Warum denken wir eher in Dur?

Das liegt daran, daß wir "zurecht hören", d.h. wir nehmen aufgrund früherer Erfahrung das wahr, was es offenbar sein soll, auch wenn es fehlerhaft ist. Man könnte z.B. auch eine Textzeile etwas abdecken und könnte sie immer noch lesen.
Die Frage ist, warum wir das zurechthören können. Dafür gibt es doch überhaupt keine anständige Erklärung...
Es ist ein Naturgesetz, das auf einer mathematischen 12er-Unterteilung basiert, das ist meine Erklärung.

Warum bitteschön hören wir überhaupt Töne in abgestuften Tonhöhen in unserer Musik und Sprache und nicht ein Ton-Schmier-Teppich? Das kann nur daran liegen, daß der Mensch die Töne instinktiv und natürlicherweise in ein 12er-System unterteilt.

Wie früher schon einmal erwähnt, ist die Heptatonik und die Quintfallreihe mit der Struktur eines Möbius-Bandes vergleichbar.

Es gibt für mich keinen plausiblen Grund, warum Du das Band gerade an dieser Stelle aufschneidest.

Das könntest Du genauso gut bei VIm, dann würde die Reihe auf Moll enden. Außerdem wirkt Deine Reihe so nicht geschlossen, denn man kehrt nicht zum Ausgangspunkt zurück.
Und ich verstehe langsam nicht, weshalb du das nicht verstehst - vielleicht bist du viel zu sehr auf das Möbius-Band festgefahren, von dem ich überhaupt rein gar nichts halte.

Ich rede vom Quintenzirkel. Der nutzt bekannterweise unsere 12 Töne, und nicht 7 oder 8...
Quintfall heißt, daß eine tonale Schwerkraftwirkung die Quinte fallen läßt. Demnach ist es überaus logisch, daß der Quintenzirkel auf einer lydischen Akkordskala enden muß - es heißt ja Quintfall und nicht Quintstieg...

Eine lydische Skala ist ja eine diatonische Skala, auf der sich strukturell bedingt die bekannten Akkordtypen (Dur, Moll, °) ergeben.

Daß das Quintenzirkelband überhaupt unterbrochen werden muß, ist auch klar: 7 über 12 muß ja logischerweise dazu führen, daß 5 weggelassen werden müssen.

Daß diese 5 gleichzeitig wieder ein Ausgangspunkt für ein neues - entgegengesetzes diatonisches System ausmachen, dürfte auch mittlerweile sich herumgesprochen haben.

Auch, daß Pentatonik funktionslos ist, und erst mit der Heptatonik die Funktionalität einkehrt.

Weshalb sich die Diatonik also systemimmantent doppelt gefestigt hat, also zweifach wirkt, sie ist besonders herausgestellt in einem 12er-System. Und das Ohr weiß das.

Nun, da klar ist, was der Quintfall ist und daß die Diatonik auf ein 12er-System gesetzt ist, sollte klar sein, daß der Quintfall die diatonische Skala bis zur Subdominante, sprich: lydik, hindrückt.

Und daß ein 7er System nicht geschlossen sein kann, wenn es auf einem 12er System liegt, sollte nun auch klar sein.

Bleibt noch die Stimmungsgeschichte.

Wie gesagt, spiele jeder Ungläubige einfach mal auf einem verstimmten Instrument - die Hörerschaft wird das durchweg als eine diatonisch/chromatische Musik empfinden und sicher nicht als Orientalische...
Und selbst bei dieser Musik wird die Stimmung eines einzigen Tones (bII) geändert, ansonsten ist sie chromatisch und sicher nicht vierteltönig. Lediglich ein einziger Ton ist sozusagen "verfärbt", der dann die Charakteristik ausmacht. Trotzdem aber bleibt die 12er-Unterteilung erhalten.

Das hatte ich ja auch schon beim Thema Gamelan ausgeführt, das übrigens auch Pentatonik und Heptatonik kennt, die mathematisch stets auf ein 12er-System zurückgeführt werden können. China, Indien, Griechenland, usw., alle nutzen Pentatonik/Heptatonik. Und die indischen Shrutis sind ebenfalls mit pentatonischen/heptatonischen Haupttönen ausgestattet, die Nebentöne dienen hier nur dazu, den Charakter eines Stückes zu verstärken, sie sind also nur eine Interpretationsmittel.

Wenn man heutige Rockmusik untersuchen würde, käme auch kein Mensch auf die Idee 2.57643 Mio. Stimmungen auszumachen, weil jeder sein Vibrato anders einsetzt, um das Bild mal zu verdeutlichen...

Die Stimmung ist demnach kein Zeichen für ein anderes System, sondern nur eine Sache der Klangfärbung bzw. Einfärbung des 12er-Systems.

Ich hoffe, es ist nun klar, was ich meine...

Es ist hier, wie so oft, die Geschlossenheit, die als schön empfunden wird. Übrigens auch beim Singen einer Tonleiter. Da hört man eben nicht mit dem Leitton auf. Stichwort. --> Auflösen! (Das hatten wir ja früher schon einmal.)
Trotzdem hat eine diatonische Tonleiter nur 7 unterschiedliche Töne, das hatten wir auch schon mal...
Leittöne sind im übrigens genau die Töne, die direkt an der Unsymmetrie sitzen, ich hoffe, das ist auch schon mal aufgefallen.
Und daß sie systembedingt tetrachordisch ineinander übergehen und so ebenfalls den Quintfall herausheben, sollte auch bekannt sein. Die Geschlossenheit ist also gleichzeitig eine Öffnung in den 12-Ton-Bereich...

Richtig, im räumlichen Bereich (3D oder 2D) empfinden wir Symmetrie als schön.
Doch können wir Musik damit vergleichen? Es gibt prinzipielle Unterschiede:

Sie läuft in der Zeit ab. Was wäre hier die Symmetrie? Kein Mensch hört sich ein Musikstück rückwärts an, obwohl es heute möglich wäre. Von hinten spielen? Die Noten auf den Kopf stellen? Alles nicht schön. Auch der Krebs-Kanon von Bach ist wohl eher ein gut gemachter Gag, der zeigt, wie gut der Meister sein Handwerk verstand.
Musik kennt aber in der Zeit den Puls, und der führt zu Takt und Rhythmus etc....

Sind Tonhöhen überhaupt symmetrisch zu sehen? Neigen wir vielleicht nur dazu, weil es uns aufgrund einer Notenschrift oder einer Tastatur optisch leicht fällt?
Spiele mal den Quintenzirkel mit Dom7-Akkorden durch und frage dich dann mal, was der Ausgangsakkord war...
Dasselbe solltest du mal mit der GT-Leiter machen. Oder der chromatischen Tonleiter. Oder einer anderen symmetrischen Tonleiter.
Dann hat sich das Thema ganz schnell erledigt...
 
Warum bitteschön hören wir überhaupt Töne in abgestuften Tonhöhen in unserer Musik und Sprache und nicht ein Ton-Schmier-Teppich? Das kann nur daran liegen, daß der Mensch die Töne instinktiv und natürlicherweise in ein 12er-System unterteilt.

Ist das ernst gemeint? Das hörbare frequenzband ist ein continuum, die unterscheidungsfähigkeit (diskretion) individuell. Verfolgst du den quintenzirkel mit reinen quinten, dauert es lange, bis du wieder am ausgangspunkt ankommst. Gar bei sprache gibt es alle nuancen. Die 12 töne sind ein kulturelles erbe.
 
Sehr richtig.
 
Günter Sch.;4537269 schrieb:
Ist das ernst gemeint? Das hörbare frequenzband ist ein continuum, die unterscheidungsfähigkeit (diskretion) individuell. Verfolgst du den quintenzirkel mit reinen quinten, dauert es lange, bis du wieder am ausgangspunkt ankommst. Gar bei sprache gibt es alle nuancen. Die 12 töne sind ein kulturelles erbe.
Ganz genau, so ist es und danke :) Ein weiterer schritt in Sachen Völkerverständigung.
 
Günter Sch.;4537269 schrieb:
Ist das ernst gemeint? Das hörbare frequenzband ist ein continuum, die unterscheidungsfähigkeit (diskretion) individuell. Verfolgst du den quintenzirkel mit reinen quinten, dauert es lange, bis du wieder am ausgangspunkt ankommst. Gar bei sprache gibt es alle nuancen. Die 12 töne sind ein kulturelles erbe.
Sicher nicht. Wer kommt denn auf die Idee, daß reine Quinten das Grundprinzip darstellen?

Das ist ein musikhistorisches Märchen, das durch gewisse physikalische Erkenntnisse und Irrungen seit Jahrhunderten bzw. seit den alten Griechen genährt wird. Die Chinesen haben übrigens genau dassselbe System eingesetzt.

Daß die Vierteltoneinteilung auch aus Griechenland entspringt, scheinen auch in Vergessenheit geraten zu sein. Auch, daß diese Theorie in Arabien Verbreitung fand, und lustigerweise gerade noch bei einem einzigen Ton. Was mir nur zeigt, daß eine natürliche Abneigung gegen die Vierteltönigkeit auftritt, wenn die Tonalität gestört wird, was aber bei einem einizigen Ton aber nicht der Fall ist, denn auch arabische Musik kennt ja Tonalität. Weswegen sie sehr leicht mit "westlicher" 12-Ton-Harmonik versehen werden kann, wie heute viele aktuelle Beispiele modern harmonisierter alter arabischer Melodien belegen.

Daß die Unterscheidungsfähigkeit individuell differiert, ist auch eine ganz natürliche Sache, so wie jeder alles etwas anders wahrnimmt, und das betrifft alle Wahrnehmungsorgane.

Die 12er Unterteilung ist eine demnach übergeordnete Unterteilung, die nichts mit reinen Quinten zu tun hat.

Allein die Tatsache, daß wir heute nicht mehr mit einem reinen Quintensystem arbeiten, zeigt, wie die Musik die alten theoretischen Modelle ganz praxisnah überholt haben.

Auch fugatos Experimente, die ich in ähnlicher Form kenne, beweisen geradezu eine natürliche Musikalität, die auf dem 12er-System beruht. Und - wie gesagt - das 12er-System hat nichts mit der Stimmung zu tun, also 12tet ist nur eine interessante Sonderform, ähnlich aber funktioniert sie auch mit reinen Quinten uns verschiedenen anderen Stimmungen.

Eine diffuse Stimmung kennt unser Gehör auch - allerdings meist als Einschwingvorgang des Klanges und insbesondere bei Percussionsinstrumenten, die trotzdem vom Musiker tonal gestimmt werden, und auch da nicht in Vierteltonstimmung oder reinen Quinten, sondern gemäß der musikalischen Verwendung...

Weshalb ich die 12er-Unterteilung als eine Folge mathematischer Strukturen erkenne bzw. als Auswirkungen derselben auf unser Denken. Gerade die Möglichkeit der Zählbarkeit, die uns vollständig umgibt, zeigt, daß wir mehr zählen als weitläufig angenommen wird.

Übrigens können auch Tiere zählen, das nur nebenbei, zeigt aber, daß die Zählbarkeit in der Natur verbreitet ist. Und selbst in Pflanzen ist dieses Prinzip vorhanden, beispielsweise daß die Blätteranzahl charakteristisch für eine Pflanze ist, und hier ist es in der DNA verankert.

Und trotzdem gibt es immer wieder Abweichungen davon, was nur zeigt, daß eine gewisse Varianz ebenfalls ein Grundprinzip sein muß.

Weswegen ich die 12er-Struktur als durchaus variables Grundmuster ansehe, wo die Töne eben nicht exakt bestimmt sein müssen, um so wahrgenommen zu werden.

Und das Phänomen Harmonik zeigt ja, daß Harmonik auf einem 12er-System beruht.

Gamelanstimmungen hingegen belegen, daß eine ungefähre Stimmung völlig ausreicht, um Gleiches so wahrzunehmen, denn es gibt ja keine einheitliche Gamelanstimmung...

Bluenotes hingegen belegen, daß Töne eine gewisse Varianzbreite besitzen können. Gleichzeitig belegen sie, daß dabei überhaupt nicht das harmonische Empfinden gestört wird, wenn sie diatonisch harmonisiert wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bezweifele, ob es ein "grundprinzip" gibt, und die einteilung einer oktave erscheint mir nach wie vor so künstlich wie die zahl der apostel, bei mondumläufen stimmen monat und jahr auch nicht überein. Eine exakte einteilung gibt es erst seit der temperierten stimmung, 1750 ist noch nicht so lange her wie lange musizierpraktiken vorher. Ob folkloristische musikausübung die 12 töne trifft und nicht manchmal erheblich daneben liegt, scheint mir auch wenig wahrscheinlich, ich habe noch die sardischen hirtengesänge im ohr.
"12" ist zwar eine "magische" zahl, aber das dezimalsystem hat sich durchgesetzt, außer bei einer "mandel" oder einem "schock" eier.
Aber vielleicht meinst du etwas ganz anderes, und ich missverstehe dich.
 
