Schöner Satz, den ich schon öfter gelesen habe. Aber warum verwendet man dann verschiedene Hölzer, und warum klingen die verschieden?
Warum fühlt es sich auch verschieden an, z.B. bei einer dünnwandigen Bambusflöte oder einer Flöte aus massivem Holz, oder bei einer Plastikflöte? Es ist eben doch das gewisse Etwas...
Hi Rohrfrei,
bei Saiteninstrumenten schwingt eigentlich die Saite (die ist für den Ton/die Tonhöhe verantwortlich). Deren Schwingung wird über ein Steg auf das Holz der Resonanzdecke übertragen, die dann selbst schwingt und dann die Luft im Resonanzkörper (soweit vorhanden) in Schwingung versetzt und somit den Klang der Saite verstärkt (bei Saiteninstrumenten mit Tonabnehmer, z.B. E-Gitarren, übernimmt dies der Tonabnehmer in Verbindung mit einem Verstärker mit Lautsprecher) - es schwingt also (zusätzlich) zur Saite die Luft(-säule).
Saiten erzeugen in der Grundschwingung einen ganzen Schwingungsbogen.
Bei (Block-)Flöten fungiert das Holz nicht so (dass es schwingt und die Schwingung an die Luft zu übertragen), im Gegenteil: Das Holz des Rohres sollte möglichst wenig Eigenschwingung erzeugen (am besten gar keine!). Die Luft (besser gesagt der "Wind") wird durch das Labium (bei Querflöten, Kerbflöten, Quenas, Panflöten: die Anblaskante bzw. -Kerbe) in Schwingung versetzt. Der Luftstrom wird in zwei Teile gespalten, einer verwirbelt nach oben (dieser Teil hat für die Tonbildung und Tonhöhe keine Bedeutung), und einer nach unten ins Flötenrohr (die schwingende Luftsäule formt einen halben Schwingungsbogen bis zur nächstliegenden Öffnung = offenes Griffloch/offene Klappe oder Flötenfußbohrung, wenn alle Grifflöcher geschlossen sind). Der Ton bei Flöten wird also schneller und direkter erzeugt, als bei Saiteninstrumenten.
Das Wichtigste bei Blockflöten ist primär die Tonerzeugung durch den Windkanal, das Fenster (Aufschnitt) und das Labium und natürlich der Spieler: gleichmäßiger Luftstrom, Stärke des Luftdrucks, ...! Die Luft muss möglichst gleichmäßig durch das Labium geteilt werden und in Schwingung versetzt werden (da ist vor allem der Flötenbauer gefragt!). Der Klang und die Klangfarbe der Flötentöne hängt aber nicht nur von der Tonerzeugung ab, sondern auch von der Weite und der Form der Innenbohrung (zylindrisch oder konisch). Bei einer weiten Innenbohrung (großer Durchmesser der zylindrischen oder nach unten weiter werdenden Bohrung) klingt der Ton kräftig/voll, aber mit wenig Obertönen (sie sprechen bei tiefen Tönen gut an, die hohen Überblastöne sind aber schwerer zu erzeugen, wenn überhaupt). Bei einer engen Innenbohrung (kleiner Durchmesser der zylindrischen oder nach oben weiter werdenden Bohrung) klingt der Ton feiner, mit mehr Obertönen, aber weniger starken tiefen Grundtönen.
Jetzt komme ich zur Holzart/-qualität der (Block-)flöte und zur Wandstärke. Wäre die Wandstärke der Flöte zu weich und zu dünn (sagen wir mal aus einem 0,5 mm starken weichen PE-Kunststoffrohr), würde die in Schwingung geradene Luft die Wände (das Rohr) in Schwingung versetzen, die wiederum die schwingende Luft "bremsen" würde (sie wird praktisch wieder aufgehoben, so dass kein Ton mehr zu hören ist!). Damit die Luft im Rohr gut in Schwingung gerät, muss das Material einerseits hart/steif oder/und dick genug sein. Andererseits muss die Innenseite möglichst glatt sein (jede abstehende Holzfaser oder auch Fusseln von Wollflötenputzern stören die schwingende Luftsäule - was sich durch kratzende oder leicht rauschige Töne bemerkbar macht) und vor allem möglichst LUFTDICHT sein. Und jetzt kommt erst richtig das Holz ins Spiel: Ein hartes und engporiges Holz (z.B. Ebenholz, Palisander, Buchsbaum) lässt weniger Luft "entweichen" (was auch wieder die Schwingung stören würde) als weiches und großporiges Holz - besonders dieses muss durch Imprägnieren (Kochen des Holzes in Paraffin; Ölen des Holzes; außen und innen lackieren = bei uns seltener) luftdicht gemacht werden. Deshalb ist es bei häufigen Spielen von Holzflöten das regelmäßige Ölen wichtig (die Flöte lässt sich dann wieder besser/leichter spielen und klingt wieder besser - vorausgesetzt man kann richtig ölen und es befinden sich nach dem Ölen keine Fasern usw. im Innern der Flöte!).
Das Verhalten des Holzes bei der Bearbeitung (Drechseln, Bohren, Schleifen; Ölen, Paraffinieren, Lackieren) ist für die Auswahl wichtig. Bei Birnbaum richten sich nach dem Schleifen beim Ölen usw. die Holzfasern nur wenig hoch, im Gegensatz zu Ahorn (hier ist es besser, das Holz erst zu grundieren, um dann die dadurch sich aufrichtenden Hlozfasern erneut abzuschleifen und dann zu lackieren).
Wenn man all diese Voraussetzungen berücksichtigt, können (Block-)Flöten statt aus Holz auch gut aus (geeignetem) Kunststoff, Elfenbein (aus Tierschutzgründen heute nicht mehr), Knochen, Jade (Stein), gebranntem Ton, Glas und (rostfreiem) Metall hergestellt werden (Beispiele gibt es in diversen Museen zu sehen). So gibt es auch teuere Kunststoffblockflöten, die aus hartem ABS-Kunststoff oder anderem hartem Kunststoff nicht gegossen, sondern (wie die Holzflöten) gedrechselt werden. Soweit ich mich erinnere, war das ein niederländischer Flötenbauer.
Blockarina