösungsaufgabe betraut habe, lösten ebenfalls über den geringsten Weg des Widerstands nach Dur auf. Alle kulturellen Überlegungen (soweit ein etabliertes Verständnis für das zu Grunde liegende Tonsystem vorhanden) haben sich als haltlos erwiesen. Also denken wir in Dur, weil unser Gehirn den ökonomischen Weg beschreitet. Es gibt die Sprachökonomie, warum nicht auch eine Ökonomie musikalischer Grammatik.
Etwas traurig finde ich ich die ausufernden Ausführungen, die sich so weit von meinem Thema entfernten, dass es weiter nicht mehr geht. Wieder einmal haben wir bewiesen - so empfinde ich das im Moment - dass die tonikale Musik stets bereit ist, sich selbst zu negieren und aufzulösen.
Also großer Fan und begeisterter Anhänger der atonikalen Musik heißt das nicht, dass ich das bedaure, jedoch sind die offenbar endlichen Grenzen der tonikalen Musik durch Einbeziehung und Emanzipation des Geräuschs sowie aleatorischer Verlaufsformen in diesem Thema sehr deutlich geworden.
Witziger Weise zeigt sich hier, dass trotz der Feststellung musikalisch-grammatischer Ökonomie der Trend in Richtung Auflösung der Tonsysteme zu gehen scheint, wodurch die Frage, warum wir in Dur denken, gleich wieder ad absurdum geführt wird.
Dass die Hörgewohnheiten in der Beantwortung der Frage, warum wir in Dur denken, großen Einfluss auf das Nach-Dur-Auflösen haben, wurde auch festgestellt. Diese Hörgewohnheiten kollidieren wohl auch bei der Rezeption freitonaler Musik. Wer nur die Oberflächen hört, kann der KunstMusik ab spätestens der 1950er Jahre nicht mehr folgen. Sie erschließt ja eben nicht mehr allein über das Hören. Die Bschäftigung mit den philosophischen Zugängen, strukturellen Errungenschaften und klanglichen Ausdehnungen wird erst zu einem intellektuellen Verständnis dieser Musik führen. Das Hören allein wohl eher nicht.
Ketzerisch formuliert kam also in diesem meinem Thema heraus, dass die meisten Menschen zu blöd sind anders als in Dur zu hören. Nicht weil sie generell schlecht gebildet sind, sondern weil ihnen die musikalische Bildung zur Rezeption atonikaler Musik fehlt. Daraus ergeben sich Vorurteile, die dann offenbar zu verhärteten haltlosen Standpunkten führen.
Es kam hier meiner Einschätzung nach heraus, dass der Normalzustand musikalischer Wahrnehmungsfähigkeit das effiziente, ökonomische Hören ist, welches auf basalen Hörgewohnheiten fußt. Diese zeigten sich ja auch in dem Chorexperiment, obgleich der Chor viel Neue Musik singt und auch einen Cluster als schön akzeptiert. Schönheit allerdings, also die Ästhetik solcher Klänge, ob nun Dur, Moll, 12töniger Cluster oder Geräusch wird von demjenigen definiert, der sie als solche erkennt oder zumindest anerkennt. Ungeachtet der Unterschiede in musikalischer Bildung und Wahrnehmungsfähigkeit hören wir dann aber letztlich offenbar doch in "Dur".

PS. Die nächste Frage wäre: Was brauchen wir eigentlich, um die Kunstmusik des 20. und 21. Jahrhunderts verstehen und "genießen" zu können? Dafür braucht's dann aber ein neues Thema. Weil sonst der schön Schluss hier "versaut" ist!
 
Also denken wir in Dur, weil unser Gehirn den ökonomischen Weg beschreitet. Es gibt die Sprachökonomie, warum nicht auch eine Ökonomie musikalischer Grammatik.
Was aber von vornherein klar gewesen ist, weil die Menschen weltweit gleiche Reaktionen bei gleicher Musik zeigen. Demnach muß es eine grundlegende musikalische Grammatik geben.

Etwas traurig finde ich ich die ausufernden Ausführungen, die sich so weit von meinem Thema entfernten, dass es weiter nicht mehr geht.
Musik ist eben immer auch philosophisch, das beweisen die Aussagen hunderter guter Musiker. Allein schon die Wirkung der Musik ist ein Geheimnis, das keiner bisher wirklich knacken konnte. Deshalb ist es stringent, daß so ein Thema sich nicht auf ein paar wenige Sätze beschränken kann.

