Was du erlernst ist Kontrolle nicht Kraft oder Geschwindigkeit - das macht alles dein Hirn nicht deine Muskeln.
Das ist von der Neurophysiologie mittlerweile als Fehlannahme widerlegt worden.
In Deutschland ist das insbesonders von der Arbeitsgruppe um Prof. Rainer Kopiez von der HS Hannover untersucht worden. Demnach waren konventionell motorisch übende Versuchsteilnehmer innerhalb einer vorgegebenen Übungszeit im Endergebnis immer besser, als die Vergleichsgruppen, die lediglich mental geübt hatten. Zur Automatisierung von Bewegungsfolgen bedarf es des motorischen Inputs, rein mentales Training bringt diesbezüglich herzlich wenig. Die Befähigung zur "Kontrolle" im Sinne des neurophysiologischen Feedbacks entsteht erst aus der motorischen Automatisierung, zu der zur Bewältigung virtuoser Passagen auch Geschwindigkeit und Ausdauer gehören.
Mentales Training kann keine technischen Defizite ausgleichen, für technisch bereits versierte Musizierende kann es trotzdem eine sinnvolle Ergänzung sein, z.B. zur Verringerung von Lampenfieber. Allerdings gibt es auch Fälle, wo mentales Training mit speziellen Sonderbegabungen verwechselt werden, wie z.B. das berühmte fotografische Gedächtnis des Pianisten Walter Gieseking. Er konnte Partituren visuell abspeichern, was ihm aber noch nichts gebracht hätte, wäre er nicht gleichzeitig ein hervorragender Blattspieler gewesen, der die Noten des inneren Bildes auch in Echtzeit auf der Tastatur umsetzen konnte.
Von daher gibt es meiner Meinung nach wirklich unmusikalische Menschen ...
Das ist eine Frage der Definition von "Musikalität". Echte "Unmusikalität" wird im aktuellen Diskurs eher als pathologische Störung betrachtet, d.h. als statistisch äußerst seltenes Phänomen.
Was du meinst, ist eher eine Frage der
passiven vs. aktiven Musikalität. Das läßt sich aber auf viele Lebensbereiche übertragen, vergleichbar mit dem aktiven und passiven Wortschatz.
Und die theoretische Seite ist reines Lernen, das kann jeder ...
Theorie wird zwar häufig nur als deklaratives, d.h. abfragbares Wissen eingetrichtert, bleibt dann aber weitgehend wirkungslos. Es kommt hier vielmehr nicht auf das
Lernen an, sondern auf das
Verstehen. Und da liegt der eigentliche Knackpunkt, weil
Verstehen ab einem gewissen Komplexitäts- und Abstraktionsgrad individuell sehr unterschiedlich zu definieren ist.
interessant wär der Versuch, jetzt mal sowas wie querflöte oder trompete zu lernen...
... was für jemanden, der bereits ein Instrument erlernt hat, auf jeden Fall leichter ist, als für einen musikalischen Totalanfänger. Die Probleme des Umstiegs von einem Tasten- oder Zupfinstrument auf ein Blasinstrument verschwinden dadurch natürlich nicht, aber allein das vorhandene Repertoire an musikalischen Basiskenntnissen und Übungstechniken bedeutet eine enorme Erleichterung.