Gewichtsunterschiede bei gleichen Holzarten

  • Ersteller Soulagent79
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Äh, bitte, wieso so ein Tonfall? Kann es sein dass du meine Frage nur grob überflogen hast? :gruebel:

Meine Frage war ob jemand die Hölzer primär nach dessen Eigenschaften aussucht, also beispielsweise so: Der Kunde will jenes Klangbild, dafür brauche ich schweres Holz. Schwer wäre beispielsweise Sorte A und B, A hat eine noch größere Dichte, sollte noch besser passen, also nehme ich A.
 
Meine Frage war ob jemand die Hölzer primär nach dessen Eigenschaften aussucht

Nach was sonst? Dem Brennwert? ;)

Hm, wieso? Es ist kein Problem sich einen inhomogenen Holzkloz zu basteln (bekannten ausmessen, dann kann man nachher vergleichen.)
Und was sollte man vergleichen?
Wer sollte den Aufwand betreiben, eine Simulation für einen Supercomputer entwickeln um am Ende zwei bestimmte Stück Holz zu vergleichen. Der Tenor hier ist ja, dass eben Holz nicht Holz ist. Nicht einmal 2 Stücke aus demselben Stamm sind ganz gleich, das wird ja wohl niemand anzweifeln, oder doch?
 
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Das könnte man tun, damit der Computerphsik Student was zu tun hat. Ansonsten, ich bin Vertreter der Holz hat Einfluss Ecke.
 
Nach was sonst? Dem Brennwert? ;)

Hat Hendrix vielleicht getan... ;)

So wie es sich anhört scheinen die meisten ja nach Erfahrung und / oder nach dem zugeschriebenen Klang zu wählen. Verallgemeinert gesagt interessiert mich ob man schon Hölzern bereits alleine anhand der Kriterien Dichte und Masse (beispielsweise) ohne die Holzart zu kennen Klangauswirkungen zuschreiben kann.
 
Hat Hendrix vielleicht getan... ;)
Soviel ich gesehen habe, hat er einfach Brandbeschleuniger verwendet. ;)

Ich bin kein Instrumentenbauer, aber ich weiß dass diese nach Erfahrung vorgehen was die Holzart betrifft. Die einfachste Methode ist, auf das Stück Holz zu klopfen und aufgrund des Klanges des Klopfgeräusches zu beurteilen, wozu es geeignet ist. Das machen die wohl schon beim Einkauf und lassen die Gurken gleich zurück. :)

Hohe Dichte bedeutet auch hohes Gewicht und die wenigsten Leute wollen eine schwere Gitarre, während möglichst leichte Gitarren hochwillkommen sind.
 
Ok, wahrscheinlich sucht man einfach nicht auf diese Art aus, sooo viele unterschiedliche Holzfamilien gibts ja auch nicht. Und vieles ist sicherlich auch einfach Standard für einen E-Gitarrenkorpus: Les Paul -> Mahagoni, Strat + Tele -> Esche oder Erle, moderne Metalgitarren -> Linde.

Ich habe auch so mal weiter gesucht, was haltet ihr denn von diesen Aussagen von Kraushaar? (Und, nein, das ist nicht der Artikel "es gibt kein Tonholz"... ;)) Diese Aussagen beschreiben auch nur recht grob die grundsätzlichen Auswirkungen ohne ins Detail zu gehen, hören sich für mich aber logisch und nachvollziebar an.

Überraschend finde ich aber diese Aussage:
"Sehr schwere Hölzer haben ihre Resonanzfrequenzen außerhalb [... des Obertonbereichs von Gitarre und Bass...]- Wir empfinden den Ton als brillant bis kalt "

Das deckt sich beispielsweise mit dieser Aussage
"Als Faustregel im Hinblick auf den Sound und das Holz kann man folgendes sagen:
schwerer, harter Body = sustainreicher, präsenter, cleaner Sound
leichter, weicher Body = obertonreicher, warmer Klang mit weniger Sustain und weniger Präsenz.
"

Ausgehend vom typisch warmen "Mahagoni" Les Paul Klang hätte ich so ziemlich das genaue Gegenteil vermutet. :gruebel:

