...aber grundsätzlich der Background auch für die Instrumentenkunde spannend ist.
Unbedingt, wenn man Blockflöten aus dieser Epoche sammelt, dann kommt man auch nicht umhin, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. 2021 hat Cornelia Stelzer dazu sogar ein Buch herausgebracht mit dem etwas sperrigen Titel: "Die Bedeutung der Blockflöte zur Zeit des Nationalsozialismus", wo sie das Thema sehr gründlich aufarbeitet. Mit ca. 100€ natürlich kein Buch wo man sich mal flott kauft.
Hier gibt es aber immerhin ein PDF dazu mit den ersten 70 Seiten (von ca. 750!) wo man schon einen sehr guten Einblick in das Werk erhält.
Noch in meinen Flötenheften (vermutlich Bärenreiter;-)) aus den 60s hieß die barocke Griffweise "englische" Griffweise.
Aus gutem Grund, denn diese Griffweise ist ja auch "modern" und wurde von
Carl Dolmetsch "erfunden", welcher unabhängig von der Bewegung in Deutschland die erste Blockflöte um 1920 in England baute. Er besaß eine
Original Bressan, welche aber nicht mehr intakt war und zwischendurch verloren ging, daraufhin begann er mit dem Blockflötenbau und entwickelte seine eigene Griffweise, welche der Originalen sehr ähnlich ist, aber geringfügige Abweichungen hat. Er baute mit der Zeit sehr hochwertige Flöten noch richtig von Hand. In obigem Buchauszug gibt dazu auch ab S. 34 einiges zu lesen zu Dolmetsch.
Alte Dolmetschflöten aus dieser Zeit sind auch immer noch ab und an zu ordentlichen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt zu finden und wenn sie gut gepflegt wurden sind sie auch nach wie vor klanglich super. Ich hab nämlich nach jahrelanger Jagd dieses Jahr endlich auch mal eine einigermaßen erschwingliche erwischt...
Da sie konsequent durchnummeriert wurden kann man das Herstellungsjahr auch eindeutig feststellen, diese mit der Nummer 932 wurde zwischen 1936 und 1937 gebaut. Die waren für die damalige Zeit auch sehr teuer aus gutem Grund, sodass es in Deutschland dazu kam, dass sie preiswerter halbmaschinell nachgebaut wurden und damit begann um ca. 1938 mit der Herwiga Rex aus der Werkstatt Max König...
der Siegeszug unserer sogenannten "barocken Griffweise". Die wurde dann auch recht schnell in großer Stückzahl gebaut, auch mit fortlaufender Nummerierung...
und andere Werkstätten in Deutschland zogen nach und kopierten auch was das Zeug hielt die "englische Griffweise". Während die Dolmetsch noch in 435 Hz steht, wurde die Herwiga Rex schon in 440 Hz gebaut.
Übrigens
@AnneG in dem oben erwähnten PDF kannst du auch zu den Griffweisen und speziell auch zu Harlans "deutscher" so manches nachlesen im Kapitel 2.2 Griffweisen und Tonumfänge, ab Seite 58.