Wenn du dir mal anschaust, wie viele Seiten in den Musikbüchern der großen Lehrer dazu verwendet wurden, Dur- und Mollterz erklären zu wollen, kann man wohl nicht erwarten, daß das in einem öffentlichen Forum in verkürzter und strukturierter Form anders zu finden ist.

Es ist eben einfach Musik, über die wir reden, und reden über Musik ist ja vom Prinzip her sicher nicht das optimale...

Wieder einmal haben wir bewiesen - so empfinde ich das im Moment - dass die tonikale Musik stets bereit ist, sich selbst zu negieren und aufzulösen.
Also großer Fan und begeisterter Anhänger der atonikalen Musik heißt das nicht, dass ich das bedaure, jedoch sind die offenbar endlichen Grenzen der tonikalen Musik durch Einbeziehung und Emanzipation des Geräuschs sowie aleatorischer Verlaufsformen in diesem Thema sehr deutlich geworden.
Das würde ich so nicht sagen wollen. Tonikale Musik wird sequenzieller, d.h. es werden heute mehrere Tonikas (Tonikae, Toniken) eingeführt.

Witziger Weise zeigt sich hier, dass trotz der Feststellung musikalisch-grammatischer Ökonomie der Trend in Richtung Auflösung der Tonsysteme zu gehen scheint, wodurch die Frage, warum wir in Dur denken, gleich wieder ad absurdum geführt wird.
Das sind zwei verschiedene Dinge für mich. Das eine ist die Harmonik mit einem Tonikabezug oder mehreren Tonikabezügen, und das andere ist klangbezogene Musik, die eben kleine Referenzierung auf einen Ton braucht.

Das Chor-Experiment bezieht sich glasklar auf eine Tonikale Musik, allein schon aus der Tatsache heraus, daß du Vorgaben aus der tonikalen Musik voranstellst und eine Auflösung verlangst - die kann es in einer klangorientierten Musik strukturbedingt eigentlich gar nicht geben.

Interessanter wäre die Frage, was der Chor macht, wenn ihm frei stünde, irdendeinen Klang miteinander zu schaffen, also auch geräuschhafte Klänge ausdrücklich geschaffen werden dürfen, beispielsweise mit einem SCH oder Z. Doch da sage ich dann schon vorraus, daß es dann rhythmische Strukturen innerhalb des Klanges geben wird - die Beatbox läßt grüßen, um das mal extrem zu verdeutlichen.

Dass die Hörgewohnheiten in der Beantwortung der Frage, warum wir in Dur denken, großen Einfluss auf das Nach-Dur-Auflösen haben, wurde auch festgestellt. Diese Hörgewohnheiten kollidieren wohl auch bei der Rezeption freitonaler Musik.
Diese Aussage kollidiert aber mit deiner Feststellung der Ökonomie einer musikalischen Grammatik, womit du aussagst, daß es erstens eine musikalische Grammatik gibt und zweitens eine Ökonomie bestehen muß.
Weder die musikalische Grammatik noch die Ökonomie derselben kann man dann auf Hörgewohnheiten zurückführen, sonst ergäben ja dieverse interkulturellen Experimente nicht ein einheitliches Bild.

Hörgewohnheiten sind fürt mich deshalb eher eine Frage, die einer der Stilistik entspringt, nicht aber der grundlegenden Musikalität des Menschen.

Wer nur die Oberflächen hört, kann der KunstMusik ab spätestens der 1950er Jahre nicht mehr folgen. Sie erschließt ja eben nicht mehr allein über das Hören. Die Bschäftigung mit den philosophischen Zugängen, strukturellen Errungenschaften und klanglichen Ausdehnungen wird erst zu einem intellektuellen Verständnis dieser Musik führen. Das Hören allein wohl eher nicht.
Eben. Wenn man es sich nicht erhören kann, gibt es diese Extremprägung durch die Hörgewohnheiten nicht, ansonsten würde es ja funktionieren, daß der Mensch sich auch in atonale und klangbezogene Musik gewöhnt, was aber offensichtlich eben nicht funktioniert.

