Eggi schrieb:
edit by Eggi: bitte auf die Wortwahl achten
Sorry Eggi! Ich meine zwar, dass die Wortwahl weit davon entfernt war, eine Beschimpfung zu sein. Aber wertschätzend war der Vergleich sicher auch nicht. Ich platziere mal eine Wiedergutmachung:
Spricht vermutlich Bände, dass du mich augenscheinlich als Depp hinstellen willst, aber erneut nicht auf die weiteren Fragen in diesem Zusammenhang eingehst
Entschuldige bitte, dass ich Dich beleidigt habe.
Ich tu mir bei Dir schwer. Alle Versuche, leicht verständliche Antworten (in einem komplexen Thema) zu geben führen dazu, dass Deine Fragen und Gedanken noch komplizierter werden und Du Dich immer mehr zu verlaufen scheinst. Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass Du sehr flexibel darin bist, andere Blickwinkel einzunehmen um die Welt auch mal von anderen Perspektiven aus kennen zu lernen. Hier einige Anmerkungen zu der Zusammenfassung und einigen anderen Punkten von Dir:
Also unabhängig von der Holzsorte (oder Form oder Masse der E-Gitarre)?... Was sorgt dann dafür, dass Erle wie Erle klingt? Und damit anders als Esche bspw.? Was genau soll also dein Beispiel [Anmerkung: mit dem Stimmgerät] "beweisen"?... "Filter der Saitenschwingung" wäre ja die Resonanz (?) und müsste unabhängig vom von dir als Beispiel genannten Stimmgerät sein?
1) Die Frequenz (Grundschwingung der Saite) errechnet sich aus Spannung, Durchmesser, Saitenlänge und Materialdichte der Saiten. Daraus kann man ersehen, dass die Frequenz je Bund unabhängig vom Material der Gitarre ist, die Mensur aber sehr wohl Einfluss auf die Saitenspannung nimmt. Die relevanten Infos und die Entstehung der Tayler-Formel sind im
Beitrag 172 gepostet.
2) Würde man nur die Grundschwingung eines Tons alleine hören, würden alle Instrumente und damit auch alle Gitarren gleich klingen. Die »Klangfarbe« eines Tons setzt sich aus dem Grundton und seinen Obertönen zusammen. Ein Ton ist daher harmonisch sehr komplex und seine Klangfarbe davon abhängig, wie und wo er gebildet wird. Bei harmonisch komplexen Tönen stehen die Frequenzen untereinander und zur Grundfrequenz in einem ganzzahligem Verhältnis. Das heißt, Obertöne und auch die von Dir zitierten »Spezialfälle« Flageolettöne sind ein ganzzahliges Vielfaches der Grundfrequenz der jeweiligen Saiten.
Daraus folgt auch, dass die »Knotenpunkte« für Flageolettöne unabhängig von der »Obertonzusammensetzung« immer an der gleichen Stelle auf einer Gitarre liegt, wie in
Beitrag 201 beschrieben.
3) In der Musik und unter uns Gitarristen geht es uns zumeist um den Ton und um die Tonbildung. Das physikalische Signal wird Klang genannt. Der Charakter des Klangs, die jeweilige Klangfarbe setzt sich wie schon erwähnt aus dem Grundton und den Obertönen zusammen. Und hier bestimmen die relativen Stärken, physikalisch die Amplitudenverhältnisse der Obertöne, die Klangfarbe des Tons. Und das ist hochkomplex. Hier ein Link zu einer sehr einfach gehaltenen Facharbeit, in der versucht wird, die
»Tonentstehung an einer Saite der E-Gitarre« sehr einfach zu erklären und die genannten Formeln praktisch anzuwenden. Ich verlinke deswegen, weil ich hoffe, das die der Frequenzanalyse etwas hilfreicher bei der visuellen Vorstellung sind, als meine Worte hier.
Die Argumentation von Klangunterschieden hat also nichts mit der Frequenz zu tun, die das Stimmgerät misst, aber mit den Obertönen, die begleitend zur Grundfrequenz entstehen und die Klangfarbe ausmachen. Das Vibrations-Sensor-Stimmgerät beweist »nur«, dass die Saite die Schwingung auf das Holz überträgt und das Holz zum Mitschwingen anregt, was von einigen hier als »unmöglich« angezweifelt wurde. Und zwar überträgt sich die Schwingung sowohl auf den Hals als auch den Korpus, wie Kollege Statler angemerkt hat. Was beweist, dass auch ein massiver Holzblock schwingt und darum seinen Beitrag zum individuellen »Gesamtkunstwerk« Klang leistet.
Wenn man jetzt Klangunterschiede vergleicht, wird das Thema sehr komplex. Weil man die Schwingung der Einzelteilen nicht ohne weiteres isoliert hören kann. Messen schon eher. Zu hören ist auf der Gitarre für uns aber immer das sehr komplexe Schwingungsmuster, das von allen Einzelteilen untereinander beeinflusst, gemeinsam gebildet wird.
Holz lässt sich in vielen Eigenschaften unterscheiden: Form, Gewicht, Dichte, Elastizität, etc. Woher die Esche weiß, dass sie nicht wie eine Erle klingen soll und warum sie andere Blüten und Blätter zu tragen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich akzeptiere einfach, dass es Unterschiede gibt und befürworte Menschen, die sich Gedanken machen, wie man diese Unterschiede im Dienste einer Klangverbesserung (subjektiver und individueller Natur) nutzen kann.
Vergleicht man die tatsächlich vorhandenen Klangunterschiede muss man viel berücksichtigen: Korpusmaterial und Korpusform, Halsmaterial und Halsform inkl. Kopfplatte, PUs (Humbucker und Single Coils) und vor allem die exakte Position, an der sie angebracht sind, Länge der Mensur, Beschaffenheit und Konstruktion der Brücke, Übergang von Hals auf Korpus, »Kleinteile« wie Sattelmaterial, Saitenstärke und Material, Vibratoblock und Material etc.
Und in diese Frage, was welchen Einfluss auf den Klang verursacht und ob dieser hörbar ist, da zanken hier nun alle rum. Und Pseudo-Wissenschafter berufen sich in ihrer Hilflosigkeit auf Studien, die bei näherem Betrachten alle ihre ganz groben Schwachstellen haben. Nachdem die Klangbildung sehr komplex ist, wäre wohl eine Theorie, die sich mit komplexen Systemen befasst, angebracht. Und das ist die Chaostheorie. Meine Interpretation ist darum: komplexe Systeme sind nicht vorhersagbar. Da vertrau ich lieber den Erfahrungsträgern der industriellen Hersteller und erfahrenen Gitarrenbauern.