Bei Vintage Instrumenten wird der Markt, besonders auf dem Bass Sektor nach wie vor von Fender dominiert, und der lässt sich auch ganz leicht in vier grobe Kategorien unterteilen.
Die Zeit von 1951 bis etwa 1966 wird als wahre Fender Zeit gesehen und als Prae CBS bezeichnet. Dem folgt die zweite Epoche, die als mehr oder weniger für Qualitätsverlust stehende CBS Zeit bis 1982.
Die Instrumente verloren innerhalb der CBS Aera zunehmend an Qualität, und so stand Fender 1982 praktisch am Rande der Pleite, läutete damit den dritten Part seiner Geschichte ein, rettete sich aber knapp durch die Verlegung von Produktionsstätten nach Japan und konnte so bis zur Besserung Anfang der 90 er Jahre überleben.
Die vierte Fender Epoche begann mit einer grundlegenden Verbesserung der Instrumente 1994. Qualität war gefragt und wurde geliefert. Ein wesentlicher Bestandteil ist hier der Einsatz von Graphitstäben in den Hälsen, die für eine ideale Stabilität sorgten.
Im Fall des Ibanez Blazer aus dem jahr 1982, um den es hier geht ist für mich somit die dritte und damit traurigste Fender Periode ab 1982 am Interessantesten.
Ibanez hatte bereits in den 70 er Jahren den westlichen Markt mit günstigen Kopien aller namhaften Hersteller überschwemmt, wobei ein gewisser Qualitätsstandard gehalten werden konnte der z.B. bei Fender zunehmend abgenommen hatte.
Nachdem der Erfolg mit den Kopien stieg konnte man bereits 1978 mit konkurrenzfähigen, eigenständigen Instrumenten aufwarten.
Gleichzeitig änderte sich die Musik ab 1980 grundlegend und die Musiker forderten damit auch eine Abkehr vom biederen Einheitsbrei, der bis dahin verwendeten, bewährten Instrumente, und letztendlich half die Preisdifferenz der Instrumente aus dem damals noch niedriglohnigen Japan, dass sich Firmen wie Ibanez bis zur absoluten Dominanz der 80 er Jahre etablieren konnten.
Ibanez entwickelte neben seiner Top Serie Musician auch seine Kopien weiter und formte sie zu eigenständigeren Designs, brachte zudem Verbesserungen an Hardware und Elektronik, so dass die Instrumente durch die Entfernung vom Original deutlich eigenständiger wurden und an die neuen, musikalischen Anforderungen angepasst werden konnten. Fender versuchte dagegen zu halten, hatte aber das Problem, dass seine verbesserten Instrumente, als Elite Serie deklariert gar nicht mehr für den gemeinen Mussiker bezahlbar waren.
Nach dem Erfolg des ersten Ibanez Blazer Bass erschien das Inatrument mit dem Modelljahr 1982 innerhalb der Blazer Serie als eigene Bass Reihe.
Grob unterscheiden kann man 1982 das Modell BL 700 und BL 800. Es erschienen in der Folge auch noch weitere Modelle mit kürzeren Mensuren.
Der BL 800 unterscheidet sich zum BL 700 durch ein mehrlagiges Pickguard, weitere Farben und eine massivere Brücke. Zudem, wurde der BL 800 in den Farben Burgundy und Brazilien Red mit auflaminiertem Mahagoni angeboten. Die BL 700 in Natural und Trad. Violin Finish sowie der BL 800 in Sunburst waren transparent lackiert und die Maserung des verbauten Esche Korpus war gut sichtbar.
Bei dem Modell, das ich hier näher beleuchten möchte handelt es sich um das Modell BL 700 in der transparenten Farbe TV ( Traditional Violin-Mat Finish).
Der Bass ist nunmehr schon 31 Jahre alt und hat so einiges erlebt, wie sich an den Spielspuren unschwer erkennen lässt.
