Warum finden manche Menschen das Akkordeon schrecklich?

Kenne noch Zeiten (Ende 60er) da stellten wir ein altes Akkordeon auf die Bühne mit dem Schild: "Wegen Renovierung geschlossen"
Damals war halt die Zeit von Drum, Bass, Knautsche und Saxophon. Damals fuhren die Musiker noch mit dem Fahrrad zum Gig. :igitt:
Nicht jede Kneipe hatte ein Klavier und es klang oft furchtbar, das Klavier und die Kapelle. All das hat das Akkordeon etwas in Verruf gebracht.
Als Beatband hielten wir uns für die Größten, heute weiß ich manches besser. (Wir konnten nix :evil: )
Cajun, RockAbilly, Latin, Stimmungs- und Seemannslieder - ohne Akkordeon würde teilweise etwas fehlen oder wäre überhaupt nicht machbar.
Das Problem ist nicht das Instrument, sondern wer es spielt und was er daraus macht.
 
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Vielen Dank Ihr beiden,

das ist ja ein Ding da war ich doch erst am vergangenen Wochenende im Harmonikamuseum in Trossingen, aber eine Claviola war dort nicht ausgestellt. Es ist aber wohl wirklich ein rares Teil was nur ein paar Monate hergestellt wurde.

Danke
Roland
 
Ich habe das Akkordeon bislang ebenfalls lediglich mit grausliger Schunkelmusik assoziiert. Volkstümliches Gehupe etc...

Kürzlich haben auf dem Ensemblekonzert unserer örtlichen Musikschule vier Akkordeons Astor Piazollas "Libertango" gespielt.
Das klang so dermaßen genial, da kriege ich jetzt noch Gänsehaut. In dem Kontext einfach ein cooles Instrument.
 
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Libertango - Könner spielen das auch im Duo auf einfachen diatonischen Zweireihern:

Wer die einführenden Worte auf norwegisch schwedisch überspringen möchte: Libertango beginnt ab 1:00 ...

@Borkenorgel danke für die sprachliche Hilfe!
 
Grund: inhaltliche Korrektur
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Danke für den Link Folky Tom. Ich kenne einige norwegische Toraderclubs ( Zweireiherclubs) die auch ein großes Repertoire abseits der traditionellen Volksmusik spielen.Ansonsten spielen die Norweger meistens Knopfakkordeon. Ich spiele dann als einziger Pianoakkordeon z.B. auf der Weihnachtsfeier. Der einleitende Text ist allerdings nicht norwegisch sondern schwedisch.
 
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Aus guter Luft schlechte Musik machen - einfach nur genial. Ich glaube, das setze ich als Signatur fest.

Die Jazz Blockflöten Musiker sind einfach genial. Ich mag die Blockflöte. Hab ich mal gerne gespielt.

Toni
 
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Ich hatte mal vor einiger Zeit einem mehr oder weniger guten Freund erzählt, dass ich Akkordeon studiere. Seine Reaktion darauf war nur ein "Du verarschst mich doch?!" mit dreckigem Gelache hintendran.
Immerhin hab ich mir für solche Sprüche mittlerweile eine Hornhaut wachsen lassen, aber wirklich amüsant find ich solche Bemerkungen trotzdem nicht.

1. "Ein Akkordeon klingt furchtbar. Dieses Tremolo macht mich verrückt."

Vermutlich mach ich mir mit dieser Aussage nicht sonderlich viele Freunde, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden: Ich persönlich bin auch kein wirklich großer Fan vom ungleich gestimmten Tremoloklang. :(
Auch wenn man damit vielleicht eine noch größere Lautstärke am Instrument erreichen kann, finde ich es dennoch klangästhetisch in vielerlei Hinsicht grenzwertig. Da bevorzuge ich lieber ein gleichgestimmtes 8'+8' in Kombination aus cassotto und aperto, oder aber auch mit leichter Schwebung (bei Instrumenten ohne cassotto dann vielleicht nur 8' aperto oder 8'+4'). Ich muss natürlich noch anmerken, dass ich schon seit Musikschulzeiten fast ausschließlich klassische und zeitgenössische Musik spiele, weshalb mir in anderen musikalischen Genres durchaus etwas Erfahrung fehlt. Bei bestimmten Stücken kann das also sicher auch ganz reizvoll sein. Generell betrachtet ist das ungleich gestimmte Akkordeon-Tremolo aber doch schon ziemlich bissig, gerade wegen des "unsauberen" Klangeindruckes.

