Hier ein weiterer Beitrag von mir zum Thema "
How to improve my FGN Guitar":
Mir ist beim Testen vieler FGN LS-10 und DC-10 Gitarren aufgefallen, dass die
Sättel sehr schlecht gekerbt sind. Soll heißen, sie sind häufig
zu hoch.
Jetzt hat natürlich jeder Gitarrist andere Vorstellungen davon, wie hoch so eine Sattelkerbe überhaupt sein soll/muss. Manche mögen es tatsächlich etwas höher, weil das Bendings in den ersten Bünden erleichtern soll.
Aber wie stellt man überhaupt fest, ob der Sattel zu hoch ist?
Ganz einfach, man drückt im 3. Bund die Saite runter und schaut, wie viel Abstand zwischen Saite-Unterkante und 1. Bundstäbchen-Oberkante ist.
Diese Methode funktioniert natürlich nur, wenn die Bünde auch ordentlich abgerichtet wurden und noch gut in Schuss sind (Vorsicht bei älteren Gitarren, die schon die berühmten "Lagerfeuer-Akkord-Kerben" im Bereich der ersten Bünde haben!
Der besagte Abstand sollte im Idealfall etwa so groß sein, dass gerade ein Streifen Papier noch zwischen Bundstäbchen und Saite passt, manche Workshops empfehlen hier eine Höhe von ca. 0,3 mm - es geht natürlich auch noch niedriger.
Zur Orientierung: Eine Gitarre mit "Nullbund" hat in der Regel eine tiefstmögliche "Sattel"höhe an genau diesem Bund.
Sobald die Saite jedoch beim Check auf dem Bundstäbchen aufliegt, ist die Sattelkerbe zu tief.
Hier ein typisches Beispiel einer FGN DC-10 mit zu hohen Sattelkerben:
Zur Orientierung, damit man die Größenverhältnisse besser einschätzen kann - die dicke E-Saite hat einen Durchmesser von 0,046" - das entspricht einem Wert von fast 1,2 mm.
Der Abstand zwischen 1. Bundstäbchen-Oberkante und Saitenunterkante beträgt auf dem Foto locker ca. 0,6 mm - und ist damit meiner Meinung nach viel zu hoch.
Diese Gitarre wurden vom Händler bemüht "schnarrfrei" eingestellt.
Das sah dann so aus:
Klar, der Slide-Gitarrist freut sich dann - für mich persönlich wäre so ein Setup eher der Spielfreude abträglich.
Jetzt ist es natürlich so, dass die FGN Gitarren in der Regel vom Vertrieb so nicht ausgeliefert werden!
Vielmehr wird anscheinend die Saitenlage auf einen vorgeschriebenen Wert eingestellt, der bei der hohen E-Saite meinen Beobachtungen nach bei ca. 1,3 mm am 12. Bund liegt, bei der tiefen E-Saite bei ca. 1,6 mm am 12. Bund.
Ich habe etliche Plektren in verschiedenen Stärken hier und checke das, indem ich sie zwischen Saite und Bundstäbchen klemme. Weil es mich interessiert, was ich vorfinde und auch, was möglich ist und ich mich hier nicht auf ein "Augenmaß" verlasse.
Leider wird diese Einstellung der tiefen Saitenlage offensichtlich stur vorgenommen, ganz egal, wie hoch die Sattelkerben sind - und die Halskrümmung variiert dabei von superflach bis "hängt durch". Die Halskrümmung mag sich natürlich selbst nach dem Einstellen Witterungs- oder Transport-bedingt noch ändern. Das Holz arbeitet eben.
Ein gutes Setup kostet auch Zeit und somit Geld, und ich kann es aus Sicht des Vertriebes nachvollziehen, dass hier nicht noch mehr Arbeit reingesteckt wird - zumal man auch überall von der vermeintlich "perfekten Verarbeitung" bei FGN liest und ich befürchte, dass da viele Käufer einfach gar nicht mehr so genau hinschauen, weil sie eben denken, dass es schon so sein wird.
Wer wie ich aber schon mehrere FGN LS-10 und DC-10 Gitarren in der Hand hatte, die frisch vom Vertrieb kamen, mit viel zu hohen Sattelkerben, einem leicht durchhängenden Hals und einem 1,3 mm Plektrum, das trotzdem über das gesamte Griffbrett auf der hohen E-Saite bis zum letzten Bund noch gehalten hat (alternativ runtergedrückt im 1. Bund und ein 0,8 mm Plek...) - dementsprechend schlechte Entfaltung der Saitenschwingung bis zum Scheppern - der muss sich dann doch sehr wundern.
