tja, und Sound... er muss so sein, wie es sich eine Generation aus Röhrenrockern vorstellt... und deshalb kommen Gitarren auch immer mehr aus der Mode: Dance, Trance, Techno, Hip Hop... alles ohne Gitarren!
Oh je , jetzt tauschen schon die ersten
Verschwörungstheorien auf... ;-)
Ich kenne keine Verkaufszahlen - aber wenn man sieht, wie viele Konzerte in den letzten Jahren wieder in Jugendzentren etc. stattfinden, wie viele neue Gitarren und Equipmentfirmen in der Zeit auf den Markt drängen, dann sind das doch eine Menge Indizien, dass Musikmachen in einer Band beim "Nachwuchs" durchaus angesagt ist.
Mir macht eher Sorge, dass heute z.B. keiner mehr hört (bzw. sich daran stört), dass man selbst bei Rock-/Metal-Produktionen mittlerweile zu 90% getriggerte und editierte Drums hört und auf das "reine Handwerk", also das Beherrschen der Instrumente, immer weniger Wert gelegt wird, als auf "perfekten", bzw. sterilen Klang. Es wird halt alles am Rechner zurecht gebogen. Ob die "Digitalisierung" im Gitarren-Bereich so eine Entwicklung eher fördert als ihr entgegenwirkt, darüber kann man sicherlich auch diskutieren... Aber dass
Frustration über altmodische Gitarren-Sounds zur Flucht in elektronische Musik führt - das halte ich schon für eine gewagte These und ich muss gerade etwas schmunzeln...
Für Gitarristen liegt auf der Hand, weshalb sie oft auf Röhre schwören. Gitarristen sind nämlich ein stockkonservatives Pack; sonst würden sich nicht immer noch (rein technisch gesehen) 50 Jahre alte, überholte Konzepte wie Strats mit Verstimm-Vintage-Vibrato und Brumm-Coils immer noch wie blöde verkaufen, wohingegen Strats mit verstimmungsfreiem Vibrato und nichtbrummenden Tonabnehmern weniger gefragt sind.
Tja, von Ende der 70er bis Anfang der 90er war's
genau umgekehrt. Da waren die klassischen Originale wie Paula und Strat praktisch unverkäuflich und jede Strat musste ein Floyd Rose Trem und die HSS-Tonabnehmerbestückung mit diversen Split-Funktionen haben... Alles andere war "cheesy". Parallel dazu war das "Verstärker-Ideal", wie es "ambitionierte" Gitarristen vorlebten, ein kühlschrankgroßes Rack mit zwei Dutzend 19"-Geräten. Und zu dieser Zeit konnte man auf Aufnahmen unter den Schichten an Effekten auch definitiv nicht raushören, was für eine Gitarre oder was für einen Amp jemand spielte ;-)
Seit 12-15 Jahren gibt es halt einen gefestigten Trend zu leicht zu bedienendem Equipment, dass die typischen, klassischen Sounds der Rockgeschichte liefert. Das kann man langweilig finden oder argumentieren, dass sich die "zeitlosen" Sounds halt durchgesetzt haben. Aber gedulde Dich, mit ein bisschen Glück kommt vielleicht auch der von Dir favorisierte Trend wieder dran ;-)
Warum sollte Peavey viel Entwicklungskosten in die Verbesserung (die ohnehin gutklingende) Transetube-Technik stecken, wenn Billig-Röhren-Amps á la Valveking und teurere Röhrenamps á la 6505 auch ohne solche hohen Entwicklungskosten genug Gewinn abwerfen?
"Imitiert" ist ein gutes Wort, da DAS leider immer der große Fehler der flexiblen Modelingverstärker war. Man hat immer nur versucht zu kopieren, zu imitieren anstelle sein eigenes Ding ... seinen eigenen Sound in einen übersichtlichen Verstärker zu bannen. Von der komplexität der Amps/Preamps mal abgesehen! Was liegt da näher als das Original? ... Ist doch klar
Exakt: Warum etwas entwickeln, dass so aussieht und schmeckt wie eine Kartoffel, aber keine Kartoffel ist, wenn ich doch ganz einfach die echte Kartoffel haben kann?