Eine weitere mögliche Ursache für die negativen Vorurteile des Akkordeons könnten vielleicht in dessen Spielweise begründet liegen. Dabei meine ich nicht unbedingt die Sitzhaltung, sondern viel mehr den leider oftmals fehlenden dynamischen Ausdruck in Verbindung mit der Körpersprache. Vor Allem die Auf- und Zu-Bewegung des Balges erfordert ja (mit zusätzlicher Berücksichtigung des Instrumentengewichtes) ein permanetes "Mitgehen" des Körpers und stellt nebenbei bemerkt gleichzeitig auch etwas Symbolisches dar (besonders beim Ziehen: "sich öffnen", oder "atmen" etc.). Aber mit welchem technischen Aufwand man das zu bewältigen hat, können sich viele Menschen gar nicht vorstellen. Darum hatte ich mal ein paar Familienmitglieder an meine Quetsche gesetzt: Da kamen dann auch erstmal Reaktionen wie "Oh gott, das ist ja wirklich schwer!" (und damit war nicht unbedingt das Gewicht gemeint!). :D

Viele Grüße
Kevin
 
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Ich hatte mal vor einiger Zeit einem mehr oder weniger guten Freund erzählt, dass ich Akkordeon studiere. Seine Reaktion darauf war nur ein "Du verarschst mich doch?!" mit dreckigem Gelache hintendran.
Immerhin hab ich mir für solche Sprüche mittlerweile eine Hornhaut wachsen lassen, aber wirklich amüsant find ich solche Bemerkungen trotzdem nicht.

Hallo Kevin,

wie wäre es, wenn Du einem solchen Menschen mit einem freundlichen und überlegenen Lächeln erwiderst: "Ich verarsche Dich überhaupt nicht, Deine Frage zeigt aber, dass Deine Musikkenntnisse noch viel Entwicklungspotential haben".

Je nach Gegenüber kann man den letzten Nebensatz feiner oder derber gestalten.

Die Idee dieser Replik ist eben, die selbstgefällige herablassende Ignoranz solcher Leute zu benennen und sie bewusst ein wenig dumm aussehen lassen.

Viele Grüße

morino47
 
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Wenn ich mir oft so anhöre, was Leute alles "schrecklich" finden ... immer mehr finde ich solche Leute schrecklich ...
Sie können wohl gar nicht anders.
 
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Na ja, ich finde auch so einige Dinge schrecklich, die für andere ihr höchstes Glück bedeuten. Ich höre zum Beispiel gern auch die allerprimitivste Wumba-wumba-Musik, aber von dem Rieu André kriege ich die Krätze. Dafür kann ich nichts. Der andere, der das vom Akkospiel bekommt, kann wohl eher auch nichts dafür. Sind sonst meist trotzdem nette Menschen.
 
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Ich frage mich warum.
Ich auch, bin zwar Gitarrist und hauptsächlich im Blues bzw. Rock beheimatet. Aber ich bin auch Bayer, und hier hört man auch gerne mal zünftige Mucke. ;) Gerade auf Festen. Daher kommen Akkordeon Klänge des öfteren vor, und mir gefällt es auch bei bestimmten Festen und bei bestimmten Liedern immer mal. Gehört irgendwie zur Bayern "Culture" dazu. Ich finde Akkordeon Player immer spannend, auch aus Musikalischer Sicht. Hat auch Tradition, jedenfalls bei uns.
Gruß
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
was Leute alles "schrecklich" finden ...
Stimmt, ich jedenfalls setzte mich mit allen Möglichen mal auseinander. Auch wenn ich im Blues/Rock Bereich hauptsächlich spiele, kann man auch mal in anderen Sparten was mitnehmen. Und wenn es gut gemacht ist, bin ich da aufgeschlossen, auch mal über den Tellerrand zu blicken. Aber ignorante Leute gibt es immer wieder mal, einfach nicht darauf eingehen, und wenn einem was gefällt, dann ist es eh okay. Auch wenn es mal ne andere Musikrichtung ist. Na und oder?
Gruß
 
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Warum finden eigentlich manche Menschen die Oboe schrecklich? Verstehe ich wirklich überhaupt nicht, ich finde sie super.
 
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Ich finde kein Instrument schrecklich, nur die Emotions- & Lustlusigkeit mit der es gepielt wird und dann klingts nach nix.
Ein Instrument ist ja nur ein Wiedergabegerät, die Musik selbst findet ja im Menschen statt.
 
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Hallo,

Schöne Diskussion. Meiner Meinung nach, wir beschäftigen uns mit den Folgen und nicht mit den Ursachen. Der eigentliche Grund besteht in vernachlässigte musikalische Kenntnis und Alphabetisierung der Population. Wenn jemand schlecht angezogen wird, so kann jeder sehen, dass man vernachlässigt ist. Wenn ein gesundes Kind nicht lesen kann, wohl seine Ausbildung vernachlässigt wurde. Jede Person trägt ein Kleid und auch lesen und schreiben kann. Und jetzt eine-Million Euro Frage: hat jeder Bürger zumindest ein grundlegendes Verständnis von Noten und Musik? Nein. Trotzdem stimmen sie in Hitparaden. Ich denke, dass das Akkordeon gehör nicht zu den Haupttäter des akustischen Smog, den wir jeden Tag in Äther häufig hören müssen. Aber dieser Ballast modelliert leider den musikalischen Geschmack der Menschen. Akkordeon ist unschuldig...

Gruß,
Vladimir
 
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Der eigentliche Grund besteht in vernachlässigte musikalische Kenntnis und Alphabetisierung der Population.

