Zudem sind Melodien (Freebass) nicht so begrenzt strukturiert wie Bassdurchgänge oder gängige Harmoniefolgen.
"Freebass" drückt ja schon aus, dass der Geist frei und "unüberschaubar" ist.
Die Kenntnis oder das Fingergedächtnis von Intervallen ist zwar Voraussetzung, allerdings geht es um unabhängiges Denken von mindestens 2 Stimmen.
Was im MII noch einigermaßen automatisierbar ist, weil sich Abläufe wirklich wiedererkennbar wiederholen, ist im MIII wesentlich weniger vorausschaubar und erfordert wechselseitige Konzentration auf beide Hände. Dies kann durchaus auch eigentlich schon gut trainierte Abläufe in der rechten Hand behindern.
Noch mehr wenn es dreistimmig oder noch polyphoner wird!!!
Wie sollen da Abläufe automatisiert werden?
Vielen Dank, dass Du Dich hier einschaltest,
@Klangbutter. Ich glaube auch, dass der "Freebass" größere Anforderungen stellt als der normale Stradella-Bass, weil nicht nur Bassdurchgänge, gängige Harmoniefolgen, sondern auch andere Stimmen gespielt werden können. Trotzdem glaube ich auch, dass Abläufe automatisiert werden können - obwohl das im ersten Moment schwer zu glauben ist. Das geht nicht bei jedem Stück, das ist unmöglich, da bin ich bei dir. Aber es geht bei den Standardbewegungsabläufen bestehend aus Diskant und Bass zusammengenommen (z.B. Kadenzen in den verschiedenen Tonarten in der klassischen Musik, Turnarounds im Jazz oder auch die Unterterzbegleitung im MIII, die wir schon hatten).
Das Thema "unabhängiges Denken von mindestens 2 Stimmen" hatte ich schon einmal mit einem Gitarrenlehrer. Er sagte, der Daumen ist der Chef. Und er sagte, dass man nicht den einzigen Ton denken soll, sondern dass man den gesamten Griff/Akkord
gleichzeitig denken soll, weil sich die "Geisteskraft" dann auf diesen
einen Klang konzentrieren kann. Ich habe mir das zu Herzen genommen, auf der Gitarre hat es funktioniert. Demzufolge denke ich also jetzt "eher vertikal statt horizontal" (bezogen auf eine Partitur also an einem Schlag alles gleichzeitig). Diese Einstellung hat den
Vorteil, dass ich jetzt (momentan leider nur in C- oder in G-Dur) auf dem MIII-Akkordeon in Diskant und auf dem Melodiebass alles vorstellen und frei spielen kann, was sich singen lässt und zum Beispiel in das Terzbegleitungssystem passt, das wir oben hatten.
Meine Einstellung hat aber auch einen gewaltigen
Nachteil. Und da wird dein Statement für mich total interessant. Du sagst, dass MIII-Spielen herausfordernder wird, wenn es "dreistimmig wird oder noch polyphoner". Für mich verstehe ich das so, dass das Problem größer wird, wenn jede Stimme eine eigene Melodie beinhaltet, die als eigene Melodielinie gestaltet werden will. Wenn man wegen der Gestaltung der polyphonen Melodien also horizontal denken
muss, dann wird die Sache schwer. Hoffe, ich hab dich recht verstanden. Wenn ich das so richtig ist, muss ich dir beipflichten: Eine Automatisierung von horizontalen Abläufen ist unmöglich, weil die Stimmen von einem Stück melodisch keinen anderen gleichen. Dafür ist auch mein vom vertikalen Denken geprägter Geist nicht geeignet. Das es dann "größerer Geisteskraft" braucht, ist offensichtlich. Aber das heißt nicht, dass es generell unmöglich ist.
