Moin Leute,
wirklich interessante Diskussion hier! Die Argumente der Musikindustrie sind nicht neu, das gabs auch schon vor über 40 Jahren.
Vorsicht, es folgt ein geschichtlicher Abriß von einem ganz alten Sack, allerdings ohne Erzählung wie es damals vor Verdun war
Damals wars als in Deutschland Sender wie der NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk, den gabs bei uns zu hören) und wenige andere ihre Musik spielten. Eine teilweise sehr durch die Besatzungsmächte geprägte Musik und "deutsche" Alternativen wie z.B. "Werner Höfers Tanzorchester".
Das war die Zeit als Bands wie Beatles und Stones begannen ihre Musik zu machen. Diese Musik wurde in Deutschland keinesfalls von den Sendern wie NWDR gespielt, sondern sie verbreitete sich über illegale Radiostationen - Piratensendern wie Radio Caroline. Diese Sender, von denen es einige Dutzend gab, bildeten die Platform über die z.B. ich diese Musik hören konnte. Es folgten Sender wie Saarländischer Rundfunk und Radio Luxemburg (heute RTL) und brachten die Musik in weitere Hörerkreise, besonders Jugendliche. Download gab es nicht, aber man konnte die Musik auf Tonband mitschneiden (Kassettenrecorder gab es auch noch nicht). Das Mitschneiden war illegal, das war uns damals allerdings sch...egal. Als Ausweg erfand man dann die Urheberrechtsabgabe, die man mit dem Kauf jeden Tonbandes bezahlte.
Die einzige echte Alternative zum Mitschnitt (grauslige Qualität) war der Kauf einer Schallplatte und die Schallplattenläden boomten.
Anfang der 80er gab es die ersten CD Player und CDs. 1985 wurde mir in Plattenläden immer noch erzählt: "CDs haben wir nicht, die setzt sich sowieso nicht durch"
Die CD setzte sich trotzdem durch und brachte Riesen-Umsatzzahlen nicht nur an CDs, sondern auch an Playern und kompletten Audi Anlagen. Die CD war der Anlaß die 20 Jahre alte Stereoanlage endlich durch eine neue zu ersetzen. Eine neue Stereoanlage brauchte auch entsprechend viele neue Tonträger, sprich CDs. Viele der alten Vinyl Platten wurden parallel als CD gekauft.
Diese enorm hohe Zahl an verkauften Tonträgern normalisierte sich irgendwann - die Verkaufszahlen gingen zurück. Schuld daran waren nach Ansicht der Musikindustrie natürlich die mittlerweile möglich gewordenen selbstgebrannten CDs.
Mit der Erfindung des MP3 Formats und weiteren Verbreitung des Internet und vor allem schnellerer Verbindungen wurde der Download von Musikdateien möglich, was von Jugendlichen und Erwachsenen fleißig genutzt wurde. Nach Meinung der Herren aus der Musikindustrie der Grund daß weniger CDs verkauft werden und vor allen viele Milliarden Schaden nach der einfachen Rechnung: 1 download -> 1 verkaufte CD weniger, -> 20€ Schaden !!!
Liest man den Artikel "Musikindustrie sieht Trendwende" so findet man folgende Angaben:
legale Musik-Downloads - vier Prozent
Single - drei Prozent
CD - 81 Prozent.
"Das CD-Geschäft ist und bleibt unsere stabilste und stärkste Säule",
...blieb der CD-Verkauf im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.
Der Anteil der Käufer zwischen 10 und 19 Jahren sei im Vergleich zum Vorjahr von 11,5 auf 13,3 Prozent gewachsen.
Das heißt etwas anders ausgedrückt:
86,7% der Käufer von Musik sind älter als 20 Jahre
Sie kaufen zu 81% CDs
Dann sollte sich die Musikindustrie doch einfach mal um ihre tatsächlichen Kunden kümmern! In den Musikabteilungen der einschlägigen Märkte dudelt meist ziemlich laut ziemlich schreckliche Musik. Da vergeht mir die Lust zum Stöbern, also keine Chance was zu finden.
Im Radio ist es ähnlich, entweder die einschlägigen Sender vom Dudelfunk die ihre 50 Top Hits gemischt mit Werbung rauf und runter spielen, Radio21 spielt die 70er, 80er, 90er - aber nichts neues. Bleibt dann noch der Tip von Freunden oder Musik die man irgendwo auf einer Feier (Party) hört.
Also bleibt dann doch nur der Download als Zugang zur Musik. Ein vernünftiger Ansatz in der Richtung ist die Möglichkeit, einen Titel 20 oder 30 sek lang anzuhören. Leider ist die Qualität dabei meist so miserabel, daß es wirklich kein Kaufargument ist.
Gruß mikroguenni