In diesem Zusammenhang zum Thema Entwicklung: Die
Innovations-Treiber im Amp-Sektor sind seit zehn Jahren ganz klar die Firmen, die digitales Modelling verfolgen. Bei Röhren-Schaltungen gibt es nicht viel neues zu entdecken - Optimierung geht praktisch nur durch die Verwendung hochwertige Bauteile. Manche Hersteller tun das, andere nicht und so gibt es eben billige und teure Röhrenverstärker, die unterschiedlich performen.
Ich bin ziemlich sicher, dass es irgendwann möglich sein wird, die Eigenschaften von Röhren perfekt zu imitieren. Der AxeFx soll das im Prinzip ja schon können. Glaube ich sogar. Witzig ist zwar, dass so viele User das Ding live über 'ne altmodische Röhrenendstufe spielen, aber ok... Wenn sich die Entwickler hinsetzen, und 'ne ordentliche Modelling-Endstufe bauen, wird diese Herausforderung sicher auch irgendwann gelöst werden.
NUR: Selbst dann wird es noch genügend "altmodische" Gitarristen wie den beschriebenen Gitarrenlehrer - oder mich... - geben, die das Original bevorzugen und/oder lieber an wenigen Knöpfen drehen wollen als irgendwelche Parameter-Ketten per Drucktaster zu editieren. Und die auch nicht 200 Amp-Simulationen und 400 Effekte brauchen. Ich finde es aber albern, solche Leute nun unbedingt "für den Fortschritt"
missionieren zu wollen oder sie gar als Innovationsbremsen zu bezeichnen, die "neue" Gitarrensounds verhindern.
Besorg Dir einen Amp und zwei Dutzend verschiedener Bodentreter und würfel die mal wild durcheinander und Du wirst Sounds entdecken, von denen Du nicht erwartet hättest, dass man sie überhaupt mit einer Gitarre erzeugen kann... Ganz analog geht das und ist schon seit Jahrzehnten möglich... Also,
mangelndes Equipment taugt bestimmt nicht als Ausrede für fehlende Kreativität.
Dazu brauch man echt keine Digitaltechnik, deren Vorteile liegen doch wohl einzig und allein darin, diese Vielfalt an Sounds in einer kleinen Kiste verfügbar und für jeden bezahlbar zu machen. Was ganz zweifellos eine tolle Sache ist!!!
Wie war es denn für mich früher als ich mit 16 dem Gitarrespielen angefangen habe? Klar ... man brauchte ein dickes 100er Vollröhren Stack mit 4x12 Box ... das hatten ja alls die was auf sich gehalten haben. Jetzt im Nachhinein ... WHY zur Hölle ???
Das will ich Dir zum Abschluss noch erklären ;-) Du hast Deinen professionellen Background oben ja angedeutet und den Tross, mit dem
ihr auf Tour geht. Wenn ich mich auch in dieser Liga bewegen würde und bei
jedem Konzert gewährleistet wäre, dass ein ordentlicher Monitor-Sound vorhanden ist - dann würde ich auf die schwere 4x12 liebend gerne verzichten!!!
Unsere Realität als Band sieht aber so aus: Kleine Läden zwischen 100 und 400 Zuschauern, zehn Minuten Pause zwischen den Bands für Aufbau UND einen einfachen Line-Check. Da liegt die erste Prio auf einem praktikablen Monitor-Sound für unseren Sänger, wenn unsereins als Gitarrist mal einen eigenen (!) Monitor hat und dann auch noch Zeit ist, den einzupegeln, ist das wie Ostern und Weihnachten auf einem Tag... Aber in 80% der Konzerte ist das nicht der Fall. Und davon viel ich nicht abhängig sein.
Die 4x12 ist meine "Soundversicherung", damit kann ich gewährleisten, dass ich mich
auch ohne Monitor in einem ausgewogenem Verhältnis zu unserem (schweinelauten) Drummer hören kann. Das ist also ganz bestimmt kein Selbstzweck, mit einem kleinen Amp würde ich hoffnungslos abkacken. Das will ich dem Publikum nicht zumuten und ich will auch nicht zwischen den Songs jedesmal neu mit dem Mischer verhandeln, was zu tun ist...
Obwohl ich Dir zumindest insofern recht gebe: Auf den großen Bühnen mit
ordentlichem Monitoring ist eine Backline aus einem Dutzend Fullstacks
natürlich reines Gepose. So what? Wir reden ja schließlich von Metal, haha \m/