klaus111
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Die Frage ist, warum sich gerade das Zwölftonsystem historisch entwickelt und durchgesetzt hat und nicht z.B. das 53-Ton-System.
Das Zwölftonsystem ist eine erste und ausreichend gute Näherung an das Raster, welches durch die reinen konsonanten Intervalle entsteht. Das 53-Ton-System mag eine bessere Näherung sein, doch man versuche, die entsprechende Tonleiter zu singen. Das packt unser Gedächtnis nicht mehr, abgesehen von den unpraktikablen Instrumenten, die entstehen würden.
Hier sieht man das Raster welches sich unter Heranziehung der Naturtonreihe ergibt:
Je konsonanter zwei Töne empfunden werden, desto tiefer geht die Kurve nach unten, mit ausgeprägten Minima bei:
- 1:1 Prim
- 6:5 Moll-Terz
- 5:4 Dur-Terz
- 4:3 Quart
- 3:2 Quint
- 5:3 Sext
- 2:1 Oktav
(Man beachte auch den Konsonanzgrad im Bereich kleine Septim/Naturseptim, der in der Kurve wohl noch ausgeprägter wäre, wenn man in die Berechnung mehr als die ersten fünf Obertöne einbeziehen würde, vgl. unten)
Wie man auf der oberen Abszisse erkennen kann, liegt das gleichstufige Zwölftonsystem in der Nähe dieser Minima. Dabei ist die Abweichung zwischen "rein" und "gleichstufig" so günstig, daß die höheren (unwichtigeren) Obertöne eine größere Abweichung haben, als die tieferen:
Oktav: 0 Cent
Quint: -1,96 Cent
Dur-Terz: 13,69 Cent
(Moll-Terz: -15,64 Cent)
Man muß lediglich zwei Transpositionen des Rasters durchführen, das sich durch die reinen Intervalle ergibt, um auf alle Töne des Zwölftonsystems zu kommen: Zwei Verschiebungen um je eine kleine Sekunde nach unten reichen bereits aus.
Die Abweichungen des gleichstufigen Systems gegenüber der reinen Stimmung sind günstig verteilt und die Zahl der Töne ist noch praktikabel (Gedächtnis, Instrumentenbau).
Der Konsonanzgrad zweier Töne läßt sich durch die Anzahl der Obertöne berechnen, die innerhalb der kritischen Bandbreite liegen.
Eine detailliertere Erklärung findet sich bei Spitzer: "Musik im Kopf", ab S. 99, aus dem auch die Grafik zitiert wurde. Hier eine online-Quelle.
Die o.g. Kurve läßt sich aus folgenden Gegebenheiten herleiten:
1. Zwei Töne klingen unangenehm, wenn sie sich innerhalb der kritischen Bandbreite (rauhe Zone) befinden.
(Schwebungen sind dagegen angenehm (z.B. Akkordeon, bestimmte Kichenorgel-Register) und die Empfindung als zwei Töne ist angenehmer als die Empfindung eines rauhen Tones innerhalb der kritischen Bandbreite.)
2. Die Naturtöne werden leiser, je höher sie sind.
3. Um eine Berechnung zu ermöglichen, wird die prinzipiell unendliche Zahl der Obertöne auf ein vernünftiges Maß begrenzt (die ersten fünf in obiger Kurve).
Fazit: Man kommt erstaunlich weit, wenn man die Natur heranzieht, um Konsonanz, Tonleitern und Stimmungen zu erklären!
@HëllRÆZØR
Viele Grüße
Klaus
HëllRÆZØR;4586017 schrieb:Zitat von klaus111
Nicht ganz; man würde eher auf eine 53-Stufige Stimmung kommen. Das Zwölftonsystem hat sich ganz einfach historisch entwickelt.Wird das o.g. Raster (Heptatonik), das durch die Naturtöne entstanden ist, verschoben (transponiert), so kommt man unmittelbar auf unser heutiges Zwölftonsystem.