HëllRÆZØR;4536758 schrieb:
... da in der reinen Quint-Terz-Stimmung .. so ziehmlich alle gebräuchlichen verminderten und übermäßigen Intervalle .. nur 7.7 Cent von septimalen Intervallen abweichen..

Danke, das war mir nicht so bewußt. Ein großer Vorteil elektronischer Klangerzeuger ist ja, daß man auf Knopfdruck jede gewünschte Stimmung abrufen kann. Deshalb wäre es so auch möglich, mit weiteren "ekmelischen" Tönen zu experimentieren. Diese sind ja natürlicher Bestandteil der Klänge und fügen sich dort harmonisch ein. Nur zur temperierten Stimmung passen sie eben nicht gut.

HëllRÆZØR;4536758 schrieb:
Auch Wagner scheint von dieser Umdeutung Gebrauch gemacht zu haben, wenn man Martin Vogel glauben darf...

Das merke ich mir mal, auch wenn es möglicherweise eine Projektion von Vogel darstellt. Letzteres kann ich jedoch momentan nicht beurteilen. Jedenfalls sind ungebräuchliche, aber reine Akkorde mit niedrigen Frequenzverhältnissen, wie (7:6:5:4) ein Feld, das man sich näher anhören sollte. Wenn man diese sogar über MIDIs (pitch shift) erzeugen kann, um so besser. Vielleicht gibt es auch Programme, die mit Linux laufen?

HëllRÆZØR;4536758 schrieb:
Naja, ich schiebe das Projekt schon eine ganze Weile vor mir her, mal schaun wann ich die Zeit dafür finde...

Ja, es ist eben ziemlich aufwendig, bis man alles für so ein Projekt hat, was man braucht. Am Ende braucht viel mehr Zeit für die Technik und für die Musik bleibt wenig übrig. Aber man leistet Pionierarbeit, zumindest teilweise...

HëllRÆZØR;4536758 schrieb:
Zitat von klaus111 Beitrag anzeigen
Wie früher schon einmal erwähnt, ist die Heptatonik und die Quintfallreihe mit der Struktur eines Möbius-Bandes vergleichbar.
In der Mathematik gibt es Zahlenstrukturen, die sich Restklassenringe nennen, und mit denen man solche Zusammenhänge beschreiben kann.

Interessant, ich nehem an, Mazzola hat diese in der o.g. Arbeit ebenfalls eingesetzt. Ein Einsatz der Restklassenringe in entsprechende musikorientierte Programme würde nahe liegen. Doch im Moment setze ich andere Prioritäten.

HëllRÆZØR;4536758 schrieb:
Zitat von klaus111 Beitrag anzeigen
Richtig, im räumlichen Bereich (3D oder 2D) empfinden wir Symmetrie als schön.
Doch können wir Musik damit vergleichen? Es gibt prinzipielle Unterschiede:
Symmetrien haben durchaus eine wichtige Bedeutung für die Musik. Man sollte hier aber sehr gut zwischen unterschiedlichen Symmetrietypen unterscheiden. Zum Einen kann man Symmetrien aus physikalisch akustischer (ein Stück rückwärts abspielen) und aus symbolischer Sicht (Noten auf den Kopf stellen) betrachten. Dass Letzteres durchaus anhörbar sein kann sei an folgendem MIDI-Beispiel gezeigt, bei dem ich ein bekanntes Kinderlied inkl. Akkordbegleitung in der Tonhöhe gespiegelt habe, und dass nun in (reinem) Moll statt in Dur steht: Kinderlied_Moll.mid

Muß ich mir später anhören, wenn ich meine Neuinstallation hinter mir habe.
Leute mit Humor, können hier eine horizontale Spiegelung anhören.

Zurück zum Ernst: Meine o.g. Fragen waren z.T. rhetorisch gemeint, doch danke für die verschiedenen Symmetriebetrachtungen. Darin zeigt sich gerade der Unterschied zur optischen Welt.

Nehmen wir einmal die wohl wichtigste menschliche Erfahrung, bei der Symmetrie eine große Rolle spielt und die mit Schönheit verknüpft ist: die Gesichtserkennung

Warum empfinden wir hier Unsymmetrie als häßlich? Wenn also z.B. das rechte Auge tiefer hängt, die linke Lippenhälfte zur Seite und nach unten gezogen ist?

Das sind Zeichen für Krankheit, Zerstörung usw., jedenfalls negatives, bei dem instinktiv innere Alarmglocken klingeln. Wenn dagegen alles symmetrisch ist, gar makellos, so sind wir i.d.R. zufrieden, ja finden den Eindruck sogar schön. Alles nur bedingt, durch eine einzige vertikale Symmetrieachse.

Allein Deine (noch unvollständige) Aufzählung, der verschiedenen Symmetriebetrachtungen der Töne zeigt, daß hier die Sache nicht so einfach liegt. Das wollte ich zum Ausdruck bringen.

Mit "hohe Töne als klein, tiefe Töne als groß" meinte ich die Erfahrung, daß kleine Klang-Körper hohe Töne erzeugen, große Körper tiefe. Man vergleiche auch die Töne einer einer Maus, einer Katze, einer Kuh oder einfach ein Kind mit einem Erwachsenen.

HëllRÆZØR;4536758 schrieb:
Spielst du ein Saiten- / Streichinstrument?
Ich habe einen Baß, A-Gitarre und Violine, jedoch bin ich Keyboarder.

Viele Grüße
Klaus
 
@klaus111: Ich denke PVaults hat folgendes "entdeckt" - naja, ist offensichtlich liegt es doch direkt vor unseren Augen... ähmm, Ohren :D

Symmetrie/Asymmetrie ist in den PVault'schen Anmerkungen im Bezug auf den Tonraum und deren Intervalle zu verstehen.

Als Beisiel sei mal GTHT/GT/HT genannt, sind es doch zu tiefst hoch-symetrische Skala und wirkt hässlich. Tonalität kann damit nicht aufgebaut werden, geschweige den damit etwas schönes assoziiert werden.

Schaut man sich die Abstände der einzelnen Töne zueinander von z.B. einer ionischen Skala an, wird die Asymmetrie offensichtlich. Offensichtlich braucht das Gehirn diese Art Asymmetrie um Tonfogen als, nun ja, "schön" zu empfinden. Bei symetrischen Skalen geht das nicht, weil "kein Anfang und kein Ende" und dadurch das "Ohr" jeglichen tonalen Bezug verliert, der ja so wichtig ist. Nun mache man sich der quintizität und dessen Korrelation der Chromatik bewusst bzw. vice versa. Soweit stimme ich zu aber nun kommt es:

Macht man sich dann, das teil des PVault'schen Theorems ist :)D),
a) die quintizität und dessen Korrelation der Chromatik wirklich bewusst (wie gesagt, Rechenaufgabe Grundschule 1 Klasse, nichts weltbewegendes und sollte jeder mal irgendwann entdeckt haben das es die einzigen Möglichkeiten sind "unsere allein" existierenden 12 Töne in Unendlichkeit zu verbinden... so what ;-),
b) und wählt z.B. ionisch als Bezug und dessen "natürlichen" Quintfallsequenz und
c) leitet dadurch das Göttliche ab,
verfällt man schnell dem Irrglauben, der dann von eben jenem großartigen Theoretiker auf den davor gegangenen Seiten Postuliert wird. Man glaubt das Urwesen der "tonalen" Ordnung gefunden zu haben, etwas von Gott gegeben, dass nur mit der magischen 12 Funktioniert, erklärt Lydische Zellen als Gravitation angesteuert durch quintisch-harmonische Bewegung, und postuliert das dann in eine in üblich gekonnter westlicher Selbstehrlichkeit, und versucht anderen Kulturen vorzugaukeln das sie ja nur Färbungen wahrnehmen und keine eigenständigen Töne. Denn vergesst nie, 12 ist Gott gegeben.

Naja, beim überfliegen merkt man schnell was geht. "Gestern" war Russels LCP, noch Irrweg, heute die Erleuchtung, wenig davor war Vmaj7#5 und dessen Tritonussubstitution gleichbedeutend als Dominante (man achte auf das Maj7!!), wenig später aber ist es das nicht, sondern eine ganz andere Art dominante (umdeuten und die Verbindung wird offensichtlich), und dann... Je nachdem welches Buch unsere Theoretiker gerade heute in der Hand hat, spiegelt das dann seine "Aufgebohrte eigene" Theorie und Weltansicht wieder. Seriosität? Mit nichten. Schade nur das dieser so großartige theoretiker seine Bücher, von gar nicht, bis teilweis und etwas mehr, verstanden hat und sich damit etwas eigenes surreales erschaffen hat, das aber so viel Zeit gekostet hat, dass er nur Bröckchen vorwirft und ja nicht preisgibt aus was es den wirklich besteht - Ich puste und puste und puste dein Haus um, o.s.ä. ;) Des verlinkens nicht wollend um gesagtes zu untermauern, schließe ich damit ab, dass er aber ein guter Musiker ist, was ja das wichtigste ist, auch wenn es heute Theoretisch "Hoi" und morgen "Hot" ist ;)

Bin dann mal auf die nächste Referenzierung + Deutung einer Harmonie in einem Thread gespannt, wenn wieder mal Büchertausch bei Herr Theoretiker angesagt ist...

Bevor ihr fragt: Hab mir im Harmonielehrebereich mal die Zeit genommen um 60% der Threads zu lesen. Man lernt einiges auch wenn es oft das gekonnte Postulieren einer Idee ist, dessen Irrweg man sich dann im laufe der Diskussion bewusst ist, es aber nicht zu geben will ;) Merkt ja keiner wenn man beiläufig Monate später doch anderer Ansicht ist. Weil, das gekonnt zu verpacken lernt man auch gleich mit. Und nicht zu vergessen sei dann noch das Kulturell wichtige Erbe dieser Elite, nachzulesen hier: https://www.musiker-board.de/groups/337-club++klugschei%DFer.html

Mann liest sich, der Unterhaltungswert ist durchaus gut ;)

gz
offminor
 
Ja, offminor, da hast du Einiges verstanden.

Nur hast du nicht bemerkt, daß das 12er System der Zahlenordnung entspringt.

Göttlichkeit und die Wertung der Zahlen entspringen ebenfalls genau diesem Gedanken, und es wird klar, warum gewissen Zahlen gewisse religiöse Bedeutungen zugeschrieben werden.

Merkt denn keiner, daß das 10er-System in der Musik nicht funktioniert?

Wie viele Stimmungen hat man versucht, und weshalb wird eine 12er-Einteilung mehrheitlich als gutklingend empfunden?

Es ist ganz einfach. Wir haben wohl nur deshalb ein 10er-Rechensystem, weil wir zehn Finger haben, bzw. 2x5 Finger. Weshalb sich seit aller Zeit her angeboten hat, genau diese Anzahl als Basis anzunehmen.

Heute allerdings hat sich schon das Dualsystem und deren Derivate durchgesetzt - wir sitzen gerade hier und nutzen genau solch ein System - das duale Bitsystem - und generieren eine künstliche Welt sozusagen...

In alter Zeit hatte man auch andere Systeme, ich denke da an 24/60/360er Systeme, die weltweit Verbreitung fanden. Das römische System war übrigens ein 5er System, wie man an den Benennung deutlich feststellen kann.

Wo könnten die Vorteile eines solchen Systems liegen?
Man kann leichter Strukturen entdecken, die man in anderen Systemen eben nicht wahrnehmen kann.

Bei einem 6er-System erkennt man, daß die Primzahlen, die benannt sind nach den ersten Zahlen, stets +/-1 von 6 und deren Vielfachen liegen können. Nicht außerhalb.
Es gibt darüber hinaus nur eine einzige Zahlenkombination, die in der Summe und ihrem Produkt die gleiche Zahl ergeben, nämlich 1x2x3 und 1+2+3.

Die 7 eröffnet also demnach eine neue Folge. Ebenso die 13. und die 17...

Keinem bisher aufgefallen?

Interessanterweise sind eben diese Zahlen bis zur 13 hin relevant für die Musiktheorie, die im übrigen durch das Prinzip der Terzschichtung einen 24er- bzw. 2x12er-Zahlenraum füllen.

Kann es also Zufall sein, daß die Menschen meist ein 12er-System als schön empfinden? Oder daß es eine diatonische Heptatonik gibt? Oder die Blues Heptatonik (Penta + 2 Blue Notes...)?

Nicht, wenn man diese Dinge weiß. Es ist also gerade umgekehrt, wie es Günter und offminor behauptet haben. Der Spott liegt nun auf meiner Seite. Wie kann man sich mit Musik beschäftigen, dabei übersehen, daß Strukturen untersucht werden müssen, weil alles über Distanzberechungen abläuft?
Eigentlich schockt mich so etwas...

Darüber hinaus stellt sich die Frage nach den Hörgewohnheiten.

Das ist für mich sowieso das Schwachsinnsargument an sich, weil:

Naturgeräusche umgeben uns, in der Vergangenheit noch viel mehr.
Daß sich gerade unter dieser naturgegebenen Prägung eine 12er Unterteilung herausbildet, ist mehr als ungewöhnlich. Normalerweise müßten ob dieser Prägung eine "Naturgeräuschtonalität" bzw. "Naturgeräuschharmonik" ergeben. Weiterhin dürfte gar keine harmonische Entwicklung in der Musikgeschichte zu finden sein - weil ja alles auf Prägungen basiert.