Vielen Dank für deinen Hinweis, dass die linke Hand "gut trainierte Abläufe in der rechten Hand behindern" können. Du bringst einen Sachverhalt auf den Punkt, den ich bei mir beobachten kann und führst mich dazu, genau darüber noch einmal nachzudenken, wie man das minimiert. Leider habe ich bisher keine Antwort als "Spielen, spielen, spielen!" und das mach ich jetzt gleich.
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... Kann es sein, dass ihr vielleicht ganz einfach irritiert seid, weil die rechte Hand (und das MII Spiel) durch jahrzehntelanges Training auf einem sehr respektabel hohen Niveau sind, und jetzt durch das hinzunehmen des MIII Spiels eine völlig neue und ungewohnte Komponente dazukommt und euch irritiert, weil das nun nicht mit der gleichen lockeren Selbstverständlchkeit "von der Hand geht". Und das, was vielleicht ganz einfach fehlende Übung ist, bei äußeren Einflüssen sucht (MIII Lehrbuch nicht ganz die richtige Didaktik, zu viele verschiedene Tonarten ... )
-> Drum meine Empfehlung: nehmt das nicht zu verbissen - seht s locker! ... und nehmt euch den ersten Teil des Thementitels doch ab und zu einfach zu Herzen ... nach Gusto...also das spielen, wonach einem gerade ist, auch wenn es gerade nicht in der richtigen didaktischen Reihenfolge liegt.
@maxito, du ahnst gar nicht, wie ich das hier genieße. Ich liebe es, Akkordeon zu spielen. Verbissen sehe ich mich meiner Meinung nach nicht. Ich bin leidenschaftlich neugierig und interessiere mich nicht nur für Akkordeonspielen, sondern auch dafür, was mein Geist in dieser Zeit tut oder nicht tut. Insofern ist ein Fehler auch ein Genuss, er stößt mich an und bringt mich dazu nachzudenken. Ich weiß, dass meine Neugier und die damit verbundene Penetranz früher meine Familie genervt hat und dass es auch euch manchmal nervt, weil ihr euch denkt, was schreibt dieser Kerl schon wieder für einen Sch....
Aber Jungs und Mädels, ihr seid die Leute, die das Akkordeon im Gegensatz zu meinen drei Kids hier nicht total schrecklich finden und mit denen ich mich hier auch darum ganz gerne austausche. Wo findet man Leute, die selber Akkordeon spielen, wissen, wie das Ding funktioniert, wie man es reparieren und verbessern kann und einem zuhören, ermutigen, kritisieren und verbessern können?
Total lustig fand ich das:
Motto des Tages: Ein Fehler ist eine richtige Note , nur am falschen Ort und zur falschen Zeit!
Ich musste lachen und mein Geist springt an, weil da eine Wahrheit drinsteckt, die man zunächst einmal nicht sieht. Was könnte es besseres geben als das? Zumindest für mich.
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Noch mehr wenn es dreistimmig oder noch polyphoner wird!!!
OT: Vor mir liegt übrigens seit einigen Tagen die Allemande von der "Französischen Suite Nr. 2 in c-Moll" von Johann Sebastian Bach. Je länger sie das tut und je länger ich
@kevdacc 's Aufnahme und die Aufnahmen der anderen Akkordionisten und Pianisten anhöre, desto verwunderlicher, wunderbarer, unglaublicher, genialer und schöner wird sie. Sie führt meinen Geist auf Abwege, so dass ich stets mehr Stimmen höre als eigentlich auf dem Notenpapier stehen... Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann diese Allemande spielen können. Aber soweit bin ich noch nicht.
Jetzt meine OT-Fragen:
1. Wie studiert man dieses dreistimmige Wunderwerk (auf dem Piano-MIII) ein? Geht das überhaupt auf dem Piano-MIII?
2. Auf was konzentriert man seinen Geist (vertikal oder horizontal)? Was tut euer Geist?
3. Und was Banales: Manchmal gibt es im Bass Doppelgriffe. Legt man den Tenor in den Diskant oder lässt man ihn auf der Bass-Seite?