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Der Charakter des Klangs, die jeweilige Klangfarbe setzt sich wie schon erwähnt aus dem Grundton und den Obertönen zusammen. Und hier bestimmen die relativen Stärken, physikalisch die Amplitudenverhältnisse der Obertöne, die Klangfarbe des Tons. Und das ist hochkomplex. Hier ein Link zu einer sehr einfach gehaltenen Facharbeit, in der versucht wird, die »Tonentstehung an einer Saite der E-Gitarre« sehr einfach zu erklären und die genannten Formeln praktisch anzuwenden. Ich verlinke deswegen, weil ich hoffe, das die der Frequenzanalyse etwas hilfreicher bei der visuellen Vorstellung sind, als meine Worte hier.

Ich habs mir gerade mal durchgelesen, bin ja immer an so was interessiert. :) Aber wenn ichs richtig verstanden habe zeigt die Analyse doch einfach nur dass eine schwingende Saite Obertöne erzeugt, oder? Die Diagramme zeigen eine Momentaufnahme einer Schwingung, die x-Achse ist die Frequenz in Hz, die y-Achse die Lautstärke in dB (und damit sicherlich logarithmisch, scheint nicht erwähnt zu werden). Die blaue Linie zeigt die Saitenschwingung an, aber was soll die rote Linie im Graph sein? Ich weiß nicht genau welches Schuljahr da war, aber ein paar Schlussfolgerungen aus dem gemessenen wären schon gut gewesen, beispielsweise wieso die A-Saite in seiner Analyse keine hörbaren Obertonwellen hat? Diese Aussage finde ich ziemlich seltsam... In diesem Zusammenhang wäre eine Beschriftung der y-Achse wohl hilfreich gewesen um zu sehen wo die 10db Grenze liegt.
 
Ausgehend vom typisch warmen "Mahagoni" Les Paul Klang hätte ich so ziemlich das genaue Gegenteil vermutet. :gruebel:

Humbucker nehmen schon einmal viel von den Höhen und was als "warm" empfunden wird, ist der Effekt von fehlenden bzw. weniger ausgeprägten Höhen. Wobei ich diese Einteilung in "warm" und "kalt" nicht mag, weil es nur verklärt und Klang nicht wirklich mit Temperatur zu tun hat. ;)
 
... Die Argumentation von Klangunterschieden hat also nichts mit der Frequenz zu tun, die das Stimmgerät misst,...

Danke, dass war die Aussage, auf die ich gewartet habe. Und auch auf folgendes:

... Das Vibrations-Sensor-Stimmgerät beweist »nur«, dass die Saite die Schwingung auf das Holz überträgt und das Holz zum Mitschwingen anregt, was von einigen hier als »unmöglich« angezweifelt wurde. ...

Ersteres musste IMHO nicht bewiesen werden und wer das als "unmöglich" angezweifelt hat, weiß ich nicht (und ist mir mittlerweile auch egal, weil es offensichtlich in derartigen Threads immer zu gewissen Missverständnissen kommt oder kommen soll).

Alle anderen Dinge, die du schreibst waren mir bekannt und spiegeln - oh Wunder - auch meine Meinung wieder...

...Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass Du sehr flexibel darin bist, andere Blickwinkel einzunehmen um die Welt auch mal von anderen Perspektiven aus kennen zu lernen. ...

Ähem... ja... Ich habe den Eindruck, du solltest bei Gelegenheit meine Beiträge hier im Thread nochmal aufmerksamer lesen... trotzdem danke für deine Entschuldigung und die ausführliche Antwort...
 
"Als Faustregel im Hinblick auf den Sound und das Holz kann man folgendes sagen:
schwerer, harter Body = sustainreicher, präsenter, cleaner Sound
leichter, weicher Body = obertonreicher, warmer Klang mit weniger Sustain und weniger Präsenz.
"

Ausgehend vom typisch warmen "Mahagoni" Les Paul Klang hätte ich so ziemlich das genaue Gegenteil vermutet. :gruebel:

Dir ist schon klar, daß in einer Les Paul zwei Hölzer unterschiedlicher Dichte/ Härte kombiniert werden?
Man könnte fast vermuten, daß die sich was dabei gedacht haben.