Gerade das Gegenteil ist der Fall. So viele Stile wie heute gab es noch nie. Und aus jeder entspringen immer wieder Neue. Einzig das harmonische Grundsystem bleibt bestehen bzw. wird verstärkt etabliert, welch ein Zufall...

Zu Günters Musikhinweis:
Der Bordonbass wird hoffentlich auch als Quintabstand wahrgenommen, wenn auch ein wenig verstimmt, nicht?

Gleiches gilt für die vorherrschende Pentatonik, die ich zumindest deutlich höre, und die wie die indischen Stamm-Shrutis als Grundlage für die Ornamentierung dient.

Die Ornamentierung muß überhaupt nicht einer exakten 12er-Stimmung entsprechen, sie stört auch überhaupt nicht die Grundtonalität, ihre "Ungenauigkeit" gegenüber dem gleichstufigen 12er-System ergibt eine gewisse Spannung, die den Charakter dieser Musik ausmacht. Kennen wir auch aus der portugiesischen Folklore und anderer derartiger arabisch geprägter Musik. Oder aus dem Blues.

@offminor:
Es ist darüber hinaus immer gut, seinen eigenen Standpunkt zu überprüfen und ggf. neu zu bewerten. Das kann aber offensichtlich nicht jeder, und noch viel weniger es anderen zugestehen, da wird das nicht als erkenntisfähigkeit ausgelegt, sondern logischerweise als Instabilität des Charakters.

Was natürlich immer toll ist, eigene Schwächen als Vorteil gegenüber anderen darzustellen, das kommt ganz toll bei mir an. Dazu dage ich nur: Der Dumme lernt nix, und so will ich nicht sein...

Vmaj7/#5 hatten wir hier übrigens schon mal als dominatisch wirkenden Klang festgestellt, festgestellt übrigens von MaBa, nicht von mir.

Ich stelle aber fest, daß sich gewisse Hörgewohnheiten eher auf das Aufsagen anderer Leute Theorien beschränkt. Ob ihrer Autorität verkennt er, daß er auch diese Dinge auf den Prüfstand stellen muß. Eine ganz normale soziologische Realität, die seit dem Milgram-Experiment bekannt sein dürfte.

In der Wirkung ist aber auch der Herdentrieb nicht zu unterschätzen, der automatisiertem Denken entspringt. Beide Wirkungen sollte man stets gut im Auge behalten.
 
PVaults, alles schön und gut und bin näher bei dir als du denkst. Mir sind diese Zahlenspielereien durchaus bewusst, sollte für dich eigentlich auch kein wunder sein, oder? Befasse ich mich doch selbst mit derartigen Dingen. Aber, so Leid es mir tut, bei deinen Schlussfolgerungen hapert es eben gewaltig. Die grenze zwischen Seriosität und Esoterik ist nach meinem empfinden stark überschritten.

Und Kommentare wie...
Nicht, wenn man diese Dinge weiß. Es ist also gerade umgekehrt, wie es Günter und offminor behauptet haben. Der Spott liegt nun auf meiner Seite. Wie kann man sich mit Musik beschäftigen, dabei übersehen, daß Strukturen untersucht werden müssen, weil alles über Distanzberechungen abläuft?
Eigentlich schockt mich so etwas...
...festigen auch deine Theorie nicht oder lassen sie seriöser erscheinen.



Darüber hinaus stellt sich die Frage nach den Hörgewohnheiten.

Das ist für mich sowieso das Schwachsinnsargument an sich, weil:

Naturgeräusche umgeben uns, in der Vergangenheit noch viel mehr.
Daß sich gerade unter dieser naturgegebenen Prägung eine 12er Unterteilung herausbildet, ist mehr als ungewöhnlich. Normalerweise müßten ob dieser Prägung eine "Naturgeräuschtonalität" bzw. "Naturgeräuschharmonik" ergeben. Weiterhin dürfte gar keine harmonische Entwicklung in der Musikgeschichte zu finden sein - weil ja alles auf Prägungen basiert.
Und schon wieder ziehst du gekonnt die falschen Schlüsse. Ist dir das gar nicht bewusst oder willst du das nicht wahrhaben?! Oder Rhetorik erstes Semester? ;)
Mal ehrlich, Prägung schließt Progression nicht aus. Menschen beschäftigen sich halt mit vielerlei Dingen, und oft kommt dabei neues zu tragen. In der Musik ist das nicht anders. Dann aber aus der Prägung künstlich einen "dadurch bedingten Stillstand" zu generieren um damit genau "was(?)" zu untermauern, ist ja absurd.
Huhn oder Ei, was war erst da?! Es sollte offensichtlich sein worauf die Frage abzielt, aber ganz sicher nicht auf ein natur- oder Gottgegebenes 12tet ;)

Die Ornamentierung muß überhaupt nicht einer exakten 12er-Stimmung entsprechen, sie stört auch überhaupt nicht die Grundtonalität, ihre "Ungenauigkeit" gegenüber dem gleichstufigen 12er-System ergibt eine gewisse Spannung, die den Charakter dieser Musik ausmacht. Kennen wir auch aus der portugiesischen Folklore und anderer derartiger arabisch geprägter Musik. Oder aus dem Blues.
Was willst du dazu von mir hören? Die sachlichste Formulierung wäre noch "Mit Verlaub, Sie haben keine Ahnung, weil ihr westliches Ohr derlei Dinge einfach als Färbung oder Verstimmung verhört". Eine etwas direkter wäre das als Narzissmus zu interpretieren und da bin ich vorne dabei.


@offminor:
Es ist darüber hinaus immer gut, seinen eigenen Standpunkt zu überprüfen und ggf. neu zu bewerten. Das kann aber offensichtlich nicht jeder, und noch viel weniger es anderen zugestehen, da wird das nicht als erkenntisfähigkeit ausgelegt, sondern logischerweise als Instabilität des Charakters.
Nein, nein. Ganz gewiss nicht. Es ist aber ein Qualitätsunterschied ob ich auf einen Standpunkt verharre, obwohl ich Argumentativ mir selbst eingestehen muss das ich unrecht habe, oder ob ich das zugestehe. Es im Nachhinein heimlich Monate später "in sein" Repertoire einzubeziehen ohne an gegebener stelle klartisch zu machen, hat für mich einen bitteren Beigeschmack. Beititel es Eitelkeit, ich nenne es Scheinheilig.
Außerdem, bei eingehendem Studium fallen aber gewisse Tendenzen auf, und der "Bücherwechsel" ist ja nicht von der Hand zu weisen. Gerade letztens hatten wir ja mal wieder LCP, und die vermehrte Referenzierung Russels (Wie sagtest du doch eben. "Ich stelle aber fest, daß sich gewisse Hörgewohnheiten eher auf das Aufsagen anderer Leute Theorien beschränkt.") als Rechtfertigung nimmt wieder klar zu in entsprechenden Beiträgen.

Was natürlich immer toll ist, eigene Schwächen als Vorteil gegenüber anderen darzustellen, das kommt ganz toll bei mir an. Dazu dage ich nur: Der Dumme lernt nix, und so will ich nicht sein...
Ich verweise nur auf mein allerersten Beitrag und deinen denunzierungsversuch mir gegenüber! Also kehre vor deiner eigenen Haustür. Und um es mal klar zustellen, wir beide kannten uns eben zu diesem Zeitpunkt nicht, und ja, jetzt kenne ich dich, nach gründlicher Analyse deiner Beiträge und deiner Interessensgruppe (Link in deiner Signatur). Von daher, wenn wir schon bei der Religiosität und absurdistan sind: Gleiches mit härteren.

Vmaj7/#5 hatten wir hier übrigens schon mal als dominatisch wirkenden Klang festgestellt, festgestellt übrigens von MaBa, nicht von mir.
Ja, das weiß ich. Eine der Threads von MathiasL. Interessant ist nicht die Zustimmung von dir dazu. Sondern vielmehr wie du viele Monate spätere (ganz anderer Thread wo ein Vmaj7#5 noch mal von MaBa aufgegriffen wurde) gegenteiliges in einem Disput behauptest, wo du die Oberhand verloren hast. Keinerlei Erklärungen sondern "so ist es Punkt". Ich meine, dass lässt mich nicht glauben das es dir um Aufklärung geht sondern nur um Sport. Davon mal ab, das man Jahrelang ein Vmaj7#5 und dessen Tritonussubstitution dominatisch empfindet und aus heiterem Himmel nicht mehr? - welches Buch kam da wieder in die Finger.
Wie dem auch sei, meine Meinung willst nicht zum Vmaj7#5 hören, der ist so ambivalent und lässt sich vielschichtig deuten, aber nach Imaj7 drückt er nur unbefriedigend, daran ändert auch die quintweise Bassbewegung nichts.

Ich stelle aber fest, daß sich gewisse Hörgewohnheiten eher auf das Aufsagen anderer Leute Theorien beschränkt.
Wenn du beobachtest, und vielleicht noch beobachten wirst/willst, bin ich was "Harmonielehre" anbelangt extrem radikal und vertrete keine Meinung, weder Sikora oder noch nen anderen (für mich und meine Musik) realitätsfremden Theoretiker.

Die Theorie muss in erster Linie erstmals "meine Musik" adäquat befriedigen, der Rest interessiert mich persönlich nur entfernt, und da bin ich ganz Narzisstisch ;) AST macht es bedingt, FT gar nicht, Russel kenne ich wie gesagt nicht, Pöhlert hat mein Laden nicht, der Rest sind Plagiate bzw. kaum neue Erkenntnisse. Also was bleibt...

Aber nicht falsch verstehen. Ich werde ein Teufel tun und meine Skurrilen und surrelaen Theorien hier kundtun, wen fragen auftauchen - denn das ist er unterschied, mein Narzissmus endet genau dort, u see? Weil, wenn Fragen auftauchen erkläre ich sie nach den gängigen Methoden wenn ich kann und ergänze (entsprechend Markiert) um eigene Gedanken wo ich merke das es keine heftigen Bruch gibt. Ansonsten schweige ich.

In der Wirkung ist aber auch der Herdentrieb nicht zu unterschätzen, der automatisiertem Denken entspringt. Beide Wirkungen sollte man stets gut im Auge behalten.
Schwielen auf den Händen, um mich eines Zitats zu bedienen, nicht ;)

gz
offminor
 
Die Frage ist, warum wir das zurechthören können. Dafür gibt es doch überhaupt keine anständige Erklärung...

Da bin ich anderer Meinung. Wie ich am Beispiel mit der Textzeile versuchte darzulegen, vergleichen wir neue Sinneseindrücke automatisch mit unseren Erfahrungen. Sollten die Sinneseindrücke etwas unvollständig oder verzerrt sein, spielt das keine Rolle, solange das Muster mit früheren Erfahrungen einigermaßen in Zusammenhang gebracht werden kann.

Etwas verstimmte Töne bemerken wir gar nicht bewußt, etwas stärkere Verstimmungen klingen unsauber, haben aber z.B. auf eine Melodieerkennung keinen Einfluss.
"Hänschen klein" erkennt man sogar dann noch ohne Probleme, wenn beim fast jedem Ton eine Taste daneben gegriffen wird, hauptsache die Tendenz stimmt.

Es ist ein Naturgesetz, das auf einer mathematischen 12er-Unterteilung basiert, das ist meine Erklärung.

Du meinst, wir hören natürlicherweise in 12er-Unterteilung? Das würde ich so nicht sagen.
Die 12er-Unterteilung hat zwar auch natürliche Gründe, doch in Deiner strikten Formulierung spiegelt es m.E. eine Verinnerlichung unserer Musikkultur wieder.

Ich sehe eine natürliche Hierarchie der Bedeutung der Intervalle, die letzten Endes auf der Naturtonreihe beruht. Wie die auch früher zitierte PNAS-Arbeit von Ross D., et al. zeigt, spielen wir durch die Vokalbildung unserer Sprache bereits mit der Hervorhebung bzw. Verminderung bestimmter natürlicher Obertöne. Die Maxima der beiden ersten Formanten - diese sind für die Spracherkennung wichtig - bilden Intervalle und zwar i.d.R. die der reinen Stimmung. Solche mit kleinen Frequenzverhältnissen sind am wichtigsten: Oktav, Quint, Dur-Terz, Quart. Die Moll-Terz wird verblüffend wenig gebraucht, überraschend häufig Huygens' Tritonus. Unter dem Aspekt der geringen Frequenzverhältnisse gar nicht überraschend, denn das beträgt 7:5.

M.E. liegt nahe, daß wir durch unsere Sprache auf natürliche Intervalle geprägt werden, und zwar alle möglichen, welche zwischen den unterschiedlichsten Obertönen auftreten können. Doch am wichtigsten sind v.a. die Töne die wir aus Pentatonik, Heptatonik und dem Zwölfersystem kennen, alle jedoch rein gestimmt! Wie gesagt, es gibt noch weitere häufige Intervalle, leider werden außer dem Huygens' Tritonus keine weitern außerhalb des Zwölfersystems genannt. Es werden jedoch etwa zu einem Drittel auch Intervalle außerhalb der Zwölfersystems verwendet.

