Psychosomatische Beeinflussung des Stimmklanges

Wissenschaft "glaubt" nicht, sonst würde sie sich selbst ad absurdum führen. Was nicht durch empirische Belege gestützt werden kann, gehört nicht in diesen Bereich.


Doch, Wissenschaft "glaubt" auch ;-) Und auch Wissenschaftler sind bloss Menschen. Etwas zu glauben, Vorannnahmen zu haben ist typisch menschlich. Die Wissenschaft ist dafür voller Beispiele. Wäre ja schön, wenn es so wäre wie du sagst, wenn alle WissenschaftlerInnen vollkommen offen und geistig frei wären. Ist aber nicht immer so.
 
Nein, das ist jetzt ein Mißverständnis. Es geht darum, daß ein Wissenschaftler für eine Annahme auch Belege finden muß - sonst betreibt er keine Wissenschaft. Und das meine ich vollkommen wertfrei.
Geistige Freiheit ... das ist ein philosophischer Begriff, darum ging es mir gar nicht.
Aber das ist jetzt fürchterlich OT.
 
Ich schließe daraus: Pass auf, woran du glaubst, denn dein Glaube wird deine Welt und deine Wahrnehmung dieser Welt bestimmen. In was für einer Welt möchte ich leben?
Sehr schön formuliert...

Wissenschaft "glaubt" nicht, sonst würde sie sich selbst ad absurdum führen. Was nicht durch empirische Belege gestützt werden kann, gehört nicht in diesen Bereich.
Es wäre schön, wenn es so wäre. Aber auch in der Wissenschaft gilt vor allem die Grundregel: "Es wird angenommen, was auf irgendeine Weise funktioniert". Wenn Wissenschaftler für jede Annahme Belege finden müssten, würde Wissenschaft überhaupt nicht mehr funktionieren. Das würde in eine unendliche Kausalkette führen, an deren Anfang irgendein Axiom (wahrscheinlich sogar viele) stehen müsste, das einfach als "wahr" angenommen wird, einfach so.

In vielen Wissenschaften ist es zudem so, dass schon Statistiken als "Belege" für irgendetwas herangezogen werden. Dabei können Statistiken immer nur Aussagen über Gesamtheiten machen, nie über Individuen. Aussagen über Gesamtheiten haben in vielen Fällen praktischen Nutzen, bringen dem Einzelnen aber nicht unbedingt etwas. Ich habe früher genau so gedacht wie du, aber seit ich selbst als Wissenschaftler gearbeitet habe, bin ich, sagen wir mal "desillusioniert".
 
Darf ich ... so als aktiver Wissenschaftler in der Runde? :)

Es wäre schön, wenn es so wäre. Aber auch in der Wissenschaft gilt vor allem die Grundregel: "Es wird angenommen, was auf irgendeine Weise funktioniert". Wenn Wissenschaftler für jede Annahme Belege finden müssten, würde Wissenschaft überhaupt nicht mehr funktionieren.
Ich weiß nicht, wie du auf so etwas kommst. Wer in wissenschaftlichen Kreisen eine Hypothese aufstellt, ist es auch schuldig, diese entsprechend zu stützen - sei es durch empirische Evidenz, mathematische Logik oder eine andere wissenschaftliche Methode. Ich will das Journal sehen, das dich veröffentlicht, wenn Du einfach irgendwas ins Blaue behauptest.

In vielen Wissenschaften ist es zudem so, dass schon Statistiken als "Belege" für irgendetwas herangezogen werden. Dabei können Statistiken immer nur Aussagen über Gesamtheiten machen, nie über Individuen. Aussagen über Gesamtheiten haben in vielen Fällen praktischen Nutzen, bringen dem Einzelnen aber nicht unbedingt etwas.
Dafür hätte ich jetzt gerne ein konkretes Beispiel, mit der Aussage kann ich nichts anfangen. Es ist der Anspruch der Wissenschaft, grundlegende Zusammenhänge zu erforschen und keine individuellen Ausnahmefälle. Oder erst das eine und dann, nachgeschaltet, das andere.

Ich bin mir daher nicht sicher, was du genau meinst. OK, natürlich bringt es dem Individuum nichts, wenn er der eine von 1.000.000 Patienten ist, bei dem ein Medikament nicht wirkt. Aber das ändert dann nichts daran, dass sich die grundsätzliche Wirksamkeit des Medikaments wissenschaftlich begründen lässt.