Abgesehen davon ist die Spanne der Klänge und der Klangqualität ( und des Gewichts ) allein dieses Gitarrentyps gewaltig. Es gibt keinen "typischen Les Paul Sound".
Wohl einen, den wir alle im Ohr haben, wenn wir davon reden. Aber nur ein Bruchteil der Klampfen, die sich "Les Paul" nennen oder so aussehen, haben diesen Sound auch in sich. Jede Menge Hersteller von billigen Drecksgitarren leben davon, daß die meisten Gitarristen Männer sind und daher geschlechtsspezifisch besser gucken können als zuhören. (Fragt eure Frauen :D)

Was mal in die Gitarristenbirnen reingehen muss:
Wenn ein sorgfältiger Gitarrenbauer einen "Klang 1A" erzeugen will, sucht er dafür selbstverständlich ein passendes "Holz X" aus.

Das heisst aber lange nicht, daß man "Klang 1A" ausschliesslich mit "Holz X" hinbekommt. Wenn man die passenden Stücke auf Lager hat, kann "Holz Z" das gleiche vielleicht auch, allein wegen der Streuung der Holzeigenschaften innerhalb einer Sorte. Das heisst auch nicht, daß alle Gitarren aus "Holz X" gleich klingen. Schon gar nicht ist garantiert, daß eine Gitarre aus Massenproduktion, die laut Herstellerwerbeanzeige angeblich aus "Holz X" besteht, auch nur in die Nähe von "Klang 1A" kommt.

Das ist doch eigentlich simpelste Logik, oder?

Wenn ich "Klang 1A" haben will, ist es Unsinn, nach "Holz X" zu suchen. Man probiert solange Gitarren aus, bis eine den "Klang 1A" hat. Wenn die dann zufällig aus "Holz Z" besteht - dann ist das eben so!

Noch besser ist: so lange und intensiv auf seinem Instrument zu üben, bis man "Klang 1A" auf jeder guten Gitarre bekommt. Aber das nur nebenbei.
 
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Äh, bitte, wieso so ein Tonfall? Kann es sein dass du meine Frage nur grob überflogen hast? :gruebel:

Meine Frage war ob jemand die Hölzer primär nach dessen Eigenschaften aussucht, also beispielsweise so: Der Kunde will jenes Klangbild, dafür brauche ich schweres Holz. Schwer wäre beispielsweise Sorte A und B, A hat eine noch größere Dichte, sollte noch besser passen, also nehme ich A.

Meinst Du mich - mit dem "Tonfall"? Ich habe mich doch nicht im Ton vergriffen, sondern nur darauf hingewiesen wie oft ich genau das. auch in mehreren anderen Threads beantwortet habe...?
Und was Du da oben schreibst, ist ganz genau die Vorgehensweise - aber auch die Maserung muß bei einer transparenten Lackierung mit beachtet werden. Gibt es also mehrere Sorten für eine Klangrichtung, verwendet man in dem Fall das besser aussehende Holz...

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Hat Hendrix vielleicht getan... ;)

So wie es sich anhört scheinen die meisten ja nach Erfahrung und / oder nach dem zugeschriebenen Klang zu wählen. Verallgemeinert gesagt interessiert mich ob man schon Hölzern bereits alleine anhand der Kriterien Dichte und Masse (beispielsweise) ohne die Holzart zu kennen Klangauswirkungen zuschreiben kann.

Kurze Antwort: Jemand mit Erfahrung höchst wahrscheinlich.

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Dir ist schon klar, daß in einer Les Paul zwei Hölzer unterschiedlicher Dichte/ Härte kombiniert werden?
Man könnte fast vermuten, daß die sich was dabei gedacht haben.




Was mal in die Gitarristenbirnen reingehen muss:
Wenn ein sorgfältiger Gitarrenbauer einen "Klang 1A" erzeugen will, sucht er dafür selbstverständlich ein passendes "Holz X" aus.

Das heisst aber lange nicht, daß man "Klang 1A" ausschliesslich mit "Holz X" hinbekommt. Wenn man die passenden Stücke auf Lager hat, kann "Holz Z" das gleiche vielleicht auch, allein wegen der Streuung der Holzeigenschaften innerhalb einer Sorte. Das heisst auch nicht, daß alle Gitarren aus "Holz X" gleich klingen. Schon gar nicht ist garantiert, daß eine Gitarre aus Massenproduktion, die laut Herstellerwerbeanzeige angeblich aus "Holz X" besteht, auch nur in die Nähe von "Klang 1A" kommt.

