Also mit den Tenören kämpfe ich Momentan auch.
Wenn's jemanden interessiert, hier meine Leidensgeschichte:
Weil ich die tieferen Töne lieber mag als die hochfrequenten, hatte ich mir in der Bucht einen würdigen Tenor gefischt mit Namen
Alexander Heinrich. Wir haben etwa das gleiche Alter und verstanden uns spontan!
Wie üblich gründlich desinfiziert und gereinigt. Die anschließende Ölung dauerte lange und die Mengen, die der alte Herr konsumiert hat war beträchtlich. Nach 4 Tagen war der größte Durst gelöscht und er hatte dann auch schon eine erhebliche bessere Gesichtsfarbe und die leichten Kratzer im Lack waren inzwischen per 4000er und 6000er Schmirgel nahezu weg gezaubert.
Dabei war aber im Fuß ein längerer Riss sichtbar geworden, auch die Klappe hatte kein Polster mehr ... MIST dachte ich, aber natürlich werde ich doch mal "probiert".
Was soll ich sagen, ein wunderbarer Klang, könnte kaum besser gehen.
Durch die versetzten Tonloch-Bohrungen für die Ringfinger und die C-Klappe kein Problem zu greife.
Alles passte und ich war spontan begeistert... wenn nur der Riss nicht gewesen wäre.
Andererseits, funktionieren tut es auch so, zumal ich - vorerst provisorische - ein Streifen TESA drüber geklebt habe, das ging ganz gut, denn die Problemstelle ist im zylindrischen Bereich.
Also ... wieder in die Bucht gesegelt und weiter gefischt.
Dann in den Kleinanzeigen (m)ein
Traumstück gefunden.
FEHR Modell III, angeblich aus Birne... aber das sah ganz nach
Bubinga aus. Auf der Fehr-Onlinepage wurde von enger Mensur gesprochen und angeblich auch ohne Klappen leicht greifbar... dazu
mein Kleinanzeigen-Preis, für dem man i.A. allerhöchstens einen Schulsopran bekommen kann...
BINGO, DER Tenor muss es sein!
Das gute Stück kam fix und meine Augen strahlten beim Auspacken.
Wie neu, keinerlei Gebrauchspuren und eine Maserung... zum Hinknien... einfach Göttlich, ich war zufrieden!
Dann der erste schnelle Versuch... oha, enge Mensur ist wohl relativ und anscheinend haben die Schweizer Riesen-Hände.
Alles wäre so schön gewesen, aber das tiefe C .... da ganz unten am Ende des Blasrohrs ... absolut unerreichbar, ohne sich die Hand zu brechen oder andere Tonlöcher nicht abzudecken.
Na ja, dachte ich, das kommt schon noch! Erst mal gut Ölen und einen Tag einziehen lassen...
Gesagt getan.
In der Wartezeit alle paar Minuten ein paar Dehnungen der Finger gemacht; steif geworden, kein Wunder, die sind ja auch fast 700 Jahre alt, also, in Summe meine ich!
Das Öl war eingezogen, die Stunde der Wahrheit kam und der Klang ... wunderbar.
Nur das tiefe C ... da unten!
NIX!
Deprimiert, total!
Ist nun die Flöte zu lang, oder die Hand zu klein? Egal, nichts mehr zu ändern.
ALSO ... ÜBEN!
Inzwischen sind ein paar Tage vergangen, ich habe geübt.
Alle Töne kommen (eingermaßen) sauber, die Löcher sind "dicht", die Töne kommen nicht nur sauber sondern auch relativ fix ... das tiefe C allerdings, mhhhh???
Also, Plan B muß her, unbedingt!
Nun habe ich seit gestern mit der
Haltung des Tenors variiert, es mag ja sein, dass man vorschriftsmäßig eine ca. 45° Position (der Flöte) einnehmen sollte, aber dann knackt's in der Schulter fast mehr als im Handgelenk
Vielleicht ist man in meinem Alter doch zu alt
...
UNSINN, den Gedanken wollen wir garnicht erst aufkommen lassen!
Die Idee dann, ran an den Körper mit dem Tenor, ist fast wie in der Tanzschulzeit... man muß sich nur trauen
Jetzt klappt es schon besser und gar zu häufig wird so ein tiefes C ja auch nicht gebraucht.
Wenn ich mich jetzt beim Spielen vor den Spiegel stelle, muß ich lachen, wegen meiner dynamischen Verrenkungen.
Komme mir vor wie
Maurice Steger beim Galakonzert (oder Kasperl, wenn es mit dem Krokodil kämpft)!
Aber das tiefe C kommt endlich... wunderbar!
Nun das Folgeproblem... bei fast vertikaler Haltung des immerhin 370 Gramm schweren Tenors rutscht der Bursche in Richtung Erdmittelpunkt.
OK, da wäre eine Daumenrampe sicher sinnvoll... habe ich aber momentan nicht.
Also, zu Bordmitteln gegriffen, und 200 cm Seidenband ausgekramt aus einer der Handarbeits-Schubladen der BEVA (hoffentlich wird's nicht kurzfristig anderweitig benötigt).
Mit ein gelernten Seemannsknoten dem Tenor um die Hüfte befestigt, das andere Ende um den (eigenen) Hals... etwas die Länge korrigiert .... HOSIANNA ... das war's, vorerst!
Plötzlich sind alle Töne spielbar, sauber und klar, wenn auch etwas langsamer im Ansatz, aber mir hört ja keiner zu.
So kann ich endlich weiter üben, wenn nur die blöde Begrenzung der Einspielzeit pro Tag nicht wäre.
OK, macht nichts, die Zwischenzeit nutze ich für Stretching der oberen Extremitäten und mit der Überlegung wie ich meinen alten
Alexander Heinrich Tenor wieder flott machen kann....
denn, mal ganz ehrlich,
DER klingt so butterweich, da muß der deutlich jüngere
FEHR erst mal hinkommen!
PS
Das auch andere FlötistenanwärterInnen vergleichbare Problem haben mit ihren Tenören ... und Ihre ganz eigene Art der Problembewältigung mit Länge/Gewicht derselben, hier 2 unterschiedliche (aber durchaus praktikable) Lösungen der selben jungen Dame
Entlastung des Gewichts durch
Auflegen
(Muss ich auch mal versuchen mit unterschiedlichen Tischflächen - Holz, Glas, Metall - da wird der Tisch noch zum Ton-Reflektor
)
Entlastung des Gewichts durch
Einklemmen des Tenors zwischen die Beine. Welcher Tenor träumt davon nicht?
(Bei mir sähe das mit den Nylonstrümpfen allerdings möglicherweise etwas weniger
attraktiv aus
)
Ich werde es erst einmal bei meiner "
Chinesischen Seidenband-Techik" belassen, glaube ich...
Tante EDIT meint:
Soeben hat Old Boy noch mal zu seinen diversen - wie er so liebevoll sagt - "ALTen Damen" gegriffen ...
Die singen doch deutlich "schöner" als seine Tenöre! Aber er gibt nicht auf; zäher Bursche