Mittlerweile würde ich aber keinem Anfänger mehr sowas empfehlen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass die meisten Anfänger nach relativ kurzer Zeit damit unzufrieden waren und sich was besseres gekauft haben. [...] Und das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern einfach das, was ich in 20 Jahren Gitarrenspiel/Unterricht beobachtet habe.
Ich will dir diese Erfahrungen keinesfalls absprechen, aber ich bezweifle, dass ein Anfänger
nach relativ kurzer Zeit dazu in der Lage ist, den haptischen und klanglichen Unterschied zwischen einer soliden Einsteigergitarre und einem teure(re)n Instrument wirklich zu würdigen. Wenn ich einer Gitarre wirklich entlocken möchte, was in ihr steckt, dann muss ich als Spieler doch zuerst mal in Vorleistung treten und wirklich gut phrasieren können. Ein Könner ist dazu in der Lage, sogar auf einer billigen Gitarre erstaunlich gut zu klingen, aber umgekehrt gilt das leider nicht. (Dazu passt ein Spruch, den ich schon öfter mal aus dem US-Gibson-Forum zitiert habe. Da schrieb ein User nämlich sinngemäß, nachdem er eine Epiphone Les Paul Tribute getestet hatte, als Fazit: Wenn du mit dieser Gitarre nicht gut klingen kannst, sorry, aber dann hilft dir auch keine echte Gibson mehr weiter.)
Insofern frage ich mich einfach, ob die Gründe für einen Wechsel nicht auch ganz andere sein können: Vielleicht möchte man sich belohnen oder anderweitig motivieren, vielleicht bekommt man es eingeredet oder redet es sich selbst ein, vielleicht möchte man sowieso das Modell wechseln und/oder hat mehr Geld zur Verfügung. Ich kenne z.B. einige Ü40er und Ü50er, die - so wie ich - relativ spät eingestiegen sind, ihre "billigen" Gitarren (so zwischen 300 und 500 €) schon etliche Jahre spielen und sehr glücklich damit sind. Woran liegt das? Sind die Leute (oder ihre Frauen
) vielleicht ein klein bisschen vernünftiger, lassen sich in ihrem Alter auch nicht mehr so einfach von Verkäufern oder anderen "Muckern" beeindrucken, wissen, dass man das Geld evtl. besser für andere Anschaffungen ausgibt oder auf die hohe Kante legt, falls mal etwas Unvorhergesehenes auf einen zukommt (Zylinderkopf im Arsch, Waschmaschine gibt ihren Geist auf usw.)? Es wird mit großer Sicherheit
immer irgendeine Gitarre geben, nach der einem das Wasser im Mund zusammen läuft, aber wenn man dann wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist und guten Gefühls sagen kann, "ach was, meine reicht mir aus", dann sagt das doch auch etwas aus.