Genau so ist es. Dazu sind manche Übergänge sehr "fließend". So gibt es z.B. leichte normale Esche, und Sumpfesche die genau so schwer ist wie die leiche Esche. Dann muß man auch ein wenig Glück haben, bei der Auswahl.
 
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So langsam bekomme ich bei dem ganzen (Pseudo)wissentschaftlichen Geschreibe den Eindruck, das es sich nicht so, oder so beweisen läßt. Außerdem ist das eher ein Zeichen von: Seht mal, was ich alles weis?
Dabei genügt es doch, einmal zwei baugleiche Gitarren zu vergleichen (so wie ich es mehrfach gemacht habe): Eine aus extrem hartem Holz - mit einer aus sehr weichem Holz.
Wenn das keiner hört, tut es mir leid. Da können mich die ganzen Studien einmal kreuzweise.
Und Frage: Wenn das Holz so schietegal ist - warium baut man dann nicht alle Gitarren aus Spanplatte oder oder Sperrholz - oder wenn es "richtiges" Holz sein soll - aus Pappel (Beispiel). Ich weis was ich weis - durch die Praxis. Alles Andere geht mir...so langsam auf die Nuss!
Gruß, murle

Ach Murle,
es ist zwecklos,
ich frage mich eigentlich nur noch warum denn nicht einfach alle billige Gitarren aus Sperrholz spielen und ihren Wunschpickup einbauen wenn das Holz eh keine Rolle spielt...
 
Ich habs mir gerade mal durchgelesen, bin ja immer an so was interessiert. :) Aber wenn ichs richtig verstanden habe zeigt die Analyse doch einfach nur dass eine schwingende Saite Obertöne erzeugt, oder? Die Diagramme zeigen eine Momentaufnahme einer Schwingung, die x-Achse ist die Frequenz in Hz, die y-Achse die Lautstärke in dB (und damit sicherlich logarithmisch, scheint nicht erwähnt zu werden). Die blaue Linie zeigt die Saitenschwingung an, aber was soll die rote Linie im Graph sein? Ich weiß nicht genau welches Schuljahr da war, aber ein paar Schlussfolgerungen aus dem gemessenen wären schon gut gewesen, beispielsweise wieso die A-Saite in seiner Analyse keine hörbaren Obertonwellen hat? Diese Aussage finde ich ziemlich seltsam... In diesem Zusammenhang wäre eine Beschriftung der y-Achse wohl hilfreich gewesen um zu sehen wo die 10db Grenze liegt.

Ja stimmt, ich hätte mir auch wesentlich mehr Sorgfalt beim Beschriften und Erklären gewünscht. Die Darstellung wirft einige Verständnisfragen auf. Auch wäre ein gleicher Massstab und eine größere Darstellung auf der x-Achse über alle vier Grafiken wesentlich aussagekräftiger gewesen.

Was mir bei dem enthusiastischen Experimentierversuch gefällt ist die Eigeninitiative und die Kreativität. Mit Neugierde die Welt entdecken. Spannend fände ich es jetzt, wenn jemand dieses Experiment auf die Threadfrage anwenden würde und wir dann zu einer Gitarre mit zwei unterschiedlichen Bodys (die beide beispielsweise aus Erle sind, aber unterschiedlich schwer) die Grafiken vergleichen könnten.
 
... wenn das Holz eh keine Rolle spielt...

Zum 134ten Mal: wer hat gesagt, dass es gar keine Rolle spielt?
URL?
Nur so rein aus Neugier gefragt.

Wenn es keiner gesagt, was sollen dann solche Aussagen?
Nur so rein aus Neugier gefragt.
 
Worüber und warum wird dann hier kontrovers diskutiert, mit 254 Posts?
 
Worüber und warum wird dann hier kontrovers diskutiert, mit 254 Posts?