Sehr wichtig war es mir auch etwas über seine Geschichte zu erfahren, was auf ihm gespielt wurde, wie er genutzt wurde usw., und da er aus erster Hand ersteigert werden konnte konnte ich mich glücklich schätzen, diese Informationen zu erhalten.
Nach dem Auspacken aus dem Karton hatte ich erst einmal einen versandttauglich zerlegten Bass vor mir liegen:
Um den Bass zu testen habe ich ihn zunächst einmal zusammen gebaut und mit eingespielten Flatwound Saiten bestückt.
Später habe ich ihn dann für eine Grundreinigung erst mal wieder zerlegen müssen.
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Nachdem sich Ibanez auf eigenständige Instrumente eingeschossen hatte konnte man zunehmend die Evolution mit verfolgen. Zunächst noch Precision Bässe kopiert findet man beim Blazer von 1982 eine schon beim Musician Modell verwendete Formensprache beim Korpus Design, das nun auch bei der Kopfplatte fortgeführt wurde.
Die Maße und Gewichte entsprechen hier jedoch weiterhin dem, was man bei Fender Bässen aus der Zeit finden würde.
Die typische Sattelbreite von 41,5 mm, das Gewicht von etwa 3,4 Kg, die Pickup Position, Verkabelung usw. ist alles wie beim Precision Bass.
Einige Verbesserungen kamen bei diesem Ibanez allerdings zum Einsatz.
Der Hals ist aus Ahorn, einteilig und mit vier Schrauben befestigt.
Der Zugang zur Halseinstellschraube erfolgt über eine Aussparung am Korpus und ist so leicht zugänglich. Hier siegte die Funktion über die Form denn mein Geschmack ist eine derartige Fräsung nicht.
Der hals ist normal mit Klarlack überzogen und wurde mit 21 Bünden bestückt. Immerhin einer mehr als beim Fender Precision.
Die Kopfplatte ist eigenständig und funktionell. Über die Form der im Gegensatz zu Fender Bässen weniger massiven Mechaniken kann man streiten.
Herzform ist nicht jedermanns Sache.
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Nach dem Entfernen des Pickguards kam mir erst mal 31 Jahre alter Schmutz entgegen, es schien bislang noch niemals abgenommen worden zu sein.
Der Pickup ist wie bei den alten Fender Bässen mit einem Messingblech unterlegt, hat aber deutlich mehr Output, viele knurrende Mitten und grollende Bässe, dass es mich beeindruckt. Dabei klingen sie ausgewogen, nicht überzogen, schaffen das ohne Quaken und Topf Sound. Unglaublich, denn der Bass verfügt ja nur über diese doch recht einfache Passiv - Elektronik.
Zur normalen Pickup Einstellung kann man hier sogar die Polstäbchen in der Höhe verstellen.
Die Brücke des Ibanez ist massiv und aus schwerem Messing. Das bringt einen unheimlich guten Kontakt auf den Eschekorpus!
Darüber hinaus finden wir hier eine recht verblasst wirkende Gold - Hardware.
Der Esche Korpus ist vierteilig. Man findet so etwas bei den japanischen Anbietern dieser Zeit sehr häufig. Die beiden mittleren Teile sind breit und an den Rändern sind jeweils zwei sehr schmale Teile. Die Maserung ist bei diesem Bass trotzdem noch schön und auch fast passend, so dass man das kaum sieht. Bei Fender hätte man so etwas dann eher deckend lackiert.
Was ich sehr ansprechend finde ist der Umstand, dass der Bass nach dem dunkel beizen nur ganz dünn transparent lackiert ist, so dass die starke Maserung des Esche Korpus reliefartig und gut fühlbar hervor tritt.
Der Bass ist zwar abgerockt aber voll alltagstauglich und das ist mir bei aller Liebe zu alten Instrumenten sehr wichtig. Ich möchte sie auch spielen und nach einer Stunde Blues heute Mittag ist die Freude an diesem günstig und gebraucht erworbenen, 31 Jahre alten Ibanez Blazer ungebrochen.