Oder anders gesagt: die Tatsache, dass der Mensch über einen doppelten Chromosomensatz verfügt, verliert nicht ihre Gültigkeit, nur weil es Fälle von Trisomie gibt.


Statistiken sind selbstverständlich immer nur Indizien, keine Beweise. Aber es kann bei sauberer wissenschaftlicher Methodik und Stichprobenumfang eben anhand von Empirie eine Wahrscheinlichkeitsaussage getroffen werden.
 
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@broeschies: Genau deshalb schrieb ich nicht: "Wissenschaftler glauben nicht", sondern "Wissenschaft glaubt nicht". Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied! Natürlich sind Menschen fehlbar und subjektiv - überall. Aber der Ursprung des westlichen wissenschaftlichen Denkens ist dem des (wie auch immer gearteten, ob christlich, animistisch, buddhistisch oder sonstwie) religiösen Glaubens diametral entgegengesetzt.

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Ich weiß nicht, wie du auf so etwas kommst. Wer in wissenschaftlichen Kreisen eine Hypothese aufstellt, ist es auch schuldig, diese entsprechend zu stützen - sei es durch empirische Evidenz, mathematische Logik oder eine andere wissenschaftliche Methode. Ich will das Journal sehen, das dich veröffentlicht, wenn Du einfach irgendwas ins Blaue behauptest.

Danke :)
 
Die moderne Wissenschaft ist meines Wissens nach erheblich verknüpft mit dem christlichen Glauben und Weltbild. Am Anfang stand oft der "Gottesbeweis" und namhafte Physiker/Wissenschaftler waren auf der Suche nach einem solchen. Die ersten "Physiker" waren selbstverständlich gleichzeitig Philosophen und gläubige Christen.

Der Anspruch in den Wissenschaften ist "Objektivität", aber es herrscht immer und überall Subjektivität, weil das denkende Subjekt - das ist meine Erkenntnis - nicht aus dem Prozess der Erkenntnissuche (=Wissenschaft) herauszuhalten ist.

Dementsprechend wimmelt es auch in der Geschichte der verschiedenen Wissenschaften (und das auch in den sogenannten Naturwissenschaften) von "geschwurbeltem Blödsinn" - Trotz Objektivitätsanspruch oder vielleicht auch gerade DESHALB ;-)
 
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Die moderne Wissenschaft ist meines Wissens nach erheblich verknüpft mit dem christlichen Glauben und Weltbild. Am Anfang stand oft der "Gottesbeweis" und namhafte Physiker/Wissenschaftler waren auf der Suche nach einem solchen. Die ersten "Physiker" waren selbstverständlich gleichzeitig Philosophen und gläubige Christen.

Das stimmt so nicht, denn die ersten (und teilweise sehr modernen) Naturwissenschaftler waren keine Monotheisten. Ihre Götter lebten im Olymp. Auf ihren Lehren und Erkenntnissen fußt die europäische Wissenschaft, wenn man die Renaissance als Ausgangspunkt nimmt.... und es ist doch selbstredend, daß im Mittelalter noch niemand gewagt hat, nicht an Gott zu glauben. Insofern war jeder, der geforscht hat, gläubig. Die These, daß Gott nur eine Projektion ist, kam viel später mit Kant und Feuerbach. Aber Versuche eines Gottesbeweises gab es schon in der Antike - und bei den Scholastikern sowieso...
 
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Das stimmt so nicht, denn die ersten (und teilweise sehr modernen) Naturwissenschaftler waren keine Monotheisten. Ihre Götter lebten im Olymp. Auf ihren Lehren und Erkenntnissen fußt die europäische Wissenschaft,

Ja, das stimmt natürlich auch, die alten Griechen...
Allerdings wimmelt es da ebenso von Schwachsinn (ich sag nur Aristotheles, der mich im Philosophie-Studium zu Weißglut trieb) wie von interessanten Ansätzen des Denkens.

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und es ist doch selbstredend, daß im Mittelalter noch niemand gewagt hat, nicht an Gott zu glauben.