Es wird über die Frage diskutiert, wie stark der Einfluß des Holzes auf den Gesamtklang einer Solid-Body-E-Gitarre ist.
Es wird hier so lange diskutiert, weil die einen sagen "Einfluß bedeutend groß" und andere meinen "nicht sooo groß" oder auch "nur ein Einflußfaktor von ganz vielen".

iirc hat aber keiner behauptet "Holz hat null komma null Einfluß" *), obwohl schon mehrfach behauptet worden ist, dass manche diese Position hier vertreten.

Was zeigt, wie unnütz es ist, hier zu diskutieren.
Denn wenn Aussagen von anderen Postern entweder frei erfunden werden, oder aber durch krasse Fehlinterpretiation stark verzerrt werden, dann ergibt eine Diskussion kaum Sinn.

*) falls mich meine Erinnerung trügt, bitte URL zur Auffrischung meines Gedächtnisses.
 
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Wer sucht, der findet:
Es gibt einen "Holz-Klopftest"! ;)
Allerdings nicht mit elektrischen Gitarren, sondern mit akustischen Geigen.
Michael Baltrusch und Guter Ziegenhals vom Institut für Musikinstrumentenbau an der TU Dresden führten dieses Projekt zwischen 1999 und 2003 durch, veröffentlicht wurden die Ergebnisse im August 2012.


... Die Beurteilung der Qualität von Resonanzholz erfolgt durch die Handwerksmeister, wobei die Kriterien, die sie dabei anlegen, traditionell weitergegeben wurden oder sich auch empirisch als bedeutend herausgestellt haben. Die Rohlinge werden im Wesentlichen nach optischen Gesichtspunkten bewertet. Besonderer Wert wird auf den Jahrringbau gelegt, der gleichmäßig sein sollte. Die Vorstellungen von optimalen Jahrringbreiten schwanken etwas ...
Die Erfahrungen von Handwerksmeistern zeigen aber auch, dass diese Kriterien noch keine Garantie für hochwertiges Klangholz sind.
Deshalb wird versucht, durch subjektive Klopftests eine weiterführende Einschätzung der Qualität zu gewinnen. Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass erfahrene Geigenbauer aus dem wahrgenommenen Klopfton und dem gefühlten Gewicht der Deckenrohlinge relativ genaue Vorstellungen zu Dichte, Elastizitätsmodul und Dämpfung des Holzes ableiten können. Andererseits besagen insbesondere bei Reparaturen sehr guter Instrumente gewonnene Erkenntnisse, dass viele Instrumente, auch viele hochwertige Geigen bekannter Meister, aus Hölzern gefertigt wurden, die weit von dem vorgestellten Optimalbereich entfernt sind. Daher stellt sich die Frage: Gibt es objektive Kriterien, die die Qualität von Resonanzholz für Streichinstrumente, insbesondere für Geigen, beschreiben und welche sind dies? ...

In den Untersuchungen wurden verschiedene akustisch relevante Eigenschaften von Hölzern am Rohmaterial bestimmt. Aus den Kanteln wurden Decken und Böden für Geigen gearbeitet und schliesslich Geigen gefertigt. Im Laufe des Herstellungsprozesses wurden die Schwingungseigenschaften der Decken und Böden in unterschiedlichen Verarbeitungsstufen gemessen. Zum Schluss wurde das fertige Instrument akustisch untersucht.

... Wie bereits erwähnt, sollte das subjektive Urteil durch Musiker die Qualität der Instrumente und damit indirekt die Holzqualität bestimmen. Ein umfangreicher subjektiver Spieltest der Instrumente durch professionelle Musiker rundete daher die Untersuchungen ab. Auf die Qualitätseinstufung der verwendeten Hölzer wurde letztendlich von der im Spieltest ermittelten klanglichen subjektiven Bewertung der Instrumente geschlossen.
In den objektiven Untersuchungen und bei subjektiven Spieltests wurden gleiche Saiten verwendet; es wird davon ausgegangen, dass die Herstellungstoleranzen der Saiten für den Spieltest vernachlässigbar sind. ..