Ketzerisch formuliert kam also in diesem meinem Thema heraus, dass die meisten Menschen zu blöd sind anders als in Dur zu hören. Nicht weil sie generell schlecht gebildet sind, sondern weil ihnen die musikalische Bildung zur Rezeption atonikaler Musik fehlt. Daraus ergeben sich Vorurteile, die dann offenbar zu verhärteten haltlosen Standpunkten führen.
Wenn du musikalische Bildung als Ausgangspunkt für atonales Hören vorraussetzt, ignorierst du dabei deine eingangs erwähnte Feststellung der musikalischen Grammatik.
Ich denke, daß die musikalische Grammatik so groß ist, daß der Mensch unweigerlich Dur systembedingt ins Zentrum rückt. Er ist also nicht zu blöd, sondern so schlau, daß er diese Prinzipien ganz automatisch anwenden kann. Um die Automatismen zu überwinden braucht er dann musikalische Bildung.

Es kam hier meiner Einschätzung nach heraus, dass der Normalzustand musikalischer Wahrnehmungsfähigkeit das effiziente, ökonomische Hören ist, welches auf basalen Hörgewohnheiten fußt. Diese zeigten sich ja auch in dem Chorexperiment, obgleich der Chor viel Neue Musik singt und auch einen Cluster als schön akzeptiert. Schönheit allerdings, also die Ästhetik solcher Klänge, ob nun Dur, Moll, 12töniger Cluster oder Geräusch wird von demjenigen definiert, der sie als solche erkennt oder zumindest anerkennt. Ungeachtet der Unterschiede in musikalischer Bildung und Wahrnehmungsfähigkeit hören wir dann aber letztlich offenbar doch in "Dur".
Wiederum: Klänge und Harmonik sind zweierlei.

Wenn du dir die Harmonik anschaust, erkennst du, daß manche Akkorde erst dann wirklich schön klingen, wenn sie in einem harmonischen Kontext stehen. Kein normales Musikstück auf dieser Erde kommt ohne Akkordprogression aus, d.h. es finden immer strukturelle Bewegungen statt. Auch hier findet sich wieder das allgemeine psychologische Relativitätsprinzip, also daß im direkten Vergleich das Delta den Ausschlag gibt und nicht die absolute Position. Deshalb können selbst "krumme" Akkorde in einem sinnvollen Zusammenhang großartig klingen, aber ohne die Referenz eigenartig oder gräßlich klingen.

Klänge hingegen kannst du ohne harmonische Ordnung hintereinanderstellen, allerdings wird dann der rhythmische Aspekt immer mehr in den Vordergrund gerückt, was die andere Ebene der Musik ist und nicht auf Tonalität basiert, sondern auf die Gravität der einzelnen rhythmischen Eckpunkte. Es ist also das reine Zeitraster, das darüber angesprochen wird.

PS. Die nächste Frage wäre: Was brauchen wir eigentlich, um die Kunstmusik des 20. und 21. Jahrhunderts verstehen und "genießen" zu können? Dafür braucht's dann aber ein neues Thema. Weil sonst der schön Schluss hier "versaut" ist!
Da sollte man erstmal klären, was denn überhaupt Kunstmusik ist, und dann speziell, was die des 20. oder 21. Jahrhunderts auszeichnet - ohne die ungeliebten Definitionen wird's sonst ein noch ausufernderes Thema... :)
 
Ungeachtet der Unterschiede in musikalischer Bildung und Wahrnehmungsfähigkeit hören wir dann aber letztlich offenbar doch in "Dur".

Dein Post in allen Ehren, aber wie kommst du zu dieser Schlußfolgerung? Ich kann sie nicht nachvollziehen, es sei denn du meinst hiermit, dass statistisch gesehen zur heutigen Zeit in der westlichen Welt sehr viele Leute "in Dur" hören.
 
Ketzerisch formuliert kam also in diesem meinem Thema heraus, dass die meisten Menschen zu blöd sind anders als in Dur zu hören. Nicht weil sie generell schlecht gebildet sind, sondern weil ihnen die musikalische Bildung zur Rezeption atonikaler Musik fehlt. Daraus ergeben sich Vorurteile, die dann offenbar zu verhärteten haltlosen Standpunkten führen.

Ich schätze Deine handwerklichen Fähigkeit im Kontrapunkt sehr und auch Deine Chorarbeit finde ich toll, soweit ich sie kenne. Etwas überrascht hat mich Deine Stellungnahme.