Mag sein, aber ich würde auch nicht ausschließen, daß Physiker im Mittelalter und danach auch WIRKLICH gläubig waren. Ich sag ja nur: Wissenschaft, Religion und Philosophie sind nicht wirklich sauber trennbar solange Menschen eben Menschen sind mit all ihrer Subjektivität. Religion und auch Esoterik sind in dem Sinne menschlich und ja auch erst einmal nichts anderes als Wege der Erkenntnissuche. Was daran Blödsinn und Geldmacherei ist oder was sogar Gehirnwäsche - Das für sich zu entscheiden sollte jedem selber überlassen sein. Manche geben ihr Gehirn eben gerne an der Garderobe ab, wovon dann schlaue Mitmenschen mit Charisma profitieren....
Es ist auch nicht alles Gold, was sich "Wissenschaft" Nennt. Finde ich.
 
Der einzelne Wissenschaftler mag subjektiv sein, aber es gibt einen sehr effizienten Schutzmechanismus: die Revise. Wer heute publizieren möchte, durchläuft eine Reihe von kontrollierenden Instanzen, wird begutachtet und dem Urteil der wissenschaftlichen Gemeinde ausgesetzt. Die setzt sich zusammen aus Vertretern aller Kulturkreise und insbesondere Asien wird immer stärker. Und auch das, was publiziert ist, durchläuft noch eine weitere Auslese, denn was nicht aufgegriffen, zitiert und weiter bearbeitet wird, geht unter.

Wer einfach seinen Nonsens verbreitet, ohne Evidenz und Belege und ohne sich der Kritik, dem Feedback und der Revision der wissenschaftlichen Gemeinde auszusetzen, wird ganz schnell als Pseudowissenschaftler untergehen.

Die heutige Wissenschaft ist durchaus sauber von der Religion trennbar. Genaugenommen hat die Kirche im laufe Ihrer Geschichte einiges dafür getan, dass Wissenschaft und Religion sich mehr als deutlich voneinander abgesetzt haben. Davon auszugehen, das heutige Forschung christlich motiviert sei, halte ich für eine nicht haltbare These.

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Ergänzend: Shana, du kommst, wenn ich mich recht erinnere, aus den Gesellschaftswissenschaften. Für diese gelten Deine Einwände meines Erachtens tatsächlich deutlich eher als für die "harten" Wissenschaften. Es gibt durchaus sehr ideologische geprägte Forschungsgebiete, die Strömungen und Meinungsvorherrschaften unterliegen. Interessant ist diesbezüglich die Klimaforschung, in der die sogenannten "Erwärmungsskeptiker" derzeit brachial diffamiert und mundtot gemacht werden sollen.
 
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Ergänzend: Shana, du kommst, wenn ich mich recht erinnere, aus den Gesellschaftswissenschaften. Für diese gelten Deine Einwände meines Erachtens tatsächlich deutlich eher als für die "harten" Wissenschaften.

Ich habe Sozial-, und Geisteswissenschaften studiert. Aber die Einwände gelten auch für die "Naturwissenschaften" - ich habe da viel kritische Literatur gelesen, als ich im Studium war, gerade aus feministischer Sicht ist da viel interessantes publiziert worden. Das führt aber hier echt zu weit ;-)
 
Die heutige Wissenschaft ist durchaus sauber von der Religion trennbar. Genaugenommen hat die Kirche im laufe Ihrer Geschichte einiges dafür getan, dass Wissenschaft und Religion sich mehr als deutlich voneinander abgesetzt haben. Davon auszugehen, das heutige Forschung christlich motiviert sei, halte ich für eine nicht haltbare These.

Ich auch.
Siehe die Debatte Evolutionsbiologen versus Kreationisten .... immer wenn eine Religionsgemeinschaft versucht, sich einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, wird´s abenteuerlich.
 
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Davon auszugehen, das heutige Forschung christlich motiviert sei, halte ich für eine nicht haltbare These.

Das meine ich auch nicht so pauschal. Auch wenn Wissenschaftler auch Christen sein könnten heisst das ja nicht automatisch, daß moderne Wissenschaft christlich geprägt ist.

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Wer einfach seinen Nonsens verbreitet, ohne Evidenz und Belege und ohne sich der Kritik, dem Feedback und der Revision der wissenschaftlichen Gemeinde auszusetzen, wird ganz schnell als Pseudowissenschaftler untergehen.