Daher eben dieser Beitrag von mir, nehmen wir das also selbst in die Hand!
Zusammengefasst
können folgende Probleme auftreten:
a) die Sattelkerben sind zu hoch
b) die Sattelkerben sind unterschiedlich hoch (nicht passend zum Griffbrettradius bzw. dem Radius der Bundoberkanten)
daraus resultierend:
c) die Saitenlage ist viel zu hoch
d) die Saitenlage ist niedrig, aber die Saiten scheppern
Es gibt von Session ein schönes Video, in dem zu sehen ist, wie der Olli seine Gitarre einstellt, unter Zuhilfenahme eines 1,5 mm Plektrums, das am 12. Bund hohe E-Saite halten soll.
(
)
Genauso mache ich es auch bzw. ist das "Wert" für mich, den JEDE E-Gitarre können MUSS, ohne dass ich dann mit Scheppern geärgert werde.
Dieser Clip wurde bereits oft im Forum angepriesen, wenn jemand gefragt hat, wie er denn seine Gitarre besser einstellen könne.
Wenn die Sattelkerben zu hoch sind, funktioniert das aber nicht mehr!
Also was ist zu tun?
Man kauft sich e
inen Satz passender Sattelkerben, ich nutze diese hier
von Ibanez (passt ja eh zu FGN gell?):
Wie auf den "Griffen" zu sehen ist, handelt es sich um einen 0,010 - 0,046" Satz.
Für jede Saitenstärke genau eine Feile.
Leider ist der Satz mit 99 Euro, die im Fachhandel dafür verlangt werden, nicht ganz günstig, aber sehr gut und meiner Meinung nach besser, als so manche DIY Lösung (wobei das natürlich jeder selbst machen darf, wie er möchte).
Die Kosten hierfür relativieren sich allerdings schnell, wenn man mehrere Gitarren sein eigen nennt bzw. mehrere Sättel feilen möchte.
Der Gitarrenbauer nimmt fürs Sattelfeilen pro Gitarre ca. 20 bis 30 Euro.
Diese Sattelfeilen sind auch schon passend verrundet, was eine optimale Auflagefläche für die Saite gewährleistet:
Ich weiß, dass viele Berührungsängste davor haben und sich an den Sattel nicht rantrauen.
Man wird auch überall darauf hingewiesen, als sei es eine Art immergeltendes Naturgesetz, dass man den ersten Sattel, den man in seinem Leben bearbeitet, grundsätzlich versaue.
Vermutlich, weil man falsch oder zu tief feilen würde.
Bei den FGN Gitarren sitzen die Slots schon an ihrer Stelle, da können wir schon mal eine Fehlerquelle (falsche Abstände zueinander) ausschließen.
Wichtig ist, dass mit der Feile
in einem leichten zur Kopfplatte hin abfallenden Winkel gefeilt wird, so dass die Saite einen definierten Auflagepunkt (am Ende des Sattels Richtung Griffbrett hat).
Leider wird das bei FGN ab Werk auch nicht immer so gemacht - vermutlich, weil es "schnell gehen muss" und die Feile wird in verschiedenen Winkeln mal schnell drübergezogen.
Bei meiner weißen DC-10, die ein Sattel-Nachfeilen dringend nötig hatte, habe ich das auch gesehen, dass das Graphit-Schmiermittel beim Feilen komischerweise zuletzt vorne und hinten am Slot haften geblieben ist, während es zunächst in der Mitte beim Feilen abgetragen wurde. Der Auflagepunkt der Saite war dementsprechend nicht am äußeren Rand zum Griffbrett hin, sondern eher in der Mitte - was ungünstig und zu vermeiden ist:
Beim Feilen muss man drauf achten, die
Feile gerade entlang der Kerbe und das
im leichten Winkel zur Kopfplatte hin zu führen.
Man kann jeweils mit leichtem Druck 5 Feildurchgänge machen und einfach mal die Saite wieder in die Kerbe legen und wie oben beschrieben - bei richtig gestimmter Saite! - checken, wie sehr sich der Abstand am 1. Bund zwischen Saite und Bundoberkante (bei gedrückter Saite im 3. Bund) verringert hat.
Bitte denkt unbedingt daran, bei jedem Slot auch die richtige Feile zu benutzen - ich kann mir gut vorstellen, dass man aus Versehen einfach die nächste Kerbe mit der gleichen Feile bearbeitet. Also immer, wenn man fertig ist mit einer Kerbe, die Feile weglegen und nächste passende nehmen!