Die Frage ist, warum sich gerade das Zwölftonsystem historisch entwickelt und durchgesetzt hat und nicht z.B. das 53-Ton-System.
Das Zwölftonsystem ist eine erste und ausreichend gute Näherung an das Raster, welches durch die reinen konsonanten Intervalle entsteht. Das 53-Ton-System mag eine bessere Näherung sein, doch man versuche, die entsprechende Tonleiter zu singen. Das packt unser Gedächtnis nicht mehr, abgesehen von den unpraktikablen Instrumenten, die entstehen würden.
Hier sieht man das Raster welches sich unter Heranziehung der Naturtonreihe ergibt:
Je konsonanter zwei Töne empfunden werden, desto tiefer geht die Kurve nach unten, mit ausgeprägten Minima bei:
- 1:1 Prim
- 6:5 Moll-Terz
- 5:4 Dur-Terz
- 4:3 Quart
- 3:2 Quint
- 5:3 Sext
- 2:1 Oktav
(Man beachte auch den Konsonanzgrad im Bereich kleine Septim/Naturseptim, der in der Kurve wohl noch ausgeprägter wäre, wenn man in die Berechnung mehr als die ersten fünf Obertöne einbeziehen würde, vgl. unten)
Wie man auf der oberen Abszisse erkennen kann, liegt das gleichstufige Zwölftonsystem in der Nähe dieser Minima. Dabei ist die Abweichung zwischen "rein" und "gleichstufig" so günstig, daß die höheren (unwichtigeren) Obertöne eine größere Abweichung haben, als die tieferen:
Oktav: 0 Cent
Quint: -1,96 Cent
Dur-Terz: 13,69 Cent
(Moll-Terz: -15,64 Cent)
Man muß lediglich zwei Transpositionen des Rasters durchführen, das sich durch die reinen Intervalle ergibt, um auf alle Töne des Zwölftonsystems zu kommen: Zwei Verschiebungen um je eine kleine Sekunde nach unten reichen bereits aus.
Die Abweichungen des gleichstufigen Systems gegenüber der reinen Stimmung sind günstig verteilt und die Zahl der Töne ist noch praktikabel (Gedächtnis, Instrumentenbau).
Der Konsonanzgrad zweier Töne läßt sich durch die Anzahl der Obertöne berechnen, die innerhalb der kritischen Bandbreite liegen.
Eine detailliertere Erklärung findet sich bei Spitzer: "Musik im Kopf", ab S. 99, aus dem auch die Grafik zitiert wurde. Hier eine online-Quelle.
Die o.g. Kurve läßt sich aus folgenden Gegebenheiten herleiten:
1. Zwei Töne klingen unangenehm, wenn sie sich innerhalb der kritischen Bandbreite (rauhe Zone) befinden.
(Schwebungen sind dagegen angenehm (z.B. Akkordeon, bestimmte Kichenorgel-Register) und die Empfindung als zwei Töne ist angenehmer als die Empfindung eines rauhen Tones innerhalb der kritischen Bandbreite.)
2. Die Naturtöne werden leiser, je höher sie sind.
3. Um eine Berechnung zu ermöglichen, wird die prinzipiell unendliche Zahl der Obertöne auf ein vernünftiges Maß begrenzt (die ersten fünf in obiger Kurve).
Fazit: Man kommt erstaunlich weit, wenn man die Natur heranzieht, um Konsonanz, Tonleitern und Stimmungen zu erklären!
@HëllRÆZØR
Diese Aussage bezog sich auf eine Stimmung einer zwölftönigen Tonleiter, also im Vergleich zu der Unmenge an Möglichkeiten (mitteltönig, verschiedene Werckmeister, Kirnberger usw.)Zitat von klaus111
Die Tonleiter mit der geringsten Abweichung gegenüber den reinen Intervallen - die Prioritäten gibt die Naturtonreihe vor - ist die gleichstufige temperierte Stimmung, möchte man in die andere Tonarten transponieren.
Viele Grüße
Klaus