Na, im Prinzip kann ja jeder veröffentlichen was er will. Was auch an sich gut ist. Pseudowissenschaft bzw. Populärwisenschaft von guter Forschung zu unterscheiden ist dann jedem selber überlassen.
 
Im Internet vielleicht, aber wenn ich in ernstzunehmenden Journals publizieren oder auf Fachtagungen sprechen will, dann muss ich den Artikel einreichen und kann auch abgelehnt werden.
 
Ich weiß nicht, wie du auf so etwas kommst. Wer in wissenschaftlichen Kreisen eine Hypothese aufstellt, ist es auch schuldig, diese entsprechend zu stützen - sei es durch empirische Evidenz, mathematische Logik oder eine andere wissenschaftliche Methode. Ich will das Journal sehen, das dich veröffentlicht, wenn Du einfach irgendwas ins Blaue behauptest.
Na klar muss man die Hypothese irgendwie stützen. Aber die Stütze sieht dabei in der Regel so aus, das z.B. ein proklamiertes Modell zumindest näherungsweise in der Lage ist real beobachtbare Phänomene zu erklären oder vorherzusagen. Das heißt aber noch in keinster Weise, dass das Modell der Wahrheit entspricht. Der 'Beleg' ist in dem Fall wie ich schon erwähnte der praktische Nutzen, bei Modellen halt meist die Vorhersagbarkeit von irgendwas. In der Physik gibt es ja z.B. das logische Problem der Unvereinbarkeit von Quantenmechanik und Relativitätstheorie. Damit ist eigentlich klar, dass zumindest eins der beiden Modelle falsch ist. Trotzdem haben beide einen praktischen Nutzen im Sinne der Vorhersagbarkeit und sind damit wissenschaftlich relevant. Und ich glaube kaum ein Reviewer würde sich trauen eine Arbeit über Quantenmechanik zurückzuweisen mit dem Vermerk: "Ist erwiesenermaßen falsch, weil widerspricht der Relativitätstheorie..." Auch der Reviewer wird die Arbeit aufgrund von wissenschaftlich akzeptierten Annahmen beurteilen, die die bisherige Forschung zur Quantenmechanik hervorgebracht hat.

Es gibt auch immer wieder Forschungsstränge, die einfach im Sand verlaufen, weil sie sich irgendwann als falsch oder unwahrscheinlich herausstellen. Trotzdem sind vorherige Arbeiten dazu natürlich publiziert worden, weil sie unter bestimmten Annahmen für sinnvoll gehalten wurden. Die Stütze für eine bestimmte Hypothese ist in vielen Fällen nicht mehr als ein Gedanken- oder Zahlenspiel, dass vom Reviewer für plausibel und relevant gehalten werden kann, oder eben nicht.



Ich bin mir daher nicht sicher, was du genau meinst. OK, natürlich bringt es dem Individuum nichts, wenn er der eine von 1.000.000 Patienten ist, bei dem ein Medikament nicht wirkt. Aber das ändert dann nichts daran, dass sich die grundsätzliche Wirksamkeit des Medikaments wissenschaftlich begründen lässt.
Medikamente sind da eigentlich ein gutes Beispiel. Es wird ja gerne gesagt, dass Medikament xyz gegen Krankheit abc wirkt. Aber die eigentlichen Zahlen, die dahinter stehen, lassen manchmal schon daran zweifeln, ob so eine Generalisierung überhaupt noch wahrheitsgemäß ist. Es gibt gute Gründe, warum Pharma-Firmen immer noch versuchen zu verhindern, dass entsprechende Studienergebnisse veröffentlicht werden müssen, weil wenn auf einem Medikament draufsteht: "wirkt in 60% der Fälle gegen Krankheit xyz" ist das wahrscheinlich nicht gerade verkaufsfördernd. Es gibt da schon einige Studien, bei denen die Schwellen für "Wirksamkeit" schon sehr gering gewählt sind. Es gibt z.B. Fälle, in denen der Placeo-Effekt (also im Prinzip "der Glaube") statistisch gesehen bis zu 75% der eigentlichen Wirkung ausmacht.

Selbst die Aussage: "Die Wahrscheinlichkeit ist 60%, dass das Medikament bei Individuum a wirksam ist", ist in der Regel falsch, weil es eben nur eine empirische Wahrscheinlichkeit über eine große Gesamtheit ist, die viel zu viele individuelle Merkmale außer Acht lässt.

