@rohrfrei
Du hast natürlich Recht: Sie heißt eigentlich Educci-Flöte und nicht -Quena, eben wegen der anderen Griffweise und der durchgehenden zylindrischen Innenbohrung (ohne Verengung). Einige meiner selbstgebauten Quenas habe ich auch ohne Verengung gebaut, bei anderen habe ich ein Stück Rundholz oder Kork mit einer engeren Bohrung eingeklebt.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Quenas, die in Bolivien usw. gebaut werden, dort schon auf 440 Hz gestimmt werden, durch Klima- und Temperaturunterschiede aber bei uns tiefer klingen. Die eine längere Quena (auf meinem Foto die 2. von links) ist wahrscheinlich eigentlich auf F (und nicht auf E, wie ich es jetzt gemessen habe) gestimmt wurde. Wenn ich es nicht vergesse, werde ich meine bolivianischen Freunde in einem Monat fragen, auf wieviel Hertz sie die Flöten in Bolivien stimmen (falls ich genug Zeit finde, möchte ich noch einige Flöten bis zu ihrem Besuch bauen, z.B. eine viereckige Quena).
Ich habe den Eindruck, dass die Flöten mit weiter Innenbohrung empfindlicher auf die Außentemperatur reagieren als die mit engerer Innenbohrung.
Das andere Problem ist, dass die Flöte bzw. das Rohr beim Bearbeiten warm wird. Wenn ich z.B. die Flöte zum Grifflöcher bohren öfter in der Hand halte, wird sie warm und der angeblasene Ton etwas höher, als wenn man sie kurz zum Spielen in der Hand hält! Deshalb stimme ich die Löcher beim 1. Mal nicht gleich exakt, sondern nur grob, teste die Stimmung dann am nächsten Tag im kalten Zustand und stimme sie nach (und kürze evtl. das Flötenrohr noch etwas).
@Dora
Viele Flöten liegen einfach im Schrank oder stehen auf Flötenständern, bis sie irgendwann einmal für einen bestimmten Zweck mal zum Einsatz kommen. Der Sammeltrieb lässt natürlich auch grüßen
Für mich persönlich sind sie auch Studienobjekte, z.B. wenn ich selbst ähnliche Flöten (nach-)bauen möchte. Auch ist interessant, dass das Anblasen der einen Quena viel einfacher geht als mancher anderen und warum das so ist (Material, Härte, Feinheiten beim Bau, z.B. die Form der Kerbe oder der Winkel der Kerbe - Quenas aus dem gleichen Material und auf den ersten Blick identisch gebaut, lassen sich oft nicht gleich leicht anblasen. Wenn man die Kerbe ganz genau anschaut, sind doch ganz kleine Unterschiede zu erkennen! Bei ca. 10 Quenas ist u.U. nur eine dabei, die ich gut anblasen kann!
Ach ja, der Platz wird schon langsam knapp
Bei mir sind viele selbstgebaute Flöten dabei (ich baue seit fast 40 Jahren Flöten!). Ich probiere immer wieder neue Ideen aus, z.B. ein chromatisch gestimmte Quena oder Tin Whistle (nach dem Vorbild der ukrainischen chromatischen Sopilka
Link:
http://www.alexanderfedoriouk.com/instruments.html) mit 10 Grifflöchern (2 davon sind Daumenlöcher). Oder ich baue Tin Whistles mit Blockflötengriffweise (barock) oder mit diversen pentatonischen Stimmungen/Bohrungen. Oder Quenas mit Tin Whistle-Griffweise (nur 6 Grifflöcher, kein Daumenloch) oder eine Quena-Okarina (Okarina mit Kerbe!) - die ist nicht ganz einfach zu spielen (bzw. zu halten), da zum exakten Anblasen die Flötenöffnung mit der Kerbe fest genug ans Unterkinn gelegt werden muss (was bei den hohen Tönen nicht mehr so einfach ist).
Der Test verschiedener Materialien zum Bau von Flöten ist auch sehr spannend - ob die Erwartungen eintreffen oder nicht, weiß man erst nach der Fertigstellung der Flöte. Manche "missratenen" Flöten lassen sich manchmal trotzdem noch retten bzw. verbessern. So ließ sich z.B. ein Art Blockflöte/Whistle aus einem dünnen PVC-Rohr nur schlecht anblasen - nachdem ich das Labium mit Knetmasse dicker gemacht habe (ich weiß, das ist ungewöhnlich!), bzw. auch den Winkel des Labiums weiter ausgeformt habe, klingt sie jetzt nicht schlecht
Neben den Erfahrungen, die man beim Bau von Flöten macht, hat es auch den Vorteil, dass man eben nicht so viel für die Anschaffung für Flöten ausgibt (oder auch Schnäppchen mit kleinen Mängeln billig kaufen kann, um sie dann zu reaparieren - der Thomann-Flohmarkt jedes Jahr ist dafür zu empfehlen!).
Da ich selbst zurzeit auch nicht in einem Ensemble spiele (der Flötenspielkreis, den ich mal leitete, liegt schon länger zurück), benötige ich auch keine (Block-)Flöten, die genau auf die Flöten der Mitspieler abgestimmt sind. Wenn man nur privat allein oder mit Gitarrenbegleitung o.Ä. spielt, spielt es keine Rolle, ob die Flöte z.B. auf 432 oder 440 Hz gestimmt ist.
Noch einmal zum Spielen kalter bzw. warmer Flöten. Wer schon einmal in einer kalten Kirche Flöte gespielt hat, kann ein Lied davon singen, dass die Flöte u.U. bis zu einem Halbton tiefer klingt (außer sie ist gut vorgewärmt, z.B. mit einer Wärmflasche). Wird man von einem Gitarristen begleitet, muss seine Gitarre dann unbedingt auf die Stimmung der Flöte gebracht werden. Im sommer hingegen (bei sehr heißen Temperaturen) klingen die Flöten eher zu hoch!
So, genug über Flöten geschrieben!
Blockarina