Warum bitteschön hören wir überhaupt Töne in abgestuften Tonhöhen in unserer Musik und Sprache und nicht ein Ton-Schmier-Teppich? Das kann nur daran liegen, daß der Mensch die Töne instinktiv und natürlicherweise in ein 12er-System unterteilt.

Die Begründung gab ich soeben. Die Sprache ist m.E. die wichtigste "Musik" die wir als Menschen frühkindlich lernen und die uns gewaltig prägt. Wie gewaltig eine frühkindliche Prägung wirken kann, zeigt sich z.B. auch an folgendem:

Die Wahrscheinlichkeit, ein absolutes Gehör auszubilden steigt dramatisch an, je früher ein Instrument gelernt wird. Von japanischen Vorschulkindern wird berichtet, daß sie zu ca. 50% ein absolutes Gehör erlangten (Miazaky 1998). Außerdem scheint die japanische Sprache dies zu begünstigen, denn in ihr ist die Tonhöhe einzelner Silben für die Bedeutung vieler Worte wichtig.

... vielleicht bist du viel zu sehr auf das Möbius-Band festgefahren, von dem ich überhaupt rein gar nichts halte.

Ich rede vom Quintenzirkel. Der nutzt bekannterweise unsere 12 Töne, und nicht 7 oder 8...

Na, Du bist gut! Schreibst die Quintfall-Sequenz auf (beginnend mit H°), die mit zwölf Tönen gar nichts zu tun hat, sondern mit sieben und soll ich begreifen, daß Du alle zwölf Töne meinst und den gesamten Quintenzirkel.
Auf die Begründung Deiner Aussage über das Möbius-Band wäre ich übrigens gespannt!

Eine lydische Skala ist ja eine diatonische Skala, auf der sich strukturell bedingt die bekannten Akkordtypen (Dur, Moll, °) ergeben.

So? Warum gerade bei der lydischen Skala? In allen Kichtonarten kommen die gleichen Akkorde vor (Dur, Moll, °).
Eine stichhaltige Begründung, warum Dur stärker in der Struktur der 12 Töne begründet sein als Moll hast Du m.E. bisher nicht gegeben. Die Dominanz von Dur gegenüber Moll läßt sich jedoch leicht durch begründen, daß es aufgrund der Obertöne und Kombinationstöne das konsonantere Intervall ist.

EDIT: Habe noch einmal die Quintfallsequenz studiert: Prinzipiell kann man mit jedem Akkord beginnen. Am plausibelsten klingt sie für mich, wenn sie mit Am beginnt und endet. Auch C klingt gut.
Sie mit H° beginnen und enden zu lassen halte ich für am wenigsten plausibel, weil dieser Akkord eine Ausnahme darstellt, die dann zu sehr betont wird. H° ist ein notwendiges Übel, damit der Kreis früher geschlossen werden kann und man nicht den gesamten Quintenzirkel spielen muß. Letztere Akkordfolge wäre viel zu lang, so daß man die Geschlossenheit nicht mehr wahrnehmen kann. Bis das Ende erreicht ist, hat man schon den Anfang vergessen. Wegen der überschaubaren Geschlossenheit ist die Quintfallsequenz viel besser. Die Ausnahme H° wirkt wohl am besten, in Am und C. In Am kann H° zum dissonanten Höhepunkt werden, der dann sein kraftvolle Auflösung über E-Dur (wg. Leitton) nach Am erfährt. In C kann H° als grundtonloser Dominantseptakkord gehört werden, der dann in die Mediante Em ausweicht, ebenfalls plausibel.

Daß diese 5 gleichzeitig wieder ein Ausgangspunkt für ein neues - entgegengesetzes diatonisches System ausmachen, dürfte auch mittlerweile sich herumgesprochen haben.

Auch, daß Pentatonik funktionslos ist, und erst mit der Heptatonik die Funktionalität einkehrt.

Weshalb sich die Diatonik also systemimmantent doppelt gefestigt hat, also zweifach wirkt, sie ist besonders herausgestellt in einem 12er-System. Und das Ohr weiß das.

Das ist m.E. eine spezielle Sichtweise, die so nicht begründen kann, daß im Ohr gerade das 12er-System gefestigt wäre. Außer Du meinst Gewöhnung/Konditionierung.

Im diatonisch-heptatonischen System ist das 12er-System schon angelegt. Allein schon daduch, daß jeder Ton der Heptatonik als Grundton eine beliebigen Kirchentonart dienen kann. So ergeben sich die Zwölf Töne.
Zur Herleitung braucht man keine Pentatonik. Ist ein netter Effekt, daß die schwarzen Tasten gerade die Pentatonik ergeben.

Gamelan, ...China, Indien, Griechenland, ...indische Shrutis...

Also über die Bedeutung der Pentatonik und Heptatonik weltweit sind wir sicherlich einer Meinung. Nur nicht über deren Begründung.

Die Stimmung ist demnach kein Zeichen für ein anderes System, sondern nur eine Sache der Klangfärbung bzw. Einfärbung des 12er-Systems.

Ich hoffe, es ist nun klar, was ich meine...

Ja, so ungefähr. Ich denke, Du betrachtest alles aus der Perspektive des 12er-Systems. Dieses System ist zwar nahezu genial, doch selbstverständlich nicht genetisch festgelegt.
Natürlich begründet ist hingegen die Naturtonreihe und aus der ergeben sich gute Gründe für Pentatonik, Heptatonik, 12er-System und weitere Tonsysteme, sie auch 7er-Frequenzverhältnisse einbeziehen (z.B. Huygens' Tritonus, Naturseptim). Die bleiben bisher aus kulturellen und technischen Gründen (Instrumentenbau) außen vor. Das könnte sich aber auch einmal ändern.

Trotzdem hat eine diatonische Tonleiter nur 7 unterschiedliche Töne, das hatten wir auch schon mal...

Genauer ausgedrückt hat sie sieben Tonigkeiten. Kein Melodiker würde eine diatonische Tonleiter mit dem Leitton beenden, außer er möchte provozieren. Es ist ein sehr weitgehender Konsens, daß eine unsere diatonischen Tonleitern acht Töne haben und die chromatische dreizehn, indem jeweils die Oktave hinzugezählt und gesungen/gespielt wird.
Du kannst aber gerne bei Deiner Minderheitenmeinug bleiben, so viel Toleranz muß sein. ;)

Musik kennt aber in der Zeit den Puls, und der führt zu Takt und Rhythmus etc....

Der Puls bliebe rückwärts gespielt ja erhalten, doch auch ein Schlagzeug-Solo hört man sich nicht rückwärts an. Die Zeit kennt nur eine Richtung und ist damit unsymmetrisch.

Viele Grüße
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
PVaults, alles schön und gut und bin näher bei dir als du denkst. Mir sind diese Zahlenspielereien durchaus bewusst, sollte für dich eigentlich auch kein wunder sein, oder? Befasse ich mich doch selbst mit derartigen Dingen. Aber, so Leid es mir tut, bei deinen Schlussfolgerungen hapert es eben gewaltig. Die grenze zwischen Seriosität und Esoterik ist nach meinem empfinden stark überschritten.
Ich weiß, daß du eigentlich sehr ähnlich wie ich denkst, das hatte ich in einem deiner letzten Postings festgestellt, das von mir hätte sein können.

Seriosität ist eine Sache, die ich nicht anstrebe, wie der ein oder andere sicher auch schon festgestellt hat. Vielmehr darum, mich mit anderen künstlerisch tätigen Menschen über Verrücktes und Tatsächliches zu unterhalten. Einen Wahrheitsanspruch habe ich nicht, das habe ich auch unzählige Male hier schon festgestellt.

Doch was ist schon Verrückt, was nicht...

Mal ehrlich, Prägung schließt Progression nicht aus.
...
Huhn oder Ei, was war erst da?! Es sollte offensichtlich sein worauf die Frage abzielt, aber ganz sicher nicht auf ein natur- oder Gottgegebenes 12tet ;)
Ob letzteres Natur- oder Gottgegeben ist, ist eine persönliche Ansichtssache, ich ordne das sicher eher einem Zahleneffekt zu, nicht mehr und nicht weniger.

Wenn ich mir überlege, wie es zu dem gleichstufigen 12er-System kam...

Haben die Menschen damals die Saite in der Mitte niedergedrückt und so die Oktave entdeckt? Oder war erst das Oktavintervall im Ohr, und dann hat der Mensch entdeckt, daß er die Saite in der Mitte niederdrücken muß?

Beides würde auf einen Zahleneffekt hindeuten. Den kennen wir übrigens auch in der Bildenden Kunst als Goldener Schnitt, und der ist, wie du weißt, mit den Fibonacci-Zahlen eng verbunden.

Du weißt aber sicher auch, daß Bildende Kunst und Musik seit alter Zeit stets mit Religion verknüpft war. Und daß Zahlen stets eine religiöse Bedeutung bekommen haben.

Von daher kannst du das sowieso gar nicht trennen, zumindest, was das Grundverständnis angeht. Da sehe ich mich eher in einer jahrtausendealten Kunsttradition, wenn ich Verbindungen zwischen Zahlen und Musik und Kunst und Religion zu finden suche...

Wobei letzteres ja sowieso eine Glaubenssache ist und ich diesbezüglich lediglich feststellen kann, daß keiner Genaues weiß. Ich stelle nur die These auf, daß ich vermeintliche Prägungen in den Prägungen durch die Zahlensystematik bedingt sind.

Was willst du dazu von mir hören? Die sachlichste Formulierung wäre noch "Mit Verlaub, Sie haben keine Ahnung, weil ihr westliches Ohr derlei Dinge einfach als Färbung oder Verstimmung verhört". Eine etwas direkter wäre das als Narzissmus zu interpretieren und da bin ich vorne dabei.
Da sind wir dann schon mindestens zwei, was den Narzismus angeht...

Wenn ich mir die verschiedenen Musikstile und Stimmungen anschaue, stelle ich fest, daß bei einer gleichstufigen 12er-Unterteilung und einem "Varianzraum" sämtliche Stimmungen sich sehr gut in dieses System einordnen lassen. "Verstimmt" hatte ich einst geschrieben, so mag das auch der ein oder andere Hören. Ich höre da eher Färbungen als Verstimmung. Da nenne ich mal wieder den Blues als wunderbares Beispiel, da braucht kein einziger Ton wirklich stimmen, womöglich darf es das auch gar nicht, und genau das macht den Sound aus. Ähnlich ist das bei ganz viel ähnlich gelagerter Musik.

Ornamentik ist sowieso ein Sonderfall, den man vielleicht nur dann wirklich begreift, wenn man von klassischen Tasteninstrumenten weggeht. Dann eröffnen sich auch Möglichkeiten, mit diesen "Verstimmungen" musikalisch sinnvoll zu arbeiten.

Bei Streichern und Bläsern im Orchester gibt es bekanntermaßen eine Menge an Tönen, die ja nach Stelle anders intoniert werden - und zwar genau zum "Einfärben". Trotzdem gilt für sie die klassische Harmonik.

Was zeigen soll, daß schon hier mit einer gewissen Tonvarianz gearbeitet wird. Das Prinzip habe ich schlicht nur erweitert. Versuche mal, diese Denkweise weiterzugehen...

Nein, nein. Ganz gewiss nicht. Es ist aber ein Qualitätsunterschied ob ich auf einen Standpunkt verharre, obwohl ich Argumentativ mir selbst eingestehen muss das ich unrecht habe, oder ob ich das zugestehe. Es im Nachhinein heimlich Monate später "in sein" Repertoire einzubeziehen ohne an gegebener stelle klartisch zu machen, hat für mich einen bitteren Beigeschmack. Beititel es Eitelkeit, ich nenne es Scheinheilig.
Außerdem, bei eingehendem Studium fallen aber gewisse Tendenzen auf, und der "Bücherwechsel" ist ja nicht von der Hand zu weisen. Gerade letztens hatten wir ja mal wieder LCP, und die vermehrte Referenzierung Russels (Wie sagtest du doch eben. "Ich stelle aber fest, daß sich gewisse Hörgewohnheiten eher auf das Aufsagen anderer Leute Theorien beschränkt.") als Rechtfertigung nimmt wieder klar zu in entsprechenden Beiträgen.
Du wirst sicher verstehen, daß ich mir kein Büßergewand umhänge und Asche auf's Haupt streuen werde, wenn ich meine Meinung ändere bzw. anpasse, und ganz bestimmt keinen Thread starte mit dem Titel:
PVaults hat seine Meinung geändert und deshalb muß er sich bei offminor entschuldigen...

Ich sag nur: Hoffentlich ist dir aufgefallen, daß es eine ganze Reihe an Meinungsänderungen bei sämtlichen Kollegen von mir gegeben, und ich habe nicht nur einen Gedanken von mir bei anderen wiedergefunden. Mich freut so etwas, wenn ich merke, daß nicht nur ich mich weiterentwickle.