Dagegen funktioniert Statistik super, wenn man Aussagen über eine Gesamtheit machen will, die ähnlich zu der überprüften Gesamtheit ist, z.B. ist die Aussage "das Medikament wirkt bei einer genügend großen Gesamtheit bei etwa 60% der Individuen" durchaus korrekt und praktisch verwertbar (v.a. im Versicherungswesen, wo man eben nicht mit Individuen rechnet ;-)

Zum Thema Wissenschaft/Glaube: Die grundlegend treibende Kraft des wissenschaftlichen Denkens ist oftmals der Glaube an die Beobachtbarkeit der Wahrheit. Dabei ist mit der Unschärferelation der Beweis eigentlich längst erbracht, dass die komplette Wahrheit zu keinem Zeitpunkt hinreichend genau beobachtet werden kann. Was schließlich bleibt ist der praktische Nutzen, der auch aus einer ungenauen, auf vereinfachenden Annahmen basierenden, Beobachtung entstehen kann.

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Im Internet vielleicht, aber wenn ich in ernstzunehmenden Journals publizieren oder auf Fachtagungen sprechen will, dann muss ich den Artikel einreichen und kann auch abgelehnt werden.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Urteil der Reviews in ganz erheblichem Maße von der jeweiligen Person abhängt. Wenn es wirklich immer objektiv unumstößliche Belege für bestimmte Annahmen geben würde, könnte das kaum passieren.

Es ist auch in der Vergangenheit durchaus vorgekommen, dass Theorien, die sich hinterher als richtig herausgestellt haben, in der wissenschaftlichen Welt zunächst auf totale Ablehnung gestoßen sind. Ein gutes Beispiel ist die Kontinentalverschiebung (besser gesagt die Annahme, dass Südamerika und Afrika früher einmal verbunden waren), die früher für absurd gehalten wurde, heute aber akzeptiert ist, obwohl es nach wie vor keinen handfesten Beweis dafür gibt, bestenfalls Indizien.
 
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Vielleicht sollten wir die entsprechenden Diskussionsstränge in die Plauderecke verschieben?
 
Eigentlich schon fast in den OT-Bereich. Wenn es da mal nicht schon so ein Thema gibt ... Ich warte nochmal ab - vielleicht hat es sich ja morgen ausdiskutiert.
 
Zum Thema Wissenschaft/Glaube: Die grundlegend treibende Kraft des wissenschaftlichen Denkens ist oftmals der Glaube an die Beobachtbarkeit der Wahrheit. Dabei ist mit der Unschärferelation der Beweis eigentlich längst erbracht, dass die komplette Wahrheit zu keinem Zeitpunkt hinreichend genau beobachtet werden kann. Was schließlich bleibt ist der praktische Nutzen, der auch aus einer ungenauen, auf vereinfachenden Annahmen basierenden, Beobachtung entstehen kann.

Dem Rest Deines Beitrages kann ich eigentlich zustimmen, nur hier schüttest Du das Kind mit dem Bade aus.
Weder muss immer die "komplette" Wahrheit - was auch immer das sein soll, beobachtet werden und was hinreichend ist, kann man wunderbar vorher festlegen.
Die Unschärferelation wird gern für solche Pauschalaussagen genutzt, aber für den Großteil der Wissenschaft hat sie erstmal keine Relevanz.
Genau wie gerne mit unterschiedlichen Definitionen von "Glauben" "Theorie" etc. Verwirrung gestiftet wird.
Natürlich kann man sich in philosophischen Überlegungen verlieren, inwieweit unsere Wahrnehmung verlässlich ist, aber vergleichbar ist dieser "Glaube" an die Wahrheit als gemeinsamen Nenner nicht mit einem Glauben an das Übernatürliche.
 
Na, im Prinzip kann ja jeder veröffentlichen was er will. Was auch an sich gut ist. Pseudowissenschaft bzw. Populärwisenschaft von guter Forschung zu unterscheiden ist dann jedem selber überlassen.

