Warum ist die Stimme im Melodiebass die bessere Wahl?
Ich würde hier mit der Symmetrie und der Konstruktion des ersten Teils der Aria argumentieren. Dabei kommt mir verschiedenes in den Sinn:
(1) Ich würde sagen, dass immer zwei Takte enger zusammengehören und würde das mal als ein "Motiv" bezeichnen wollen. Das erkenne ich daran, dass ich wenn ich das singe, danach atmen würde. Auch den Balgwechsel fühle ich an dieser Stelle. Der Bach-Biograph Forkel schreibt, dass Bach seine Goldberg-Variationen für seinen Schüler Goldberg geschrieben hätte, um seinen Arbeitgeber, den Grafen Keyserlingk in "schlaflosen Nächten" zu erheitern. Für mich wäre erheiternd, entweder in den Schlaf geschickt zu werden oder aber abgelenkt zu werden. Die Aria ist aber ruhig, ich denke, es geht also bei diesem Teil darum, den Grafen schlafen zu lassen. Das wird sich bei meiner Interpretation auswirken. Ich will für das Motiv genausolang brauchen, wie für einen langen Atemzug beim Schlafen.
(2) Darüber hinaus bilden vier Takte eine zusammengehörige Einheit, was ich daran erkenne, dass Bach im Takt 5 zum Beispiel wieder mit dem Grundton G im Bass wieder einsetzt. Das könnte sich bei mir insoweit auswirken, als ich vor dem c im Bass vielleicht eine winzig kleine Pause einlege. Vielleicht braucht Herr Keyserlingk ein wenig Ruhe.
(3) Darüber hinaus ist der erste Teil der Aria (also die linke Seite der Aria in den gewöhnlichen Ausgaben) in zwei Einheiten unterteilt, die jeweils aus 8 Takten bestehen. Das erkennt man daran, dass er in 8 wieder beim G ist und beim nächsten Takt mit dem G im Bass ein neuer Anlauf genommen wird. Wenn das jetzt so ist, wie ich sage, besteht der erste Teil der Aria also aus zwei Einheiten zu je 8 Takten und damit stellt sich die Frage, was das bedeuten könnte. Ich suche hier instinktiv nach weiteren Symmetrien. Dabei fällt mir auf, dass die Anfänger der beiden Einheiten in Takt 1 und Takt 9 jeweils zweistimmig sind, während man das vom Ende der beiden Einheiten nicht sagen kann - wie bereits von mir beschrieben sind diese Takte dreistimmig. Wenn das aber ein Konstruktionsprinzip ist, finde ich es besser, die Mittelstimme in der ersten und der zweiten Einheit parallel zu nehmen. Ich finde einfach, dass man diese Konstruktion deutlich herausarbeiten muss. Und im Gegensatz zum Cembalo ist das auf dem Akko ja auch möglich.
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ragen auch die Notenhälse beim g'' und fis'' nach unten.
Ich finde es schwierig, mit der Richtung der Notenhälse zu argumentieren. Es gibt Originalfassungen aus der Bachfamilie - einerseits die Aria in
Handschrift im Notenbüchlein für Anna-Magedalena Bach und andererseits die
Druckausgabe, die Bach selber durchgesehen und dann hat drucken lassen. In beiden Fällen gibt es Unterschiede in der Zuteilung der Noten nach links oder rechts oder auch in der Richtung der Notenhälse.
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Und noch mal an die Leute, die das Stück spielen: Ich kann wirklich so einiges auswendig spielen. Die Aria ist allerdings ziemlich sperrig, weil v.a. auf der ersten Seite so viele kleine musikalischen Verzierungen drinstecken, die das Notenbild unübersichtlich und das Auswendigspielen vergleichsweise schwer machen, obwohl sie technisch im Vergleich mit anderen Stücken, die ich spielen, nicht so schwer ist. Wie geht es euch damit?