Aus so einer Haltung aber einen Charakterfehler zu konstruieren, finde ich schon beachtlich, wird aber schnell offensichtlich, wenn nachfolgender Absatz Berücksichtigung findet:

Ich verweise nur auf mein allerersten Beitrag und deinen denunzierungsversuch mir gegenüber!

Es geht also wohl um dieses Posting:
https://www.musiker-board.de/harmonielehre/373687-analyse-moll-changes.html#post4450449

Ja, das weiß ich. Eine der Threads von MathiasL. Interessant ist nicht die Zustimmung von dir dazu. Sondern vielmehr wie du viele Monate spätere (ganz anderer Thread wo ein Vmaj7#5 noch mal von MaBa aufgegriffen wurde) gegenteiliges in einem Disput behauptest, wo du die Oberhand verloren hast.
Das kommt öfter vor, und ich persönlich habe damit kein Problem. Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn es für dich ein Problem darstellen sollte.

Ich nenne es Lernfähigkeit, und das steht in krassem Gegensatz zu Verbohrtheit, etwas, das mir nicht sonderlich attraktiv erscheint.

Keinerlei Erklärungen sondern "so ist es Punkt". Ich meine, dass lässt mich nicht glauben das es dir um Aufklärung geht sondern nur um Sport. Davon mal ab, das man Jahrelang ein Vmaj7#5 und dessen Tritonussubstitution dominatisch empfindet und aus heiterem Himmel nicht mehr? - welches Buch kam da wieder in die Finger.
Kein Buch. Nur die Musik. Und manche Belehrung eines kompetenten Kollegen... :eek:

Wie dem auch sei, meine Meinung willst nicht zum Vmaj7#5 hören, der ist so ambivalent und lässt sich vielschichtig deuten, aber nach Imaj7 drückt er nur unbefriedigend, daran ändert auch die quintweise Bassbewegung nichts.
Was mich vermuten läßt, daß du dir wirklich die rund 1000 Beiträge gelesen hast, die ich geschrieben habe. Innerhalb von zwei Monaten...Ich denke, du bist schon länger hier und wir kennen uns schon eine Weile, denn ohne Account kann man nicht die Beiträge eines Benutzers ohne Weiteres raussuchen...

Ich stimme dir übrigens durchaus zu, was die Wirkung angeht. Trotz bzw. gerade wegen dieser Wirkung kann man ihn dort einsetzen. So denke ich, und so denkst du auch, das ist mir völlig klar...

Wenn du beobachtest, und vielleicht noch beobachten wirst/willst, bin ich was "Harmonielehre" anbelangt extrem radikal und vertrete keine Meinung, weder Sikora oder noch nen anderen (für mich und meine Musik) realitätsfremden Theoretiker.

Die Theorie muss in erster Linie erstmals "meine Musik" adäquat befriedigen, der Rest interessiert mich persönlich nur entfernt, und da bin ich ganz Narzisstisch ;) AST macht es bedingt, FT gar nicht, Russel kenne ich wie gesagt nicht, Pöhlert hat mein Laden nicht, der Rest sind Plagiate bzw. kaum neue Erkenntnisse. Also was bleibt...
Ich schweige auch lieber bei Dingen, die ich nicht kenne...:D

Aber nicht falsch verstehen. Ich werde ein Teufel tun und meine Skurrilen und surrelaen Theorien hier kundtun, wen fragen auftauchen - denn das ist er unterschied, mein Narzissmus endet genau dort, u see? Weil, wenn Fragen auftauchen erkläre ich sie nach den gängigen Methoden wenn ich kann und ergänze (entsprechend Markiert) um eigene Gedanken wo ich merke das es keine heftigen Bruch gibt. Ansonsten schweige ich.
Ich sehe das hier eher als Spielwiese für krasse Gedanken.

Vielleicht auch eine Art des Auslebens von Irrsinn, da hat halt nicht jeder den Mut dazu, vielleicht auch gar nicht die Fähigkeit. Was vielleicht auch eine Art künstlerischen Denkens ist, Provokation und Absurdität, Undifferenziertheit bei gleichzeitiger Präzision, je nach Blickwinkel, auf jeden Fall recht erregend, was die Reaktionen betrifft.

Für die Mehrheitsmeinung bezüglich der korrekt und päpstlich anerkannten Harmonielehre gibt's hier übrigens HCAs, die deutlich erkennbar sind.

Eine Scheinwelt im Netz aufzubauen, um den Eindruck von Kompetenz oder Unfehlbarkeit zu hinterlassen, ist für mich nur Heuchelei, ich sehe mich vielmehr als Suchenden, so wie viele andere auch, wenn sie ihre Eitelkeiten genau betrachten und sich ihre Unzulänglichkeiten eingestehen. Was nicht mein Stil ist.

Lieber ehrlich falsch liegen als scheinbar richtig, das ist meine Devise...

Damit das auch mal klargestellt ist. Von daher sehe ich mich auch eher als Musikphilosoph als -theoretiker, und als ausübender Musiker ist sowieso nochmal alles anders...

Vielleicht hat der ein oder andere schon festgestellt, daß jede Harmonielehrerichtung einer Denkweise entspringt. Insofern sehe ich nicht, weshalb ich mir verbieten lassen soll, ähnlich vorzugehen...

Eine strenge Positionierung hat immer verschiedene Seiten, Vor- und eben auch Nachteile. Ich sehe das Übergewicht bei den Vorteilen.
 
Da bin ich anderer Meinung. Wie ich am Beispiel mit der Textzeile versuchte darzulegen, vergleichen wir neue Sinneseindrücke automatisch mit unseren Erfahrungen. Sollten die Sinneseindrücke etwas unvollständig oder verzerrt sein, spielt das keine Rolle, solange das Muster mit früheren Erfahrungen einigermaßen in Zusammenhang gebracht werden kann.

Etwas verstimmte Töne bemerken wir gar nicht bewußt, etwas stärkere Verstimmungen klingen unsauber, haben aber z.B. auf eine Melodieerkennung keinen Einfluss.
"Hänschen klein" erkennt man sogar dann noch ohne Probleme, wenn beim fast jedem Ton eine Taste daneben gegriffen wird, hauptsache die Tendenz stimmt.
Genau das meine ich mit Varianz eines Tones. Die Erfahrungen des Zählens zählt hoffentlich auch zu den Sinneseindrücken...? ;)

Ich glaube, daß das Zählen zu den wesentlichen Dingen des Lebens zählt, allein ob der Endlichkeit des zumindest irdischen Seins und ob der Bedürftigkeit nach vielen Gütern, die das Überleben sichern.

M.E. liegt nahe, daß wir durch unsere Sprache auf natürliche Intervalle geprägt werden, und zwar alle möglichen, welche zwischen den unterschiedlichsten Obertönen auftreten können. Doch am wichtigsten sind v.a. die Töne die wir aus Pentatonik, Heptatonik und dem Zwölfersystem kennen, alle jedoch rein gestimmt! Wie gesagt, es gibt noch weitere häufige Intervalle, leider werden außer dem Huygens' Tritonus keine weitern außerhalb des Zwölfersystems genannt. Es werden jedoch etwa zu einem Drittel auch Intervalle außerhalb der Zwölfersystems verwendet.
Ich hatte ja schon an anderer Stelle geschrieben, daß ich Intervalle in der Sprache auch als eine der wesentlichen Ursachen für die Intervallbildung ansehe.
Daß zwei Drittel ziemlich gut innerhalb des klassischen 12er-Systems liegen, führt aber möglicherweise zu anderen Schlüssen. :)

Die Begründung gab ich soeben. Die Sprache ist m.E. die wichtigste "Musik" die wir als Menschen frühkindlich lernen und die uns gewaltig prägt. Wie gewaltig eine frühkindliche Prägung wirken kann, zeigt sich z.B. auch an folgendem:

Die Wahrscheinlichkeit, ein absolutes Gehör auszubilden steigt dramatisch an, je früher ein Instrument gelernt wird. Von japanischen Vorschulkindern wird berichtet, daß sie zu ca. 50% ein absolutes Gehör erlangten (Miazaky 1998). Außerdem scheint die japanische Sprache dies zu begünstigen, denn in ihr ist die Tonhöhe einzelner Silben für die Bedeutung vieler Worte wichtig.
Sicher ist nicht die japanische Sprache ursächlich, sondern die Lernmentalität des Volkes. Es ist ja auch bekannt, daß das absolute Gehör auch später noch erlernt werden kann, allerdings muß man dazu einen außergewöhnlichen Fleiß aufbringen. In der Kindheit führt so ein Fleiß natürlich noch zu weitreichenderen Erfolgen.

Na, Du bist gut! Schreibst die Quintfall-Sequenz auf (beginnend mit H°), die mit zwölf Tönen gar nichts zu tun hat, sondern mit sieben und soll ich begreifen, daß Du alle zwölf Töne meinst und den gesamten Quintenzirkel.
Genau. Den Begriff Quintfall-Sequenz finde ich übrigens irreführend, weil auch Ausschnitte derselben inklusive Substitutionen ebenfalls Quintfallsequenzen sind, darüber hinaus gibt es auch Quintfallsequenzen, die nicht diatonisch sind. Ich habe deshalb diese Akkordfolge mal als große diatonische Quintfallkadenz bezeichnet.

Wenn du dich darauf einläßt, daß Diatonik in einem 12er-System stattfindet, dürfte es klar sein.
Diatonische Heptatonik in der gleichstufigen Stimmung ist ja immer ein Bestandteil des 12er-Systems, das zeigen ja die Quintschichtungen, aber auch die komplementäre Pentatonik (weiß vs. schwarz, um das bildlich darzustellen). Du kannst also gar nicht Heptatonik und Pentatonik trennen, und gesamt sind wir stets in einem 12er-System. Selbst bei reinen Quinten, nur mit dem bekannten Diesis-Sprung, trotzdem findet eine 12er Unterteilung statt. Allein schon durch die Definition der Tonleiter.

Auf die Begründung Deiner Aussage über das Möbius-Band wäre ich übrigens gespannt!
Weil es nur die diatonische Tonalität abbildet. Vielleicht verstehe ich nur nicht, wie damit Chromatik dargestellt wird.

So? Warum gerade bei der lydischen Skala? In allen Kichtonarten kommen die gleichen Akkorde vor (Dur, Moll, °).
Eine stichhaltige Begründung, warum Dur stärker in der Struktur der 12 Töne begründet sein als Moll hast Du m.E. bisher nicht gegeben. Die Dominanz von Dur gegenüber Moll läßt sich jedoch leicht durch begründen, daß es aufgrund der Obertöne und Kombinationstöne das konsonantere Intervall ist.

EDIT: Habe noch einmal die Quintfallsequenz studiert: Prinzipiell kann man mit jedem Akkord beginnen. Am plausibelsten klingt sie für mich, wenn sie mit Am beginnt und endet. Auch C klingt gut.
Sie mit H° beginnen und enden zu lassen halte ich für am wenigsten plausibel, weil dieser Akkord eine Ausnahme darstellt, die dann zu sehr betont wird. H° ist ein notwendiges Übel, damit der Kreis früher geschlossen werden kann und man nicht den gesamten Quintenzirkel spielen muß. Letztere Akkordfolge wäre viel zu lang, so daß man die Geschlossenheit nicht mehr wahrnehmen kann. Bis das Ende erreicht ist, hat man schon den Anfang vergessen. Wegen der überschaubaren Geschlossenheit ist die Quintfallsequenz viel besser. Die Ausnahme H° wirkt wohl am besten, in Am und C. In Am kann H° zum dissonanten Höhepunkt werden, der dann sein kraftvolle Auflösung über E-Dur (wg. Leitton) nach Am erfährt. In C kann H° als grundtonloser Dominantseptakkord gehört werden, der dann in die Mediante Em ausweicht, ebenfalls plausibel.
Russell zeigt das recht anschaulich: Wenn du volle Skalenakkorde baust, klingt der lydische #11-Akkord am Besten.

Weiterhin drückt immer der Quintfall in die Subdominante (damit meine ich die lydische Skala), das ist ja eines der Wesen des Quintfalls. Echte Dominanten drücken dann eine Tonika zurecht.

Wenn du mal die "Fallhöhe" beachtest, merkst du, daß die Subdominante nicht weiter fallen kann, wenn sie diatonisch bleiben soll. Das ist das, was Russell als tonale Gravitation beschreibt, zumindest ist es das, was ich herauslesen konnte. Wie sicher nicht nur ich festgestellt habe, gibt es im Netz ein überaus überschaubares Informationsangebot - Russell hat ja schließlich auch von seinen Bücherverkäufen gelebt, und die waren wirklich teuer wie die Sau...

Ist ein netter Effekt, daß die schwarzen Tasten gerade die Pentatonik ergeben.
Oder systematisch bedingt. Allein schon, weil diatonische Heptatonik immer Pentatonik enthält. Sie ist demnach untrennbar miteinander verbunden... :)

Dieses System ist zwar nahezu genial, doch selbstverständlich nicht genetisch festgelegt.
Ich meine nicht genetisch, sondern strukturell bedingt durch die Zahlen an sich. Sozusagen als übergeordnetes Rastersystem, vielleicht als Fächersystem, Regal, wie auch immer. Immer, wenn wir zählen, nutzen wir das Zahlensystem, und das hat nun mal gewisse Eigenschaften. Daß dann Zahleneffekte auftreten, sollte nicht verwunderlich sein.