Wenn man das so macht und immer wieder die Saite zurück in die Kerbe legt, diese stimmt und den Abstand überprüft, sehe ich da wirklich keine Gefahr, den Sattel zu tief zu feilen.
Man kann auch beim im 3. Bund gedrückter Saite das kleine Saitenstück zwischen 2. Bundstäbchen und Sattel mal mit einem Plek anreißen, da sollte immer ein "Pling" zu hören sein. Wenn die Saite da auf dem 1. Bundstäbchen aufliegt, ist die Sattelkerbe zu tief. Dann macht es auch kein "Pling" mehr. ^^
Grundsätzlich gilt:
Lieber weniger wegfeilen und nochmal checken als zu viel in einem Durchgang!
Wie sieht das nun in der Praxis aus?
Hier am
Beispiel meiner weißen DC-10:
Vorher:
Nachher:
Wie wirkt sich das in der Praxis aus?
Nun ja, meine weiße DC-10 kam auch mit der berühmten niedrigen Saitenlage zu mir, hat gescheppert und geschnarrt. Ich musste trotz optimaler Halskrümmung die Saitenlage erhöhen, das 1,5 mm Plek hielt an der hohen E-Saite noch am 6. Bund, am 7. fiel es raus. Sobald ich die Saiten niedriger gemacht hatte, haben die Saiten nicht mehr richtig geschwungen. Auf der tiefen E-Saite das gleiche Szenario (natürlich mit anderen Werten dann).
Nachdem ich den Sattel gefeilt habe (und ich könnte ihn durchaus noch ein bisschen niedriger feilen - mir reichen aber ca. 0,15 mm Platz beim Check), habe ich gut bis 0,4 mm "Saitenlage" gewonnen - soll heißen, dass ich die Gitarre jetzt so einstellen kann, wie ich es eigentlich wollte und die Saiten wunderbar frei ausschwingen.
Die Gitarre klingt dadurch viel besser (bei gleicher niedriger Saitenlage), der "holzige" Ton (ja das muss jetzt hier mal so gesagt werden, um ein Zeichen gegen das Gezollnere zu setzen ; )) kommt noch besser durch. Das macht sich auch trocken gespielt schon deutlich bemerkbar.
Bei der roten DC-10, von der das erste Bild stammt (und die ich nicht behalten hatte aufgrund anderer Mängel), wäre natürlich noch mehr drin gewesen.
Aus diesem Grund kann ich nur jedem empfehlen - sofern der Sattel nicht gut gefeilt ist und man sich eine Nachbearbeitung selbst zutraut - das mal in die Hand zu nehmen.
Anmerkungen:
Nicht JEDE FGN hat einen schlecht gefeilten Sattel!
Das Feilen mit "Rantasten", wenn man es ordentlich macht, dauert aber schon mal 20 bis 30 Minuten. Also nichts überstürzen!
Die gewünschte Saitenlage ist immer Geschmackssache - allerdings profitieren meiner Meinung nach alle Saitenlagen von einem gut gefeilten Sattel (nicht nur, wenn man es superniedrig haben möchte).
FGN feilt manchmal die Bünde etwas flacher zum Griffbrettrand ab, so dass bei tiefer und hoher E-Saite jeweils nicht die beste Saitenlage realisierbar ist, weil der Bundstächenradius höher ist als der der Bridge (im Fall der DC und LS Modelle mit der TOM Bridge).
Mir ist auch bekannt, dass man normalerweise die Satteloberfläche noch runterschleift, so dass die umwickelten Bass-Saiten in etwa zu ihrer Hälfte in der Kerbe liegen, die nicht umwickelten Diskantsaiten oben bündig mit der Satteloberkante abschließen. Vielleicht passe ich das bei meinen Gitarren auch noch an, habe aber hierfür bislang keine Veranlassung gesehen, da ich in der Praxis keine Probleme feststellen konnte.
Ein guter Tipp ist, die Kerben mit einem Bleistift nachzuzeichnen, das abgeriebene Graphit vermindert etwas die Reibung.
Ich hoffe, der Beitrag hat euch getaugt.
Bitte versteht das nicht als "man muss das bei jeder FGN unbedingt machen", sondern vielmehr als einen Hinweis, dass die Sättel oft nicht optimal gefeilt sind und eben als kleine Hilfestellung (für diejenigen, die das selbst gern nachbessern würden).