Bitte heirate mich! ^^
Nashu schrieb:
... nur wir können hier nicht einerseits die THE WORLD GREATES SH*T -Eigenwerbung dieser Gesangsmethoden verteufeln und dann beim Vocal-Cleansing sagen, dass es ja nur "brachentypische Werbung" ist. Also.. wir können schon, aber wäre halt arg befange
Ich verteufel ja bei keinem die Werbung. Ich plädiere für einen entspannten Umgang mit Werbetexten und eine kritische Selbsterfahrung.
Nashu schrieb:
Mit einer neutralen Ausgangslage wäre ich dann auch mal auf Updates gespannt. Tricks und Kniffe kann man ja auch übernehmen, wenn man nicht hinter dem Thema steht ;>.
Dazu habe ich weiter unten ein paar Zeilen geschrieben.
Da ich mich mal intensiv und auch erfolgreich mit progressiver Muskelentspannung nach Jacobsen auseinandergesetzt habe sind mir gewisse psychosomatische Vorgänge im Zusammenhang mit Gesang und Muskelspannung durchaus bewußt-und irgendwie hab ich so ne Ahnung, daß es durchaus Übungen geben kann, die uns "überlisten" und gewissermaßen "umprogrammieren" (vielleicht sollte ich es an dieser Stelle lieber "helfen" nennen?) könnten.
Für mich hat da Achtsamkeitsmeditation sehr gut funktioniert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Achtsamkeit#Ergebnisse
Der Vocal-Cleansing Process ist da übrigens sehr ähnlich, nur dass eben die Stimme als Achtsamkeitsfokus verwendet wird. Das braucht weniger Vorlaufzeit und ist sehr leicht zu lernen.
sweetlizard schrieb:
Vielleicht wären sie mit weniger Hokuspokus umspült sogar nachvollziehbar und logisch.
Im GU wird so viel mit Bildern gearbeitet-auch da reagieren manche Leute schon ziemlich allergisch drauf-dabei sind das ja immer nur Eselsbrücken, denn Du kannst einem Schüler ja nicht sagen, spann mal Muskel xy an(oder laß den locker), da gibts ja einiges im System, was nicht so der direkten Kontrolle unterworfen ist.
Im Gegenteil-bei dem Versuch Muskel xy locker zu lassen werden wahrscheinlich andere unbewußt und unerwünscht kontraproduktiv angespannt-manchmal sind "Bilder" im Kopf da erfolgreicher.
Wenn es also Übungen gibt, die bei einigen Anwendern etwas auslösen was wir nicht bewußt aktiv steuern können ist das immer schlecht erklärbar,wenn es wirkt und schlecht zu erklären ist wird halt Hokuspokus draus an den der bei dem es wirkt glaubt-andere halt nicht.
Wenn natürlich dieser Hokuspokus auf diese "spirituelle" Art vermarktet wird läßt sich ein "normal denkender" Mensch nicht gerne darauf ein es überhaupt mal zu versuchen...
Allerdings plätschern wir hier in der Diskussion ja bislang nur an der Oberfläche.
Wie es funktionieren soll hast Du-lieber Paul- uns nämlich noch nicht verraten.
Ich lese nur sehr oberflächliche Situationsbeschreibungen-nix konkretes
Also mal "Butter bei die Fische",erklär den Mechanismus mal für Normalsterbliche-vielleicht krieg ich(und ggflls. der eine oder andere hier) doch noch ne Ahnung, was da wie funktionieren soll........
Okay, ich will es mal versuchen. Es ist im Grunde eine Art Achtsamkeitsübung bei der die Aufmerksamkeit auf die Auswirkung der Verspannung auf die Stimme fokussiert wird. Dass aufmerksame Selbstbeobachtung der Schlüssel dazu ist, ungewollte Verhaltenmuster abzulegen weiß sicher jeder der schonmal versucht hat an sich zu arbeiten.
Man versetzt sich also in das Blockadegefühl (emotionaler oder rein körperlicher Natur) hinein, bleibt aber gleichzeitig aufmerksam bei der Stimme und hört auf die Auswirkungen.