Der Puls bliebe rückwärts gespielt ja erhalten, doch auch ein Schlagzeug-Solo hört man sich nicht rückwärts an. Die Zeit kennt nur eine Richtung und ist damit unsymmetrisch.
Ja, da hast du recht. Zeit ist musikalisch richtungsbezogen. Übrigens ein nettes neues Thema, was sicher Spaß machen könnte zu diskutieren...
 
Ich habe momentan nicht so viel Zeit, deshalb hier meine vorerst zwei letzten Beiträge hier:
(entschuldigt, wenn ich mir manche Beiträge noch nicht durchgelesen habe, ich hole das evtl. bei Gelegenheit nach)

Sicher nicht. Wer kommt denn auf die Idee, daß reine Quinten das Grundprinzip darstellen?

Das ist ein musikhistorisches Märchen, das durch gewisse physikalische Erkenntnisse und Irrungen seit Jahrhunderten bzw. seit den alten Griechen genährt wird. Die Chinesen haben übrigens genau dassselbe System eingesetzt.

Daß die Vierteltoneinteilung auch aus Griechenland entspringt, scheinen auch in Vergessenheit geraten zu sein. Auch, daß diese Theorie in Arabien Verbreitung fand, und lustigerweise gerade noch bei einem einzigen Ton. Was mir nur zeigt, daß eine natürliche Abneigung gegen die Vierteltönigkeit auftritt, wenn die Tonalität gestört wird, was aber bei einem einizigen Ton aber nicht der Fall ist, denn auch arabische Musik kennt ja Tonalität. Weswegen sie sehr leicht mit "westlicher" 12-Ton-Harmonik versehen werden kann, wie heute viele aktuelle Beispiele modern harmonisierter alter arabischer Melodien belegen.
Stimmt, bei den Griechen wird oft ignoriert, dass sie NICHT bloß Quinten gestapelt haben. Zuerst haben sie Saiten / Luftsäulen in gleiche Teile eingeteilt, wodurch sich eine Untertonreihe vom höchsten Ton abwärts ergibt (-> daher auch deren Angewohnheit, abwärts zu singen), und somit reinstimmige Intervalle (inkl. dem sehr frühen Moll-Dreiklang), die zum Teil stark von der 12-stufigen Stimmung abweichen.

Anschließend hatte man ein System, das aus festen und aus beweglichen Tönen bestand. Zentrales Konstrukt war die Tetraktys, die aus Grundton, Quarte, Quinte und Oktave bestand. Diese sah man als feste Töne an, während man die beiden Quarten durch bewegliche Töne zu einem Tetrachord erweiterte. Dabei gab es 3 besonders wichtige Tetrachorde (enharmonisch, diatonisch und chromatisch), aber auch sehr viele andere. Durch die Tetraktys hatte man eine feste Struktur, die als gemeinsame Konvention das Zusammenspielen ermöglichte, und über die beweglichen Töne hatte man gleichzeitig eine große harmonische Freiheit.

Durch die vielen Möglichkeiten ergeben sich natürlich auch Mikrointervalle, u.a. Vierteltöne. Dies kann man sehr gut am enharmonischen Tetrachord sehen. Besagter Tetrachord wird meist über die Intervallverhältnisse zwischen den Tönen angegeben:

(28:27) (36:35) (5:4)

Als Tonnamen von A aus: A Bb- Bb/ D
(- = Leipziger Komma nach unten, / = syntonisches Komma nach oben)

Zwischen A und Bb/ liegt die kleine Sekunde 16:15 (112 Cent), zwischen Bb/ und D die große Terz 5:4 (386 Cent), soweit also nicht ungewöhnliches. Die kleine Sekunde ist weiter eingeteilt in die Intervalle 28:27 (63 Cent) und 36:35 (49 Cent); also ein 3-tel und ein 4-tel Ton. Nun könnte man meinen, dass die Griechen den Ton aus melodischen Gründen eingebaut haben, der tatsächliche Grund ist allerdings ein harmonischer: Bb- liegt eine septimale große Terz 9:7 unter D (435 Cent), und durch gezielte Wahl eines zweiten Tetrachords ergeben sich weitere septimale Harmonien. Die 4tel- (oder 3tel-)töne der Griechen sind also keine melodische Abweichung eines universellen 12-Ton-Systems, sondern diese mikrotonalen Intervalle resultieren aus Harmonien, die in einem 12-Stufigen System nicht besonders akurat wiedergegeben werden können.

Später hat sich dann der diatonische Tetrachord durchgesetzt, der nur Intervalle enthielt die auf Quintverwandtschaft basieren, und somit auch das, was wir heute als Kirchentonleitern kennen. Ein System, das sich durch Quintstapelung darstellen lässt, ergibt sich dadurch automatisch. Die ursprünglichen "Kirchentonarten" der Griechen hatten aber soweit ich weiß andere Intervallstrukturen, allerdings ist über deren genauen Aufbau meines Wissens nach nicht viel bekannt.

Im arabischen Raum ist die 24-Ton-Teilung übrigens eine Erscheinung der Neuzeit, früher hat man dort auch differenzierter gedacht (wie Klaus bereits erwähnte). Auch dort spielen Tetrachorde eine besondere Bedeutung.

Allein die Tatsache, daß wir heute nicht mehr mit einem reinen Quintensystem arbeiten, zeigt, wie die Musik die alten theoretischen Modelle ganz praxisnah überholt haben.
Genau, Praxisnähe ist das große Stichwort: Bei dem diatonischen Tetrachord musste man nicht so viel beachten, und mit der 12-Stufigen Stimmung (12et) wurde vieles noch einfacher für den nicht intonierenden Musiker. Das spricht aber weder für eine Natürlichkeit, noch für eine objektive Überlegenheit gegenüber anderen Stimmungen. 12et ist (zumindest in der heutigen Zeit) einfach leichter umsetzbar, was den Instrumentenbau betrifft, und auch Laien können sich einfach ein Instrument schnappen und einfache Melodien / Riffs / Stücke / Akkordfolgen etc. spielen, ohne sich viel mit Theorie auseinandersetzen zu müssen.

Wer aber experimentierfreudig ist und den Aufwand nicht scheut, für den kann es sich auch durchaus lohnen sich mit anderen Stimmungsystemen auseinanderzusetzen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Beisiel sei mal GTHT/GT/HT genannt, sind es doch zu tiefst hoch-symetrische Skala und wirkt hässlich. Tonalität kann damit nicht aufgebaut werden, geschweige den damit etwas schönes assoziiert werden.

Richtig, doch für mich ist das eher ein Beleg, daß die Schönheit der Musik weniger durch die Kategorien Symmetrie/Asymmetrie zu erfassen ist, als durch das Prinzip der einfachen Zahlenverhältnisse, je einfacher, desto harmonischer. Dieses Prinzip erzeugt aber notgedrungen auf einer Tastatur Asymmetrien. Das halte ich aber für ziemlich irrelevant, eher eine Begleiterscheinung.
Natürlich läßt sich die Welt nicht nur durch einfache Zahlenverhältnisse beschreiben. Sie symbolisieren ein Ideal. Und Musik wird gerade dadurch interessant, daß sie auch die Gegenkräfte durch Dissonanzen darstellen kann. Deshalb kann Musik auch so gut als Träger von Emotionen fungieren und ein abstrahiertes Abbild der realen Welt darstellen. Wir erkennen breite Aspekte unseres Lebens in Musik wieder.

Man glaubt das Urwesen der "tonalen" Ordnung gefunden zu haben, etwas von Gott gegeben, dass nur mit der magischen 12 Funktioniert, erklärt Lydische Zellen als Gravitation angesteuert durch quintisch-harmonische Bewegung...

O.K., das kommt anscheinend alles von George Russell und dessen Rezeption. Für mich haben sich "Lydische Zellen" noch nicht notwendigerweise ergeben, doch er hatte ja sehr großen Erfolg mit seinem Konzept.

Das römische System war übrigens ein 5er System, wie man an den Benennung deutlich feststellen kann.

Kleine Korrektur: Eher ein Zehnersystem mit dem Fünfersystem als Hilfe, in Analogie zu den Fingern beider Hände. Daß die 10 mehr zählt als die 5 erkennt man daran, daß immer nur Zahlen aus dem Zehnersystem in Römischen Zahlen abgezogen werden dürfen, niemals Zahlen aus dem Fünfersystem. Z.B. wird die 95 eben nicht als VC dargestellt sondern als XCV.
Das 360er System (heute noch in Winkel- und Zeitmessung) geht wohl auf das "idealisierte Jahr" der Sumerer zurück: 12 Monate zu 30 Tagen

Die 7 eröffnet also demnach eine neue Folge. Ebenso die 13. und die 17...

Keinem bisher aufgefallen?

Klingt für mich eher nach Zahlenmystik. Klar kann man da vielfältige Bezüge sehen und denen dann eine besondere Bedeutung zuorden, auch der 11, die Du nicht aufgeführt hast.

Weiterhin dürfte gar keine harmonische Entwicklung in der Musikgeschichte zu finden sein - weil ja alles auf Prägungen basiert.

Ich stimme zu, daß der Faktor "Prägungen" oft übertrieben dargestellt wird. Es ist immer beides: Naturgegebenheit und Ausprägung. Ich finde es besonders interessant, die natürlichen Grundlagen herauszuarbeiten, sozusagen die Universalien in der Musik. Hier weitere Info.

Die Musik wird auch besonders dadurch interessant, wenn man erlebt, wie verschiedene Ausprägungen mit diesen Universalien umgehen, sprich verschiedene Stilrichtungen. Wesentlich ist m.E. jedoch, daß immer noch ein deutlich wahrnehmbarer Bezug zu den Universalien besteht, sonst wirkt die Musik leicht gehaltlos und kann nicht mehr als Träger für Emotionen dienen oder nur für negative.

Ich glaube, daß das Zählen zu den wesentlichen Dingen des Lebens zählt...

Keine Frage. Und hier zeigt sich die Dominanz der kleinen Zahlen, denn die können wir erfassen. Grosse Zahlen werden durch die Darstellung einer Kombination von kleinen Zahlen erst erfassbar gemacht. Die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung und des Gedächtnisses sind recht eng. Für die Zahl Zwölf in der Musik spricht u.a., daß diese Anzahl von Tönen in der Oktave noch überschaubar ist. Bei bis zu 72 Schritten wird das schwieriger und es müssen auf irgendeine Art Vereinfachungen stattfinden.

Zitat von klaus111
Auf die Begründung Deiner Aussage über das Möbius-Band wäre ich übrigens gespannt!
Weil es nur die diatonische Tonalität abbildet. Vielleicht verstehe ich nur nicht, wie damit Chromatik dargestellt wird.
Die Chromatik soll damit nicht dargestellt werden, sondern nur die Diatonik.

Den Begriff Quintfall-Sequenz finde ich übrigens irreführend...

Das ist er. Für mich ist es eigentlich die "Sechter-Kadenz" oder "Barock-Kadenz". Doch anscheinend ist die o.g. Bezeichnung gebräuchlich. Ähnlich bedeuten im Jazz "reine Quinten" eigentlich "temperierte Quinten". Bei den vielen Alterationen erscheinen sie ja recht rein. Doch die Bezeichnung ist falsch.

Selbst bei reinen Quinten, nur mit dem bekannten Diesis-Sprung, trotzdem findet eine 12er Unterteilung statt. Allein schon durch die Definition der Tonleiter.

Der Mensch ist eben froh, wenn er meint ein System, eine Geschlossenheit, zu erkennen. Die Ungenauigkeiten blendet er möglichst aus. Deshalb haben wir heute noch 12 Monate im Jahr, obwohl der mittlere synodische Monat 29,53 Tage lang (nicht 30) und das Jahr 365,25 (nicht 360).
Doch die annähernde Geschlossenheit des 12er-Systems ist sicherlich einer der bedeutendsten Erfolgsfaktoren. Eine gewisse Geschlossenheit hat übrigens auch die Pentatonik: Nach vier Quinten wird immerhin fast die Dur-Terz erreicht. Nach der Quinte der zweite neue Naturton und das zweitwichtigste Intervall.

Viele Grüße
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht gibt es auch Programme, die mit Linux laufen?
Laut Homepage ist scala mit Linux kompatibel. Das einzige andere Programm das ich in der Richtung kenne ist Tonescape, ich habe es bei mir allerdings nicht zum Laufen bekommen. Ist allerdings nicht Linux-kompatibel.

Ja, es ist eben ziemlich aufwendig, bis man alles für so ein Projekt hat, was man braucht. Am Ende braucht viel mehr Zeit für die Technik und für die Musik bleibt wenig übrig. Aber man leistet Pionierarbeit, zumindest teilweise...
Ja, ich denke Pionierarbeit ist hier wichtig, und Programme wie Scala, die einem sehr viele Möglichkeiten zum Experimentieren lassen.

