Den Klang / das Spiel auf (?) dunklerer/n Blockflöten scheinen viele zu bevorzugen. Ich würde gerne wissen, womit das zusammenhängt. Welches persönliche Empfinden dazu führt. Liegt es generell an den hohen Tönen oder doch mehr daran wie die hohen Töne im Einzelfall instrumentenspezivisch klingen? Oder liegt es vor allem daran, wie sich die hellen Register spielen und wie man
sich den Klang erarbeiten muss?
Instrumentenspezivischer Klang - Reaktion auf hohe Klänge - Beobachtungen
Der Klang der verschiedenen SBFl-Register hängt ja bekanntermaßen mit dem Flötenmaterial und der Konstruktion der Flöte zusammen. Mit den physikalischen Zusammenhängen bin ich nicht so im Detail bewandert. Dafür müsste ich die genauen Erklärungen nachschlagen. In der Praxis erleben meine Ohren es aber ganz deutlich, wenn ich hoch hinauf reichende Melodien mit verschiedenen Kunststofflöten, einfachen Schulblockflöten aus Holz und meinen Rottenburgh-SBFl aus Palisander und Buchsbaum miteinander vergleiche. Die unterscheiden sich mehr oder weniger deutlich. Inwieweit der/die Einzelne diese Unterschiede wahrnimmt, hängt sicher von der Schulung des Gehörs ab.
Interessant finde ich diese Beobachtung: Sobald die Töne eine Höhe erreichen, in der sie schrill klingen, halten sich viele Schüler entweder spontan die Ohren zu oder zeigen andere Abwehrreaktionen. Anscheinend gewöhnen sich die meisten Kinder relativ rasch an den Klang. Einigen ist er aber so unangenehm, dass sie die Sopranblockflöte dauerhaft ablehen. Tiefere Blockflötenregister finden sie dagegen schön. Ob die Kinder auch verschiedene SBfl unterscheiden würden?
Zu Vergleichszwecken legte ich mir im Laufe der Zeit eine kleine Schulblockflöten-Sammlung an. Bei meinen Flötenvergleichen lege ich einzelne Kunststoffflöten schon nach wenigen Takten hoher Töne weg, weil meine Ohren den Klang unerträglich hart und schrill finden. Vor diesen Klägenen möchten die empfindlichen Kinder am liebsten flüchten! Auch die Töne der unteren Oktave klingen mir bei diesen Instrumenten zu hart, egal, wie ich den Klang moduliere. Während die unangenehme Härte der hohen Lage fast jedem sofort auffält, reagieren bei der unteren Oktave wesentlich weniger Schüler abwehrend.
Die Abwehr gegen hohe Flötentöne fällt in der Regel geringer aus, wenn ich ein schönes melodisches Stück mit guter Intonation und weicher Artikulation auf einer gut klingenden Flöte spiele. Der Kommentar "Das ist aber laut!" kommt dagegen fast immer. Dieses Register läßt sich aber nicht leise spielen.
Ist die instinktive Abwehr von "Hoch+Laut" (so weit ich weiß sind viele Warnlaute schrill, hoch und mehr oder weniger laut; Angstschreie sind hoch und schrill ...) der Grund dafür, dass die oberen BFL-Register zu schwach (weil dann weniger laut) angeblasen werden? Dann klingen sie natürlich grauslig, weil zu schwacher Blasdruck zu falscher Intonation führt.
Um meinen Schülern die Angst vor kraftvollen Flötenklängen zu nehmen, übe ich schon mit den Anfängern, den Blasdruck zu modulieren und "piepsen" "frei Schnauze" auch auf hohen Tönen herum. Verpackt in das Nachahmen von Tierstimmen oder Gespenstergeschichten macht das viel Spaß und man erfährt durch das Experimentieren, mit welchen Mitteln der Klang der Blockflöte beeinflusst werden kann.
Für fortgeschrittene Schüler ist es interessant, Vergleiche mit verschiedenen Blockflöten anzustellen (aus edlen / billigen Materialien, ausgefeilt /einfach konstruiert) und herauszufinden, inwieweit durch Spieltechnik zusätzlich auf den Klang der verschiedenen Flöten Einfluss genommen werden kann und wie die verschiedenen Flöten auf Variationen von Blasdruck, Ansatz und verschiedenen Artikulationstechniken reagieren. Die hören so genau hin, dass sie die Blockflöten am Klang auseinander halten können. Wer einmal so weit ist, sucht sich eine neue Blockflöte mit den Ohren aus!
Welch großen Einfluss bautechnische Details wie z.B. die lichte Weite des Kernspalts auf den Klang der Flöte hat, konnte ich auf der Frankfurter Musikmesse sehr gut an der "Helder" von Mollenhauer beobachten. Mit einer kleinen Schraube, lässt ich die Position des beweglich konstruierten Blocks in unterschiedlichen Positionen fixieren. Dadurch bestimmt man auch den verbleibenden Spielraum für "Lip-Control" (>
technische Details). Diese zusätzlichen Möglichkeiten, den Klang zu modulieren, finde ich sehr spannend. Leider kostet so ein Instrument ein Vermögen!
Warum ich die Gedanken niederschreibe?
Ich denke, Doras Problem mit dem Lied und den hohen Tönen darin hat vielleicht auch ein wenig mit der beschriebenen Problematik zu tun.
1. Man muss die Abwehr gegen kraftvoll gespielte hohe Töne ablegen. Sonst kann man sie nicht schön spielen und der Klang der Blockflöte wird sich nicht entfalten.
2. Es muss beides stimmen - Spieltechnik und Material! Sonst kann sich kein schöner Flötenklang entwickeln.
Aber:
Wer vorschnell der Flöte die Schuld am schlechten Klang gibt, sollte sie erst einmal jemanden spielen lassen, der es gut kann. Vermutlich wird er/sie sich dann wundern.
Umgekehrt geht es auch. Meine Schüler lachen sich immer schief, wenn ich meine gute Flöte wie ein Anfängerinstrument klingen lasse.
Auch auf einer guten Flöte erreicht man das optimale Klangbild nur mit guter Spieltechnik.
Viele Grüße
Lisa