Wenn man bei einer wirklich starken Block trifft, wird die Stimme plötzlich stumpf und brüchig. Dann ist es wichtig genau auf der Stelle zu bleiben, sich weiterhin in Achtsamkeit zu üben und das Gefühl zu beobachten. Irgendwann löst es sich dann einfach auf, so wie ein Streit einem im Nachhinein sehr sinnlos erscheint, wenn man nüchtern drüber nachdenkt.
Das erkennt man dann daran, wenn die Stimme plötzlich wie von allein wieder klarer wird.
Es gibt dann noch eine ganze Latte von anderen Phänomenen, die ich aber hier nicht alle niederschreiben will.
Dieser Wikipedia-Artikel scheint was ähnliches zu beschreiben. VCP kommt allerdings ohne Hypnose und eventuelle Trance-Effekte sind allenfalls leicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vocal_meditation
Was hat das ganze jetzt mit Gesangstechnik zu tun?
Ganz einfach. Stell dir deine Gefühlswelt wie den Arbeitsspeicher deines Computers vor. Manch einer hat viel Arbeitsspeicher und viele Gefühle und kann die auch alle super ausdrücken. Ein anderer hat vielleicht weniger Arbeitsspeicher oder einfach eine ganze Menge "Gefühlsprogramme" (<= Metapher!!!) laufen die eine effektive Arbeitsweise verhindern.
Mit Achtsamkeit kann man quasi den Arbeitsspeicher wieder freikriegen, metaphorisch gesprochen.
Seine [H.J.Kasper's, Anm. von Kenshi] Unterrichtsmethode ist allerdings überhaupt nicht esoterisch oder spirituell oder was auch immer. Was er macht ist einfach ein sehr guter Gesangsunterricht und nichts anderes.
Selbstverständlich kommt es auch im Gesangsunterricht auf Sympathie an zwischen Schüler und Lehrer. Das fördert die Aufnahmebereitschaft.
Wie gesagt, ich kann gute Arbeit, egal auf welchem Feld, schätzen auch wenn ich jemanden nicht unbedingt sympathisch finde.
Schüler xy kommt zu besagtem Lehrer, weil diverse Probleme im Gesang (oder anderswo?) vorhanden sind und will sich, entsprechend dieser Technik, helfen lassen. Hab ich das so richtig verstanden? Der Lehrer hilft dann besagter Person xy nach der inneren Blockade zu suchen (oder auch nicht?) und sie energetisch mit Hilfe bestimmter Anwendungen (welche sind das?) zu löschen (heißt das wieder: bis auf dass sie nie mehr wieder kommen oder nur temporär?).
Nur, dass es dabei nicht primär um Gesang geht. Es wirkt sich einfach nur u.a. positiv auf die Stimme und somit auf den Gesang aus.
Ob die Blockade nun unbedingt "energetisch" beseitigt wird, weiß ich nicht. Beseitigt scheint sie aber zu werden, soweit ich das erlebt habe.
Wie das funktioniert siehst du ja oben. Und wenn du die Arbeitsspeicher-Metapher bemühst, kann es also durchaus sein, dass du dir deinen Arbeitsspeicher wieder vollschaufelst - allerdings nicht mehr mit der selben Blockade.
devasya schrieb:
Nur: ich finde es ja im Prinzip nicht falsch, manchmal den einfacheren Weg zu wählen - wenn er denn hilft. Man muss nicht immer kompliziert über mehrere Ecken denken, um den "inneren Stau" aufzulösen und entsprechend zu verarbeiten. Das liegt vielleicht auch zu sehr in unserem gesellschaftlichen Denken, dass man "hart und blutig" arbeiten muss, um ans Ziel zu kommen - und auch erst dann darf man sich freuen und stolz auf sich sein. Wenn es einfach und schnell ging...ist es (oft, nicht immer) kaum was wert. Summa sumarum habe ich also nix gegen einfach, neu und schnell.
Wenn du allen Erfolg im Leben nur hart und blutig haben willst, wär auch was nicht in Ordnung mit dir.