Interessant, ich nehem an, Mazzola hat diese in der o.g. Arbeit ebenfalls eingesetzt. Ein Einsatz der Restklassenringe in entsprechende musikorientierte Programme würde nahe liegen. Doch im Moment setze ich andere Prioritäten.
Stimmt genau, Mazzola hat sie sehr häufig eingesetzt, sie sind ja auch schließlich das Mittel der Wahl wenn es darum geht, Tonigkeiten in 12et mathematisch zu repräsentieren, auch wenn es - wie cvinos auch schon erwähnte - weitere Einsatzmöglichkeiten gibt (freut mich übrigens, dass du dich auch damit beschäftigst, cvinos; dazu müssen wir uns bei Gelegenheit mal austauschen).

Über Restklassenringe weiß man in der Mathematik inzwischen einiges, da sie für die Kryptographie (Verschlüsselung elektronischer Daten, Signaturen etc.) absolut elementar sind.

Muß ich mir später anhören, wenn ich meine Neuinstallation hinter mir habe.
Leute mit Humor, können hier eine horizontale Spiegelung anhören.
Witzig, allerdings handelt es sich hier weder um eine tonale, noch eine absolute Spiegelung, da das erste Intervall eine kleine Terz ist, statt einer reinen Quarte. Erstaunlicherweise habe ich trotzdem direkt erkannt, um welches Stück es sich handeln sollte; Rhythmus, (umgekehrte) Intervallrichtung und Tonart, grobe Intervallgröße (Schritte / Sprünge, hab's aber nicht genau überprüft) und evtl. weitere Faktoren scheinen da aber auszureichen. :rolleyes:

Bei meinem Beispiel handelt es sich übrigens um eine absolute Spiegelung, keine tonale.

Mit "hohe Töne als klein, tiefe Töne als groß" meinte ich die Erfahrung, daß kleine Klang-Körper hohe Töne erzeugen, große Körper tiefe. Man vergleiche auch die Töne einer einer Maus, einer Katze, einer Kuh oder einfach ein Kind mit einem Erwachsenen.
Stimmt, das ist einleuchtend, Manfred Spitzer (ja, ich lese sein Buch gerade mit großem Interesse ^^) drückt dies auf ähnliche Weise mit Gewicht aus (hoch = leicht / tief = schwer). Dadurch dass schwere Dinge zu Boden fallen, und leichte aufsteigen spannt er dann den Bogen zu hohen / tiefen Tönen.

Diese Assoziation kann ich allerdings nicht so gut nachempfinden, und ich denke die Bezeichnung "hoch" / "tief" bei Tönen hat einfach damit zu tun, wie wir Töne notieren, und dass wir uns für die Darstellung in Frequenzen (hohe / tiefe Frequenzen) entschieden haben, statt für die ebenso mögliche Darstellung der Periodendauer, die - wie erwähnt - zur Frequenzdarstellung umgekehrt proportional, und zur Länge eines schwingenden Körpers proportional ist.

Natürlich begründet ist hingegen die Naturtonreihe und aus der ergeben sich gute Gründe für Pentatonik, Heptatonik, 12er-System und weitere Tonsysteme, sie auch 7er-Frequenzverhältnisse einbeziehen (z.B. Huygens' Tritonus, Naturseptim). Die bleiben bisher aus kulturellen und technischen Gründen (Instrumentenbau) außen vor. Das könnte sich aber auch einmal ändern.
Eine nahezu perfekte Annäherung an Huygens' Tritonus und die Naturseptim bietet eine musikalische Stimmung, die es schon recht lange gibt, und die vorwiegend beim Orgelbau eingesetzt wurde: Die (1/4-Komma) mitteltönige Stimmung. Die große Terz (5:4) ist völlig reinstimmig, der einzige Nachteil gegenüber 12et ist die um 5 Cent niedrigere Quinte, und für eine vernünftige Annäherung durch eine gleichstufige Stimmung braucht man 31 Töne in der Oktave. Leider hat man mit der Anzahl der Töne geknausert und dachte, 12 würden reichen, hat sich dann über die Wolfsquinten beschwert die entstehen, und heute werden die Wolfsquinten / Modulationsbeschränkungen unberechtigter Weise oft als Argument gegen die Mitteltönige Stimmung angeführt.

Eine Umsetzung der 31-Stufigen Stimmung für elektronische Tasteninstrumente oder Saiteninstrumente stellt theoretisch kein Problem dar, das Tastenlayout könnte dabei wie folgt aussehen: http://www.huygens-fokker.org/scala/snapshot8.png
(ein Screenshot aus dem Programm scala)

Ich würde allerdings die schwarzen Tasten zwecks besserer Spielbarkeit teilweise nebeneinander anordnen, dafür etwas schmaler machen.

Für die Spielweise in Dur / Moll ändert sich nicht so viel, man kann weiterhin die weißen Tasten verwenden, auf die Zusatztöne kommt man dadurch, dass man 3 Schritte für die kleine Sekunde (G -> Ab) und 2 für die übermäßige Prime (G -> G#) verwendet, der Ganzton besteht aus 5 Schritten. Ja, enharmonische Verwechslung funktioniert hier nicht so wie in 12et. :p

Auf dem Bild wird gezeigt, wie ein septimaler C7 gegriffen wird, wobei die übermäßige Sexte (C - A#) hier der gut angenäherten Naturseptime 7:4 entspricht, der (ebenfalls gut angenäherte) Huygen'sche Tritonus 7:5 ist die übermäßige Quarte E - A#.
 
... Musik wird gerade dadurch interessant, daß sie auch die Gegenkräfte durch Dissonanzen darstellen kann.

Randbemerkung: Dissonanzen und Konsonanzen sind ja alle natürlich. Für die Anhänger der Obertonreihe im weiteren Kontext der reinen Stimmung ist die Reihe selbst das beste Beispiel. Läßt man sie in großem Umfang erklingen, so ergeben sich sowohl fast-ideale Konsonanzen als auch extremste Dissonanzen. Für die sogenannte "reine" Stimmung sucht man sich jedoch aus der Obertonreihe nur einen Bruchteil von Intervallen heraus, was sozusagen ein künstlicher(, unnatürlicher?) Eingriff durch den Menschen ist.
 
PVaults,

Seriosität ist aber zu mindestens für mich essentiell, was aber nicht heißt, dass man sich nicht hin und wieder einen kleinen oder gar großen Spaß erlauben kann ;) Bei mir ist halt eine strikte Ablehnung gegenüber Esoterik, ja...

Ja, Zahleneffekt hin oder her. Bin mir derlei bewusst... Primzahlen usw. oder, um mal "umzuleiten", rekursive Abläufe usw... man sollte das aber nicht so überbewerten. Vielleicht bin ich aber für das "mystische" auch nicht so empfänglich wie andere und bin vielleicht auch ein wenig zu rational.



Du weißt aber sicher auch, daß Bildende Kunst und Musik seit alter Zeit stets mit Religion verknüpft war. Und daß Zahlen stets eine religiöse Bedeutung bekommen haben.
Sicherlich, und meine Antipathie gegenüber so was ist groß, sehr groß. Aber das wäre dann auch wieder Stoff für ein gar anderes Thema.

Von daher kannst du das sowieso gar nicht trennen, zumindest, was das Grundverständnis angeht.
Doch. Der rationale Mensch, die oberste Instanz, der gesunde Menschenverstand...

Da sehe ich mich eher in einer jahrtausendealten Kunsttradition, wenn ich Verbindungen zwischen Zahlen und Musik und Kunst und Religion zu finden suche...
Jedem das seine. Die Gefahr birgt (ohne dir jetzt unbedingte Labilität vorwerfen zu wollen!) "Erkenntnisse" daraus wirklich zu glauben. Was als eine interessenssuche began, endet dann in genau diese Ansichten die vor paar Seiten davor postuliert wurden, was zugegeben noch harmlos ist. Die Auswüchse richtiger Zahlenjunkies willst selbst du nicht wissen, das ist nur noch traurig, was da mit Zahlen in Verbindung gebracht wird...

Ich vertretet ganz klar den rationalen Menschen.


Zum Varianzraum, sei gesagt, dass mich immer noch keine (Pseudo-)Wissenschaftliche Abhandlung vom Gegenteil überzeugen konnte. Was mein westliches Ohr als Färbung Identifiziert, mag eine andere Kultur als eigenständigen Ton neben dem von uns als "ähnlichen" empfundenen und nicht als Varianz. Für mich gibt es genug gründe dieser Annahme eher zu folgen, nicht zu Letzt durch entsprechenden Aussagen von angehörigen entsprechender Kulturräume. So unbegreiflich es für unser Ohr sein mag, aber es gibt sie, die jennigen die jeden Ton in z.B. der 1/4-Stimmung als eigenständig empfinden und nicht als Färbung.
Wie soll ich letztendlich gegenteiliges Beweisen? Ich kann es doch gar nicht, ist unser Ohr doch ganz anders aufgewachsen. Letztendlich bleibt dann nur das vertrauen in die Aussage eines Angehörigen der in einem anderen Raum aufwuchs.

Ich vergleiche/erkläre das auch immer gerne mit ganz banalen Prägungen wie Antipathie gegen Homosexuelle, Rassenhass, Abneigung gegen Polygamie (und des damit verbundenen und anerzogene Gefühls der Eifersucht, des besitzergreifens eines Partners).
Es gab z.B. Kulturen wo Polygamie nichts außergewöhnliches war und ohne - das ist entscheidend - diese schrecklichen Begleitgefühle wie Eifersucht und den Partner alleine für sich zu haben. Aber nun kommt es: Gewiss, gab es "Varianzen" von Menschen die das hervorgebracht haben und dann Dominierten, so dass eine ganze Kultur darauf geprägt wurde. Und das ist der Punkt, wo dein Vergleich mit "Herdentrieb" ganz gut passt. Prägung und Konditionierung bestimmten die Phase vom Kleinkind bis zum Erwachsenen alter, was gewiss Spielraum zulässt und letztendlich ist es wohl der Künstler/"Intellektuelle", getrieben von irgend einem verlangen der zu Ausbrechen versucht, der ewige Suchende...Pathos... was ich dann mal jetzt platt als "Varianz" bezeichne. Hört sich ziemlich geschwollen an, ich weiß :rolleyes:

Wenn Prägung/Konditionierung schon auf Gefühlseben (also bestimmte Dinge mit Konkreten Gefühlen zu assoziieren, mitbestimmt durch die Phase der Prägung) möglich ist, warum dann nicht mit "Tönen"?


Nein, sondern um die Antwort von dir auf eine ernst gemeinte frage, die so aufzufassen ist, als kennen wir uns bereits. Ergo müsste ich also schon bereits einen Account hier haben, was ich vehement bestreite.

Was mich vermuten läßt, daß du dir wirklich die rund 1000 Beiträge gelesen hast, die ich geschrieben habe. Innerhalb von zwei Monaten...Ich denke, du bist schon länger hier und wir kennen uns schon eine Weile, denn ohne Account kann man nicht die Beiträge eines Benutzers ohne Weiteres raussuchen...
Da ist es wieder diese böse Behauptung ;) Mal jetzt ernsthaft: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kannte ich dich nicht und du mich auch nicht, weil ich keinen zweiten Account hier habe - wozu auch?

Und "Beiträge eines Benutzers ohne Weiteres raussuchen"? Wozu? Ich habe mir den größten teil (okay, 60% ist wohl übertrieben) von https://www.musiker-board.de/f70-harmonielehre/ durchgelesen und das ist von den Themen her sehr kurz. 1 Woche und fertig ist man als hardcore Leseratte wie ich eine bin ;) Und die Beiträge von deiner Interessengruppe war in ca. 45 Minuten komplett durchgelesen ;) Falls es dich interessiert, um mal eine Vorstellung der Lesefrequenz zu bekommen: Den Sikora habe ich damals noch am selben Tag (basics nur überschlagen), als ich ihn erworbene habe, Durchgelesen und einiges an Beispielen gleich am Instrument getestet.