Populärwissenschaft bedeutet ja erstmal nichts anderes, als sehr komplexe Sachthemen so aufzubereiten, daß auch ein Nichtwissenschaftler sie nachvollziehen kann. Ich interessiere mich z.B. sehr für Mikrobiologie, Humanmedizin und Astrophysik, habe aber wenig Ahnung von der Materie, weil ich leider keine Mikrobiologin oder Astrophysikerin bin. Also muss ich mir mit populärwissenschaftlicher Literatur, Sendungen etc. ein Grundwissen aufbauen und bin sehr froh darüber, dass es da sehr gute Sachen gibt.

Mit Pseudowissenschaft verhält es sich hingegen ganz anders - das ist ein Sammelbecken für alle möglichen Spinner, Scharlatane und Wirrköpfe, für unbewiesene Behauptungen, Halbwissen, Mythen und auch handfeste Lügen - also alles, was im angelsächsischen Sprachraum so schön als quackery bezeichnet wird. Gerade das Internet ist randvoll davon und nicht jeder ist in der Lage, die Spreu vom Weizen zu trennen. Pseudowissenschaft ist oft brandgefährlich. Und zuviele fallen darauf herein.
 
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Natürlich kann man sich in philosophischen Überlegungen verlieren, inwieweit unsere Wahrnehmung verlässlich ist, aber vergleichbar ist dieser "Glaube" an die Wahrheit als gemeinsamen Nenner nicht mit einem Glauben an das Übernatürliche.

Natürlich. Aber zumindest soweit ich es verstanden hatte, ging es hier gar nicht so sehr an "Glauben an Übernatürliches", sondern eher das Annehmen von irgendetwas unbewiesenem, dass aber mit den derzeitigen Naturgesetzen durchaus im Einklang sein könnte, wie etwa ein psychosomatischer Effekt von Gesang oder Vocal Cleansing oder ähnliches. Hängt natürlich von der Definition von "Glauben" ab, aber für mich sind bspw. die meisten Religionen eher dogmatistische Unfug als echter Glauben, weil Glaube für mich immer aus dem Individuum kommt und nicht nach irgendwelchen Regeln aus irgendeinem tollen Buch.

Die Festlegung von "hinreichend" im Vorhinein ist genau das worauf ich mich mit dem praktischen Nutzen beziehe. Das Wort war in dem Satz von mir eigentlich auch deplatziert, schließlich ging es um Exaktheit und nicht hinreichende Genauigkeit. In der Regel ist etwas hinreichend genau, wenn sich daraus in irgendeiner Weise ein Vorteil erlangen lässt.

Was ich v.a. damit sagen will ist, dass wenn man der Wissenschaft in vielen Dingen eine nicht allumfassende Genauigkeit zugesteht, sollte man das bei "unwissenschaftlichen" Verfahren auch tun. Sicher wird bspw. die Hypothese, die dem Vocal Cleansing zugrunde liegt, schwieriger zu stützen sein als viele Hypothesen in der Wissenschaft, aber auch im wissenschaftlichen Bereich sind da die Grenzen für Akzeptanz doch dehnfähiger als man das "von außen" zunächst mal denkt.

Nehmen wir nur mal das Formanten-Tuning aus dem anderen Thread. Einige Wissenschaftler stellen die Hypothese auf, dass Sänger die Formanten an den Harmonien ausrichten. In Spektralanalysen ist eine gewisse Tendenz dazu zu erkennen, die offensichtlich ausreicht, dass die Theorie innerhalb der Vocal Research erstmal akzeptiert wird. Dann kommt Titze und sagt: Ist alles unfug, das geht ganz anders, und die Messergebnisse haben eine Formanten-Tuning-Theorie eigentich sowieso nie so richtig unterstützt. Inzwischen gilt seine Theorie als "state-of-the-art".

Auch Sackgassen führen manchmal weiter in der Forschung. Auch dem Wirkmechanismus von Placebo-Effekt, Homöopathie, Akkupunktur, was weiß ich, liegt möglichwerweise ein "großes Ganzes" zu grunde (nennen wir es mal "Glaube an die Wirkung"), der sich vielleicht erst dann über viele Individuen generalisieren lässt, wenn mehr über die Funktionsweise des ZNS bekannt ist. Bis dahin halte ich es zumindest für vorschnell, solche Sachen als "Hokus Pokus" abzutun, wobei sich natürlich auch nicht leugnen lässt, dass es durchaus Leute gibt, die damit primär Geschäft machen und sich eigentlich eher wenig für die Wirkweise interessieren.
 
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