lil
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Dann müsste aber nicht nur die Musik, sondern auch die bildende Kunst und der Sport ebenso gefördert werden. Und wie soll ein Kind, das heute mit Unterricht und Hausaufgaben schon länger arbeitet als mancher Erwerbstätige das zeitlich gebacken bekommen? Und warum soll ein Kind, das zwar musikalisch, aber weder sportlich noch an der bildenden Kunst interessiert ist jede Woche noch zusätzliche Unterrichtsstunden in Musik, bildender Kunst und Sport ableisten, wenn der Schultag eh schon so lange ist, dass für private Interessen kaum mehr Raum ist.Musikunterricht (etwas Theorie, Geschichte, Notenlesen, Instrument spielen ...) gehört zur allgemeinen Bildung - wie Mathe oder Geographie, also Bildung, die jedem zugänglich sein sollte, und während der Schulzeit kann auf dem von mir skizzierten Weg so viel Wissen und Fertigkeiten erworben werden, daß man später, wenn man daran interessiert ist, auch am Konservatorium oder an der Musik-Hochschule studieren kann, so wie es nach dem Abi mit Mathe, Bio, Medizin oder Geographie möglich ist (ohne einen kostspieligen Privatunterricht, den sich finanziell nur wenige leisten könnten).
Da ist es doch sinnvoller, diese eine Interessensrichtung privat intensiv(er) zu betreiben - in der Zeit, die eben nicht durch diese zusätzlichen Unterrichtsstunden (die nicht interessieren und deshalb nicht sinnvoll genutzt werden) belegt werden.
Ok, man könnte evtl. diese Zusatzstunden parallel abhalten nach Neigung, dann muss das musikalische Kind nicht zusätzlich malen und Sport treiben oder das sportliche Kind nicht malen und Musik machen. Aber a) ist nicht sicher, dass das Kind dann wirklich den Kurs wählt, der ihm besonders liegt und nicht statt Musik zu machen mit seinem besten Freund Fußball spielen geht. Oder der Vater sagt, dieses Rumgefiedel wird doch eh nichts, spiele lieber Fußball, da bewegst du dich zumindest. Und b) gibt es an vielen Schulen schon die unterschiedlichsten AGs, in der das Kind seinen Neigungen nachgehen kann - von Fußball über Theater bis zur Schülerband.
Weil ernsthafter Musikunterricht wie ernsthafter Kunst- oder Sportunterricht nicht von jedem Menschen betrieben werden will oder kann und deshalb eben Privatvergnügen desjenigen ist, der es will und kann - Hobby eben.Warum der Musikunterricht zum Hobby degradiert wurde, ist mir rätselhaft.
Es ist schlicht unmöglich, jedem Schüler in einer allgemeinbildenden Schule so viel musikalisches UND künstlerisches UND sportliches Können beizubringen, dass dieser Schüler dann ein Studium einer (bzw. jeder) dieser Richtungen aufnehmen könnte. Und was ist mit dem körperlichen Können des einzelnen? Soll ein Schüler während der Schulzeit jedes studierbare Musikinstrument (einschließlich Gesang) erlernen? Oder wenn die schulische Ausbildung auf wenige Instrumente beschränkt wird - was ist mit den Schülern, die sich für ein anderes interessieren? Die müssen dann für die Schule ein ungeliebtes Instrument lernen und üben, aber letztlich für das Wunschinstrument doch wieder privat Unterricht nehmen. Dazu kommt, dass Instrumentalunterricht als Klassenunterricht nicht durchgeführt werden kann (wenn man von den absoluten Anfängen mal absieht). Und ausgerechnet Klavier, dass bei den meisten Instrumentalstudiengängen mindestens als Zweitinstrument verlangt wird, schon aus logistischen Gründen nicht in Gruppen unterrichtet werden kann (wie viele Klaviere (auch digitale) soll eine Schule anschaffen? Oder vielleicht doch eher wieder die Eltern?).
So sehr ich es begrüßen würde, wenn es intensiveren Musikunterricht an den Schulen gäbe, sehe ich keine Möglichkeit, dies durchzuführen. Allerdings würde ich es noch mehr begrüßen, wenn der bereits auf dem Stundenplan stehende Musikunterricht a) nicht als allererstes Fach ausfallen oder aus Lehrermangel ganz gestrichen und b) von kompetenten Lehrern durchgeführt würde.