Ich sehe das hier eher als Spielwiese für krasse Gedanken.
Hm. :D

Für die Mehrheitsmeinung bezüglich der korrekt und päpstlich anerkannten Harmonielehre gibt's hier übrigens HCAs, die deutlich erkennbar sind.
Hmm. ;)

Eine Scheinwelt im Netz aufzubauen, um den Eindruck von Kompetenz oder Unfehlbarkeit zu hinterlassen, ist für mich nur Heuchelei, ich sehe mich vielmehr als Suchenden, so wie viele andere auch, wenn sie ihre Eitelkeiten genau betrachten und sich ihre Unzulänglichkeiten eingestehen. Was nicht mein Stil ist.
Me too. Aber, wenn zufällig ne Frage kommt wo nach einer Erklärung eines 0815 Titels gefragt wird und ich zufällig eine Mainstream Meinung kenne, was spricht dagegen? Glaub kaum das der opener dann an avantgardistischen Deutungen und Umdeutungen interessiert ist, oder? ;)

Lieber ehrlich falsch liegen als scheinbar richtig, das ist meine Devise...
Oh, oh, oh, lies mal meine Erklärung zu den Substitution und dann den einwenden wegen der Skalen, wo ich V7alt mit SubV7alt Skalenmässig gleichsetze, was ja aus ASTler Sicht falsch ist :D. Hab mir dadurch auch kein Zacken von der "Krone" gebrochen das zuzugeben als nicht Skalendenker ;) Wobei, klingt für mich immer noch gleich das alt und mixo#11 in diesem Kontext, nur der Grundton ändert sich und damit der Bezug, aber naja :D ist eben dann von der Bezeichnung her eben doch nicht gleich und hab kein Problem das zuzugeben ;)

Vielleicht hat der ein oder andere schon festgestellt, daß jede Harmonielehrerichtung einer Denkweise entspringt. Insofern sehe ich nicht, weshalb ich mir verbieten lassen soll, ähnlich vorzugehen...
ICh halte es ganz Pragmatisch. Das richtige Werkzeug für die richtige Aufgabe, aber dass siehst du selber ja auch so, denke ich mal.

gz
offminor
 
Die Chromatik soll damit nicht gargestellt werden, sondern nur die Diatonik.
Und aus diesem Grund failt es. ;) Der QZ (Quintenzirkel) ist diesbezüglich expliziter zeigt es doch neben der Quintbeziehungen auch chromatische. Diatonik ergibt sich auch von selbst.

Z.B. ordnet man unter dem Startpunkt die parallelen an, wie es Haunschild in seinem ersten Band macht, wird es für Anfänger einfacher. Aber eigentlich braucht man das gar nicht, weil man je nach diatonik mit der man viel arbeitet eh gleich die Akkord- qualität bzw. -geschlecht hat/wissen sollte, die diatonischen Beziehungen lassen sich einfach ersehen. Auch Skalen lassen sich mit dem Quintezirkels mit ein wenig Mathematik (nicht die Welt, ehrlich ;) herleiten, Bestandteile (Geometrische Sicht) der Töne eines Akkordes + Spannungstöne... geometrische Beziehungen und vieles, vieles mehr.

Bartoks Achsensystem, entwickelt aus dem QZ bzw. ist für mich teil davon, mit den "Polen" ist auch interessant. Es geht da z.B. um mediantik, wo gegenpole als gleiche spnnungsfelder "gleichgesetzt" werden und sich gegenainander austauschen lassen, soweit ich das verstanden habe. Und eben alles im QZ ersichtlich etc.


Und das ist gerade mal die spitze des Eisberges, was alles diese unscheinbar "Ding" so hergibt :) Der QZ gehört mit zu den wichtigsten "Erfindungen" der westlichen Musiktheorie und das Möbiusband - meiner bescheidenen Meinung nach, versteht sich - ist alles andere als überzeugend oder gar brauchbar und für mich realitätsfremd.
 
Zuletzt bearbeitet:
HëllRÆZØR;4540374 schrieb:
Das spricht aber weder für eine Natürlichkeit, noch für eine objektive Überlegenheit gegenüber anderen Stimmungen.
In der Praxis sieht es doch meist so aus, daß Menschen eine Oktave nicht mit beliebig vielen Tönen füllen, sondern stets mit einer recht überschaubaren Anzahl an verschiedenen Tönen.
Weswegen ich diese Töne gruppiere und in ein 12er-System einordne, ohne daß dazu genaue Stimmungen festgelegt werden müssen. Die verschiedenen Stimmungen der Gamelan-Orchester kann man in so ein System sehr gut einordnen, Melodien und Harmonien vergleichen, obwohl die verschiedenen Stimmungen der Orchester kein gemeinsames Spiel ermöglichen.
Das ist - denke ich - schon ein massiver Vorteil. Und ich kann die ähnliche Töne beschreiben, die die gleiche bzw. vergleichbare Wirkung erzielen.

HëllRÆZØR;4540374 schrieb:
Wer aber experimentierfreudig ist und den Aufwand nicht scheut, für den kann es sich auch durchaus lohnen sich mit anderen Stimmungsystemen auseinanderzusetzen. ;)
Sicher. Ein schönes Instrument dafür gibt's stets von Yamaha, da sind recht gut diverse Stimmungen leicht umsetzbar... ;)

Allerdings leiden unter solchen zeitraubenden Experimente häufig die Spielfertigkeit, das ist ja die eigentliche Front des praktizierenden Musikers.

Klingt für mich eher nach Zahlenmystik. Klar kann man da die vielfältige Bezüge sehen und denen dann eine besondere Bedeutung zuorden, auch der 11, die Du nicht aufgeführt hast.
Ich hatte gedacht, daß einer den Fehler entdeckt... :D Es wäre die 19 gewesen, nicht die 17.
Zahlenmystik ist das überhaupt nicht, Zahlenmystik fängt da an, wenn ich Zahlen eine Bedeutung zukommen lasse. Das ist reine Interpretationssache bzw. eine Sache der Kreativität, und die ist überaus groß in esoterischen Kreisen, wie man weiß.
Die Grundstruktur des Zahlenraums ist sozusagen mindestens eine Wabengebilde. Möglicherweise bilden unsere Zahlen nur die Realität ab, möglicherweise ist es aber umgekehrt, wofür es durchaus Hinweise gibt.

Ich stimme zu, daß der Faktor "Prägungen" oft übertrieben dargestellt wird. Es ist imer beides: Naturgegebenheit und Ausprägung. Ich finde es besonders interessant, die natürlichen Grundlagen herauszuarbeiten, sozusagen die Universalien in der Musik. Hier weitere Info.
Danke für die Links, die Berichte hatte ich schon gesucht, weil ich sie schon einige Zeit kenne. Da gab es auch mal einen TV-Bericht darüber...

Keine Frage. Und hier zeigt sich die Dominanz der kleinen Zahlen, denn die können wir erfassen. Grosse Zahlen werden durch die Darstellung einer Kombination von kleinen Zahlen erst erfassbar gemacht.
Im Endeffekt wiederholen sich die Zahlen, lediglich die Primzahlen bilden ein ärgerliches Hindernis bzw. eine aufregende Ausnahme, ja nach Standpunkt.
Prinzipiell reduziert sich alles auf die 1, 2 und 3, und die spannen sozusagen den Zahlenraum auf.

Die Chromatik soll damit nicht gargestellt werden, sondern nur die Diatonik.
Weswegen mir das Möbius-Band nicht gefällt. Wer arbeitet heute noch mit reiner Diatonik, wenn er nicht nur Ländler spielen will...?

Der Mensch ist eben froh, wenn er meint ein System, eine Geschlossenheit, zu erkennen. Die Ungenauigkeiten blendet er möglichst aus. Deshalb haben wir heute noch 12 Monate im Jahr, obwohl der mittlere synodische Monat 29,53 Tage lang (nicht 30) und das Jahr 365,25 (niht 360).
Die willkürliche Einteilung in ein 12er, 24er, 60er bzw. 360er System und deren Abwandlungen ist wohl mehr religiös motiviert gewesen als irgendetwas anderes.

Ich spreche hier nicht von einer Zahlenmystik, sondern von der Grundstruktur. Sicher findet sich diese Grundstruktur in vielen Mythen wieder, was manchen dazu verleitet, generell alles in die Ecke zu stecken, was nur den Hauch von Unverständlichkeit hat.

Auch wenn erst Günter mich durch seine Bemerkung so richtig in die Ecke gedrückt hat, ich nehme es ihm nicht übel...:D

Seriosität ist aber zu mindestens für mich essentiell, was aber nicht heißt, dass man sich nicht hin und wieder einen kleinen oder gar großen Spaß erlauben kann ;) Bei mir ist halt eine strikte Ablehnung gegenüber Esoterik, ja...
Wenn ich Seriös sein will, ziehe ich mir Anzug und Krawatte an, putze extrem die Schuhe, miete mir einen fetten fahrbaren Untersatz, setze mir eine Lesebrille auf und bringe ein paar Zitate.
Sowas interessiert mich nicht wirklich...

Ja, Zahleneffekt hin oder her. Bin mir derlei bewusst... Primzahlen usw. oder, um mal "umzuleiten", rekursive Abläufe usw... man sollte das aber nicht so überbewerten. Vielleicht bin ich aber für das "mystische" auch nicht so empfänglich wie andere und bin vielleicht auch ein wenig zu rational.
Das Mystische ist wohl eines der wichtigsten Themen der Kunst. Man würde wohl auch überrascht sein, wie viele hier am Board mystisch denken.

Doch. Der rationale Mensch, die oberste Instanz, der gesunde Menschenverstand...

Rationalität gibt es für mich nur unter dem Vorbehalt der Menschlichkeit, weswegen R. sicher kein absoluter Maßstab sein kann. Wenn ich da nur an rational sehr begründbare Menschenversuche denke...

Deshalb: Dort wo es notwendig ist, darf rational gedacht werden, und Musik sollte man sowieso mit dem Herzen betrachten. Es gibt jede Menge rational guter Musik, die trotzdem Mist ist, weil ohne Leben.

Rein rational kann man musikalische Phänomene sowieso nicht beschreiben. Das zeigen ja auch die verschiedenen Ansätze der Harmonielehre, ebenso ihre Lückenhaftigkeit, die du selbst kennst und benennst. Und wer alle musikalischen Regeln kennt und alle Gesetzmäßigkeiten berücksichtigt, schreibt wohl eher ein Übungsstück denn ein musikalisches Meisterwerk, weil alle Regeln trotzdem nicht die Musik beschreiben. Aber da denkst du sicher ähnlich...

So unbegreiflich es für unser Ohr sein mag, aber es gibt sie, die jennigen die jeden Ton in z.B. der 1/4-Stimmung als eigenständig empfinden und nicht als Färbung.
Es ist mir überhaupt nicht unbegreiflich, natürlich geht das. Allerdings ist auch klar, daß die Charakteristik eines Sounds/Stils ja genau dadurch erreicht wird, also die "Stimmung" im emotionalen Bereich.

Ich habe dazu einige "Erfahrungen" mit Hip-Hop-Samples gemacht. Eine gezieltes Verstimmen der Samples wirkt superkrass auf die Atmosphäre...

Wenn du beispielsweise ein Sample korrekt stimmst, geht es voll den Bach ab, zerstört gar den ganzen Song. Andere mußt du von Grundtuning wegholen, um die Atmo hinzubekommen. Da habe ich viel daraus gelernt. Und ist sicher ganz weit weg vom physikalisch-rationalen Denken.

Wie soll ich letztendlich gegenteiliges Beweisen? Ich kann es doch gar nicht, ist unser Ohr doch ganz anders aufgewachsen. Letztendlich bleibt dann nur das vertrauen in die Aussage eines Angehörigen der in einem anderen Raum aufwuchs.
Das ist doch immer dasselbe Problem. Vertrauen ist eine Sache, eine andere die Kompetenz. Wenn man drei Gurken findet und alle sagen sie seinen eine Tomate, hat man echt Probleme, wenn man keine Tomaten kennt.

Wenn Prägung/Konditionierung schon auf Gefühlseben (also bestimmte Dinge mit Konkreten Gefühlen zu assoziieren, mitbestimmt durch die Phase der Prägung) möglich ist, warum dann nicht mit "Tönen"?
Da sind wir doch schon wieder zusammen. Nur daß du für jede Musik ein eigenes System einbringst, und ich eben ein übergeordnetes System einsetze, für das ich durchaus rationale Ansätze habe.
Mit Zahlen beschreiben wir (nicht nur) Musiksysteme. Wenn innerhalb der Zahlen unabhängig von dem verwendeten System (2,10, bzw. 6n) eine Struktur (6n+-1) sichtbar ist, darf man sich ruhig fragen, ob man diese unberücksichtigt lassen kann. Von Zufall möchte ich dann schon gar nicht mehr sprechen, sondern eher von systembedingten Strukturen.

In der Praxis:
Die Wirkung von mit Leittönen Vergleichbarem gibt es ja auch in anderen Stimmungen, ebenso Ornamentik etc., ohne dabei auf rhythmische Phänomene einzugehen, wobei auch die auf 2 und 3 zurückzuführen sind.

Sogar das Gefühl, Musik und eben nicht nur Geräusche zu hören, ist bei allen Menschen in einem gewissen Rahmen gleich, wie schon die obigen Links von Klaus schön aufzeigen. Das Schönheitsempfinden mag da im Gegensatz dazu wesentlich variabler sein.

Wie gesagt, den Dur-Akkord sehe ich deshalb als eine Folge des Zahlenaufbaus.

Oh, oh, oh, lies mal meine Erklärung zu den Substitution und dann den einwenden wegen der Skalen, wo ich V7alt mit SubV7alt Skalenmässig gleichsetze, was ja aus ASTler Sicht falsch ist :D.
:D:D:D Du denkst also in Ebenen, wie ich... :D

ICh halte es ganz Pragmatisch. Das richtige Werkzeug für die richtige Aufgabe, aber dass siehst du selber ja auch so, denke ich mal.
So isses. Drum kann man trotzdem schauen, ob man ein "natürliches" allumfassendes System finden kann. Weiterentwicklung aus der Tradition heraus, und dort, wo die Grenzen sind, muß man eben Neues zulassen bzw. entwickeln, um den Stillstand zu verhindern.
 

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