Allerdings ist das tatsächlich ein Beispiel dafür wie in Stein gemeißelte Auffassungen einem das Leben schwer machen können.
devasya schrieb:
Trotzdem sollte man sich als Mensch die Frage stellen (und diese wenn möglich auch ehrlich beantworten) ob solche Methoden langfristig wirklich helfen? Ich kenne wie gesagt ein paar Leute aus meinem Umfeld die gerade in diesem Bereich sehr vieles ausprobieren und absolut überzeugt sind von dem was da angeboten wird. Ich allerdings habe bemerkt, dass die eigentliche Heilung, die dort angespriesen und versprochen wird, meist keine richtige Heilung ist - falls es das überhaupt so in der Form gibt. Kurzfristig hat man Erfolg, langfristig aber verschiebt sich das Problem auf einen anderen Schauplatz, da es überspitzt formuliert nicht an der Wurzel gepackt wurde.
Das kann ich nachvollziehen und habe schon ähnliche Fallbeispiele gesehen. Das Problem mit den vielen Methoden liegt allerdings oft bei den Anwendern. Wenn man nur mit den mentalen Konstrukten spielt, Luftschlösser baut und ein bisschen Meditationswellness macht, lädt man sich nur noch mehr Kram in den metaphorischen Arbeitsspeicher.
Um wirklich was zu bewegen muss man den alten Kram mal ausmisten und das kann unangenehm werden, insbesondere wenn man sich mit dem eigenen Drama überidentifiziert - was lieben wir nicht alle unsere emotionalen "Cookies".
Devasya schrieb:
Zudem müssen wir glaube ich mehr denn je (grade in der heutigen Gesellschaft, wo es von solchen Angeboten nur so boomt) auch einfach akzeptieren lernen, dass negative Gefühle (auch körperlicher Natur...ob sich diese nun im Gesang oder sonstwo zeigen) zum Leben dazugehören. Ich hab oft das Gefühl, dass wir uns zurzeit in einer supermodernen, megagesunden, megatollen "ich will fit und munter" bleiben Gesellschaft befinden und der Tod und die Vergänglichkeit noch nie so tabuisiert und verdrängt wurden, wie heute. DER MENSCH will es in der Hand haben - und "der Tod und alles Negative" dürfen dort keinen Platz mehr haben. Aber ich schweife ab...
Wie bereits erwähnt geht ein beim Vocal Cleansing Process nicht darum, negatives zu verdrängen. Es geht darum, ihm Aufmerksamkeit entgegen zu bringen ohne sich gleich vereinnahmen zu lassen. Dann verliert vieles seinen Schrecken.
Ihre Tochter darf nicht mal die Ärzte hören.... alles soooo negativ
Ist ja auch Schulmedizin.
Kann es sein, daß du da was verwechselst?
Wo hat dieser Strefan auf seiner Seite Videos?
Falls du die von H.J. Kasper meinst: Das hat NICHTS mit der anderen Sache zu tun.
Soweit ich es verstehe, ist der Stefan, bei dem Kenshi war, ja auch kein Gesangslehrer und in seiner "Methode" geht es nicht um Gesang.
Es geht nicht primär darum, aber es scheint dabei zu helfen.
Hoffe ich doch noch auf eine etwas gestraffte "Erläuterung" für Normalsterbliche von Paul
Ich glaube darüber daß diese "spirituelle Kiste" uns nicht anspricht müssen wir doch hier nicht mehr diskutieren-da sind sich doch soweit alle ziemlich einig.Sich da gegenseitig anzugehen empfinde ich als Kindergarten-sorry!
Trotz allem würde mich interessieren, ob überhaupt bzw. was da übrigbleibt,wenn man mal diese spirituelle Werbetrommel außen vor läßt und den gedanklichen Kernansatz ganz nüchtern analysiert.
Einen Ansatz habe ich ja oben schön geliefert. Ich kann auch gern noch tiefer auf die Materie eingehen.
Ich greife um das zu verdeutlichen nochmal die von mir erwähnte "progressive Muskelentspannung" als Beispiel auf:
Kern der Sache ist (stark verkürzt), daß gezielt bestimmte Muskeln im Wechsel ganz bewußt angespannt und entspannt werden.
Im Umgang mit dieser Technik nimmt man später auch in ganz alltäglichen Situationen diese Anspannungen überhaupt mal wahr, die einem vorher gar nicht bewußt waren und lernt gleichzeitig sie nach Bedarf auch zu lösen.