Den Ansatz finde ich interessant, wobei mich die Leute meist gar nicht mal stören, die musikalisch völlig ungebildet sind - die negativen Reaktionen kommen (zumindest nach meiner Beobachtung) aus den Kreisen, die sehr wohl gebildet sind und auch musikalisch interessiert sind.

Z.B. habe ich in meinem Freundeskreis eine Familie, wo die Mutter sehr gut Klavier spielt (oder zumindest gespielt hat), auch der Sohn hat Klavier Unterricht genossen - alles studierte Leute - aber die vertreten pauschal die Meinung: "Akkordeon ist ein schreckliches Instrument und klingt furchtbar!" Und die Meinung vertreten die so beharrlich, dass ich schon gar nicht mehr versuche Akkordeon zu spielen, wenn von denen jemand im Raum ist (ich muss mich ja nicht selbst quälen)

Hier ist es also sicherlich nicht die mangelnde musiklaische Bildung , sondern hier würde ich eher sagen sind es Überheblichkeit und festgefahrene Vorurteile nach dem Stil: Hier das Klavier - ein Instrument das an den Höfen der gehobenen Gesellschaft wurde - also ein "gehobenes" Instrument und dort das Akkordeon das in Wirtsstuben groß geworden ist - also ein Instrument das in der niederen Gesellschaft gespielt wurde und damit minderwertig.

In meinen Augen völliger Quatsch, denn das Instrument kann ja nichts dafür, wo es gespielt wurde. Und es hängt von den Spielern ab, was die damit spielen! Es ist also eigentlich der Spieler, der gute oder schlechte Musik damit macht. Aber dennoch stelle ich immer wieder fest, dass dieses Denkschema in vielen Köpfen irgendwo im Hinterkopf festgenagelt ist.

Akkordeon ist unschuldig...

Zumindest in den meisten Fällen!

Denn wir hatten weiter oben ja schon mal festgestellt, dass mitunter auch Instrumente in jämmerlichem Zustand (meist auch noch schlecht) bespielt werden. Gut das Instrument kann nichts dafür dass es so heruntergekommen ist, das gibt es bei Geigen, Klavieren etc. ja auch , aber eine Geige kann man nachstimmen, dann gehts meist einigermaßen brauchbar und ein furchtbar verstimmtes Kalvier lässt man meist in der Ecke stehen ... aber das Akkordeon kann man leider nicht so leicht selber in Form bringen und es ist zudem leicht tranbsportabel.

Aber das Akkordeon an sich, als Instrumentengattung - da bin ich auch der Ansicht: Das Akkordeon ist unschuldig - und hat diese Vorurteile auch nicht verdient!
 
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Vielen Dank für die vielen Horizonterweiternden Klangbeispiele.

Auch ich war bekennender Akkordeonhasser, bis ich Clifton Chenier und Zydecoo kennen lernte.

Die Mundharmonika fand ich doof, als ich noch keinen Blues Kannte.

Das Klavier langweilig vor dem Boogie

Und Geigen ohne Irish Folk


Sopraistinnen fand ich unangenehm langweilig befor ich Anette Postel kannte



Und gegen Blondinen hatte ich Vorurteile vor
 
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2. Ein Vorurteil von Menschen, die klassisch gepolt sind: "Akkordeon braucht man für die Volksmusik. Und Volksmusik ist minderwertige Musik." Genauso gehört, knallhart.

Hinter solchen Aussagen steckt meines Erachtens fast immer die Verwechslung von Volksmusik mit volkstümlichem Schlager.

Allein in der wirklichen und aktuellen Volksmusik, in Deutschland aber auch in der Welt gibt es unglaublich viel spannenden Einsatz des Akkordeons. Man sollte sich von Ahnungslosen daher nicht maßgeblich irritieren lassen.

In naher Verwandtschaft dann das Bandoneon und was ein gewisser Herr Piazzolla da angestellt hat damit, das hat auch zunächst seinen Landsleuten nicht gefallen, zählt aber heute sicher zum kulturellen Erbe Argentiniens. Man kann das auch auf einem Akkordeon spielen, man kann auch Jazz und Blues (Südstaaten, USA? Mhhh! Cajun...) oder Klassik spielen. Aber mal ehrlich, ist das den Akkordeon-Nörglern nicht eh alles viel zu spezielle Musik? Sollte man wirklich mit denen diskutieren?

Ich selber hab als Tastenmann leider kein Akkordeon, aber immer wieder hätte ich Bock drauf.
 
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Ich hatte zwar nie mit Akkordeon zu tun, aber auf die Idee das Instrument abzuqualifzieren nur weil man damit neben vielen anderen interessanten Sachen eben AUCH die manchmal recht dümmliche sog. "Volksmusik" spielen kann (echte Volksmusik geht anders ...), wäre ich nie gekommen ... Auch für schlechte Spieler kann das Instrument nichts ...

Mal kurz OT ... ich bin durch diesen Thread auf die Idee gekommen, dass Akkordeon eigentlich auch gut zu meiner Musik, dem alten Blues der Anfangszeit, passen könnte ... wenn jemand der Akkordeon lernt/spielt in meiner Region Lust hat mal sowas zu probieren ... mir kommen da grad paar Ideen ... ;)
 
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