... Ausgangspunkt der Untersuchungen bildeten je 50 Boden- und Deckenkantelpaare. ...
Die Hölzer, als Decken- bzw. Bodenplatten, wurden im reflexionsarmen Raum an zwei Punkten hängend befestigt. Die so frei schwingenden Platten wurden mit einem Impulshammer an einer geeigneten Stelle zum Schwingen angeregt, wobei der Kraftimpuls, der beim Aufschlagen des Hammers auf die Platte wirkte, gemessen wurde. ...

Ergebnis?

... Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse zwischen subjektiver Beurteilung der Instrumente und den Eigenschaften des Holzes weisen nicht für alle subjektiven Merkmale signifikante Werte auf, die einen Zusammenhang nahe legen würden. Einer der gefundenen Zusammenhänge betrifft die Bewertung der Ansprache und die Dichte der Decke. ...
... lässt sich erkennen, dass Decken mit großer Dichte geringfügig besser bewertet wurden. Dieser Trend ist jedoch so schwach, dass nicht sicher ist, ob er einem umfangreicheren Test standhalten könnte. Wir können jedoch annehmen, dass eine leichtere Decke zu einer eher schlechteren Ansprache führt. ...
... wird die relativ schwache Ausprägung der Zusammenhänge deutlich. Mit geringerer Tendenz werden biegesteifere Böden ein besseres Klangvolumen im Bereich der tieferen Saiten ergeben. ...
... Unklar ist jedoch, welchen Anteil an der Gesamtdämpfung die Abstrahlung der Luft bei einer Geige hat. ...

Eine Anmerkung, die leider immer nötig ist: Es ging um akustische Instrumente - elektrisch verstärkte Instrumente funktionieren nach einem anderen Prinzip. Gerade diese Tatsache legt allerdings nahe, dass bei ihnen deshalb der Einfluss des Holzes auf den Klang noch geringer eingeschätzt werden muss. Wenn nun schon bei akustischen Instrumenten nur sehr geringe oder undeutliche Tendenzen auszumachen sind, die zudem nicht bei allen Merkmalen auftreten, kann man wohl davon ausgehen, dass hier die Bereiche Optik, Akustik, Psychoakustik und Psychologie zusammenspielen. Wie hoch die jeweiligen Anteile sind, wäre eine andere Untersuchung wert.

Instrumentenmacher haben in ihrer Ausbildung u.a. die Fächer Musikwissenschaften (Musikgeschichte) und Akustik (Technische Mechanik, Musikalische Akustik, Meßtechnik, Klanggestaltung) auf dem Lehrplan. Man darf also annehmen, dass sie auch in der Lage sind, moderne wissenschaftliche Erkenntnisse anzuwenden, die über handwerkliche Gepflogenheiten aus den letzten Jahrhunderten hinausgehen. Es fehlt nur noch das Fach Elektrik, dann könnte im Rahmen der Ausbildung dafür gesorgt werden, dass der aktuelle Stand der Technik gelehrt wird.
Die Handwerkskammer Düsseldorf bietet ab Oktober 2013 eine zehnmonatige, staatlich anerkannte(!) Fortbildung zur "Geprüften Fachkraft für Gitarrenservice HWK" an. Walter Kraushaar hat den Lehrplan dazu erstellt, was hoffen lässt, dass dort Handwerk und nicht Voodoo auf dem Stundenplan steht.
Moderne Geigenbauer sind schon länger so weit:
Martin Schleske, der als einer der wichtigsten Vertreter seines Fachs gilt und international als "Stradivari des 21.Jahrhunderts" gehandelt wird, hat neben seiner Instrumentenmacherlehre ein Physikstudium als Diplomingenieur abgeschlossen. Ein Wissen, das er auch anwendet: "In Vielem kann meine Forschung das jahrhundertealte empirische Wissen der Väter des Geigenbaues nur bestätigen. Doch nur dann, wenn überliefertes Wissen durch eigene Erfahrungen belebt und weitergeführt wird, entsteht etwas Besonderes und Authentisches."
Warum ausgerechnet bei elektrisch verstärkten Instrumenten seit einigen Jahren wissenschaftliche Prinzipien verleugnet und subjektivistische Ansichten bevorzugt werden, die die Aussagekraft der bekannten Bauernregel "Kräht der Hahn auf dem Mist ändert sich's Wetter - oder's bleibt wie es ist." haben, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Wahrscheinlich weil es sonst zu einfach wäre!