Interessant dabei ist, daß diese Übungen aber nicht nur in die eine Richtung wirken(also an den Muskeln mit denen trainiert wird) sondern sich über diese Übungen auch eine Wirkung auf die gesamte innere Einstellung feststellen läßt.
Man ist gelassener und ausgeglichener,innere Spannungszustände lösen sich (auch im gesamten Alltag-also nicht nur während der Übungen) und wenn man sich denn doch ertappt und unangenehme Anspannung verspürt kann man ziemlich zielgerichtet dagegen vorgehen.
Ich war anfangs sehr skeptisch, aber es funktioniert-habe das übrigens von einer Logopädin(!) gelernt-also ist kein Hokuspokus!
Insofern bin ich einfach neugierig,vielleicht steckt hinter der Sache eine einfachere Erklärung als vermutet und es ist wirklich was dran?
Hier meine Frage: Hättest du die progressive Muskelentspannung für Hokuspokus gehalten wenn sie dir jemand anderes, sagen wir ein rauschebärtiger Chinesischer QiGong-Meister vermittelt hätte?
(Das gibt's nämlich dort schon seit ein paar hundert Jahren, heißt nur anders.
)
Worauf ich hinaus will: Wenn die Information gut ist und die Technik funktioniert, ist meine Quelle und die Einstellung zu ihr unerheblich.
Progressive Muskelentspannung habe ich selbst auch schon mit Erfolg ausprobiert. Die Empfehlung kam von einem Arzt.
Siehe meine Frage an Sweetlizzard.
Abschließend noch ein paar neue Erfahrungen:
Ich habe den Vocal Cleansing Process erstmals bei zwei Schülern angewendet. Ich habe mir in beiden Fällen vorher das "Okay" eingeholt mit dem Angebot das Geld für die Stunde zurückzuzahlen, sollte es nichts bringen.
Eine Schülerin hatte ziemlich verspannte Kiefermuskeln und hat patout nicht die Zähne auseinander bekommen und wirkte auch sonst etwas fahrig an dem Tag. Nach etwa 10 Minuten Anwendung der Technik war die Verspannung für den Rest der Stunde quasi weggeblasen. Ob sie (die Verspannung) wiederkommt? Keine Ahnung, gut möglich. Stress macht man sich ja immer neu.
Die zweite Anwendung war bei einem Schüler der schon immer ziemliche Probleme mit der Dosierung seiner Kraft hatte. Er war wechselweise über- oder unterspannt, die Intonation war meist sehr, sehr abhängig von der Tagesform. Sobald Unistress dazu kam schien der "Arbeitsspeicher" quasi voll zu sein. Sauberer, geschweige denn emotionaler Gesang war dann nicht in Reichweite.
Am Montag habe ich mit ihm den Vocal Cleansing Process angewendet was tatsächlich einen Großteil der Stunde in Anspruch genommen hat. Zwischendurch kamen dann allerhand Themen in ihm hoch über die er gerne reden wollte, teilweise sehr persönliche Sachen.
(Ich bin mir an dieser Stelle nicht sicher, ob das was für jeden Gesangslehrer wäre. Mir persönlich macht das allerdings nicht aus und ich höre gern zu.)
Heute habe ich meinen Schüler dann wiedergesehen und er wirkte wie ausgewechselt. Seine Bariton-Range, welche sonst bei c' trotz Stimmbildung und einigen Monaten Unterrichtserfahrung brüchig wurde ging nahtlos bis f'. Die Intonation war auch viel besser. Ich konnte heute sogar endlich mal an der sonst quasi dysfunktionalen Kopfstimme arbeiten.
Auch seine Laune wirkte wie ausgewechselt. Sollte der Effekt dauerhaft sein, wars das Wert. Falls nicht muss man hier vielleicht die Kosten/Nutzen-Rechnung überdenken.
Nun ist Korrelation nicht zwangsweise auch Zusammenhang und es gibt sicher noch Raum für andere Faktoren - immerhin Unterrichte ich Gesang und mache keine randomisierten Doppelblindstudien. Aber was ich bisher gesehen habe lässt mich zuversichtlich sein.
In diesem Sinne einen schönen Donnerstag euch!