Hallo apparat,
generell ist zu sagen, dass der Einsatz von Audio-interfaces und Audio-Software unter Linux noch längst nicht so einsteigerfreundlich und Plug&Play ist, wie unter Windows oder OS X.
Zunächst braucht man eine Distribution, die einen Realtime-Kernel und aktuelle Versionen der grundlegenden Audio-Software mitbringt und das System richtig für den Audio-Einsatz konfiguriert. Ich habe gute Erfahrungen mit Ubuntu Studio und dem Zusatz-Paketrepository
KXStudio gemacht.
Dann sollte man sich vor dem Kauf eines Audio-Interface gut informieren, ob es unter Linux richtig unterstützt wird. Generell werden ältere Firewire-Interfaces bestimmter Hersteller und
USB 1.0 Interfaces mit nicht mehr als zwei Eingängen gut unterstützt. Für letztere, also USB 1.0 Interfaces, braucht man meistens keinen speziellen Treiber, solange sie "class compliant" sind, funktionieren sie mit dem generischen USB-Audio Treiber. Sobald aber mehr Eingänge oder höhere Abtastraten unterstützt werden sollen, wie z.B. beim M-Audio Fast Track Pro Interface, das ich besitze, braucht es besondere Unterstützung dafür im Treiber (für das FTP ist diese aber seit Kernel 3.0 vorhanden). Im Zweifelsfall eine Internetsuche nach dem Namen des Interfaces und "linux support" starten oder auf den Seiten von
ALSA und
FFADO nachschauen.
Für
USB 2.0 Interfaces gibt es leider keinen solchen Standard, da braucht jedes Interface seinen speziellen Treiber und deswegen werden die meisten USB 2.0 Interfaces unter Linux
nicht out-of-the-box unterstützt, wenn überhaupt. Weiterhin verweigern viele Hersteller die Unterstützung von Linux und geben keine technischen Informationen für die Entwicklung freier Treiber heraus. Andere Hersteller untestützen die Linux-Treiberentwicklung aktiv und für deren Interfaces gibt es daher ausgereifte Treiber. Dabei handelt es sich aber meist um ältere Interfaces mit Firewire, die auch im gehobeneren Preissegment liegen.
Wenn ordentliche Hardware-Unterstützung gegeben ist, sollte man sich mit dem Soundserver JACK und dem Audio- und MIDI-Routing darüber auseinandersetzen. Leider ist da immer noch vieles im Fluss und oft haben Distributionen noch veraltete Versionen von Audio-Software, die neuere, nützliche Features nicht unterstützt. Das o.g. KXStudio-Respository sollte da aber Abhilfe schaffen. Ardour ist sehr mächtig, zumindest was Audio-Recording angeht, aber auch recht komplex. Da muss man sich eine Weile einarbeiten. Außerdem gibt es natürlich nicht die Fülle an Effekt- und Synthsizer-Plugins wie unter Windows oder sogar OS X. Da muss man einiges an Zeit für Recherche und Ausprobieren einplanen, bis man da eine grundlegende Toolsammlung zusammen hat. Wenn man das hat, kann man aber, zumindest was das Recording und Bearbeiten von externen Audio.Quellen angeht, genauso professionelle Ergebnisse erzielen, wie unter Windows. Bei der MIDI-Bearbeitung und bei Software-Klangerzeugung muss man m.E. noch Abstriche machen.
Zu guter letzt laufen auch einige Windows-Audio-Software ud VST-Plugins unter Linux und Wine einigermaßen stabil. Darüber kann man sich in der
AppDB auf winehq.org informieren. Die Installation und Einrichtung ist dabei aber oft nicht ganz trivial.
Chris