 
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Das Problem der Ingenieure ist nach wie vor, daß ästhetische Urteile sich einer Messung entziehen.
Es gibt keinen Messgerät, keine objektives Kriterium und keine Tabelle für "boah, geil!!!!"
Daran werden sie immer und immer wieder scheitern - gottseidank.
 
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Warum ausgerechnet bei elektrisch verstärkten Instrumenten seit einigen Jahren wissenschaftliche Prinzipien verleugnet und subjektivistische Ansichten bevorzugt werden, die die Aussagekraft der bekannten Bauernregel "Kräht der Hahn auf dem Mist ändert sich's Wetter - oder's bleibt wie es ist." haben, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Wahrscheinlich weil es sonst zu einfach wäre!

:mampf:

Das liegt doch auf der Hand: nur wer Unterschiede nicht hören kann, muss sie messen. Und dann muss man erst mal "glauben", dass jemand, der misst, zu "besseren" Ergebnissen kommt und "bessere" Gitarren baut als jemand, der aufgrund seiner Ohren, Vorstellungskraft und Kreativität baut.

Gibt es wissenschaftlich belegte Anzeichen dafür, dass die Verwissenschaftlichung des Gitarrenbaus zu revolutionären Ergebissen im Gitarrenbau geführt hat? Hab ich da was verpennt? :gruebel: Müsste sich doch messen lassen, oder? Anhand von Verkaufszahlen etwa.

Einmal hab ich das Gefühl, dass die 50s und 60s noch immer großes Vorbild für viele sind. Und da zieht der Marketinggag "Wissenschaftlicher Instrumentbau" nicht. Und die echten technologischen Innovationen im Gitarrenbau simulieren wiederum den Sound der großen Vorbilder, die ohne wissenschaftlich aufwendige Versuchsreihen gebaut wurden.

Gute Musiker zeichnen sich durch Kreativität aus. Vielleicht schützt das vor Wissenschaftshörigkeit und der Illusion, dass Wissenschaft alles löst?
 
Gibt es wissenschaftlich belegte Anzeichen dafür, dass die Verwissenschaftlichung des Gitarrenbaus zu revolutionären Ergebissen im Gitarrenbau geführt hat?

Gibt es denn jemanden, der "verwissenschaftlichen Gitarrenbau" betreibt, und zwar bezogen auf Solid-Body-E-Gitarren?
Wäre mir jetzt neu.

Gute Musiker zeichnen sich durch Kreativität aus. Vielleicht schützt das vor Wissenschaftshörigkeit und der Illusion, dass Wissenschaft alles löst?

Kreativität und Wissenschaft sind kein Widerspruch, sondern im Gegenteil zwei Dinge, die sich gut ergänzen.
Wissenschaft kann alles lösen, zumindest wenn es um so simple Dinge wie Musikinstrumente geht.
Die Frage ist einzig die, ob irgendwer bereit ist, die dafür nötigen Mittel (die nicht gering sind) bereitzustellen.
Und vielleicht ist da noch die Frage, ob mn diese Mittel nicht besser in andere Forschung steckt (Impfung gegen Malaria oder Altzheimer, verbrauchsärmere KFZ, umweltschonendere Methoden zur Textiverarbeitung usw. usw. usw.).

Wissenschaft wird bis heute im E-Gitarrenbau kaum eingesetzt. Vielleicht weil Wissenschaft eine recht teure Sache ist, vielleicht auch, weil man Solidbodies auch ganz wissenschaftsfrei prima vermarkten kann. Und weil man als E-Gitarrenhersteller mehr verdient, wenn man X Euro in Werbung und Endorsement steckt als wenn man den gleichen Betrag in Forschung bzw. reale Umsetzung vorliegendender Forschungsergebnisse investiert.

Vielleicht auch, weil die große Mehrheit der Gitarristen mehr auf Voodoo und Mojo steht als auf wissenschaftliche Erkenntnisse und deren praktische Umsetzung. Wie gesagt, ins Endorsement zu investieren und mit nem angesagtem Gitarristen ein Signature-Modell aufzulegen rentiert sich mutmaßlich wesentlich besser als Forschung, die ja meist einen ungewissen Ausgang hat.
 

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