Machiko schrieb:
Gibt also nich so viel her wie hier bereitwillig postuliert wird, vor allem wenn man dann berücksichtig, dass das gesammte System dieser thermischen Beanspruchung ausgesetzt ist (der gesammte Lautsprecher wird unter Temperaturzunahme größer).
In der Tat. Ich glaube auch, die bisher genannten Effekte sind zwar alle vorhanden, aber oft nicht praktisch relevant. Die Wärmeausdehnung allein ist es sicher genausowenig wie der Einfluss im Außenfeld bei ferromagnetischen Materialien.
Die Wärme
ableitung dagegen, bzw. die größere
Wärmekapazität eines massiven Gußkorbs schon eher (denken wir mal an die ungleichmäßige Wärmeentwicklung über die Zeit bei einer "Maschine", die Musik verarbeitet).
Der Hauptgrund ist aber in meinen Augen schlicht und ergreifend die mechanische Stabilität. Und zwar im Hinblick auf Vibrationen u.ä.
Der Korb hat die Aufgabe, den recht schweren Magneten zu halten, und dies mit einer Maßhaltigkeit von Zehntel-mm oder weniger - auch bei starken Vibrationen. Dass ein Druckgußkorb mit etlichen mm Materialstärke an jeder Stelle das besser gewährleistet als sechs oder acht sternförmig angeordnete Stahlblechstreifen von unter 1mm Dicke, dürfte einleuchten.
Also kann dies wohl nicht der Grund dafür sein, das man einmal kaltverfestigtes Stahlblech nimmt und an anderer Stelle irgend einen Metallguß.
Zwei Gründe für Stahlblech:
a) Preis
b) Gewicht
Ich habe zwar Thermodynamikvorlesungen besucht und bestanden, aber von einer thermischen Dynamikkompression habe ich noch nie etwas gehört.
Das ist auch nicht der Thermodynamik entsprungen, sondern das ist ein Begriff aus der PA-Technik, der aber einen handfesten physikalischen Hintergrund hat: Der Widerstand der Spule steigt mit der Temperatur, der Wirkungsgrad nimmt ab. Bei in der Praxis erreichten Temperaturen (und da muss ich BTW Jürgen recht geben: 100°C sind da schnell drin!) sind das gut und gerne 3-5dB Wirkungsgradverlust.
Ein Grund mehr für einen großen Wärmepuffer/Kühlkörper, um die Temperatur auch unter wechselnder Last halbwegs konstant und doch so niedrig wie möglich zu halten...
Wenn sich irgendwo etwas verkantet, dann wurde falsch dimensioniert (und man sollte dann den Konstrukteur seinen Schrott um die Ohren schlagen), es liegt hier nicht an den verwendeten Materialien sondern an deren Dimensionierung.
Es verkantet ja nichts. Nur muss ich eben bei einem weniger stabilen Korb, der mehr "arbeitet", die Spaltmaße erhöhen, damit eben nichts verkanten
kann - und das geht leider auf den Wirkungsgrad.
Sprich: Die Dimensionierung ist abhängig vom Material. Und wenn ich kleine Spaltmaße will, dann muss ich viel "Fleisch" (wie du so schön sagst) einplanen. Auf Kosten von Gewicht und Preis.
Ich stimme Dir dahingehend zu, das Gußwerkstoffe meistens "spröder" sind (oftmals die Auswirkung von Legierungselementen die die Schmelze flüssig genug machen für feinere abbildung von geometrischen Strukturen in Gußformen), dennoch sollte man sich hüten das als Vorteil bei mechanischer Beanspruchung zu sehen.
Es ist kein Vorteil im Sinne von Haltbarkeit oder maximaler Belastung. Aber solange ich die Bruchlast des spröden Materials nicht erreiche, bleibt der Magnet "genauer" am Ort als bei zwar hoch belastbarem, aber (in diesem Falle: leider) flexiblem Stahlblech...
... nach Deiner Logik müßte man z.B. verwindungssteife Fahrräder aus Guß bauen.
Nein, denn
a) müssen Fahhräder nicht in erster Linie Verwindungssteif sein (nicht in diesem Maße), sondern stabil. Dabei kann man elastische Verformungen zugunsten höherer Bruchlast tolerieren.
b) sollten Fahrräder möglichst leicht sein. Das wird mit Guß sehr schwierig. Bei einem LS ist das Gewicht aber zweitrangig...
Oder glaubst Du allen ernstes das sich Firmen wie Schoeps und Neumman nur halten können weil sie Halbzeuge und Materialien billigst einkaufen?
Nun bauen weder Schoeps noch Neumann Lautsprecher... Aber wenn sie es täten, wären GERADE diese beiden sicherlich welche, die eher auf Druckguß setzen würden. Die Stahblechkörbe findet man ja nun doch eher im Bereich entweder niedrigen Preises oder geringer Leistung.
Bei einem (auch hochwertigen) Studiomonitor z.B. wird man keinen Druckguß benötigen, weil
a) die Vibrationen und die thermische Last viel geringer sind
b) es nicht auf das letzte bißchen Wirkungsgrad ankommt
c) die Membranen und damit auch die Körbe wesentlich geringere Abmessungen haben und somit auch Stahlblech noch "funktioniert".
Diese ganze Diskussion ist demnach erstmal nur für den PA-Bereich zu führen...
Jens