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PVaults
Gesperrter Benutzer
Die Frage ist, warum wir das zurechthören können. Dafür gibt es doch überhaupt keine anständige Erklärung...Das liegt daran, daß wir "zurecht hören", d.h. wir nehmen aufgrund früherer Erfahrung das wahr, was es offenbar sein soll, auch wenn es fehlerhaft ist. Man könnte z.B. auch eine Textzeile etwas abdecken und könnte sie immer noch lesen.
Es ist ein Naturgesetz, das auf einer mathematischen 12er-Unterteilung basiert, das ist meine Erklärung.
Warum bitteschön hören wir überhaupt Töne in abgestuften Tonhöhen in unserer Musik und Sprache und nicht ein Ton-Schmier-Teppich? Das kann nur daran liegen, daß der Mensch die Töne instinktiv und natürlicherweise in ein 12er-System unterteilt.
Und ich verstehe langsam nicht, weshalb du das nicht verstehst - vielleicht bist du viel zu sehr auf das Möbius-Band festgefahren, von dem ich überhaupt rein gar nichts halte.Wie früher schon einmal erwähnt, ist die Heptatonik und die Quintfallreihe mit der Struktur eines Möbius-Bandes vergleichbar.
Es gibt für mich keinen plausiblen Grund, warum Du das Band gerade an dieser Stelle aufschneidest.
Das könntest Du genauso gut bei VIm, dann würde die Reihe auf Moll enden. Außerdem wirkt Deine Reihe so nicht geschlossen, denn man kehrt nicht zum Ausgangspunkt zurück.
Ich rede vom Quintenzirkel. Der nutzt bekannterweise unsere 12 Töne, und nicht 7 oder 8...
Quintfall heißt, daß eine tonale Schwerkraftwirkung die Quinte fallen läßt. Demnach ist es überaus logisch, daß der Quintenzirkel auf einer lydischen Akkordskala enden muß - es heißt ja Quintfall und nicht Quintstieg...
Eine lydische Skala ist ja eine diatonische Skala, auf der sich strukturell bedingt die bekannten Akkordtypen (Dur, Moll, °) ergeben.
Daß das Quintenzirkelband überhaupt unterbrochen werden muß, ist auch klar: 7 über 12 muß ja logischerweise dazu führen, daß 5 weggelassen werden müssen.
Daß diese 5 gleichzeitig wieder ein Ausgangspunkt für ein neues - entgegengesetzes diatonisches System ausmachen, dürfte auch mittlerweile sich herumgesprochen haben.
Auch, daß Pentatonik funktionslos ist, und erst mit der Heptatonik die Funktionalität einkehrt.
Weshalb sich die Diatonik also systemimmantent doppelt gefestigt hat, also zweifach wirkt, sie ist besonders herausgestellt in einem 12er-System. Und das Ohr weiß das.
Nun, da klar ist, was der Quintfall ist und daß die Diatonik auf ein 12er-System gesetzt ist, sollte klar sein, daß der Quintfall die diatonische Skala bis zur Subdominante, sprich: lydik, hindrückt.
Und daß ein 7er System nicht geschlossen sein kann, wenn es auf einem 12er System liegt, sollte nun auch klar sein.
Bleibt noch die Stimmungsgeschichte.
Wie gesagt, spiele jeder Ungläubige einfach mal auf einem verstimmten Instrument - die Hörerschaft wird das durchweg als eine diatonisch/chromatische Musik empfinden und sicher nicht als Orientalische...
Und selbst bei dieser Musik wird die Stimmung eines einzigen Tones (bII) geändert, ansonsten ist sie chromatisch und sicher nicht vierteltönig. Lediglich ein einziger Ton ist sozusagen "verfärbt", der dann die Charakteristik ausmacht. Trotzdem aber bleibt die 12er-Unterteilung erhalten.
Das hatte ich ja auch schon beim Thema Gamelan ausgeführt, das übrigens auch Pentatonik und Heptatonik kennt, die mathematisch stets auf ein 12er-System zurückgeführt werden können. China, Indien, Griechenland, usw., alle nutzen Pentatonik/Heptatonik. Und die indischen Shrutis sind ebenfalls mit pentatonischen/heptatonischen Haupttönen ausgestattet, die Nebentöne dienen hier nur dazu, den Charakter eines Stückes zu verstärken, sie sind also nur eine Interpretationsmittel.
Wenn man heutige Rockmusik untersuchen würde, käme auch kein Mensch auf die Idee 2.57643 Mio. Stimmungen auszumachen, weil jeder sein Vibrato anders einsetzt, um das Bild mal zu verdeutlichen...
Die Stimmung ist demnach kein Zeichen für ein anderes System, sondern nur eine Sache der Klangfärbung bzw. Einfärbung des 12er-Systems.
Ich hoffe, es ist nun klar, was ich meine...
Trotzdem hat eine diatonische Tonleiter nur 7 unterschiedliche Töne, das hatten wir auch schon mal...Es ist hier, wie so oft, die Geschlossenheit, die als schön empfunden wird. Übrigens auch beim Singen einer Tonleiter. Da hört man eben nicht mit dem Leitton auf. Stichwort. --> Auflösen! (Das hatten wir ja früher schon einmal.)
Leittöne sind im übrigens genau die Töne, die direkt an der Unsymmetrie sitzen, ich hoffe, das ist auch schon mal aufgefallen.
Und daß sie systembedingt tetrachordisch ineinander übergehen und so ebenfalls den Quintfall herausheben, sollte auch bekannt sein. Die Geschlossenheit ist also gleichzeitig eine Öffnung in den 12-Ton-Bereich...
Musik kennt aber in der Zeit den Puls, und der führt zu Takt und Rhythmus etc....Richtig, im räumlichen Bereich (3D oder 2D) empfinden wir Symmetrie als schön.
Doch können wir Musik damit vergleichen? Es gibt prinzipielle Unterschiede:
Sie läuft in der Zeit ab. Was wäre hier die Symmetrie? Kein Mensch hört sich ein Musikstück rückwärts an, obwohl es heute möglich wäre. Von hinten spielen? Die Noten auf den Kopf stellen? Alles nicht schön. Auch der Krebs-Kanon von Bach ist wohl eher ein gut gemachter Gag, der zeigt, wie gut der Meister sein Handwerk verstand.
Spiele mal den Quintenzirkel mit Dom7-Akkorden durch und frage dich dann mal, was der Ausgangsakkord war...Sind Tonhöhen überhaupt symmetrisch zu sehen? Neigen wir vielleicht nur dazu, weil es uns aufgrund einer Notenschrift oder einer Tastatur optisch leicht fällt?
Dasselbe solltest du mal mit der GT-Leiter machen. Oder der chromatischen Tonleiter. Oder einer anderen symmetrischen Tonleiter.
Dann hat sich das Thema ganz schnell erledigt...