In Deinen Aussagen sehe ich Widersprüche, die PVaults schon teilweise herausgearbeitet hat. Außerdem enthalten sie manchmal implizite Voraussetzungen, die m.E. nicht zutreffen. Ich möchte hier nur auf die oben zitierte Aussage eingehen und formululiere eine "ketzerische" Gegenpositon:

Die Menschen verhalten sich quasi instinktiv richtig, wenn sie den Dur-Dreiklang als die bedeutendste Harmonie begreifen.

Von "schlau" oder "blöd" kann man in diesem Zusammenhang wohl kaum reden. Die meisten Menschen hören (und machen) Musik weil sie ihnen emotional etwas bedeutet. Wenn schon, dann wäre der E.Q. wichtiger als der I.Q. oder die musikalische Bildung. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß "musikalisch Gebildete" (sprich Musiker) i.d.R. Musik anders hören als musikalische Laien:

...wurde gezeigt, daß Musikhören bei Musikern eher analytisch und linkshemisphärisch erfolgt, bei musikalischen Laien hingegen eher emotional, ganzheitlich und rechtshemisphärisch.

Quelle: Manfred Spitzer: Musik im Kopf: Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk
Dieser Befund begünstigt eine Reihe von (Fehl-)Entwicklungen in der neueren Musik, welche m.E. aus einer zu starken "Kopf-Betonung" resultieren. Natürlich, wenn man Laien eine intensivere musikalische Bildung angedeihen ließe, würden sie Musik wohl auch stärker linkshemisphärisch hören und so auch leichter den Zugang zu Musik finden, die eben auch primär linkshemisphärisch komponiert wurde. Man könnte auch sagen, daß für (linkshemisphärisch) "verkopfte Musik" eben nicht das richtige Publikum vorhanden ist.
(Erinnert an den Vorschlag von Brecht: "Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?")

Einige Richtungen der Neuen Musik haben genau das unterminiert, was für die meisten (unverbildeten?) Menschen die wichtigsten Funktionen der Musik sind: Träger von emotionaler Bedeutung und (ganzheitlichem) Sinnzusammenhang zu sein.

Die Konzepte von z.B. John Cage und anderen lauten hingegen:

- die Vereinzelung, die Dekontextualisierung des Klangs, Angriff auf den "Terror des Sinns"
- die Unbestimmtheit der Musik durch Zufallsoperationen
- "Öffnung" der Musik zur Nichtmusik und zufälligen Umweltgeräuschen (4'33'')

John Cage, manche Musiker-Kollegen von ihm und möglicherweise sein Publikum haben
vielleicht so viel tonikale und sinnvolle Musik im Kopf, daß sie sich nach Sinnlosigkeit und Atonikalität sehnen oder einfach nur nach Ruhe. Doch diese Probleme haben nur wenige Menschen. Soweit ich weiß hat auch kaum jemand damit Probleme, daß die menschliche Stimme harmonische Obertöne enthält, wohl ein gewichtiger Grund dafür, warum wir zum Dur-Akkord neigen.

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Man beachte das regelmäßige Muster, welches die Obertöne ergeben. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Menschliche_Stimme (hier auch vergrößert)

Jetzt würde mich noch interessieren, was Du mit "verhärteten haltlosen Standpunkten" meinst.

Viele Grüße
Klaus
 
Hallo Gemeinde,

wahrscheinlich habe ich hier nix verloren, aber aus Neugier über meinen Keksverteiler las ich folgendes:
Wenn du dir die Harmonik anschaust, erkennst du, daß manche Akkorde erst dann wirklich schön klingen, wenn sie in einem harmonischen Kontext stehen. Kein normales Musikstück auf dieser Erde kommt ohne Akkordprogression aus, d.h. es finden immer strukturelle Bewegungen statt.

..und alleine das ist für mich (als unheibarer Pauschalist) der springende Punkt, durch welchen heute noch gute Musik entsteht und Musik entstehen kann. Eine Melodie ist darauf eher eine Ziernaht, oder genau umgekert. Das sind genau die Dinger, die bewirken, daß ich bei Prokofiew und Shostakovic (u.a.) Farben sehe. Als krassen Gegenpol dürfte man mal Bruce Springsteen nennen: "born in the USA" aus nur einem Akkord. :D ..ich bewundere das sehr! (nicht ironisch!)
 

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